Anne Pe und Moussa Cissokho am 30.11.2025 (Wohnzimmerkonzert in Offenburg)

Im Oktober erreichte mich Anne Pes neues Album „Songs and Lines“. Was mir direkt auffiel, und nachhaltig in Erinnerung blieb, ist ihr Umgang mit Sprache als musikalisches Element. Die Klangfarbe, die jeder Sprache zu eigen ist, nutzt sie innerhalb ihrer Songs im Wechselspiel. Das gehorcht keinen Regeln, offenbart aber einen feinen Sinn für Harmonie und Wirkung. Von Englisch auf Deutsch ist nur das erkennbarste Beispiel, aber es bleibt nicht dabei. Anne Pe ist vielsprachig, offen für Impulse aus ganz anderen Regionen und nutzt diese gekonnt.
In der Instrumentierung fließen daher auch Elemente ein, die vor allem im deutschsprachigen Songwriting unvermittelt und gewagt wirken. So ist die westafrikanische Kora ein Instrument, dass sich nahtlos und melodisch in das Fundament ihrer Songs einfügt. Die Kora mag manchmal wie eine Harfe klingen, dann wieder – vor allem in der Verfremdung – sich dem Keyboard annähen. Durch die Anzahl der Saiten, aber auch den bauchige Klangkörper, sind dabei kaum Grenzen gesetzt.
Es war daher eine Menge Neugier dabei, dieses Werk auch einmal live zu erleben. Die Chance sie und ihren musikalischen Begleiter Moussa Cissokho im Rahmen eines Wohnzimmerkonzertes zu sehen, war zu verlockend.
Wohnzimmerkonzerte sind kleine, privat organisierte Konzerte mit einer fast intimen Atmosphäre. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, die Termine werden zumeist unter Freunden und Bekannten weiter gereicht. Der Kreis der Teilnehmer setzt sich daher sehr oft aus Stammgästen zusammen, die schon mehreren Konzerten beiwohnten.
In Offenburg war es möglich, am Beginn einer solchen Konzertreihe mit einer Anmeldung beizuwohnen. Eine Option, für die ich im Nachhinein sehr dankbar bin. Denn die Veranstalter schufen eine ein angenehmes Arrangement, das dieses Konzert zu einem erinnerungswürdigen Event an einem regnerischen Nachmittag machte. Der Nebel hing dicht über das Land, die Kälte war draußen allgegenwärtig, doch von dem Konzert ging in diesem Rahmen eine spürbare Wärme aus.
Moussas Spielweise der Kora, aber auch seine Stimme, die kräftig und in ihren Nuancen eine ganz eigene prägnante Färbung der Lieder von Anne Pe darstellen, erwies sich als Glücksgriff und perfekte Ergänzung. Die Kombination mit ihrem Gesang – reduziert auf das Zusammenspiel zwischen ihnen – zeigt sich als vielschichtig, angenehm zurückgelehnt und passend für den Augenblick und die Nähe, die erlebbar war.
In ihren Werken beschreibt sie die Liebe, die Symbolik eines Tonband in Berlin, aber auch traditionelles aus Westafrika – der Heimat Moussas – fand seinen Weg in das Repertoire. So bekam die Kora einen prominenten Platz innerhalb des Konzertes, und wurde vorgestellt. Jedoch zudem ein Teil der Geschichte Westafrikas vermittelt.
Faszinierend, und in diesem Rahmen von ihm erzählt, ist die Geschichte des Königs Abubakari II, der – so die überlieferte durch die Griots – Brasilien bzw. Amerika im Jahre 1350 entdeckt haben soll. Da im Senegal und Mali historisches nur mündlich überliefert wurde, ist vieles für uns eher unbekannt, aber eine weitere Recherche wert. Moussa erläuterte damit in groben Zügen den Hintergrund des traditionellen Liedgutes seiner Region.
Die Reise, die das Publikum mit Anne Pe unternommen hatte, schließt Kulturen, Gefühle und ein tiefes Gefühl der Ruhe mit ein. Sie verwandelte das Wohnzimmer in eine friedliche Insel an einem trüben Novembertag. Fast gemacht für den 1. Advent.
Ein sehr familiärer Rahmen, der ihre Musik und die Vorstellung des neuen Albums, gekonnt in einem stilvollen Kleid präsentierte.
Sie ist aktuell noch unterwegs, um ihr neues Album vorzustellen. Weitere Konzert mit Moussa sind in Planung. Näheres auf ihrer Webseite.
Externe Links
Anne Pe – http://annepe.de
Moussa Cissokho – https://www.princemoussacissokho.com/de