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Schlagwort: Samba

Tonspur Nr. 25: Alcione – „Romantica“

Tonspur Nr. 25: Alcione – „Romantica“

Alcione - Romantica
  1. Menino sem Juízo
  2. Seu Rio, Meu mar
  3. Rio Antigo
  4. Pra Que Chorar
  5. Gostoso Veneno
  6. Faca de Ponta
  7. Sufoco
  8. O Surdo
  9. Amantes da noite
  10. Nao deixe o samba morrer
  11. Recusa
  12. Cajueiro velho

Wenn man sich darauf einlässt, dann wird man feststellen, dass die Anzahl der SängerInnen in Brasilien eine unbegrenzte und unbestimmte Menge ist. Von außen betrachtet erscheint es so, als hätte jede zweite Frau in Brasilien eine Platte aufgenommen. Das ist zwar übertrieben, doch es zeigt auch folgendes: Wenn es zu einem internationalen Ruhm kommt, und eine Interpretin auch in unseren Breiten bekannt wird, dann zeichnet sie etwas herausragendes aus. Und wenn es nur der Fleiß ist. 

Alcione gehört zu den Namen, die beständig, auch über viele Jahre in unsere Breiten gelangt. Ihre Platten gehören nicht zu den MPB oder Bossa-Nova-Klassikern, die hierzulande in den Clubs gespielt werden, doch sie zeichnet eine angenehme Stimme, eine Liebe zum Samba und ein tiefes Repertoire aus. 

Alcione ist, wie einige andere Namen, eine der großen Damen des brasilianischen Musikgeschehen. Ihre kräftige Stimme, die zumeist große Orchester herausfordert und daher von ihnen begleitet wird, steht selbstbewußt für eine klare, relaxte, schwingende Ausdruckskraft, die große Bühnen, ausschweifende Revuen und klassische Arrangements benötigt. Alcione gehört damit zu jener Generation, die wir mit Tom Jobim lieben gelernt haben. Gurrender, weicher Sound mit Bläsern und Geigen. Also alles, was es braucht.

Tonspur ist eine kleine Reihe, die in kurzen und knappen Beschreibungen (maximal 200 Wörter) sich mit den Alben befasst, die ich im Laufe des Tages anhöre. Sie folgt damit keinem Genre und keiner Reihenfolge. Ist lediglich nummeriert

Tonspur Nr. 2 : Amsterdam Funk Orchestra „Samba Soul“

Tonspur Nr. 2 : Amsterdam Funk Orchestra „Samba Soul“

Amsterdam Funk Orchestra with Lilian Vieira and Efraim Trujillo " Samba Soul"

Titelliste:

  1. Xami Xami (feat. Lilian Vierea)
  2. Palco ( feat. Lilian Viera)
  3. Bananeira
  4. Vestido Longo
  5. Homenagem a Mongo
  6. Vidigal
  7. Bom Senso
  8. Mina Do Condomínio (feat. Lilian Vieira)

Das Amsterdam Funk Orchestra unterschätzt man leicht. Dabei kommen die Truppe möglichst fett und dicht anmarschiert, hat satte Bläsersätze und ist fest verwurzelt in ihrem Genre. 3 Alben gibt es bereits. Vorhergehend ist eine Afrobeat-Scheibe, daraufhin ein komplettes Werk ausschließlich mit Stampfern von James Brown und nun nahm man sich der brasilianischen Musik an. Authentizität  an erster Stelle, merkt man dem kompletten Orchester an, dass sie sich tief in die aktuelle und historische Szene um Rio gewagt haben. Nur um dann einen Wall of Sound mit feinem Chor, deftigen Instrumentalparts und möglichst viel Jazzfunk einzuspielen. Und das so erstaunlich professionell, dass Hörtests sie niemals – never – in den Niederlanden vermuten würden. Alles kommt leichtfüssig, swingend, mit der richtigen Brise Tanzbarkeit daher. Das Amsterdam Funk Orchester begeisterte auch Live auf dem diesjährigen North Sea Jazz Festival 2025. Dort mit mehr Afrika im Beat, aber genug Groove aus Brasilien, um jeden zu überzeugen. Gute Truppe. Hat alles verdient.

Amsterdam Funk Orchestra auf der Mississippi-Bühne des North Sea Jazz Festivals 2025
Amsterdam Funk Orchestra auf der Mississippi-Bühne des North Sea Jazz Festivals 2025

Tonspur ist eine kleine Reihe, die in kurzen und knappen Beschreibungen (maximal 200 Wörter) sich mit den Alben befasst, die ich im Laufe des Tages anhöre. Sie folgt damit keinem Genre und keiner Reihenfolge. Ist lediglich nummeriert.

Baden Powell canta Vinicius de Moraes e Paolo Cesar Pinheiro

Baden Powell canta Vinicius de Moraes e Paolo Cesar Pinheiro

Wenn ich über brasilianische Musik berichte, dann gibt es zwei Dinge zu beachten: Ich verstehe kein Wort der Sprache. Kann maximal erahnen um was es geht, weil die ständige Wiederholung natürlich irgendwann mal dazu führt, dass man das Gefühl hat, etwas zu verstehen. Aber es ist nicht so. Und ich bin mir durchaus bewußt, dass mir damit etwas ganz essentielles der brasilianischen Musik verloren geht. Ich sitze mit einem offenen Mund da, wenn ich bei manchen Konzerten erfahre, um was in den Songs geht, die ich schon seit Jahren höre.

Und das andere ist: Es gibt, in meinen Augen, keine schlechte Platte von Baden Powell. Daher kaufe ich diese ohne vorher zu wissen, was mich daheim erwartet. Und ich habe das Gefühl es reiht sich ein Meisterwerk an das nächste. 

Die meisten Baden Powell Platten, die heute erscheinen, sind Compilations oder sehr sorgfältig kuratierte Werke, in den beflissen durch seine Geschichte geführt wird. Das ist gut, und zeigt, wie wichtig er war, und welchen Einfluss er auf Gitarristen bis heute hat.

Viele Aufnahmen sind sehr reduziert auf ihn, seine Gitarre und lassen ihm den notwendigen Raum zur Improvisation. Hier unterscheidet sich „Canta Vincius de Moares e Paolo César Pinheiro“. Baden Powell interpretiert hier ausschließlich die Texte der zwei Poeten Vincius de Moares (1913-1980) und Paolo César Pinheiro (1949-). Die Musik und die Arrangements stammen von ihm. Eingebunden in eine Band aus Andre Appino (Drums), Luigi Trussardi und Sam Kelly, Nilton Marcelino, Vilton Vasconcelos ist das Gitarrenspiel Baden Powells mehr Begleitung seines eigenen Gesangs.

Baden Powells Stimme zeichnet sich durch eine angenehme Sanftheit aus, die die Texte teils schmeichelnd wiedergibt, aber auch in eine melodische Erzählweise, die man heute, weil rhythmisch und dennoch entschloss, wahrscheinlich eine Art Rap nennen würde. Aber 1977 spielte Rap in Brasilien noch keine Rolle, von daher hinkt der Vergleich. 

Ungewöhnlich ist das dichte Arrangement, dass viele Elemente der traditionellen brasilianischen Musik vereinigt, und dabei auch eine Art Response, sowie treibende Percussions integriert. Wie so viele Werke wurde auch „Canta Vincius de Moares e Paolo César Pinheiro“ im Europa, quasi im Exil aufgenommen. Umso überraschender und beeindruckender ist es, wie sehr es in den Traditionen der brasilianischen Musik verwurzelt ist. 

Spricht man in Europa von brasilianischer Musik, dann handelt es sich normalerweise um Bossa Nova, Samba und MPB. Dabei ist sie viel reicher und bunter, als ich es hier darstellen könnte. MPB (Musica Popular Brasileira) stellt hier den größten Anschluss an die westliche Musik dar, da sie eigentlich aus einer direkten Linie der anglo-amerikanischen Musik in den Bossa Nova einfloss. Aber auf diesem Weg etwas ganz eignes wurde.

Die Vermischung ist so gelungen, dass ich gerade bei dieser Platte die größten Schwierigkeiten hätte, sie einzuordnen. Unabhängig davon, dass alle Stücke qualitativ hinsichtlich ihres Gesangs und der Begleitung auf einem hohen Niveau spielen, bedient sich Baden Powell aller Genrearten und Elemente, die zwischen Samba und MPB liegen. 

Was ich mir jetzt noch wünsche, dass ist eine Neu-Edition dieser wunderschönen Platte, mit allen Übersetzungen und Hinweisen zu den beiden Textern. Aber das wünsche ich mir eigentlich bei jeder brasilianischen Platte.

Externer Link: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Baden_Powell_de_Aquino