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Autor: Andreas Allgeyer

DJ, Zeitungsausträger, Hydraulik-Fachverkäufer, Autor, Bankkaufmann, pädagogische Arbeit, IT-Verkauf, IT-Administrator, IT-Support, Support in der Medizintechnik (Ophthalmologie), Community-Administration (Musik, Literatur, Foto etc.), Datenschutzkoordinator, Datenschutzauditor etc. etc.
Das North Sea Jazz Fesival Teil 3

Das North Sea Jazz Fesival Teil 3

Nubya Garcia auf dem North Sea Jazz Festival 2025

Hier geht es zum Teil 1 & 2:

Im Dritten Teil geht es nun um die herausstechenden Konzerte auf dem North Sea Jazz Festival 2025. Tatsächlich ist das Festival nun schon seit einem  Monat vorbei. Zeit genug also, die mitgebrachten Platten und die Fotos zu betrachten. Die in großer Menge  vorliegen.

Da auf dem Festival bis zu 16 Konzerte gleichzeitig stattfinden, ist es nahezu unmöglich, alles zu sehen, zu erleben und mitzubekommen. In der Regel versucht man die Acts, die einem neu, interessant oder wichtig erscheinen im Vorfeld zu planen. Sowohl die Homepage, wie auch die Handzettel, die am Eingang gereicht werden, leisten hierbei Hilfestellung.

Ich werde daher nur die wichtigsten und beeindruckendsten Konzert in dürren Worten beschreiben. Man mag mir das verzeihen. Hin und wieder, bei der Besprechung einer Platte, kann dann noch mal die eine oder andere Anekdote einfliessen.

Fangen wir an mit

Nubya Garcia

Nubya Garcia auf dem North Sea Jazz Festival 2025

Nubya Garcia -Tenor Saxophon 

Jan Buizer, Mirelys Morgan – Violine 

George Dumitriu – Viola

Chieko Donker Duivis – Cello

Lyle Barton – Keyboards

Max Luther – Doublebass

Sam Jones – Schlagzeug

Nubya Garcia gehört zu den aktuell herausragenden Saxophonistinnen im Jazz. Auch auf dem North-Sea-Jazz-Festival war vor allem zu erkennen, wie offen sie mit den Formen und Einflüssen des Jazz umgeht. Sie zeigt sich überrascht, von der sehr positiven Resonanz und Größe des Publikums. Doch angesichts, der charmanten und sympathischen Art, die sehr offen mit dem Thema Erfolg umging, war das kein Wunder. Nubya Garcia ist ohne Frage ein aufstrebendes Talent, von dem man durchaus sagen kann, dass sie die Anerkennung der Szene schon hat. Ihr Name wird fortan zu den Großen gehören.

Aja Monet

Aja Monet auf dem North Sea Jazz Festival 2025

Aja Monet – Vocals

Marcus Strickland – Saxophone 

Brian Hargrove – Keyboards

Micah Collier – Bass 

Zach Morrow – Schlagzeug

Die Kunst der Aja Monet ist die Verbindung von Poesie mit Jazz. Ihre Lyrik gilt in dieser Kombination als wegweisend. Sie sieht sich in der Tradition der großen BeatkünstlerInnen, die ihre Vorträge als Life-Happings gestalteten. Die Verbindung mit Musik war zu jener Zeit nicht untypisch. Hatte heute etwas an Bedeutung verloren, aber Aja Monet greift diese vergangene Tradition wieder auf. Das ist wichtig und gut und sehr eindrucksvoll, aber auch etwas spröde, ernsthaft und nicht immer die leichteste Kost. Trotzdem und vielleicht gerade deshalb etwas, das man gerne mal erlebt haben sollte.

Terri Lyne Carrington – We insist 2025!

Christie Dashiell – vocals

Milena Casado – Trompete 

Matthew Stevens – Gitarre

Morgan Guerin – Bass, Saxophone

Terri Lyne Carrington – Schlagzeug

Terry Lyne Carrington ist eine renommierte, experimentierfreudig Jazz-Schlagzeugerin, über die es nicht viel zu sagen gibt, außer das man am Schlagzeug immer den Mut und die Freude habe muss, auch anderen Künstlern eine Plattform zu bieten. Sie tat und tut das. „We insist 2025“ ist ein Konzept, und vor allem eine politische Botschaft, die Terry Lyne Carrington zusammen mit einer Tänzerin zu einem Bühnenprogramm macht, das Jazz mit Protest und weiteren Kunstformen vermengt. „We insist!“ Ist dabei im Grunde eine Aufnahme von Max Roach, ihrem Mentor, aus dem Jahr 1960 im Rahmen der damaligen Protestbewegung, die sie wieder aufgriff, erneuerte und erweiterte. Allein das Vertrauen das Thema wieder aufzunehmen, aber auch darauf aufmerksam zu machen, gebührt Achtung und Respekt.

Norah Jones

Über Norah Jones etwas zu erzählen – das ist lediglich eine Ergänzung zu all den Anekdoten, die es schon gibt. Norah Jones hat jede Anerkennung im Jazz gewonnen, die sie verdient hat, und die möglich ist. Ihre Duette sind legendär. Ihre Hits ebenso. Im Grunde gibt es nichts, was sie falsch machen kann, und das Wagnis, sich nicht auf diese Lorbeeren zurückziehen, sondern auf dem North Sea Jazz Festival vor allem Material aus dem neuen Album zu spielen, war mutig, aber auch richtig. Norah Jones am Piano, weitgehend  solo ist ein eine verlässliche Größe und die Entscheidung, dieses Festival für die Vorstellung neuer Songs zu nutzen, war die Richtige. Sie beherrscht das Handwerk, und es bleibt zu sagen, dass nichts enttäuscht, alles aneinander anknüpft und damit einfach funktionierte.

Dora Morelenbaum

Dora Morelenbaum auf dem North Sea Jazz Festival 2025

Brasilianische Sängerin

Dora Morelenbaum – Vocals, Gitarre, Keyboard

Guilherme Lirio – Gitarre

Guto Wirti – Bass

Daniel Conceição – Schlagzeug

Dora Morelenbaum ist eine brasilianische Sängerin, die einer bekannten Musikerfamilie entstammt. Wer der Geschichte der Musica Populäre Brasileira, aber auch des Bossa Novas kennt, dem ist der Name Morelbaum durchaus geläufig. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Als Tochter der Sängerin Paula Morelbaum und des Musikproduzenten und Cellisten Jacques Morelbaum, wuchs sie in einem musikalischen Haushalt auf. Somit scheint es nur naheliegend, dass auch die Tochter sich der Musik widmet. Auf der kleinen Außenbühne, die vorbehalten ist für junge, aufstrebende Talente präsentierte sie ihr Erstlingswerk und wußte zu überzeugen. Dora Morelbaum wirkte professionell, erstaunlich gereift und transportierte die Geschichte der Morenlbaums mit eigenen Werken in die Neuzeit. Frischer, und ungestümer, aber kenntnisreich. Überzeugte so, dass die Platte nun im Regal steht. Aber ich erwarte noch mehr von ihr. Und das wird kommen.

Thee Sacred Souls

Thee Sacred Fouls auf dem North Sea Jazz Festival 2025

Soulgruppe

Josh Lane – Vocals

Sal Samano – Bass

Alex Garcia- Schlagzeug

Thee Sacred Souls wirbeln einen zurück in die große Zeit des Fouls. Mit ihnen wachen die Sechziger und frühen Siebziger wieder auf. Die Show, das Design, der Ausdruck, der Sound sowieso, alles war abgestimmt auf eine Zeit, die die wenigsten von uns erlebt haben, aber die meisten von uns ersehnen. Immerhin fallen einem alle großen Namen ein, wenn man sie hört, und dann schwelgt man. Alles eigenständig, keine Cover, und dennoch eine der authentischen Zeitreisen, die man machen kann. Sie befinden sich bei dem Label, bei dem schon Charles Bradley und Sharon Jones groß wurden, und damit in der richtigen Gesellschaft, um die Fackel und das Erbe weiter zu tragen. Das hat sein Reiz und es war schön sie zu erleben. Man will es ja nicht glauben, wenn man es auf dem Vinyl hört. Aber sie können das, ganz zweifellos und unbedingt.

Ohma Lay

Ohma Lay auf dem North Sea Jazz Festival 2025

Über Ohma Lay gibt es nicht soviel zu sagen. Nur eine Handvoll Worte. Afrobeat ist in Deutschland nur eine exotische Randerscheinung, die von Hand zu Hand weiter gereicht wird. Die Wissenden können eine Palette Namen aufzählen und hin und wieder verirrt sich einer davon in unsere Gefilde. Die Niederlande feiern sowas jedoch in der größten Halle unter Jubel und singen mit. Ohma Lay, denn ich zu meiner Schande nicht kannte, sorry, räumte auf und ab. Das war eine geradezu sakrale, wilde Show mit vielen Elementen, vollkommen unsichtbaren Musikern und ungenannten Sängerinnen, aber eine Party auf dem Floor. Und von daher: Der Mann hat das schon drauf. Das kann man lassen. Und er hatte Hits, die ich wenigstens mal gehört hatte, aber irgendwie in der Gänze verpasste. Hier , im Mas vom Ahoy, war das fetter, feinster, frecher Afrobeat von der besten Sorte.

Samara Joy

Samara Joy – Vocals 

Kendric McCallister – Tenor Saxophon

Jason Charos – Trompete

Donavan Austin – Trombone

Connor Rohrer – Piano

Paul Justin Sikivie – Bass

Evan Sherman -Schlagzeug 

Was soll man über Samara Joy noch sagen? Die Frau hat einen Berg Alben herausgebracht, die beweisen, dass sie im Vocal Jazz die wahrscheinlich angesagteste Interpretin der Klassiker ist. Und das in einer Bescheidenheit und Freundlichkeit, die staunen macht. Samara Joy ist die Höflichkeit und Zurückhaltung mit einer gleichzeitigen Größe und dem Können, dass sie in einer Reihe mit ihre Vorbilder stellt. Pefektion und alles was dazu gehört. Keine Ahnung, wie ich das noch ausdrücken kann. Ich hatte sie ein paar Tage zuvor im Tollhaus, Karlsruhe verpasst. Wird mir nicht mehr passieren.

Béla Fleck/Edmar Castaneda/Antonio Sanchez

Bela Fleck, Edmar Castaneda und Antonio Sanchez auf dem North Sea Jazz Festival 2025

Béla Fleck – Banjo

Edmar Castaneda – Harfe

Antonio Sanchez – Schlagzeug

Wenn man von dem weltbesten Banjospieler spricht, dann fällt der Name Bela Fleck. Und das nicht zu Unrecht. Bela Fleck gilt als bescheiden, und zurückhaltend. Daher beweist er seine Fähigkeiten eher damit, dass er immer wieder neue Kooperationen und Sessions mit ganz anderen Musikern wagt. Das Konzert im North Sea Jazz Festival zeigt einmal mehr, welche Möglichkeiten das Banjo bietet, wenn es Bela Fleck spielt. Ursprünglich im Bluegrass beheimatet, schreckt er nicht davor zurück, auch Jazz- und Klassikstücke einzuspielen. In der Kombination mit Edmar Castaneda an der Harfe und Antonio Sanchez am Schlagzeug zeigten die drei Musiker, was möglich ist, wenn man die bekannten Pfade verlässt. Auch Edmar Castaneda ging dabei mit der Harfe weiter als man vermutet hätte. Ein ungewöhnliches, faszinierendes Konzert.

Amsterdam Funk Orchestra 

Amsterdam Funk Orchestra auf dem North Sea Jazz Festival 2025

Lilian Vieira – Vocal 

Babette Jane, Matthijs Klinkert  – Alt-Saxophon 

Efraïm Trujillo – Saxophone 

Jiri Rutten, Pablo de Haas – Tenor- Saxophone 

Annette Greeuw de – Baritone-Saxophone 

Coen Hamelink, Leia Lin, Leo Alleman, Luc Stakenborg  – Trompete

Lucas Figueiredo Santana – Leitung, Flöte 

Arjan van Zuuk, Ody Delis, Ron van Twuijver, Siûrd Bartstra – Trombone 

Ivo Meijer – Gitarre

Jina Sumedi – Keyboards 

Corné Los – Bass  

Lucas Roorda – Schlagzeug 

Bart Dijkstra, Mohan Chandie Shaw – Percussion

Das Amsterdam Funk Orchestra ist sowas wie ein Hoffnungsträger. Bei lokalen Acts, die aus den Niederlanden stammen, hat das North Sea Jazz Festival ein gutes Händchen und versucht das internationale Niveau zu halten. Insofern darf man neugierig sein, und sollte es nicht unterschätzen, denn wer dort auftritt, hat es verdient. Das Amsterdam Funk Orchestra kam dabei in großer Stärke auf die kleine Frei-Bühne und füllte sie, sowohl vom Sound, wie auch von der Anzahl ihrer Musiker vollkommen aus. Da ihr aktuelles Album stark vom brasilianischen Sound beeinflusst ist, stand dieser – mit allen afrikanischen Einflüssen – im Vordergrund. Und was die Musiker dabei ablieferten, konnte sich sehen und hören lassen. Fette, satte Sounds, funkige Grooves, knackige Beats und die passende Gesangsleistung von Lilian Viera. Das Amsterdam Funk Orchestra war eher eine zufällige Entdeckung. Ich hatte sie nicht auf dem Schirm, da sie mir bisher unbekannt waren. Sind sie nun nicht mehr.  Gute Leute. Tolles Konzert. Darf man nicht übersehen.

Plattenladen in Karlsruhe: Dixigas-Records

Plattenladen in Karlsruhe: Dixigas-Records

Dixigas-Records in Karlsruhe, Ebertstraße (am Bahnhof)

Wenn das Gute liegt so nahe. Über Dixigas-Records wollte ich schon lange ein längeres Feature schreiben. Tatsächlich, das muss ich gestehen, liegt ein großartiges Interview auf Halde, dass seiner Veröffentlichung harrt. Ob es ein Podcast wird ist noch nicht ganz sicher, aber tendenziell komme ich auf das Thema sowieso nochmal zurück. 

Aktuell, in diesen Tagen, hat es Dixigas geschafft, an Ladenfläche, Lagerbestand und Zahl der Platten in Karlsruhe eine führende Stellung einzunehmen. In der Nähe des Bahnhofs angesiedelt, und damit in 5 Minuten auch von Auswärts in Karlsruhe erreichbar, liegt der Laden geradezu ideal. Theoretisch also in der Umstiegszeit zwischen zwei Zügen zu erreichen. Die Bahn räumt durch ihre derzeitige Politik bestimmt weitere Möglichkeiten ein.

Dixigas-Records in Karlsruhe, Ebertstraße (am Bahnhof)

Neben einem umfassenden Rock- und Pop-Angebot, bietet Dixigas auch in einigen Nebenthemen und -Genres ein mehr als ausreichendes Sortiment. So dürften sie nicht nur im Jazz- und Metalbereich für die Meisten der Sammler einige Schnäppchen haben, auch Psychobilly, Independent, Country, sowie viel Seltenes und Obskures verbirgt sich in den Rollkästen unter den Tischen. 

Wichtig: Die Inhaber sind die Nettesten, und haben ein offenes Ohr für Sonderwünsche und Themen, die nicht ganz so geläufig sind. Mittlerweile haben auch die CDs zugenommen, und im Sales-Bereich, in dem sich Cheapos tummeln, gibt es so manche übersehen Perle zu finden.

Dixigas-Records in Karlsruhe, Ebertstraße (am Bahnhof)

Die beiden Inhaber Martin Christoph (Tex Dixigas) und Marco Sommer haben einen Fundus an lexikalischem Wissen und Anekdoten, mit denen sie jedem Sammler und jeder Sammlerin hilfreich zur Seite stehen. Der Laden ist sowieso für geübte Augen gespickt mit Relikten aus dem umfangreichen Musik-Leben der Beiden. Keine Scheu, sie sehen es als ihre Aufgabe an, dass Entdeckungen gemacht werden.

In unregelmäßigen Abständen, aber immer mal wieder trifft man sich auch mal abends zur gemütlichen Runde und einem Ladenkonzert. Oder eine Plattenversteigerung, oder etwas ähnlichem, was zur kulturellen Bereicherung der Szene beiträgt. So ist Dixigas-Records nicht nur ein reines Geschäft, sondern die Basis für viele Aktivitäten, die daran anknüpfen und somit ein weites Netz durch die Szene spannen. Tex Dixigas ist als DJ genauso anzutreffen (auf Querfunk oder im „Electric Eels“) wie als maßgeblicher Sammler und Kopf hinter dem Projekt „Karlsruher Archiv“ (das sich auch auf diesen Seiten austobt).

Dixigas-Records in Karlsruhe, Ebertstraße (am Bahnhof)

Auch Neuware findet sich vermehrt bei Dixigas. Eines der Augenmerke ist die hiesige Szene, die ihr eigenes Fach hat, und für alle Interessierte an Fundus an Talente bietet. Von denen man sowieso viel zu wenig weiß. Dixigas Records gab es zwar schon in einer Art Untergrund (Kellergeschäft) seit einigen Jahren, doch hat nun ein stabiles und wichtiges Standbein in Stadt, an dem man schwerlich vorbeikommen dürfte.

Ganz nebenbei: Achtet auch auf ihre Discogs-Geschichten, oder fragt sie einfach, wenn ihr was sucht, denn es gibt noch einiges mehr, als das was ihr im Laden findet.

Externer Link: Dixigas auf Discogs- https://www.discogs.com/de/seller/Dixigas_Records/

Externer Link: Dixigas online – https://dixigas-records.de/

Badi Assad und Anna Trea am 07.08.2025 im Tollhaus Karlsruhe

Badi Assad und Anna Trea am 07.08.2025 im Tollhaus Karlsruhe

Anna Trea und Badi Assad am 07.08.2025 im Tollhaus Karlsruhe

Das Treffen zweier Generationen. Anna Trea und Badi Assad gelten beide als bekannte Vertreterinnen der brasilianischen, aktuellen Musik. Nun ist die brasilianische Musik eine der reichhaltigsten der Welt und geschätzt ist die Zahl derjenigen, die öffentlich auftreten, singen oder in Brasilien ein Instrument beherrschen beinahe unendlich. Der Strom der Talente ist faszinierenden und kommt nur in Bruchstücken in Europa an. 

Die Karriere von Badi Assad darf sowohl in ihrer Virtuosität, wie auch in ihrer Bedeutung als herausragend gelten. In der Vergangenheit gab es zum Beispiel Zusammenarbeiten mit Larry Coryell, die vor allem ihre Leistung als Gitarristin in den Vordergrund stellte. Anna Trea, die im Tollhaus das dritte gemeinsame Konzert auf der aktuellen Tournee, mit Badi Assad bestritt und zum erstenmal in Deutschland unterwegs war, nannte Badi als eine der Gründe, warum sie überhaupt zur Musik kam. Anna Trea, vor allem tänzerisch ungestüm und mutig, sowie charmant, unterstütze Badi Assad sowohl am Bass, wie im Gesang. 

Gemeinsam ist ihnen das Spiel mit Tönen, Lauten, Geräuschen der Vögel, des Waldes und der kompletten Fauna. Sie benutzen ihre Körper für Percussion, produzieren mit ihnen einen Rhythmus, den sie mit ihrem Gitarrenspiel begleiten, und dem Gesang veredeln. Unterschiedliche Temperamente, gemeinsam im Spiel vereint. Es trennen sie zwanzig Jahre, doch harmonierten sie als wären sie für einander bestimmt. 

Anna Trea und Badi Assad am 07.08.2025 im Tollhaus

Aufgeteilt in einen gemeinsamen Teil, einem Solopart von jeweils drei Stücken für jede für von ihnen um wieder zu einem gemeinsamen Abschluss zusammen zu kommen. Anna Trea, die vor einem ihr unbekannten Publikum auftrat, konnte mit Witz und einer entwaffnenden Ehrlichkeit alle für sich gewinnen, ins Portugiesische einführen, und eine Spannbreite ihres Könnens, so überzeugend präsentieren, dass einem Wiedersehen nichts entgegenstehen wird.

Alles allem, war es ein leichtfüßiges, swingendes, von entspannter Lässigkeit geprägten Konzert. Badi Assads Spielweise und Vortrag beinhaltet eine bewundernswerte Professionalität, in der ihr Anna Trea in nichts nachstand. Sie ergänzten sich, unterstützen sich, hatten eine ansteckende Spielfreude und damit ein Experiment vollbracht, das als Duo ganz ausgezeichnet funktionierte. Anna Trea spielte dabei die Rolle, des solistisch begabten Bassisten, während Badi Assad an einer kunstvoll gefertigten Gitarre mit leichter Hand Melodien formte, die von dem Schatz der brasilianischen Musik erzählten. 

In der Authenzität empfehlenswert. Und eine gute Lehrstunde über das Vermögen, dass zwei Talente in ihrer Zusammenarbeit fördern können. Anna Trea sollte man sich merken, Badi Assad sowieso.

Roberto Fonseca im Tollhaus, Karlsruhe am 06.08.2025

Roberto Fonseca im Tollhaus, Karlsruhe am 06.08.2025

Roberto Fonseca im Tollhaus am 06.08.2025
Roberto Fonseca im Tollhaus am 06.08.2025

Kubanischer Flair ist angesagt, wenn Roberto Fonseca auftaucht. Bewandert im Jazz, virtuose am Klavier, begeisterte er sein Publikum im Tollhaus. Alles gespickt mit Reminiszenzen an den berühmten Buena Vista Social Club. Umgeben von einer Begleitband, deren Mitglieder auch als Solisten glänzten, konnte Roberto Fonseca am Klavier seine Liebe zu den Klassikern genauso zeigen, wie seine Leidenschaft für Mambo, Salsa und der afro-kubanischen Musik überhaupt. 

Schlagzeug und Percussion, sowie ein Stehbass, boten neben dem Bläsern (Bariton-,Tenorsaxophon und Trompete) ein solides und stabiles Fundament für die Vorstellung seines aktuellen Projektes und ein durchtanztes Konzert. Bekannte Melodien mischten sich unter seine neuen Kompositionen. So klang, in einem lateinamerikanischen Kleid, plötzlich der Refrain von Hey Jude auf, riss das Publikum mit, begeisterte zum Mitsingen und leitete über in verwegene Rhythmen. 

Jeder Musiker konnte mit einem ausschweifenden Solo überzeugen, und jedes Solo ging wiederum über eine gut choreographierte und eingespielte Rhythmik über, die die Band wieder aufnahm. Roberto Fonseca konnte als Entertainer überzeugen. Charmant kündigte er den nächsten speziellen Song an, der dieses mal aber wirklich – wie schon zuvor – speziell war, weil eine Hommage an einen berühmten Kollegen aus Kuba oder Oscar Peterson oder gar Glenn Gould war. Er verwies gerne auf seine großen Vorbilder, um dann mit Begeisterung und ständiger Freude an der Improvisation und dem Spiel mit Umwegen zur Melodie wieder zurück zu kehren in den Hafen seiner Kompositionen. 

Kuba hat ein reiches musikalisches Erbe, und eine wilde Geschichte, die ihre Einflüsse in der Musik geltend macht. Roberto Fonseca hat die Gabe all das in seinem Spiel zu vereinen. Der Jazz ist ihm so nahe, wie die Tradition der Tänze, so daß das eine nicht ohne das andere auskommen mag. Und unmerklich schlechte sich dann immer eine verzwickte Reise in Verwandtes und Bekanntes ein.

Roberto Fonseca im Tollhaus am 06.08.2025
Roberto Fonseca im Tollhaus am 06.08.2025

Alles funky genug, um immer wieder tanz- und nahbar zu sein. Selbst als man nur an einem Tisch saß, für einen kurzen Moment, die Atmosphäre einer Bar und eines späten Abends aufkam, wirkte die Truppe diszipliniert. In ihrer erstaunlichen Gelassenheit und sichtbaren Freude, so eingespielt und abgestimmt, das die Percussionenelemente saßen, die Trompete und das Saxophon die Grundlage für eine wiegende Melancholie bot und es immer nur ein kurzer Schritt zur Ausgelassenheit war. Sie konnten das alles mit einer Leichtigkeit, die ich schon einmal im letzten Jahr in Rotterdam auf dem North Sea Jazz-Festival bewundern konnte. 

Roberto Fonseca gehört seit dem zum Pflichtprogramm, und den aktuell wichtigsten Vertretern und Erneuerern der kubanischen Tradition. Die Verschmelzung mit den afro-amerikanischen Wurzeln trägt zur Authentizität, aber auch zur Kunstfertigkeit bei. So kann das gerne noch weiter gehen. Und das wird es. Mit Sicherheit.