The Devil and the Almighty Blues / Temple Fang im P8 Karlsruhe, am 20.05.2025

Historisch gesehen gab es immer großartige Stücke, die aus den Vollen schöpften. Alle Register zogen, kompositorisch eine Abrechnung mit allem und jeden waren und es wagten, die komplette Rockgeschichte in einem Song zu verarbeiten.
Temple Fang standen auf der Bühne als hätten sie das die letzten sechzig Jahren genauso gemacht. Wo andere drei bis vier Stücke unterbringen, Riff an Riff, Hit an Hit kleistern, hörten Temple Fang einfach nicht auf. Sie machten weiter. Und weiter. Und gruben noch eine Variante aus, schlugen noch eine Bresche für den starken Sound, hieben das Ding kurz und klein, wirbelten herum, zeigten alle Varianten, die ihnen einfielen und kamen dabei auf 25 Minuten. Oder mehr. Pro Song, pro Stück, pro Werk und man könnte sagen Sinfonie. Denn es hatte alles. Heldenreisen. Ganze Erzählungen. Dicht, fett, lang und laut.
Einleitung, Haupteil, Schluss. Aber, verdammt noch mal, nicht da, wo man es vermutete. Räucherstäbchen auf der Bühne. Kenntnisse von der Geschichte des Rock’n’ Roll bis zu den Zeiten, in denen Bands noch eingeschworene Gemeinschaften waren, die an dem Opus frickelten, als gäbe es kein Morgen. Aber jede Menge lustiger Kräuter. So malten Temple Fang ein Bild, das so groß und farbig war, wie es nur sein konnte. Die Albenseite, sofern es sie noch gibt, wurde zur Single. Die Energie, die sie ausströmten um die 25 Minuten am Stück mal so locker durch zu ziehen, gerade zu greifbar. Temple Fang zwang einem die Einladung auf, noch mal tiefer einzusteigen, um all die Feinheiten zu erkennen, die sie in einen Song reinpressten. 3 Gitarren, Chorgesang, und ein verzwicktes, erstaunlich vielseitiges Schlagzeugspiel waren genug für ein dichtes, spannendes musikalisches Gestrüpp mit allen Zutaten.

Man nehme eine Sumpf, und jenen Blues, den man nur in den Hütten, nie in den Palästen spielt. Vor allem dort, wo man den Catfish noch aus dem Schlamm reißt, und den Crawfish auf dem Sandwich serviert. Egal, ob es das noch gibt. Egal, ob wir nur davon träumen. Das ist genau dort, wo „The Devil and the almighty blues“ ihre Variante gewinnen. Ausgepresst, auf das Gitarrenspiel Torgeir Waldemars, exzessiv vorangetrieben in eine schwarze, düstere Welt.
„The Devil and the almighty Blues“ brachten den Blues in seiner dreckigsten und klarsten Art. Wo andere um Authenzität bemüht sind, griffen sich „The Devil and the almighty Blues“ die Inspiration der Straße, um sie laut und mit unbändiger Freude schneller und härter voran zu treiben. So wie der Blues gespielt wird, wenn es nur um Schweiß und Tanz, Whiskey und Bier geht. So wurde er bei „The Devil and the almight blues“ gestrippt, nochmal in die Ekstase getrieben, und mit einem tiefen, satten Gebrummel, auf das zurückgeworfen was er sein kann: Das pure Klagelied in einer exzessiven Nacht.
„The Devil and the almighty Blues“ zeichnete eine große Hochachtung vor der Reinheit des Blues aus, und eine große Respektlosigkeit vor all jenen, die ihn in die heiligen Hallen, neben dem Jazz konservieren wollen. Sie gingen dabei mit ihm um, als würden ihnen gehören. Machten ihn damit zu einer starken und lauten Tanzmusik für Headbanger. Und solche die es werden sollten. Die reine Lehre eben, direkt und geradeaus. Immer voran. Immer mit dem Verweis, dass es so gehen kann. Nur so.
Externe Links:
Temple Fang – Bandcamp – https://templefang.bandcamp.com/album/fang-temple
The Devil and the almioghty Blues – Bandcamp – https://thedevilandthealmightyblues.bandcamp.com/album/tre