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Schlagwort: Soul

Das „Karlsruher Archiv“ – ein paar Worte zum Projekt

Das „Karlsruher Archiv“ – ein paar Worte zum Projekt

Das „Karlsruher Archiv“ - Bands und Musikerinnen in Karlsruhe und Umgebung.
Das „Karlsruher Archiv“ – Bands und Musikerinnen in Karlsruhe und Umgebung.

Vorneweg: Das „Karlsruher Archiv“ ist aktuell nur ein Arbeitstitel. Ob er beibehalten wird, oder aber langfristig die richtige Bezeichnung für das Projekt ist – das ist im Augenblick noch nicht festgeschrieben. 

Die Idee ist einfach. Karlsruhe hat – wie jede andere Stadt – eine reichhaltige Musikgeschichte. Das geht quer durch alle Genres, Vereine, Singkreise und Zeiten. Einiges ist durchaus dokumentiert. Es gibt ein paar Bücher, aber auch manche Webseiten haben in der Vergangenheit Gutes geleistet und sind zu loben. Ich werde in den folgenden Tagen noch darauf zurückkommen.

Unter https://jazznrhythm.com/bands-musikerinnen wird es erstmal nur ein wachsendes Listing mit Bandnamen und MusikerInnen geben. Wenn weitere Informationen auftauchen, dann werden sie auf einer eigenen Seite zur jeweiligen Band hinzugefügt. Einzige Voraussetzung, die es derzeit gibt: Es muss irgendeinen regionalen Bezug zu Karlsruhe oder der näheren Umgebung geben.

Dieser Bezug kann – von Fall zu Fall – weiter gespannt als vorgesehen sein. Manche MusikerInnen haben mehrmals den Wohnsitz gewechselt und sind, obwohl sie lange Zeit in Karlsruhe beheimatet waren, mittlerweile ganz woanders verortet. In bestimmten Fällen ist es eher das Plattenlabel, dass seinen Wirkungskreis in der Region hat.

Die Entscheidung, wie der Bezug zu Karlsruhe aussieht, fällt manchmal nicht leicht, und ist immer auf den Einzelfall gemünzt. Das kann diskutiert werden, aber soll auch in der Beschreibung der Band-Seite hervorgehoben werden.

Zu den wenigsten Namen liegen relevante Informationen vor. Die meisten Bands haben nur kurzzeitig in der hiesigen Szene gewirkt und sind entweder in neue aufgegangen oder das Hobby Musik ist anderen Interessen gewichen. Es besteht die Hoffnung, dass wir etwas von dem Enthusiasmus erhalten können. So interessiert uns weiterhin jede Band, auch wenn sie nicht mehr existiert. In vielen Fällen sind die Übergänge zu weiteren musikalischen Projekten fließend. Aus Band A ging Band B hervor, die Musiker waren vorher in einem Schulprojekt, einem Orchester oder einem Singkreis. Nichts fällt vom Himmel, nichts entsteht aus sich selbst.

Es gab eine gewisse Skepsis, ob wirklich jedes Genre Einzug in das „Karlsruher Archiv“ erhalten soll. Auch welche, die sich z.b. nicht durch eigenständige Werke, sondern eher durch die Interpretation fremder Stücke, auszeichnen. Die Entscheidung fiel gegen eine geschmackliche Eingrenzung. So manche musikalische Biographie zeigt große Wechsel zwischen den Genres auf. Heute in der Tanz-Combo, morgen in der Rockband und dazwischen eventuell Volksmusik – das ist nicht so ungewöhnlich, wie es sich vielleicht anhört. 

Zugegeben, das Archiv ist eine sehr aufwändige, langfristige und langwierige Aktion. Es bedarf Hilfe und Information. Viele Namen tauchen nur noch in Notizen auf. Es fehlen die Besetzungslisten, die Diskografien und beteiligten Personen. Es fehlen vor allem Anekdoten, historische Einordnungen und Bezüge. Wer etwas weiß, darf sich gerne an andreas@jazznrhythm.com oder an die Jungs von Dixigas-Records wenden. (https://dixigas-records.de/) . Tex Dixigas sammelt seit vielen Jahren alles was es an Tonträger aus der Region gibt, und ist sehr an weiterem Material interessiert. jazznrhythm.com hat dabei das Vergnügen, sein bestehendes Archiv zu sichten und chronistisch aufzuarbeiten. Helft mit, wenn euch der eine oder andere Name bekannt vorkommt.

IRMA – Neue Veröffentlichungen 05.2025 (Teil 1)

IRMA – Neue Veröffentlichungen 05.2025 (Teil 1)

IRMA Veröffentlichungen

Ein paar Labels haben es geschafft meine Aufmerksamkeit mehr auf ihre Veröffentlichungen zu richten, als tatsächlich auf ihre KünstlerInnen. Das ist nicht ganz fair. Was wären die Labels schließlich ohne ihre KünstlerInnen? Doch Labels, wenn sie gut und enthusiastisch geführt sind, können eine kuratierende Aufgabe haben. Große Jazzlabels waren immer schon Qualitätsmerkmale. Bei manchen kann man ungehört die neuen Veröffentlichungen erwerben, und macht selten einen Fehler.

IRMA ist ein italienisches House, Soul und Acid Jazz Label. Alle drei Genres bedienen sie mit allen relevanten Subgenres, den Einflüssen brasilianischer Musik und den Experimenten diverser DJs im Umfeld.

Das führte dazu, dass viele Künstler, die einst in den Popjazz-Wellen, die über England schwappten, prägende waren, plötzlich nach Jahren ihre Heimat bei IRMA fanden. 

Während andernorts Wellen gerne abgelöst werden, und dann gnadenlos verschwinden, gab es in Italien vor und nach AcidJazz, NuSoul, Urban Soul und wie immer man all das nennen wollte, genau diese Richtungen, allerdings niemals mit den genannten Bezeichnungen. Der leichte, durchaus vom Jazz beeinflusste Sound, den vor allem DJs schätzten, weil es immer noch tanzbar blieb, war ein Element, dass dann wahlweise als moderne italienische Musik, oder House oder Disco oder in einer gesunden Mischung davon, auf hundert Compilations zu finden war.

Auf IRMA wurde ich genau auf diesem Weg aufmerksam. Ich stolperte geradezu über ihre Sampler. Sie brachten sie eine Zeitlang  im Stakato heraus. Großartige, ständig neu zusammengestellte Mischungen, bewährter Künstler wie Jestofunk, Gazzara, Bossa Nosta und Sarah Jane Morris. Stoff, der tauglich für den Tanzboden und Cocktailabende war. Die Veredlung großartiger Soulnummern , aber auch die Verehrung für Jazz-Klassiker.

Was dabei ein bißchen aus dem Fokus geriet, das war das IRMA ein durchaus aktives, innovatives Label mit Platten war, die es verdient hatten unter Namen den vertretenen MusikerInnen zu betrachtet zu werden. Wie üblich gab es natürlich auch hier viele Kollaberationen und Zusammenarbeiten, Remixe von KollegInnen und EPs, die irgendwie untergingen, aber später wieder auf dem nächsten Sampler auftauchten. 

Was mich im Zusammenhang mit Streaming und Online-Shops immer störte, ist, dass es fast nicht möglich ist, ein Label als ordnendes Kriterium zu nutzen. Soll heißen: Wie konnte man das unendliche Angebot eines Musikanbieters auf ein Label konzentrieren und Filtern? IRMA nutzte oft den eigenen Namen als Titel einer Compilation, aber ansonsten war es eine Suche , die nur über die beteiligten Künstlerinnen funktionierte

Deswegen werde ich in den nächsten Tagen das ein bißchen vereinfachen, und die aktuellen bzw. Kommenden Neuveröffentlichungen des Labels vorstellen. Ich werde selbstverständlich auch ein paar historische Sampler erwähnen, die heute noch in den Streamingdiensten oder auf den großen Online-Plattformen erhältlich sind. Anderseits, und das in eigenem Interesse, bin ich ständig an den Vinylausgaben interessiert.

Die weiteren Teile folgen in den nächsten Tagen.

Externer Link:

IRMA – https://www.irmagroup.com/

Lake Street Dive (Support: Alisa Amador) im Rockefeller, Oslo am 14.02.2025

Lake Street Dive (Support: Alisa Amador) im Rockefeller, Oslo am 14.02.2025

Lake Street Dive im Rockefeller, 14.02.2025

Valentinstag. Luftballons und Blumensträuße waren in der ganzen Stadt unterwegs. Und vor dem Sentrum mal wieder eine gigantische Schlange für Father John Misty.  

Bei Lake Street Dive im Rockefeller schien es nicht so drängelnd. Aber das sollte sich ändern.

Ich hatte ihn bisher noch nie erlebt. Dieser ,nennen wir ihn mal, Taylor Swift-Effekt. Wenn junge Frauen, den Song mit voller Begeisterung und Lautstärke mitsingen, der Bühne entgegen schreien, sich freuen, nach vorne deuten und fast die Musik übertönen. Lake Street Dive also. Wieder etwas gelernt.

Die Überraschung des Abends war – ohne Zweifel und ohne, das jemand widersprechen kann – Alisa Amador. Die mit einer Handvoll Stücke, einem minimalen Synthesizer und einer Bassistin – während sie selbst Gitarre spielte und sang – das Publikum, und damit meine ich alle, dazu brachte sich einfach so ihn sie zu verlieben. Das ging so schnell und rasch, mit einfachen Worten und Charme. Nicht wissend wie einem geschah.

Alisa Amador im Rockefeller, Oslo, 14.02.2025

Zu einem Teil englisch, zum anderen spanisch, bot sie einen gelassenen Folkpop an. Und alle nahmen ihn dankbar ein. Melodien, die griffig genug waren, um sie wieder zu hören. Wieder zu hören. Und wieder zu hören.

Ganz klarer Höhepunkt: Der Gesang, der plötzlich von ihrer Begleiterin übernommen wurde. Fast gleichwertig. So das die Verwunderung zum Applaus wurde. Aber der Wunsch blieb: Man möchte mehr davon. Alisa Amador war als Support nur ein wunderschöner Moment. 

Lake Street Dive räumten die Bühne so leer, dass kein Monitor, keine Lampen, keine weiteren Boxen zu sehen waren. Die Location war im Grunde geräumt. Ein Gitarrist, ein Keyboard-Spieler, Drums, eine Bassistin und die Sängerin Rachael Price. Das war schon faszinierend leer und weitläufig. 

Im Grunde eine Country-orientierte Band, die mit Jazz und Soul  Einflüssen eine Art Westcoast-Sound spielt, der mit Blues flirtet und seine Herkunft eben in Nashville hat. Das funktioniert bereits seit Jahren so gut, dass die Diskografie umfangreich und die Gefolgschaft treu ist. 

Das ist tanzbar, eingängig und in jeder Beziehung professionell und mit leichter Feder so gestaltet, dass es angenehm und eingängig bleibt. 

In all den Jahren hat sich ein Repertoire angesammelt, das in der Halle in den ersten Sekunden erkannt und verstanden wurde. Es wurde mitgesungen, getanzt, gefeiert. Lake Street Dive schaffen es, ihre wichtigen Botschaften in einer zeitlosen Musik zu packen, die alles mitnimmt, was um und seit den 70er geschah. 

Die schönsten Momente und damit Höhepunkt der Show, waren genau jene drei Songs, bei denen sie sich umeinander scharrten, das Mikrofon teilten, und ohne Drums oder breiten, fetten Keyboard-Parts, – die sie locker können – das minimierten, was sie ausmachte: Die Liebe zum Soul und den Folksongs der Cowboys. Die kräftige Stimme von Rachael Price, das Stehbass von Bridget Kearny, sowie Akie Bearmiss, an einem Minikeyboard, das sich in eine Mundharmonika wandelt und nicht zu vergessen Mike Calabrese allein Perkussiv – das war erdverbunden, nah, live und großartig.

Und jetzt nochmal zum Anfang: Die Zugabe, angefangen mit dem alten Soul-Klassiker von Darly Hall und John Oates „Rich Girl“ war der Punkt, an dem sowieso alle tanzten. Aber die Begeisterung rechts von mir, war ansteckend und faszinierend. Hey, das ist eine wunderbare Zeit, in der Frauen die Musik prägen, ihre Songs finden und sie Wort für Wort auswendig können. Zähle mir die Superstars der aktuellen Charts auf und wir landen genau bei solchen Szenen, die von einer kraftvollen Identifikation und Selbstbestimmung erzählen. 

Für den letzten Abend in Oslo genau das richtig. Ist schon sehr cool hier in Oslo. Kann man lassen.

Externer Link: Alisa Amador –https://alisaamador.com/

Externer Link: Lake Street Dive – https://www.lakestreetdive.com/

Externer Link: Rockefeller – https://www.rockefeller.no/

Sandie Wollasch im Laden Zwei, am 08.02.2025

Sandie Wollasch im Laden Zwei, am 08.02.2025

Wir sind schon fast darüber weg. Manche vergessen es schneller. Die Welt bewegt sich im Augenblick sehr geschwind und tagtäglich verändern sich genau die Dinge, an deren Normalität wir glaubten.

Während der Corona-Zeit gab es verschiedene Ideen und Initiativen. Einige dieser Ideen habe ich mir selbst auf die To-Do-Liste geschrieben, um sie noch mal näher zu betrachte. Interviews zu starten und sie hier zu verewigen. Was auf der To-Do-Liste steht, das verschwindet natürlich nicht, aber manches andere drängt sich in den Vordergrund. Daher noch mal ein paar Worte zum Laden zwei und Sandie Wollasch.

Auf YouTube finden sich Konzerte, die im Laden Zwei genau zu jener Zeit stattfanden, in denen eigentlich keine Konzerte möglich waren. #loveistheanswerMusik aus der Ladenecke (Externer Link: https://youtube.com/@loveistheanswer1803) war dabei ein Format, dass es bis auf 37 Folgen brachte, und regelmäßig andere Gäste aus der Region vorstellte. Die Videos sind weiterhin auf YouTube, zeigen kleine, intime Darbietungen im Rahmen eines Ladengeschäftes und erinnern immer ein bißchen, was die Enge, aber auch die Qualität anbelangt, an die Tiny Desk Concerts von NPR. Diese haben es in letzter Zeit zur Berühmtheit gebracht, waren aber qualitativ auch schon zu jenen Zeiten wegweisend, als große Stars unerreichbar waren.

Im Laden Zwei am Gutenbergplatz war der Rahmen für das Konzert mit Sandie Wollasch ähnlich angelegt wie bei jenen, die in den Videos zu betrachten sind. Allein, es gab nun Publikum, und wegen dem Andrang, zwei Konzerte hintereinander. Das war dem Publikum geschuldet, denn dieses wechselt dann.

Wenn man den Rahmen erwähnt, dann geht es um einen fast familiären Kreis, in dem sich Bekannte, andere KünstlerInnen und FreundInnen, sowie einfach von der Neugierde angezogene treffen.

Sandie Wollasch zeichnet dabei eine Professionalität aus, die auf jeder Art Bühne mit Sicherheit ihren Platz findet. Begleitet von drei Musikern, die ihr in Virtousität und lässiger Improvisationlust ihr in nichts nach standen, fanden sich Blues, Jazz und Soul zu einer facettenreichen Stunde. 

Klaus Wagenleiter an den Keyboards,Decebal Badila – Gitarre- und Guido Jöris -Drums – bewiesen auf beengtem Raum, dass sie wahrscheinlich auch im Fahrstuhl Großes leisten könnten.

Klaus Wagenleiter, Decebal Badila, Guido Jöris im Laden zwei

Eigentlich war es das Vorkonzert zu einer morgigen Videopremiere (Sonntag, den 09.02.2025 um 9:00 Uhr). Illustriert von Ilona Trimbacher wird der Song „And he could kiss“ vorgestellt. (Externer Link: https://youtu.be/xk49vA1khnk?si=ROAMLDxecy8VsIY9)

Dieser und auch die weiteren Songs, die sie im Kontext präsentierte, gleichen Klassikern des Genres. Jenes Gefühl, das einen Song zum Teil des eigenen Lebens machen möchte. 

Große Namen möchten einem einfallen. Es wäre ein Leichtes sie aufzuzählen und Sandie Wollasch und ihre Band mit einzureihen. Ganz fair wäre es jedoch nicht.  Das eigene Material, und ihr sehr klarer Ausdruck, sowie die Farbigkeit aus den verschiedenen Bereichen des Vokal Jazz zu interpretieren – das bedeutet eigentlich eher, dass Vergleiche nicht gescheut werden müssen, aber auch gar nicht mehr notwendig sind.

Es bleibt ein eigener Ausdruck, eine eigene Erkennbarkeit und eine überaus charmante und gekonnte Interpretation der Werke. Lässt allemal Platz für die solistischen Leistungen der Band. Natürlich war die Stunde zu kurz, natürlich möchte man mehr hören, Termine vorbuchen, Tonträger mitnehmen, aber, um es kurz zu sagen, die Möglichkeit die solch ein Ladenkonzert bietet – nämlich quasi in der ersten Reihe zu sitzen – lässt dankbar genug sein.  

Unterm Strich war es ein sehr angenehmes, unaufgeregtes und freundliches Konzert, dass handwerklich und im Umfang ein begeistertes Publikum entließ. Sandie Wollasch hat den Soul und den Blues, aber auch die Fähigkeiten Material zu präsentieren, das einfach bleiben will. 

Externer Link: Laden Zwei- Ladenzwei.com

Externer Link: Sandie Wollasch – Sandiew.de