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Schlagwort: Lounge

Das Kirsten-Rosa-Trio im Musentempel am 19.09.2025

Das Kirsten-Rosa-Trio im Musentempel am 19.09.2025

Das Kirsten Rosa Trio im Musentempel in Karlsruhe am 19.09.2025
Das Kirsten Rosa Trio im Musentempel in Karlsruhe am 19.09.2025

Pures Understatement. Das Kirsten Rosa Trio agiert noch wie ein Geheimtipp. Ein Auftritt in meiner Nachbarschaft. Den ich leider verpasste. Einige Zeit später im Musentempel. Wem es so geht wie mir: Der Musentempel ist in der Nähe des Kulturzentrums Tempel in der Hardtstraße. Derselbe Hinterhof. Dasselbe Areal. Ein anderer Eingang. Wenn man links am Tempel vorbeigeht, und dann die Rückseite des daneben stehenden Gebäudes betritt. Das ist der Musentempel. 

Von der Location ausreichend für 100-150 Menschen, ist der Musentempel ein gut ausgestatteter Veranstaltungsraum mit einer angenehmen Akustik und einem sachlichen, aber atmosphärisch angemessen Ambiente. 

Am Bösendorfer Piano begleitete Ludger Donath die Vokalistin Kirsten Rosa und die Bassisten Kathrin Kaiser durch einen Abend mit Jazz-Standards und Werken, die wie das Bossa Nova-Stück von Antonio Carlos Jobim, die Randbereiche bis zum Soul abdecken. 

Mit ausdrucksstarker Stimme führte Kirsten Rosa durch eine kleine Jazz-Reise, die mit akzentuierter Instrumentierung weite und sehr unterschiedliche Bereiche des ruhigen, zurückgelehnten Lounge-Feelings aufkommen liessen. Eine Reise durch Bars, Spelunken, Beziehungen, Selbstbestätigungen und der Liebe zum Zuckerhut. 

Charmant und mit Unterstützung von Joe Reeves band sie das Publikum in eine swingende Parade, in dem er den Soul-Crooner bot und sie das Spektrum der frühen Jahre versiert dem Publikum nahe brachte. 

In dieser Konstellation ist diese Formierung noch sehr jung. Seit 2024 bereichern sie die hiesige Jazzszene und decken mit der klassischen, zurückhaltenden Besetzung jenes Genre ab, in dem sich bekannte Gruppierungen ihre Sporen verdienten. Viel Raum für Improvisation, der Stimme und der coolen Interpretation am Bass und dem versierten, lockeren Spiel von Ludger Donath.

Das Engagement einen eigenen Auftritt vollständig zu organisieren gebührt Respekt. Vor allem, da sie es nicht nur geschafft hatten, den Saal voll zu bekommen, sondern auch das Publikum durchgehend zu begeistern und schließlich bis zur Zugabe von den Stühlen zu bewegen.  

Das Kirsten Rosa Trio hat ein reiches Repertoire an gut ausgesuchten Werken aus dem reichhaltigen Fundus, dass sie mit Begeisterung und einem ehrlichen Gefühl für Sound und Groove nahebringen. Wir werden uns wiedersehen. Achtet auf die kleinen Hinweise. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass sind so kleine, versteckte Guerilla-Auftritte, die sich in die Umgebung schleichen. Augen auf. Es lohnt sich.

Boozoo Bajou – Grains

Boozoo Bajou – Grains

Es ist ja so, wenn das Ding mit 45 RPM abläuft, dann ist es eine Maxi. So gesehen, ist das Doppelalbum von Boozoo Bajou eine Werkschau, die aus zwei Maxis besteht. 45 RPM ist ein Geschwindigkeit, die mir für das filigrane Intro, dass sich orgelnd heranschleicht, fast zu hektisch wirkt. Mit einem sehr zurückhaltendem Tempo begleitet Boozoo Bajou in die Nacht. Der Rhythmus des Tages ist noch nicht ganz vergangen, aber wir kommen jetzt zum gemütlichen Teil. Da ist der Soul, der verhaltene Jazz, und einfach viel Zeit.

Verlässlich unaufgeregt, mit einer gewohnten Coolness, mündet die erste Seite in einem atmosphärisch dichten Instrumental Teil, der zum Loop und der verharrenden Betrachtung der Welt einlädt. Boozoo Bajou spielen zum gepflegten, aber leisen Swing auf, immer bedacht darauf, dass das Fingerschnippen noch möglich ist.

Boozoo Bajou ist ja immer auch ein Projekt, in dem man alten Bekannten wieder begegnet. Stimmen, die man andernorts schon schätzen gelernt hat. So ist es vor allem Rumer, die in den Vocals und der sehr reduzierten Begleitung in „Same Sun“ angenehm überrascht. Fast akustisch anmutend, leitet die Ballade die zweite Seite ein.

In der Zusammenarbeit erweist sich Rumer als Glücksgriff. Die Vocals, getragen von einem sehr differenzierten, atmosphärischem Sound, der Anleihen in vielen Sparten macht, sind allgemein in ihrer Ruhe und betonten Verlangsamung harmonisch und dicht – so auch Bernd Batke, Eric Dupperay und Stefan Prange – , jedoch ist die warme, klare Stimme von Rumer hervorstechend und wirkt so zugehörig, dass man sich wundert, warum erst hier und jetzt.

„Fürsattel“, der Abschluss der zweiten Seite, bietet, fast als wäre es das Konzept, ein kammermusikalisches, verspieltes Werk, das beschwingt in die zweite Scheibe leitet.

Allgemein gönnt sich Boozoo Bajou eine fast vermisste Länge der Stücke. Heute ist es eher selten, wenn Songs und Werke der Künstler 3 Minuten erreichen. Stream und die Werbung über soziale Medien führt zu einer starken Verkürzung und eine dementsprechenden Aufmerksamkeitsspanne. Der Markt passt sich an. Boozoo Bajou nehmen sich die Minuten, die es braucht, das auszubreiten, was möglich ist. Wenig ist unter 5 Minuten, das Meiste überschreitet locker die 6 Minuten, und man ist froh darüber. Manches darf auch gerne nie enden. Und die Reise kann gerne weitergehen. 

Rumer steigt bei drei Stücken ein und zwei sind umgeben von instrumentalen Werken, als würde es sich fast verbieten, einen direkten Vergleich anzustellen. Sparsam instrumentiert bleibt ihrer Stimme genug Raum um charismatisch einen prägenden Eindruck zu hinterlassen. Das ist faszinierend, und vergleichbar mit einer Sade oder ähnlichen Stimmen, die fast zeitlos an uns haften bleiben. 

Instrumental bleiben Boozoo Bajou immer im Downtempo, immer in der Entwicklung, die behäbig von statten geht, Gewöhnung und Wohlfühlen zulässt. Das kommt in kleinen Schritten mit humorvollen Titeln, wie „Kinder ohne Strom“ und „Tonschraube“.  Wer den Soundtrack auf dem Spaziergang durch die Nacht braucht, die Lichter bewundernd anschaut, und den Herbst genießt, für den ist das was.