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Monat: Juni 2025

IRMA – Neue Veröffentlichungen 06.2025 (Teil 2)

IRMA – Neue Veröffentlichungen 06.2025 (Teil 2)

IRMA - Releases 2
IRMA – Releases 2

Wie versprochen wollte ich einen kurzen Einblick in den Veröffentlichungskatalog von IRMA geben (Siehe auch https://jazznrhythm.com/irma-neue-veroeffentlichungen-05-2025-teil-1). IRMA hat ein sehr großes, umfangreiches Oeuvre, dass von Jazz, über Acid Jazz zu Latin und Disco reicht. Alle tanzbaren Spielarten, die irgendwo zwischen Soul und old-fashioned Clubtunes vorhanden sind, werden dabei locker mit eingepflegt. IRMA hat da relativ wenig Berührungsängste und ein gutes Händchen für eingängiges Material. Diese Liste soll einen kleinen Einblick in die Arbeit des Labels geben und wird regelmäßig, wenn es neue Veröffentlichungen gibt, etwas erweitert. Nicht alles wird jedermanns Geschmack treffen, aber das ist auch nicht unbedingt das, was hier bezweckt wird. Es geht eher darum ein kleines Label aus Italien mal ein bißchen breiter vor zu stellen.

Bop Gun - Clubbing
Bop Gun – Clubbing

Bop Gun – Clubbing

Jazz-Rock-Fusion für die neue Generation. Bop Gun zelebrieren einen fetten, alten Stil, der in einer breiten Welle angeschwappt kommt. Da ist das Bass so dick angelegt, das es mit dem Keyboard einen alten, wilden Funk kreiert. Kennen wir von den großen Planeten, die uns einst umkreisten. Das ist erste Sahne, laut und ungehemmt. Instrumental und verliebt.  Wie all jene 45er Scheiben, die einst in den dunkelsten Ecken gespielt wurden. Saftiger, triefender Jazz.

Anduze - Hologram Mannequin
Anduze – Hologram Mannequin

Anduze – Hologram Mannequin Vol.1 

Unverschämt. Diese Disco Reminiszenz. Gnadenlos. Billig, mit Handclaps und einem Sound, der einfach mal die Siebziger huldigt. Als hätte es spätere Jahrzehnte nicht gegeben. Die Orgel verharrt im Geknarze des Bassgebrummels.  Das hat Titel wie „Sex Worker“ und „Defibrillator“. Ist selbstbewusst und dick aufgetragen. Anduze geht seinen Siebziger Weg konsequent, hat das richtige Soul und Funk-Feeling, das man für den Spiegelsaal und die gedimmte Beleuchtung braucht. Immer mit Anspielungen auf alles was zählt. Sexy und Provokativ.

Majorano - Rosa
Majorano – Rosa

Majorano – Rosa

Fast schon schwelgerisch. Ein Song für einen Strand, den es so nicht mehr gibt. Mit Cocktailschirmchen und einer Band, die – alle im gleichen Outfit – dem lässigen Lifestyle frönt. Das schwankt zwischen Tanztee und blauer Stunde unentschlossen hin und her. 

The Good Maurice - Capsize
The Good Maurice – Capsize

The Good Maurice – Capsize

House. Mit einem Teppich aus Wohlgefallen geknüpft. Läuft spät am Abend. Für einen entspannten Blick ins Aquarium wählt man dann einfach „Nakumy“. Fast schon nostalgisch, wenn die verfremdete Stimme an München und Paris erinnert. 

An „Tousled“ dagegen ist nichts falsch. Hat alle Zutaten, die sowas braucht. Das Strickmuster stimmt, die Geschwindigkeit taugt für das Auto, den ICE und alles was irgendwie dazwischen liegt. Soundtrack für jene Abenden, an denen man nicht so ganz sicher ist, ob man nur hübsch aussehen will, oder doch verschwitzt tanzen möchte. Geht ja beides. Dazu. 

Mit „El Bakunero“ ist das Ding rund, begrüßt orgelig die Siebziger, hat seinen Funk im dezenten Bass und jubelt dem House eine ordentliche Prise Lationo-Nostalgie rein. Wenn schon ein paar Drinks vernichtet sind, die Gäste jetzt aber auch mal Salsa und ähnliches tanzen wollen, dann taugt dieser Instrumental-Track auf jeden Fall. Genug Trompete und südamerikanisches Feeling um den Rest der Nacht einzuleiten.

Irene Loche - Thinking that I'm Crazy
Irene Loche – Thinking that I’m Crazy

 

Irene Loche – Thinking that I’m Crazy

Irene Loche formt eine Soulnummer, die mit einer großen Band, eingängig genug ist, um in verschiedenen Farben auch dem Jazz ganz gut zu Gesicht steht. Bluesig und verschleppt. Kann man an der Bar die Erdnüsse schnippen, den Kopf leicht neigen und mehr fordern. Name wird auf die Liste geschrieben. Muss mehr hören.

Kolosso - Ghost Dogs
Kolosso – Ghost Dogs

Kolosso – Ghost Dogs

Orientiert sich an Jim Jarmusch – Ghost Dog. Man erinnere sich an das wilde Samurai-Drama, das im New York der Taubenzüchter spielt. Kolosso fahren das episch auf. Ruhiger Jazz Funk, der sich die Zeit und Ruhe nimmt, die weite Sicht, die frickeligen Gitarren und das Trompetenspiel auszupacken. Lässt den Blick über die Stadt schweifen. Am Schluss so breit und fett, dass man das Orchester dazu man sehen will. Kolosso malen das große Bild und machen das gut.

D.O.V.E. Drums Organ Vibes Ensemble Vol. 3 Ten years Later
D.O.V.E. Drums Organ Vibes Ensemble Vol. 3 Ten years Later

D.O.V.E. Vol.3 Ten Years Later

Ist eigentlich viel mehr Soundtrack und damit eine Huldigung der großen Stücke, die am Strand von Capri und Nizza spielen, die nochmal die Straßenkreuzer durch die italienischen Straßen Cruiser lassen und keine jungen Frauen aus den Augen lassen. Großartige, perfekte, schwelgerische Orgel, die alles mitnimmt, was dazu gehört, ein trockenes Schlagzeug und ein verspieltes Xylophon. Der Rhythmus, der sich so vertraut anfühlt wie die Schwarz-Weiß-Aufnahmen der überwucherten Gassen und weißen Wände. Einfach Kino. In all seinen Varianten. Für Verliebte, und andere Menschen mit Stil.

Giovanni Perin - Mambo Strambo
Giovanni Perin – Mambo Strambo

Giovanni Perin – Mambo Strambo

Tanzbarer Acid Jazz, instrumental. Xylophone-lastige Nummer zum Mitschnippen. Leicht beschwingt, und damit klassisch genug orientiert um den Abend voran schreiten zu lassen. In großem Respekt und massiver Verehrung für die großen Bands, die dem Latino-Rhythmus gefrönt haben. Macht Spaß, ist versiert und macht seinem Namen alle Ehre.

Puder – Aha. Ok. Let’s surf the planet

Puder – Aha. Ok. Let’s surf the planet

Es ist kompliziert. Glaubt man es erfasst zu haben, offenbart es sich neu. Das Album „Aha.Ok. Let’s surf the planet“ ist ein verspieltes, verfrickeltes Werk, das auf vielen Ebenen fasziniert. Eine Mischung aus Tönen, die zufällig und aufgeschnappt wirken, aber in ihrer Harmonie einem Puzzlespiel gleichen, das einfach zusammen gehören will. Wie gesagt, es ist kompliziert.

Lädt daher zum wieder hören, zum mehrmaligen bereisen ein. „Aha.Ok. Let’s surf the planet“ will nicht beendet werden, sondern bleibt detailreich und verzwickt. 

Puder – eigentlich Catharina Boutari – hat eine Soundcollage zu einem Gesamtkunstwerk zusammengewoben. Versatzstücke aus einem Roadmovie, das die Hörenden in eine Landschaft begleitet. Einer, die sich aus akustischen und elektronischen Klängen formt. 

Bekannte Namen begegnen einem dabei als Mitmusiker – Eliën, sowie Jorge de Rocha und St. James Park. Umso klarer schält sich dabei heraus, welche Einflüsse für den sphärischen Sound, der sich hier einschmeichelt, verantwortlich waren. 

„Aha. Ok. Let’s surf the planet“ ist ein bestechend ruhiges Werk. Selbstbewusst spielt es mit Stimme, den Worten und fast beiläufig eingestreuten Schnipseln. Es schwebt dabei locker zwischen dem historischen Folk und dem modernen Design der Electronic. Sowas darf auf vielen Ebenen funktionieren und die Kraft haben auch mit der Stimme und dem Chor zu überzeugen. 

Die Versatzstücke sind vielgestaltig, die Kompositionen faszinierend ausgereift. Puder hat sich die Zeit gelassen, die Landschaft auszurollen, die Ruhe zu nutzen und Dinge zu gestalten, die sich daraus ergeben. Das Bild, das dabei entsteht, kommt in kräftigen Tönen und Farben, die zu  einer Wanderung, wie einer Stadtreise mit Festival-, Kneipenbesuch und dunklen Gassen, passt. 

Selbst in den Titeln offenbart sich eine gelassene Zurückhaltung, die dem Werk entspricht und geradezu gemacht ist, für offene Fenster, Sonntage im Bett und dem Vogelgezwitscher am Morgen : „On my sofa“, „I don’t wanna wake up“ oder „Dreamer’s disease“.

Alles in allem, ein überraschendes, wunderschönes und empfehlenswertes Werk, das euch in den nächsten Monaten begleiten sollte.

Mal ganz abgesehen davon, das es sich um eine wunderhübsch gestaltete Vinyl-Platte handelt, die es verdient hat, fett und prominent im „Now playing“-Ständer gezeigt zu werden.

Externer Link:

Pussy Empire Recordings – http://pussy-empire.puder-musik.com/

Amber and the Moon -Single: Cavale

Amber and the Moon -Single: Cavale

Amber and the Moon: Neue Single - Cavale
Amber and the Moon: Neue Single – Cavale

Amber and the moon nehmen uns mit auf eine lyrische Reise in das neue Album. Für Oktober angekündigt, erschien nun die zweite Single-Auskopplung – „Cavale“.

Während der Sommer in großen Schritten die ersten warmen Tage präsentiert, sich die Auftritt und Festivals überschlagen, kommt es auch zu erstaunlich vielen – und vor allem guten – Releases. Nichts was man übersehen sollte. Daher einiges auf zu arbeiten. „Cavales“ Veröffentlichungstermin war bereits Ende Mai, hat es aber verdient in den Focus zu rücken.

„Cavale“ ist von der lesenswerten Patti-Smith-Biographie „Just Kids“ inspiriert. Thematisch an der Beziehung Robert Mapplethorpes zu der Poetin angelehnt , beschreibt der Song die Komplexität der Beziehung. Robert Mapplethorpes, leider eines der vielen AIDs-Opfer, die die Seuche vor allem in den Anfangsjahren gefordert hatte, gehörte zu den größten Fotografen seiner Generation. Seine Bilder waren wegweisend, und vor allem zu Beginn der Karriere von Patti Smith – als Beide noch nicht zu den Ikonen ihrer Zeit gehörten – waren sie die  Dokumente einer bewegenden Ära, die heute gerne zitiert werden.

Ronja Pöhlmann und Jonathan Riedel formten aus dieser Geschichte einen Song, der die Weite der traditionellen Musik Americas ebenso umspannt, wie die Nostalgie, die in den lakonischen Balladen der Country- und Western Interpreten steckt. Es ist eine Ballade, die verfeinert mit Streicher und Lapsteel, der Beschreibung von Patti Smith einen Soundtrack gibt. Die Beziehung der beiden Künstler war durchaus spannungsreich und geprägt von deren Persönlichkeiten, die beide ihre Vison und ihren Freiheitsdrang verfolgten. Aber eben auch zueinander gehörten. Genau dieses versucht der Song in seinen Zeilen zu beschreiben.

Unterstützt von Ben Schadow und Torben Sdunek pflegen Amber and the moon eine ruhige zurückhaltende Instrumentierung. Der Einsatz der Streicher, wie den traditionellen Elementen der Americana Richtung, lassen gespannt auf das neue Album hoffen. 

Amber and the moon – Interview – https://jazznrhythm.com/interview-amber-the-moon

Amber and the moon – Single – All is well – https://jazznrhythm.com/neue-single-von-amber-the-moon-all-is-well

Externe Links:

Webseite – https://www.amberandthemoon.de/

Facebook – https://www.facebook.com/profile.php?id=100063939706024

TikTok – https://www.tiktok.com/@amberandthemoon

Instagram – https://www.instagram.com/amberandthemoon/

Mustang Fang & Rev. Peyton‘s Big Damn Band im Kohi, Karlsruhe am 06.06.2025

Mustang Fang & Rev. Peyton‘s Big Damn Band im Kohi, Karlsruhe am 06.06.2025

Mustang Fang am 06.06.2025 im Kohi, Karlsruhe

Karlsruhe. Die Sommer können heiß werden. Dann dampft der Rhein, die Schwüle hält sich in der Ebene und alles ist viel näher am Mississippi als man glaubt. Kein Wunder also, wenn hier Bands wie Mustang Fang entstehen. Mustang Fang sind dann eine Hochgeschwindigkeitsfahrt durch die Altrheinarme. Stechmücken klatschen an die Scheibe, Blätter schlagen links und rechts ran, nichts hindert, alles bleibt zurück, und gedrosselt wird nicht.

Mustang Fang reißen das Ding schon seit 2019. Sind zu zweit, beschränken sich auf Gitarre und Schlagzeug und ziehen es durch. Als bliebe ihnen nichts anderes übrig. Dreckig, rau, verschwitzt und immer im richtigen Tempo. Blues für die festgestampfte Erde. Das geht, das funktioniert, und braucht einen Ort wie das Kohi, in dem alles nah, alles echt und alles in die Südstaaten gebeamt wird.

Der Abend war dem Blues gewidmet. Mustang Fang hatten die Ehre ihn einzuleiten, und sie taten es mit aller Wucht und Dreistigkeit. Das Schlagzeug so trocken, dass es brennen müsste, die Gitarre, die fast dagegen ankämpfte. Musik für Schuppen, in denen das Bier billig und Stunden gezählt sind. Wenn alle schon verschwitzt sind, jeder genug intus hat, und keiner heim will, dann ist das wohl die Zeit für Mustang Fang. Konnten ja bloß aus Karlsruhe sein, wo sonst kennt man das Gefühl, dass die Hitze nicht weichen will. 

Rev. Peyton‘s Big Damn Band im KOHI, Karlsruhe am 06.06.2025

Der richtige Opener für Rev. Peyton’s Big Damn Band. Zugegeben: ich hatte es vergessen, ich kannte die Band schon seit 10 Jahren. Es war an der Zeit. Waschbrett, Gitarre, Schlagzeug. Irgendwo zwischen Tradition und Moderne. So weit gereist, so intensiv auf Tour, dass die Choreographie und die ersten Minuten saßen. Rev. Peyton‘s Big Damn Band hatten alles im Griff. Ein Repertoire, das so ausreichend wie vielseitig war. 

„Washboard“ Breezy („The Miss Elizabeth of Country Blues“) schrubbte alles voran. Unterstützt von Jacob Powell an den Drums. Reverend Peyton war der stämmige Ruhepol, der Gitarrenvirtouse und Sänger. Eine Reise durchs Genre, zusammengerafft auf einen Auftritt. 

Die Verwandschaft zum Soul, die Tiefe des Rhythm‘n‘Blues, die Spuren des Rock‘n‘Roll, die treibende Kraft des Stadionrocks – alles in einem Ritt. Reverend Peyton spielte auf der Axt, „Washboard“ Breezy‘s Waschbrett fing Feuer und Jacob Powell trommelte auf Eimern. 

Genug um zu beweisen, dass ein kleiner Raum groß genug wäre. Eine Live-Band für den Tanzabend, den wir alle brauchten. Heilbronn, wo sie demnächst spielen, ist nur eine Stunde entfernt. Ihr habt noch die Chance. Sie sind kraftvoll, zielsicher und ihr werdet es nicht bereuen. Wenn ihr laut genug schreien und mit den Füßen aufstampfen könnt.

Externe Links: 

Rev. Peyton‘s Big Damn Band – https://www.bigdamnband.com

Mustang Fang (Bandcamp) – https://mustangfang.bandcamp.com