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Schlagwort: Folk

Noah Derksen (Support: Civi Blue) im NUN Kulturaum in Karlsruhe, 07.02.2025

Noah Derksen (Support: Civi Blue) im NUN Kulturaum in Karlsruhe, 07.02.2025

Noah Derksen plus Band im Nun

Es ist Februar. Die Temperaturen sind wieder gefallen. Das NUN war ausgebucht bis auf den letzten Platz. Das Publikum saß hinter der Bühne. Auf der Fensterbank. Standen an der Theke, am Merchstand und in den Zwischenräumen.

Noah Derksen hatte sich angekündigt. Support war ein lokaler Künstler. Merlin stellte sein Bandprojekt „Civi Blue“ vor. Reduziert auf eine Gitarre, alles ein bißchen ruhiger. Geschichten eines Sommers. Und während die Gradzahlen im NUN stiegen, erzählte er vom Strand, und von den Zeiten, die hoffentlich bald wieder kommen.

Merlin (Civi Blue) im Nun an der Gitarre

Andächtige Ruhe, um ein Bündel Songs zu genießen, das er verstärkt, kräftiger und mit den versprochenen Verzerrern am 07.März mit der kompletten Band im Jubez vortragen wird. Sozusagen ein Teaser. Passend für Noah Derksen, und wie gemacht als  Einleitung für das,was nach der Pause kam.

Noah Derksen hat große Vorbilder. Cohen, Dylan. Namen, die für uns alle mit Themen, Bilder und Songs verbunden sind. Er und seine Band kommen aus Winnipeg, einen jener Orte, die man gerne ausspricht, oft hört, selten besucht und daher als Sehnsuchtsorte und Projektionen taugen. Winnipeg kennen wir alle, irgendwie und niemand war dort. Die Frage war Anlass für ein Schmunzeln. Ein kleiner, feiner Humor, der sich durch die Ansagen zog. 

Begleitet von einem Keyboarder, einem Schlagzeuger, offenbarte Noah Geschichten über die beginnende und endende Liebe. Die kanadische Variante des langsamen Folks, der sich an Eigenheiten einer neu interpretierten Zuneigung zum Country orientiert. Starke, heruntergefahren Stücke, die sich die Zeit lassen um mit einer angerauten Stimme vorgetragen zu werden. Die Zeit, die notwendig ist nimmt sich seine Musik. So gönnte er sich die Ruhe eines Vortrags, der den Balladen ihre Kraft gab. Und den Covern (z.B. U2) eigenständige Varianten.

Noah Derksen im Nun an der Gitarre

Es war sein vorletztes Konzert auf seiner Europatournee. Fast mochte man zwischen all der Leichtigkeit ein bißchen Wehmut erkennen. Vielleicht war das auch nur die extreme leise, zurückhaltende Atmosphäre im NUN.

Er kommt, wie erwähnt, aus Kanada. Man möchte es gar nicht Americana nennen. Wer jedoch den Stoff liebt, denn Bands aus der Richtung produzieren, der wird an Noah Derksen seinen Gefallen finden. Gutes Songwriting, akzentuiertes, klares Spiel, das sich für lange Fahrten oder Abende auf der Veranda eignet.

Die Professionalität hat überrascht, das Händchen für gute Melodien sowieso. Merken!

Externer Link: Noah Derksen Noahderksen.com

Externer Link: Civi Blue Instagram.com/civi_blue

Externer Link: NUN nun.cafe

Torgeir Waldemar – „Love“

Torgeir Waldemar – „Love“

(Jansen Records – Jansen114LP)

Ich muss eine kleine Geschichte erzählen. Vor einigen Wochen besuchte ich Freunde in Norwegen. Sie zeigten mir während meinem Aufenthalt alles, was man unbedingt gesehen haben muss. Auch Oslo. Und ich hatte eine Bedingung, ich musste die Plattenläden besuchen, unbedingt.  Oslo ist schön, vor allem an einem sonnigen Tag, und es gibt fantastische Sachen zu entdecken. Kurz und gut, am Schluss blieben noch 30 Minuten bis die Plattenläden schlossen. Und 3 Läden standen auf der Liste.  

Es verlief dann ungefähr so: Ich öffnete beim ersten die Tür, eine Band spielte daran, der Laden war packevoll. Das was ich hörte, das war gar nicht so übel. Vielstimmiger amerikanischer Folk im besten Sinne. Aber ich hatte ja keine Zeit. Also in den Platten gewühlt, im Norsk-Bereich das rausgesucht, was nach Jazz, Americana und ähnlichem aussah. Versucht etwas zu verstehen, und dann, aufgrund von Cover und gutem Gefühl mit einem kleinen Stapel zur Kasse marschiert. 5 Minuten. Und im nächsten Laden dasselbe. Im dritten so ähnlich, aber das ist eine andere Geschichte.

Um es kurz zu machen: Ich hörte mir daheim, in Deutschland, alles an und war hochzufrieden. Es war ganz genau das, was ich erhofft hatte. Und in einigen Fällen habe ich mittlerweile versucht, die komplette Discographie der KünstlerInnen zu bekommen. Das ist nicht einfach, hat aber zum Beispiel bei Torgeir Waldemar ganz gut geklappt.

Torgeir Waldemar dürfte vielleicht einigen bekannt sein, von seiner Band „The Devil and the almighty blues“. Die Jungs spielen eine Art langsamen, verschleppten, schweren Blues, der je nach Gesinnungslage als Doom-Bluesrock oder Stoner-Blues benannt wird. Das ist erdiges, dunkles Zeug, das mit schweren Gitarren und einem fetten Sound sich langsam dahinschleppt, wie ein Catfish im Schlamm von Louisiana. Sehr beeindruckend, aber es steht noch auf meiner Wantlist, daher nur diese kurze Erwähnung.

Torgeir Waldemar geht das Ding anders an. Auf seinen Solo-LPs harmoniert er akustisches Spiel mit den scheppernden Saiten eines Sounds, der direkt aus der Wüste kriecht. Und pflegt feinstes amerikanisches Singer-/Songwriter Material, dass in der Melange aus Americana, Folk und Country angesiedelt ist. Das sind Geschichte und Melodien die in der Weite des Westens aufgewachsen sind, und sich Zeit lassen, die Größe der Prärie zu erfassen. 

LOVE ist dabei eine EP, die mit fünf Stücken einen guten Eindruck geben, auf das was noch kommt. Die Anklänge eines ausgebremsten Blues („Truncated Soul“) finden sich darin genauso, wie vokale Verweise auf die großen Stimmen und Gitarristen, die in den frühen Siebzigern das Genre belebten. LOVE ist damit der Tradition verpflichtet, erweitert das aber durch den untypischen und sehr angenehmen Einsatz von z.B. gleichberechtigten Trompeten und Saxophon-Anteilen.

Wer die Bilder von Tumbleweeds unterlegen will, ist hier gut bedient. Das Ganze kommt knorrig, verspielt, und im Detail versiert an, um dann in einem dicken, verstrickten Finale eine epische Breite zu bekommen. 

Die Spielfreude der Beteiligten äußert sich immer dann am besten, wenn die Stücke in einen Soundtrack verwoben werden, der ungewöhnliche Elemente sein eigen nennt. Das schwillt an, steigert sich, verliert sich, findet sich und gleicht damit einem improvisationsreichem Liveerlebnis. Großes Kino stellenweise und für gute Anlagen oder Kopfhörer ein Fest.

Wer in Norwegen unterwegs ist, wird feststellen, dass es mit seinen verstreuten Dörfern, den Holzhäusern und den unendlichen Wäldern, sowie den allseits beliebten Pickups, stellenweise amerikanischer anmutet, als man gedacht hat. Torgeir Waldemars „Love“ kann dazu der richtige Soundtrack sein. Die erste Seite frönt einer angenehmen, relaxten Richtung, die nur kleine Schattenseiten einer aufkommenden Düsternis vermitteln. Dazu klingt die zweite Seite fast schon fröhlich, aufbrechend in einem erzählenden Countrystyle der sich an dem der Helden unserer Jugend anlehnt. Man möchte fahren, und den Wind wehen lassen, während Seen und Berge auftauchen und hinter dem Wagen wieder verschwinden.

Externer Link 1:https://www.noisolution.de/promotion/torgeir-waldemar/