Durchsuchen nach
Schlagwort: Concert

The Royal Backwash im NUN, Kulturraum am 28.03.2025

The Royal Backwash im NUN, Kulturraum am 28.03.2025

Eine der wichtigsten Aufgaben der kleinen Bühnen und Kulturräume ist auch die Förderung neuer, junger Bands und lokalen HeldInnen. Hutkonzerte, Wohnzimmerkonzerte oder Sofakonzerte können dabei ein Weg sein. Musikerinnen bekommen eine Chance sich zu erproben, an ihren Auftritten zu feilen, aber auch sich eine kleine, aber feine Fangemeinde aufzubauen. Hutkonzerte werden dabei jene Konzerte genannt, die keinen Eintritt kosten, aber an deren Ende ein Hut (oder ein anderes Gefäß ) rumgeht, in das das Publikum einen Beitrag hinein legt. Angenehm ist es, wenn der Betrag irgendwo im Niveau der ortsüblichen oder der Lokalität angepassten , Eintrittsgelder liegt.

Angesichts des nicht zu unterschätzenden Aufwands, den ein Konzert für eine Band mit sich bringt, macht es durchaus Sinn die untere Grenze bei ca. 10 Euro zu justieren und die obere je nach Gefallen selbst zu bestimmen. Hutkonzerte sind daher nicht zu vergleichen mit Straßenmusik, bei der vorbeigehende Passanten gerne ihr Münzgeld in die bereit gestellte Kopfbedeckung werfen. Unter Umständen, auf einer belebten Fußgängerzone, kann auch bei Straßenmusik eine interessante Summe zusammen kommen. 

Hutkonzerte sind anders zu betrachten, da sie faktisch – mit Licht, Ton, einer ganzen Band, deren Ausrüstung, sowie der bereitgestellten Location – von der tatsächlichen Ausstattung und Ausrichtung einem professionellen Auftritt mit regulärem Eintrittsgeld gleichen.

Dieser Abend war ein Hutkonzerte für die Karlsruher Band The Royal Backwash.

The Royal Backwash, haben den Humor sich eine nepalesische Marchingband zu nennen, aber sind eher in einem ausgefransten und locker ausgelegtem Indie-Folk angesiedelt. Dieser kann bekanntlich für alles dienen. So nutzen The Royal Backwash die Gunst der Freiheit und mischten Gitarren-Pop mit einer elektrischen Geige. Begaben sich damit in ein Spektrum, das vieles darf, eine ganze Menge mitnimmt und vor allem zum Spaß und der vorwärts gerichteten Tanzbarkeit orientiert ist.

Das NUN ist kein Tanzpalast, die Abriss-Party war damit nicht gegeben, das Potential jedoch war vorhanden. Und immerhin brachte die Band ihre Fans mit, die eingestimmt mitsangen, wippten, den Sound kannten, und die Titel erwarteten.

Alles war tief genug im Folk, und spätestens mit der Geige, aber auch mit dem Gesang wurden Wurzeln gewahr, die im irischen, in Seemannslieder, oder im guten Popsong der Achtziger-Neunziger liegen konnte. Die Mischung machts. Das hatte im NUN verhalten Fahrt aufgenommen, denn im Umfeld eines Wohnhauses wirken die typischen NUN-Konzert eher zurückgelehnt. Nicht ganz das Metier, in dem The Royal Backwash die pure Entfaltung finden konnten. Ein nicht geringer Teil ihrer Songs forderte zum und erzählt vom Tanz.

The Royal Backwash traten zu viert auf, und nutzten damit den zur Verfügung stehenden Raum voll aus. Tanzschritte und eine milde Choregrafie, die die Bühne zuließ, deuteten darauf hin, dass sie eher laut, in Kommunikation mit den Feiernden, angesiedelt sind. Die Geige war hervorstechend, und wie bei klassischen Pophits, die den Folk als mitreißendes Element integrierten, ein führendes Instrument, das mit der elektrischen Gitarre harmonierte. Mir ihr kommunizierte und Bekanntes herausstechend zitierte. Chorgesang, der tanzende Bassist und ein Drummer, der sich schwer in der Zurückhaltung beherrschte, rundeten den Auftritt ab.

Für das NUN ein eher ungewohnter Sound, für die Band bestimmt eine leisere Location, als sie es bisher kannten, aber all das liess vermuten, dass sie es in einem lauteren Umfeld – vor allem mit diesen Fans – richtig krachen lassen werden.

Externer Link: The Royal Backwash- https://www.instagram.com/theroyalbackwash

Externer Link: NUN – https://nun.cafe/

Sunswept Sunday im KOHI, am 26.03.2025

Sunswept Sunday im KOHI, am 26.03.2025

Gewohnt bin ich im KOHI die härtere Gangart. Wohl auch experimentell. Aber den Abend verbringt man -in der Regel – mit der Bierflasche in der Hand, stehend, vielleicht an der Wand gelehnt. Bereit den Kopf zu nicken, die Füße zu wippen, leicht angedeutet vielleicht die Luftgitarre zu spielen. All das eben.

Sunswept Sunday sind ein Jazz-Duo. Noch dazu eines, dass ausschließlich Stücke des legendären Duke Ellington spielt.

Nun war Duke Ellington ein Pianist. Und Bandleader. Ein Musiker und Komponist, der heute noch von Joe Jackson und Stevie Wonder verehrt wird. Um nur zwei zu nennen. Die Liste würde wahrscheinlich unendlich lang werden, wenn man seinen Einfluss und seine Inspiration für andere MusikerInnen abbilden müsste. 

Sunswept Sunday gehen die Geschichte anders an. Höchst orginell und spannend wagen sie sich in ihrer Zweierformation, mit ungewöhnlicher Instrumentierung und Ausrichtung an Nummern, die ehedem für Bands oder klassische Jazzformationen geschrieben wurden.

Dabei spielt Torsten Papenheim Gitarre, Melodica und eine kleine Menge Mini-Percussion-Instrumente, die ebenso aus der Küche , wie aus anderen Kulturkreisen stammen können. Daniel Kartmann möchte man fast traditionell nennen am Schlagzeug, wäre da nicht das dominierende Hackbrett und ähnliche Dinge, die ich nicht beim Namen kenne.

Heraus kommt eine fast träumerische und hin und wieder ausgesprochen bluesige Variante der alten Klassiker. Was sich dem Publikum auf diesem Wege anbot, war der Soundtrack für Roadmovies, die in Lousiana beginnen und im Mittleren Osten ihr Ende finden. Im KOHI boten sie eine Querschnitt ihrer Pandemie-LP „Halfway to Dawn“, die sowohl den Titel, der als Grundlage für ihren Namen dient, wie auch weitere Stücke, die aus der Bandleader Zeit von Duke Ellington enthält.

Die Popularität und Kenntnis in Bezug auf Duke Ellington mag durchaus nicht mehr aktuell sein, die Stücke von Sunswept Sunday boten hier jedoch den Ausweg. Auch ohne Kenntnis der farbigen Geschichte des großen Jazzmusikers war es möglich sich auf den melodiösen Sound einzulassen. 

Im Gitarrenspiel von Torsten Papenheim war alles zu erkennen: Ursprung und Bestimmung den Jazz. Die Wurzeln des Blues, der harten metallenen Delta-Variante, und die kunstvolle Bearbeitung, die er im Jazz erfuhr und wie er seine Wege in die aktuelle Moderne fand.

In der Bearbeitung mit Hackbrett und Melodica, einem vollkommen anderem Arrangement, als wie man es mit der Zeit und der Herkunft dieser Musik verband, war Raum für Details, die das Zeug hatten, die Stücke zu veredeln und etwas neues zu machen.

Nimmt man die guten Erklärungen von Torsten Papenheim weg, der immer wieder den Kontext beleuchtet, dann bleibt dennoch eine Musik, die fern ihrer schriftlichen Fixierung, eine ganz eigene Klangfarbe entwickelte. Jazz, traditionell, aber gleichzeitig staubig,und karg genug, um in der Zurückhaltung einen Weg auch denen zu zeigen, die eher kritisch damit umgehen möchten. Jazz aus den Clubs, den verrauchten Hallen, in die Sonne und auf die Straße. Faszinierend in der Umsetzung. 

Das Publikum schwieg, lauschte, und folgte der Reise.

Externer Link: Sunswept Sunday –http://www.danielkartmann.de/projekte/sunswept-sunday

Externer Link: Sunswept Sunday –https://torstenpapenheim.de/performing-projects/sunswept-sunday/

Externer Link: Kohi – https://kohi.de/

Nala Tessloff (Support: Sonistic) im Kohi, Kulturraum in Karlsruhe 22.03.2025

Nala Tessloff (Support: Sonistic) im Kohi, Kulturraum in Karlsruhe 22.03.2025

Nala Tessloff im KOHI, Karlsruhe, am 22.03.2025

Vorgruppe oder einzelne MusikerInnen, die genau diesen Support für eine Band erbringen, sind die heimlichen HeldInnen eines Konzerts. Keine kennt sie, niemand ist auf sie vorbereitet und wenn sie es dann trotzdem schaffen, dass man sich an sie erinnert, dann ist alles erreicht.

Sonistic ist eine junge Singer-/Songwriterin, die mit Indie-Folk tituliert wird. Aber das ist genau jene Richtung, in die alles geschoben wird, was eben nicht Folk, aber gerade mal Indie ist und alleine, mit einer Gitarre seine Songs bestreitet. Tatsächlich wurde sie erstaunlich ausdrucksstark, als sie mit einem unveröffentlichten Song, kraftvoll mit Loops und Effekten, ganz ohne Gitarre intonierte und zeigte wohin die Reise gehen könnte. Sonistic schreibt eigene Songs, präsentierte von diesen leider nur 3 Stück – ein weiterer war ein Cover von Billie Eilish – und man möchte ihr sagen, dass es laufen wird, dass sie den Mut und das Talent hat und mit Sicherheit beim nächsten Mal viel später und mit viel mehr Material im Gepäck auftauchen wird. Ist ihr zu wünschen. Sie kann das. Das wird. Zwei Singles sind schon da. Reinhören. Gutes Handwerk, feines Liedgut, und ein Ausblick auf mehr.

Sonistic im Kohi, Karlsruhe, 22.03.2025

Das Reich der verhallenden Töne, die langsam und genüßlich zelebriert werden, ist wohl dieses dunkle Element des Dark-Elektro-Pop von Nala Tessloff und dem Gitarristen Helge Hasselberg. Tatsächlich darf man sich aber nicht täuschen lassen, denn was hier mit einer beeindruckenden Stimme, die inspiriert und vielseitig mit den Varianten spielt, vorgetragen wurde,  konnte auch einfach mal tanzbar und funky daherschlendern. 

Während Helge mit der Gitarre, dem Bass, einigen wilden Loops, Samples und kleinen Percussion-Tüpfelchen den Fuß zum Wippen brachte, lotet Nala die Möglichkeiten aus, die sie mit ihrer Stimme und dem Keyboard berühren konnte. Im Kohi präsentierten sie ein Spektrum aus alten Werken und dem neuen Album „Daydream“. 

Nala Tessloff im KOHI, Karlsruhe, am 22.03.2025

So wie die erste Schublade mit einer Hinwendung zu einer schleppenden Dramatik aufging, so schloss sie sich mit einer verspielten Aufforderung zum Schnippen und Wippen. Nala Tesloff wanderte gekonnt durch die Stimmungen. Elektro-Pop hier – düster gefärbte Verlangsamung und Konzentration auf den einzelnen Ton, dort. Immer herausgefordert durch einen kraftvollen Gesang. Pop, wie Pop sein kann, wenn er sich ernst nimmt. Und so tief und schwarz, wie es trotzdem noch möglich ist. 

Das alles, in seiner Schwere und Leichtigkeit, in seiner Kraft und seiner Tanzbarkeit, war im Arrangement so geschickt und eingespielt, dass es homogen wie eine natürliche Entwicklung wirkte. Nala Tesloffs Stimme lotet vieles aus, kann eine ganze Menge, und alles was ihr Helge Hasselberg zur Begleitung anbot war akkurat, akzentuiert und selbst in den ruhigsten Momenten von einer beeindruckenden Leidenschaft geprägt. 

Wenn man sich fragt, was Pop mit seinem ganzen Erbe aus all den Jahren wohl anfangen kann, dann landet man bei solche Leuten, die am Keyboard und Synthesizer eine Variante frönen, die heute so klingen muss: Voluminös, konzentriert und angstfrei. Dann macht es Spaß.

Externer Link: Nala Tessloff – https://www.nalatessloff.com/

Externer Link: Sonistic (Instagram) – https://www.instagram.com/sonisticmusic/

Externer Link: Kohi –https://kohi.de/

Mildfire (Support: Antoní) im NUN, Kulturraum, in Karlsruhe am 21.03.2025

Mildfire (Support: Antoní) im NUN, Kulturraum, in Karlsruhe am 21.03.2025

Wenn der Support Act damit angekündigt wird, dass man an einem Abend eigentlich in den Genuss zweier Konzerte kommt, dann spiegelt genau das die freundliche Atmosphäre des NUN wieder. 

Antoní ist eine junge Songwriterin aus Leipzig, die allein mit Ihrer Gitarre und ihrer Stimme, den Abend einleitete. Kleine Anekdoten, vieldeutige Titel und Geschichten, die persönlich, anrührend und auch mit einem Schmunzeln vorgetragen wurden. Beziehungen, Kanufahrten, Videodrehs mit historischem Material. Was sie dazwischen erzählte, trug und belebte die ruhigen Stücke, boten Ihnen Raum und Kontext. 

Ihren Gitarrenspiel war variantenreich, an sich schon eine Erzählung und melodiös genug, um auch alleine zu funktionieren. 

Es ist vielleicht zu betonen, dass viele KünstlerInnen, so auch Antoní ihre Stücke in einer stark abgespeckten, akustischen Version anboten. Ihre CD, und ihre LP, die demnächst rauskommt, bieten das gesamte Spektrum an, in dem die Stücke aufgenommen werden konnten. Eine Menge Instrumente, die ich aus dem Gedächtnis nicht aufzählen kann.

Wie auch immer – tatsächlich funktionierte die ruhige, besonnene und vereinfachte Instrumentierung runter gestrippte Variante ausgesprochen gut und zeichnete sie aus. Umrundet vom Publikum, nur Stimme und Gitarre, so klar und durchsichtig um sich in einzelne Melodien zu verlieben. Sie fand ihr Publikum, und ganz ehrlich: Ich bin gespannt auf das Vinyl-Album.

Mildfire im Kulturraum Nun, in Karlsruhe am 21.03.2025

Mildfire sind das poppige Kunstlied oder der künstlerischer Pop. Als Duo, Multinstrumental, ausgestattet mit Keyboard, Synthesizer, Cello, Mandoline, Ukulele und Effekten jeder Art, präsentierten sie frickelige, kleinteilige Songs. Die sich noch dazu beliebig zu bedienen schienen. Folk-Pop,Pop-Folk, Minimal und Electro und dennoch irgendwo in den Jahren davor oder ganz weit weg beheimatet.

Schon weil sie aus Norwegen kommen, hätte ich sie im Visier haben müssen. Der Norweger, so lehrte man mich, fährt am Wochenende auf eine Hütte. Eine Hütte oder seine Hütte. Auf jeden Fall in eine Einsamkeit, in der der See vor der Tür liegt, man von niemanden gestört wird, und Wälder und Bären und Elche und Schnee und Eis die Umgebung darstellen.

Man kann sich gut vorstellen, wie in einem solchen Umfeld Songs entstehen. Die beinhalten dann  Teile, Experimente, und Effekte. Auf die man viel Zeit verwendet. Und die dann einen Hang zum Individuellen und Außergewöhnlichen haben. Mildfire könnte man Postpop nennen. Denn sie haben alles aufgesaugt, was der Pop an Harmonien und griffigen Akkorden bietet, um es dann zu zerlegen, zu dramatisieren, auf einen ernsten Boden zu legen. Nur um es mit einem charmanten Lächeln zu den griffigen Akkorden, den schönen Refrains und einfachen Melodien zurück zu führen.

Im NUN traten sie in Strümpfen auf, schon um nicht nur mit den Fingern, sondern mit all ihren Zehen, den Klängen, die sie irgendwo hineingewoben hatten, eine berechtigte Chance zu geben. Die wahre Kunst, also das was übrig bliebt, war dann, aus all diesem etwas zu machen, dass im Klangebilde eine Einheit darstellte, die homogen, schmeichelnd ihren Weg in die Ohren und Herzen und das Publikum fand. Mildfire waren eine dieser Gruppen, die dem NUN seit Jahren  Wunsch waren, und sie passten daher wie eingenäht und logisch in das Programm. Musste ja so kommen. War ja klar. Warum nicht gleich so? Und warum zogen hier Jahre übers Land? 

Mildfire könnte man in dem sehr authentischen Nordicana Umfeld als die Variante sehen, die Genres durchbrechen, trotzdem Pop, sein will und auf den eigenen Weg und die ganz klare Instrumentierung beharrt. Mag man, weil Eigenständigkeit immer belohnt wird, weil das Cello ein berührendes Instrument ist, und Mitsingen bei kurzen verständlichen Refrains natürlich alle einbindet. 

Mildfire boten eine Show voll Charme, Wärme und kleinen Kunstwerken, die mehrmals gehört werden wollen, um alle Details zu durchschauen. War schon clever.

Externer Link: Mildfire –linktr.ee/Mildfireofficial

Externer Link: Antoní- https://linktr.ee/antonimusic_

Externer Link: NUN http://Nun.cafe