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Month: Mai 2025

Das Klezmer Quartett Heidelberg im Kultur Fenster, Heidelberg, am 11.05.2025

Das Klezmer Quartett Heidelberg im Kultur Fenster, Heidelberg, am 11.05.2025

Das Klezmer Quartett Heidelberg im Kulturfenster, Heidelberg am 11.05.2025

Fast schon eine Institution. Immer im Sinne der Aufklärung. Das Klezmer Quartett Heidelberg gastierte, eine Tradition, im Kulturfenster Heidelberg.

Der erste Auftritt vor 25 Jahren fand ebenso in diesem Rahmen statt, wie die jährliche Wiederkehr. Das Kulturfenster Heidelberg ist eins der ambitionierten, kleineren Veranstaltungsorte. Ausgestattet mit einer überschaubaren Anzahl Sitzplätzen, rangiert es immer noch etwas versteckt unter den Geheimtipps, aber ist in Professionalität und familiärer Atmosphäre auf jeden Fall einer der angenehmeren Orte.

Das Klezmer Quartett Heidelberg gehört nicht nur zu den geschätzten Stammgästen, sondern ist auch verbunden mit seiner wechselvollen Geschichte, die begründet im Tod eines Bandmitglieds beinahe vor Jahren das Aus der Formation hätte bedeuten können. 

Sie machen seit einigen Jahren entschlossen weiter und schauen dabei auf ein vielseitiges Repertoire zurück. Erlaubt es ihnen doch, geübt und nonchalant mit Witz und Anekdoten, durch die Geschichten der Band und der Musik des Klezmer zu führen.

Akkordeon, Trompete, Saxophone, Klarinette, sowie Stehbass dienen dabei als Grundlage für eine virtuose Reise durch die Historie des Musikstils. Vor allem Ausgrabungen, frühe Veröffentlichungen, fast vergessenes und neu interpretierte Klassiker liegen ihnen am Herzen. Namen, die eher nicht geläufig sind, aber für die Reichhaltigkeit der ganzen Richtung stehen. Vier Musiker, alle individuell und solistisch stark genug, die Akzente der unterschiedlichen Varianten zu betonen.

Das Klezmer Quartett sind die fröhlichen Forscher und gewitzten Übersetzer der Vielseitigkeit. Sie wagten sich an die Transkription einer Dudelsackgruppe (die ausgesprochen groß und fett geklungen haben muss). Aber genauso jedoch an eine verschollene Aufnahme, die titellos auf einem Tape seinen Weg in die Setliste gefunden hatte. Das „Stückle“. Weil kurz, prägnant und unbekannt.

Gefeiert, angenommen, und gerade zu enthusiastisch begrüßt In diesem Rahmen, war es für das Klezmer Quartet Heidelberg die Heimkehr in das eigene Wohnzimmer. So fanden sich selbstverständlich Klassiker, bekannte Melodien, Jazz-Sprengsel, aber auch die schwungvollen Einflüsse des Balkans in ihrem Spiel. 

Dabei eingespielt, geübt, gewappnet mit Zitaten, blieb der Band zwischen all Spielfreude, und dem ausgedehnten Programm, Zeit und Besinnlichkeit auf den aktuellen Zustand der Demokratie, wie auch dem bedauerlichen Tod der letzten Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer hinzuweisen.

In einer Zeit, die von eine anstrengende, politische Situation geprägt ist, macht es Sinn die Geschichte des Judentums, dessen Vertreibung und Migration, immer im Kontext zu der Entwicklung ihrer Musik zu sehen ist. Und auch eben hinsichtlich der Aktualität zu betrachten.

Das Klezmer Quartett bewegt sich mit der Gradwanderung geübt auf einem geradezu schwierigen Feld.  Der Charme der jüdischen Musik war ja immer gezeichnet von der Diaspora und der Offenheit für Orchesterwerke. Manchmal auch nur dem Broterwerb dienend, hatten fremde Stücke nichtsdestotrotz ihre Wirkung auf das Schaffen der Musiker. So ist auch aus dem Spiel des Klezmer Quartetts Heidelberg, die Tanzmusik des frühen 19. Jahrhunderts, genauso wie der Sound der kräftigen Big-Bands, ausgedrückt im lauten, überschäumende Spiel aus Trompete und Akkordeon, nicht wegzudenken.

In all den Jahren, und sie sind ja nun schon einige dabei, haben die vier Musiker es geschafft ihr Publikum zu festigen, in ihrer Bühnenpräsenz und dem Zusammenspiel mit einem Augenzwinkern alle Klippen zu umschiffen und der Selbstironie für einen sympathischen Abend viel Raum zu lassen. Das Klezmer Quartett bleibt auch nach all der Zeit erfrischend, und das Einzige, was man sich vielleicht nach 14 Jahren wieder wünschen würde, wäre sie – mit all ihrem Wissen und ihrer Kunst, sie mal wieder ins Studio zu schicken, um eine weitere Veröffentlichung auf CD zu wagen. Aber sie haben ja noch Zeit. Kein Grund die Hoffnung aufzugeben.

Externe Links:

Das Klezmer Quartett Heidelberg – https://www.klezmerquartett.de/

Das Kulturfenster Heidelberg – https://www.kulturfenster.de/

Black Sea Shipping Company bei Ausgeschlachtet, auf der FUX-Dachterasse am 11.05.2025

Black Sea Shipping Company bei Ausgeschlachtet, auf der FUX-Dachterasse am 11.05.2025

Der alte Schlachthof in Karlsruhe ist mittlerweile das Kreativ-Zentrum in Karlsruhe. Location für Start-Ups und Künstler, aber auch der Ort, an dem alle Arten von Konzerte stattfinden. Von Punk bis Metal, von World bis Jazz. Es haben sich dort die Alte Hackerei, das Tollhaus und das Substage angesiedelt. Die Ortlichkeiten, die sich in der Umgebung und außen herum in der Nachbarschaft befinden, nennen sich dann z.b. auch Fleischhalle oder tragen ähnliche Namen.

Einmal im Jahr, am Tag der offenen Tür, heißt es dann „Ausgeschlachtet“.Und nur die vielfältigen Beton-Schweine, die sich in verschiedenen Größen überall finden, zeugen noch von der einstigen Bestimmung. 

Ansonsten – Galerien, Container-Büros und junge Firmengründungen für die unterschiedlichsten Leistungen. Ganz oben, auf dem Gebäude das sich FUX nennt, findet sich eine Dachterasse, die den Überblick über das komplette Gelände gewährt. Einmal über den Messplatz, der regelmäßig Flohmärkte, seltsame Festivals, Volksfeste und Zirkusarenen als Örtlichkeit dient. Aber auch über die Gastronomie, den Bauernmarkt, sowie die Spielaktionen, die sich an diesem Tag auf dem Wegen zwischen den historischen Bauten finden.

Bühne für die Black Sea Shipping Company an diesem Tag. Vielfältig bestückt, mit einem Instrumentarium aus Schlagzeug, Klarinette, Saxophon, Banjo, Stehbass, Gitarre und Geige, haben die Black Sea Shipping Company, das Thema Klezmer immer unter dem Gesichtspunkt der Tanzbarkeit betrachtet. So ist die Spannbreite groß genug, um dem Swing genug Raum zu bieten, aber auch poetischen russischen Ballade Platz zu machen.

Die Black Sea Shipping Company haben ihr Publikum erobert, und bringen es mit. Die Spielfreude, die die Tänzer antreibt, hat sich zu dem entwickelt, was man der Band sowieso wünscht. Vom Geheimtipp zum Heimspiel. 

Die Dachterasse des FUX ist nicht groß. Ungeachtet dessen war sie voll, zog immer wieder Gäste an, hielt sie vor Ort, und das trotz Sonne und dem Wind. Die Black Sea Shipping Company, per Definition eine Klezmer-Band, öffnen das Thema nach Links und Rechts. Nehmen den Gitarrensound des frühen Jazz eines Django Reinhardt spielerisch auf, mischen die rauchige, legendäre Stimme eines Herrn Waits mit rein, um vielsprachig Traditionelles und Erneuertes einfließen zu lassen.

Zwischen all den Varianten, die Klezmer heute anbietet, zwischen weihnachtlichen Kirchenkonzerte und ernsthafter Kammermusik auf der Basis des Bekannten, darf man nicht vergessen, dass die wandernden Einflüsse des Klezmer aus vielen Orchestern und rauschenden Hochzeiten stammen. Die Musik setzt sich aus den Elementen des Balkan, wie den Momenten aus verrauchten Jazzclubs zusammen, die alle zu einem wilden Gemisch taugen, dass auch heute noch ungeahnte Genres einfließen lässt.

Es zeichnet diese fünfköpfige Truppe aus, dass sie auch hier, am strahlenden Nachmittag, die Tanzbarkeit in den Vordergrund stellten, als ein solche Band angenommen wurden und von Swing-Tanzenden Paaren aller Generationen und Zusammenstellung umgeben waren. 

Keine Sorge, dass das weiter geht, keine Bedanken, dass es auch in Zukunft noch viel zu bieten gibt. 

Ich hatte nicht die Chance, das ganze Konzert zu sehen – Termine, andernorts, aber, verflixt, ich habe es bedauert. Der Tag war eigentlich perfekt. Alles auf einem Dach, unter freiem Himmel, bei strahlendem Sonnenschein. Jederzeit und immer wieder.

Euroteuro & Snailmate im KOHI, Karlsruhe am 10.05.2025

Euroteuro & Snailmate im KOHI, Karlsruhe am 10.05.2025

Snailmate im Kohi, 10.05.2025

Snailmate gehen es anders an. Betrachtet man Genres lediglich als Inspiration, dann ergibt sich etwas Neues. Man könnte – wenn man es wollte – schöpferisch tätig werden, und einfach mal vor sich hin fabulieren.

Snailmate zeigten, dass die Dinge, zusammengepresst auf dem engsten Raum, einfach mal eingepfercht in eine Konzept aus einem Drummer, der wie ein versierter Berserker seine Felle bearbeitet, und einem rappenden Keyboarder, funktionieren. Können. 

Sie kommen aus Arizona. Was fern und weit ist, damit es also den Möglichkeiten freien Lauf lässt. Da traf Metal auf Disco. HipHop auf furiose Theatralik, der Schrei auf die Monotonie, die Melodie auf ihren Untergang. 

Snailmate erwiesen sich als respektlos im Umgang mit den Versatzstücken. Und sie nutzten sie alle. In der Show, pantomimisch übertrieben, eine Spur bewusst zu weit, im Sound – gedämpft durch Handtücher -trotzdem so hart wie möglich, so kompromisslos wie was. Ein Spiel mit Rhythmik und Lyrik, aber auch Schock und Klamauk. Kein Problem, einfach mal liegend, embryonal weiter zu singen, nichts gegen die Schneckenmaske des Drummers, und das Poster aus der glibberigen Psychodelic Zeit. Snailmate zitierten furchtlos. Mit einer Selbstverständlichkeit, die Staunen und Atemlos macht. Gnadenlos zementiert, das Haus. Eine ganz eigene Architektur,  die zwischen Kunst, Straße und Darkroom tobte.

Euroteuro im Kohi, am 10.05.2025

Ganz anders, und mit einer einer liebenswerten Heimatverbundenheit: Euroteuro. Ausgestattet mit Keyboards und Synthies, zu zweit, nur begleitet von Licht und sich selbst, bewiesen die Beiden, dass Österreich, die Balance halten kann. Es gibt etwas, dass unbedingt einer anderen Tradition entsprungen sein muss. Irgendwo zwischen Schmäh und all den Liedermachern, die wir schätzen gelernt haben, gibt es im Nachbarland, einen Humor, der zwischen Tragik, Charme und Selbstironie existiert. Werden wir in seiner Gänze nie erfassen. Euroteuro kann es.

Ein Keyboard ist ein Keyboard ist ein Keyboard. Und klingt niemals gleich. All die kleinen Melodien, die tanzbaren Momente, die Kindergeburtstage und Hochzeitsfeiern, die Wellen durch Eurovision und Hitparaden – nehmen wir sie alle lustvoll in uns auf, und geben ihnen einfache und dennoch verzwickte Lyrics. So ungefähr ist die Fahrbahn, auf der Euroteuro die Menschen vor sich zum Tanzen und zum Autogrill brachte. Euroteuro sind beschwingte Distanz, fröhlicher Boden und doppeldeutiger Blödsinn. 

Ausgestattet mit einer angenehmen Höflichkeit, die die Vorteile der Heimatregion (warme Quellen!) lobte, erlaubten sie sich eher sporadisch Ansagen. Zählbar an einer Hand. Tanz, Disco, kalkulierte Flirt mit den Anklängen an die elektronischen Vorfahren und den Rhythmen aus Spiel und Spaß standen im Vordergrund. 

Der Koffer, präsent auf der Bühne während und vor dem Auftritt, stand mit für die Flexibilität, die Freude und Geschwindigkeit, mit der sie das Set zum Laufen und ihr Publikum zum Mitschwingen brachten. Sehr individuell, sehr eigen, sehr partytauglich, mit einer erfrischenden Coolness und Freundlichkeit dargeboten. Nette Menschen. Sieht man gerne wieder.

Externe Links:

Euroteuro – https://www.instagram.com/euroteuro/?hl=de

Snailmate – https://snailmate.com/

Kohi – https://kohi.de/

Vinyl-Flohmarkt in der Kulturküche, Karlsruhe am 10.05.2025

Vinyl-Flohmarkt in der Kulturküche, Karlsruhe am 10.05.2025

Die Tendenz ist eindeutig. Es wird immer gigantischer. Eigentlich. Es gibt Plattenbörsen, die aufgrund ihrer Größe berühmt und berüchtigt werden. Die Dimensionen versprechen, dass alles gefunden wird, wenn man nur lange genug danach sucht.

Oft ist das Gegenteil der Fall. Je größer Plattenbörsen anwachsen, umso eher besteht die Chance, dass man genau den Händler, die Kiste oder jene Platte übersieht. Oder auf später verschiebt. Oder zwei Meter weiter zu einem Bruchteil des Preises entdeckt. Oder einfach erschlagen ist. Die Enttäuschung kann mannigfaltig sein. Vor allem dann, wenn das Glück so gegenwärtig scheint.

Plattenbörsen waren vor 40 Jahren das Ding. Veranstaltungen, auf denen sich jung und alt herumtrieb. Es ging ums Graben, Vervollständigen, günstig einkaufen und Seltenes. Und dann war plötzlich Schluss. Dann gab es CD-Börsen. Und als das nicht mehr ging, Film und DVD-Börsen mit CDs und Comics. Und vielleicht Platten.

Plattenhändler, fahrende und stationäre, verschwanden, verkauften vielleicht etwas anderes, bemühten Zweitjobs und einige wurden bis heute nicht mehr gesehen. 

Seit über einem Jahrzehnt dreht es sich. Schallplatten sind wieder Sammlerware, der Kundenkreis erstaunlich divers und von der Welle mitgerissen werden CDs und Cassetten. Es wird gepresst, dass es nur so eine Freude ist. Die Industrie feiert und freut sich. Und es ist nicht mehr ungewöhnlich, wenn Künstlerinnen dem Vinyl den Vorzug geben und auf alles andere verzichten. Oder wie im Punk plötzlich Cassetten, handlektoriert und mit spontanen Grafiken verziert, am Merchstand auftauchen.

Seit einigen Jahren organisiert der Vinylexpress an verschiedenen Orten, aber hauptsächlich in der Karlsruher Kulturküche, einen Platten-Flohmarkt. Wohlgemerkt, keine Börse. Denn die Veranstaltung ist klein, überschaubar, angenehm familiär und hervorragend kuratiert. Eingeladen sind spezialisierte Händler aus der Umgebung, bis hinein nach Frankreich. Es zeichnet sie alle ein ausgewähltes Sortiment aus .

Der Vorteil: Auf kleinem Raum finden sich Raritäten, die selbst in sortierten Läden kaum vorhanden sind. Außer man nimmt es in Kauf eine kleine Rundreise zu machen, und alle mal zu besuchen.  Dabei gibt es im Grunde keine spezifischen Genre-Grenzen. Wer HipHop oder Stoner sucht, der wird beides finden, aber auch fette brasilianische, afrikanische und jazzige Ware. Oder wie bei Specific Recordings (Metz, Frankreich) Kisten voll japanischer Geschichten, die sowohl traditionell, aber auch Independent sein können.

Vinylexpress hat als Veranstalter ein gutes Händchen für seine Anbieter. Selbst verstärkt im HipHop-Bereich unterwegs, verwundert es nicht, wenn Downtempo, Soul-Funk und Electronic auch bei den kleineren Anbietern zu den Fundgruben gehört. Das atmosphärisch Gute an der ganzen Angelegenheit ist: Bei schönem Wetter kann man sich keinen besseren Ort für einen solchen kleinen Marktplatz vorstellen. Die Kulturküche ist ein angenehmer Ort. Der schattige Hinterhof, sowie das historische Ambiente in dem Gebäude, in dem sie residiert, hat einen ruhigen, verwinkelten Charme, der sich von der hektischen und klar strukturierten Betriebsamkeit anderer Börsen unterscheidet. 

Zwischen all dem Angebot lädt es zum Verweilen, zum Kaffee, zum Plausch und Fachsimpeln ein. Tische, Stühle, Sessel, Bistrogelegenheiten und sogar eine Küche mit Mahlzeiten und Rückzugsorte in der Sonne und unter Bäumen sind vorhanden. Mehr kann gar nicht. Und muss auch nicht.

Der nächste Platten-Flohmarkt findet am 11.10.2025 wieder in der Kulturküche Karlsruhe , Kaiserstraße 47, 76131 Karlsruhe statt.

Mit dabei waren dieses Mal:

Externe Links:

Tulla Tonträgerhttps://www.instagram.com/tulla_tontraeger/?hl=de

Locked Groove Recordstorehttps://www.lockedgrooves.fr/

Specific Recordingshttps://specificrecordings.fr/

Mo‘s Recordshttps://mosplattenladen.de/

Krachige Plattenhttps://provinzpostille.de/krachige-platten-kontakt/

Vinylexpress KAhttps://www.instagram.com/vinylexpress_karlsruhe/

(U.v.m. – alle die ich vergessen habe – bitte melden. Ich trage nach, und vervollständige noch mit Links und Adressen. Versprochen)