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Month: April 2025

Vienna Teng im Tollhaus, Karlsruhe am 20.04.2025

Vienna Teng im Tollhaus, Karlsruhe am 20.04.2025

Vienna Teng im Tollhaus Karlsruhe, 20.04.2025

Es gab mal eine Zeit, in der ich versucht habe, jedes Konzert von Vienna Teng in der Region zu erleben. Was unter anderem daran lag, dass Vienna Teng Konzerte sich von Ort zu Ort, von Publikum zu Publikum unterscheiden. Allen gemeinsam ist: Sie steht alleine auf der Bühne, mit ihrem Piano und einem Instrumentarium, dass aus Loops, Keyboard, Synthesizer und geheimnisvollen Pedalen und Utensilien besteht.

Die Kraft ihrer klarer Stimme, sowie ihr wechselvolles Pianospiel, dass ausdruckstark, strukturiert und immer clever im Arrangement wirkt, ist die Grundlage für einen Abend, der in der Regel stark von Improvisationen und Songwünschen geprägt ist. Vienna forderte auch in Karlsruhe ihr Publikum dazu auf. Zurufe, Messages, egal auf welchem Weg, Vienna reagierte darauf, arrangierte um, reagierte charmant auf die Tücken der Technik und lud auch die Tochter der Gastfamilie zu einer gewagten, sehr freien Variante des Klavierspiels ein.

Vienna Teng gehörte schon in der frühen Vergangenheit, als sie mit ihren ersten Alben Erfolge verzeichnete, zu jenen jungen MusikerInnen, die einen großen Teil ihrer Live-Aufnahmen auf den Servern des Internet-Archivs hinterlegten (Externer Link: archive.org). Zu einer Zeit, in der die Digitalisierung und die Verfügbarkeit der Musik noch nicht durch Streaming-Dienste legalisiert war, und das Internet noch als Bedrohung wahrgenommen wurde. Heute, in diesen Tagen, in denen Vinyl wieder boomt, CDs irgendwie ebenfalls plötzlich wieder aktuell sind, und Streaming es nicht schafft, MusikerInnen ausreichend zu bezahlen, gerät auch das Internet-Archiv wieder in die Diskussion. 

Erlebt man, wie Vienna Teng Musik macht, ihre Konzerte gestaltet, so ist die Wechselwirkung zwischen ihr und den BesucherInnen warmherzig, offen und frei von jeglicher künstlichen Distanz. Vienna erklärte gerne Ihr Instrumentarium, die Enstehungsgeschichte der Songs, aber auch, dass sie oft Lieder für ihr Kind singt, in dem sie es auffordert vor den großen Abenteuer – die auf Kinder immer warten – unbedingt nochmal die Toilette zu besuchen.

Es war eine Rückkehr nach Karlsruhe. In schöner Regelmäßigkeit stellt das Tollhaus ihr den kleinen Saal zur Verfügung, der gefühlt mit all jenen besetzt war, die schon letztes mal und davor dabei waren. Der Chor in der Zugabe brauchte nicht mehr erklärt zu werden, er war quasi geprobt und eingespielt. Das Instrument, das irgendwie einem elektronischen Wal glich, war wieder dabei, und ganz allgemein schien die Stimmung gelöst, gelassen und war für alle Varianten, Experimente und unvorhergesehnen  Momente bereit.

Es ist die Höflichkeit und Freundlichkeit, die gepaart mit einer natürlichen Bescheidenheit, ihrem Auftritt sofort alle Sympathien entgegenfliegen lässt. Man glaubt sich zu kennen. Ist trotzdem immer wieder überrascht von der Virtuosität ihres Gesangs, den sie oft mit einem Chor aus Loops unterstützt, aber auch von der sehr deutlichen Intonierung und sprachlichen Reinheit ihrer Texte. 

Man nimmt ihr ab, dass sie ihr Publikum liebt. Und Musik als weites Feld betrachtet, in dem es immer wieder etwas zu entdecken gibt. Sie spielte mehr Coverversionen als früher (Paul Simon, Peter Gabriel), griff auch mal zur Gitarre und überraschte immer wieder im spielerischen, wie verzwickten Umgang, mit den technischen Möglichkeiten, die ihr zur Verfügung stehen. Ich habe es fast bereut, keine Karte für den Karlstorbahnhof erworben zu haben.

Externer Link: Vienna Teng – https://www.viennateng.com/

Externer Link: Tollhaus –https://www.tollhaus.de/

Neue Single von Amber & the Moon: All is well

Neue Single von Amber & the Moon: All is well

Für handwerklich gut abgestimmt Songwriting sind sowieso bekannt. Amber & the Moon veröffentlichen vorab zu dem kommenden Album ihre Single „All is well“. (Veröffentlichungstermin: 25.04.2025)  Ausgeruht, relaxt und zurückgelehnt, mit einer spannenden Instrumentierung, die die Gitarren durch Bläsereinsatz unterstützt, ist der Song geprägt von einem Faible für die schöne Melodie. 

Ronja Pöhlmann und Jonathan Riedel, die letztes Jahr mit Rhonda auf Tour waren, haben für das neue Album einen dichten Sound kreiert, der nachfühlen lässt, wie vielschichtig daran gearbeitet wurde. Verantwortlich als Produzent zeichnet sich Ben Schadow, bisher von Rhonda und anderen Projekten bekannt, aus. Torsten Sdunek rundet an den Drums die Band ab.

Der harmonische Chorsang, verspielter Einsatz der Gitarren, Streicher im Background – das Stück nimmt sich die Zeit und den Raum, den es benötigt. Behandelt es doch die kleinen Fragen mit den großen Akzenten, die für Momente, die Stille durchbrechen um mit Nachhall zu verschwinden.

Zu sagen ist. „All is well“ hat mehrmaliges Hören verdient, um an den Details zu erkennen, wie sich ein guter Popsong entwickelt und dynamisch steigern kann, ohne in der Dramaturgie aufdringlich zu wirken. Genres und vergleichende Namen außen vor, ist es dennoch so, dass all diejenigen, die sich Ruhe, entspannte Instrumentierung gönnen und auf den Sommer freuen, damit den richtigen Soundtrack haben.

(Interview mit Amber & the Moon: https://jazznrhythm.com/interview-amber-the-moon)

(Die Single wurde freundlicherweise vorab von der Band zur Verfügung gestellt)

Yara in der Halle 02, Heidelberg am 05.04.2025

Yara in der Halle 02, Heidelberg am 05.04.2025

Yara in der Halle 02 am 05.04.2025

Ein Heimspiel. Für Yara. Quasi, da Yara eine Heidelberger Band sind. Keyboard, Gitarre, Bass, Schlagzeug. Momentan noch ein Streaming Wunder, aber auf einem bewundernswerten klaren Weg in die Eigenständigkeit. Genres sind was für Langweiler, Vergleiche für die, die es nicht besser wissen. 

Yara arbeiten sich an der Tradition ab. Deutsches Liedgut, das seinen Platz sucht zwischen dem Chanson, dem Folk (hier Volkslied) und einer modernen Tanzbarkeit. Da wurde der Eisbär von Grauzone neu interpretiert. Und die Geige auf die Bühne geholt. Honoriert und gefeiert wurde alles. 

Yara spielen die Songs, die in tiefer Melsncholie einen versoffenen Trotz entwickeln. Jetzt erst recht. Jetzt noch lauter. Kleine, abstrahierte Geschichten, die in kurzen Blicken und Phrasen von dem Verlust oder der Unerreichbarkeit der Liebe erzählen. Sie ist halt nicht mehr da. Weg. Verflucht. Was bleibt, das ist natürlich Sehnsucht. Und diese Sehnsucht schwappt immer wieder durch. Und über. Yaras Songs lassen sich singen, summen und gröhlen. Die Stimme des Sängers ist immer etwas rauer als die unsrige. Was ihm beim „ Champagner aus dem Aschenbech“ die notwendige Authentizität verleiht.

Man nimmt ihnen das ab, dass ihre Nächte länger, ihre Tage kürzer und die Gefühle dafür tiefer sind. Poesie und Straße sind die Mischung, die das Publikum zum mitsingen, feiern und johlen brachte. Ihre erste Tour – ihr Tonträger kommt irgendwann im Laufe des Jahres raus und überhaupt scheint alles sehr, sehr gut für die Lokalhelden zu laufen. 

Es mag gerade ein Jahr her sein, als sie in meine Timeline gespült wurden. Nun spielten sie vor einem Publikum, dass ihre Songs auswendig kannte, sowie willig und bereit war alles mitzumachen. Die Halle 02 kann eine schwierige Bühne sein, die Zusammensetzung in Heidelberg fluktuierte stark. Unistadt. Man könnte sagen, wer es hier schafft, dessen Name wird hinaus getragen in die große, weite Welt.

Yara haben das Zeug dazu. Was sie in der Tradition der großen Namen, die vor ihnen kamen, mitnehmen konnten, haben sie drauf, aber gleichzeitig die Schnoddrig- und Respektlosigkeit des Punks. Trotzdem bleibt es klassisch, rund und genau die Songs, die angestimmt werden, wenn die Bar schließen will und man echt noch keinen Bock darauf hat. Das ist frech, das ist zeitgemäß, wild genug um dir vorwärts zu schieben, und so wie es aussieht, wird der kleine Saal der Halle 02 nicht mehr ausreichen.

Externer Link: Yara – https://www.yaramusik.de/

Externer Link: Halle 02 – https://www.halle02.de/

Love‘n‘Joy im Kohi, Karlsruhe am 02.04.2025

Love‘n‘Joy im Kohi, Karlsruhe am 02.04.2025

Es wirkte sehr weit weg. Und ist dennoch vertraut wie eine Kindheitserinnerung. Love‘n‘Joy kommen in der klassischen Besetzung. So wurde der Rock‘n‘Roll erfunden. So ging es im Hardrock weiter. Gitarre, Schlagzeug, Bass. So minimal wie möglich, so effektiv wie nötig. Genau richtig für das Kohi. Ehrlich genug für den Club. 

Schlaghosen, gemusterte Hemden, lange Haare, den Blick auf die Gitarre, auf die Schuhe und auf den Boden. Und dazu das richtige Posing, die Gestik und den Sprung ins Publikum. 

Love‘n‘Joy sind das heimelige Gefühl, wieder dort angekommen zu sein, wo die Musik authentisch, die Riffs griffig und die Effekte gering waren. 

Der Name erinnert an den einen Sommer, den jeder von uns im Kopf hat. Die Tage im Frieden, den Morgen im Tau, die Nächte berauscht. Und dazu gerader, schörkelloser Hardrock, auf die Spitze getrieben, klar in der Aussage und liebenswert in seiner Ernsthaftigkeit. 

Love‘n‘Joy präsentierten sich mit Charme und Spielfreude. Ungeachtet dessen, dass die Band aus Kiew kommt. Alles ist ungewiss in diesen Tagen. Verbündete werden zu Gegner, und Gegner bleiben beständig. Die Ukraine befindet sich nach wie vor im Krieg. Überschattet alles. So hing die Flagge, jetzt am Ende der Tour am Mikrofonständer. Unterzeichnet von all denen, die auf den Frieden hoffen. Die den Krieg weder dort, noch vor irgendeiner anderen Haustür sehen wollen. Das Publikum in Europa hat unterschrieben, und die Fahne selbst wird nach Beendigung der Tour versteigert.

Love’n’Joy boten eine Zeitkapsel an. Sie zitierten die vergangenen Genres, spielten den Bass funky, die Gitarre auch mal verzerrt – mit Reminiszenzen an die psychedelischen Konzert ihrer Vorgänger, aber vor allem mit großer Lust und cleveren Tönen. An jenen Stellen, an denen sich auf anderen Konzerten zwanzig zusammengeschraubte Effektgeräte und 5 Gitarren befinden, zu denen im Wechsel gegriffen wird, legten sie den Hut nieder, die Jacke ab und blieben dabei. 

Es musste rocken, es musste vorangehen, es musste im Publikum neben der Luftgitarre gespielt werden. Und damit maximal bodenständig. Es ist der Hardrock in all seiner Unschuld. Irgendwo zwischen Jugendclub und Stadion. Gekonnt, um das Haus zu füllen. Mit einem Lächeln, das nahbar bleibt. 

Und damit klang alles erstaunlich frisch. Als wäre es gestern erfunden worden, mit Spaß im Proberaum geschliffen und nun dem Publikum präsentiert. So funktionierte das früher – und immer noch heute. Das Publikum tanzte, war begeistert, wurde mit einbezogen und am Schluss mit einem Spiel belohnt. 

Das Ende der Tour bedeutete auch ein bißchen Party. Merch-Verlosung. CDs wurden verschenkte, Geschichten erzählt und wie es auf guten Partys läuft, auch Selfies gemacht, um es ganz klar zu sagen, das gibt ein Wiedersehen. Im Frieden. Nach diesem ganzen Chaos. Hoffentlich.

Externer Link: Love‘n‘Joy (Beacons) –https://beacons.ai/lovenjoyband

Externer Link: Love‘n‘Joy (Instagram) – https://www.instagram.com/lovenjoyband/?hl=de

Externer Link: KOHI – https://kohi.de/