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Kategorie: MusikerInnen

Meinung zu „Gehts noch, Karlsruhe?“

Meinung zu „Gehts noch, Karlsruhe?“

Gehts noch Karlsruhe?
Gehts noch Karlsruhe?

Einführung

Das Thema klingt abstrakt, die Situation überspitzt und die Argumentation überrascht. Karlsruhe hat sicherlich mehr Probleme als nur die Club- und Eventkultur. Eine Kürzung um weniger als 10%  in diesem Bereich scheint dabei marginal und vertretbar. 

Der Haushalt für das nächste Jahr sieht im Bereich der Kulturförderung eine pauschale Reduzierung vor. Eine ausführliche Aufstellung der Mittel und weiteres Material zum Thema findet sich auf der Seite https://gehtsnochkarlsruhe.de/ .

Faktisch wäre damit der Komplex erklärt und aufgezeigt. Einzelne Location empfinden die Situation, je nach ihrer Finanzierung, different. Treffen tut es alle. In verschiedenen Artikel versuchten die „Badischen Neuesten Nachrichten“ die Lage für einzelne Einrichtungen dar zu stellen. Es gab dabei Aufstellungen  über die individuellen Ausgaben, ein Hinweis auf die Engpässe, die Variablen, die teilweise noch zum Jahresbeginn unkalkulierbar bleiben und einen groben Überblick über die Szene in Karlsruhe.

Das Problem muss allerdings im Kontext der zur Zeit stattfindenden Entwicklungen gesehen werden. Dafür ist es notwendig etwas weiter auszuholen. 

Karlsruhe hat eine sehr reiche – in manchen Punkten auch einzigartige und –  gepflegte Kultur an Livelocations. Es gibt ein kollegiales, fast familiäres Nebeneinander der Veranstaltungsorte, die gerne auch übergreifend und gemeinsam operieren. Je nach Größe mancher Events wird auf die Option zurückgegriffen, eine Veranstaltung zu verlegen oder weiter zu reichen. Das macht Karlsruhe sehr flexibel und attraktiv für seine Gäste. 

Städte in der Größenordnung Karlsruhes werden gerne von Bands mitgenommen, sind aber nicht der Anziehungspunkt für internationaler Superstars. Hier rangieren Berlin, Hamburg, München und Köln in wechselnder Rangfolge auf den ersten Plätzen. In Städten wie Karlsruhe ist es daher notwendig, eine kleine, flexible Szene aufrecht zu halten. Diese macht die Stadt für den Zuzug, den Studenten, aber auch Touristen attraktiv. 

Eine lebendige Konzertszene belebt Stadtviertel, lässt im Umfeld Lokale, Restaurants, Hotels entstehen und vermeidet Ghettosituation. Stadtteile werden dadurch als lebendig wahrgenommen und wandeln sich nicht in reine Schlafstätten. Live-Events binden Menschen an ihr Viertel und beleben die Nachbarschafts- und Vereinsstruktur aktiv.

Soll heißen: Die Arbeit an einer lebendigen Kulturszene ist ein wertvolles Gut, das eine Stadt der Größe Karlsruhes auf der Habenseite verbuchen kann. Es ist stellt keine Ausgabe dar, deren Gewinn nicht berechenbar ist.

Mit ein bißchen Vorstellungskraft, darf man gerne davon ausgehen, was die Kaiserpassage ohne den Jazzclub, der Werderplatz ohne das KOHi, der Schlachthof ohne die Alte Hackerei, das Substage und das Tollhaus wäre. 

Die Anziehungskraft des Schlachthofs, die gemeinsame Identifikation mit dem zur Verfügung gestellten Raum, ergibt sich aus der Möglichkeit, den Bereich Tag und Nacht zu nutzen. Also Arbeit und Freizeit in Einklang zu bringen.


Eine solche, einzelne Institution – wenn sie sich etabliert hat –  und zum Anziehungspunkt für Auswärtige und Einheimische geworden ist, in Frage zu stellen, in dem man die Existenz mancher Lokalitäten bedroht, ist auch eine Variante sich selbst (als Stadt)  in Schieflage zu bringen.

Es dauert Jahrzehnte eine lebendige Kulturszene aufzubauen

Wichtig ist dabei zu bedenken: Die meisten Kulturstätten, die aufgrund eines privaten Einsatzes, meist ohne Entgelt, aufgebaut und geführt werden, haben lange Jahre und Durststrecken hinter sich. Eine Basis und ein Publikum als Fundament zu finden, bedarf viel Kommunikation, Einfühlungsvermögen und die entsprechende Sensibilität, für das was funktioniert und genau hier passt.

Wenn es heute einen Unterstützerkreis gibt, die Publikumszahlen nach Corona wieder ein interessantes Niveau erreichen, dann verbergen sich dahinter Jahre, teilweise Jahrzehnte an mühevolle Arbeit Kultur zu etablieren und einem Publikum nahezubringen. 

Dieses gilt – ohne Ausnahme – für jeden Veranstaltungsort. Alle haben mit Fingerspitzengefühl bewiesen, dass sie es geschafft haben, einen Bereich zu schaffen, der charakterlich in sein Umfeld passt, sich arrangiert und einem Genre und ganzen Generationen an MusikerInnen eine Heimat zu bieten.

Es ist nahezu unmöglich innerhalb eines Jahres so etwas in diesem Kultur-Bereich zu etablieren. Es bedarf Vertrauen, Erfahrung, einem Netzwerk im Hintergrund und ein Umgang mit den Kreativen, der sich über diesen Zeitraum aufbaut.

Clubbesitzer, ehemalige, aber auch gegenwärtige, die das Thema stemmen wollten, können davon ein Lied singen. Was heute verschwindet, das wird für die nächsten Jahre nicht wieder auftauchen oder erneuert werden können. 

Der Schaden, der durch verschwundene Kultur, entsteht, wird beträchtlich sein. Wenn sich Restaurants und Lokale im Umfeld von Kulturstätten ansiedeln, dann mag das zufällig wirken, aber die Beziehungen sind bei genauer Betrachtung erkennbar. Die Schließung einer solchen Stätte wird unwillkürlich – fast ohne Verzug – auch zu einer merklichen Veränderung der Gastronomie führen. Im schlimmsten Fall zu einer Verödung.

Der Werderplatz und das KOHI

Als Beispiel sei der Werderplatz genannt. Ein Sorgenkind der Stadt. Im Laufe der Jahre gab es verschiedene Versuche die Attraktivität zu erhöhen, mit Verboten, Verwarnungen, Einsätze und auch Hilfsangebote. Die zunehmende Erhöhung der  Attraktivität durch Biergärten, Lokalitäten, Kulturangebote haben den Werderplatz mittlerweile wieder zu einem Anziehungspunkt gemacht, der auch für Außenstehende und über die Grenzen der Stadt interessant ist. Das KOHI in der Mitte des Platzes ist mittlerweile bei aufstrebenden MusikerInnen und KünstlerInnen, aber auch als Galerie ein Begriff. Es wird geschätzt, gelobt und mit Preisen erwähnt. In seinem Umfeld legen DJs in den umliegend Lokalen auf, haben sich Events auf dem Platz etabliert, fungiert mittlerweile eine lebendige Szene.

Das NUN in der Oststadt

Das NUN in der Oststadt erfüllt ähnliche Zwecke. Es bietet einen kleinen experimentellen Rahmen für ruhige, zumeist akustische Konzert in einer Atmosphäre, die in dieser Form einmalig ist. 

Ist damit ein Ort, der vor allem für ruhige, junge Künstler aus aller Welt zu einem Begriff wurde. 

Etwas wie das NUN, das immer noch- nach Jahren – als geschätzter Geheimtipp fungiert, arbeitet ausschließlich auf einer Vereinsbasis, die vom Aufwand nahe an der Selbstausbeutung ist. Niemand wird bezahlt, alles, was dort – in einer freundlichen, zuvorkommenden Atmosphäre – geschieht, passiert freiwillig. Abends, nach dem jeweiligen Broterwerb der Mitglieder! 

Es belebt die Oststadt, stärkt ihre Position als kulturell interessanter Ort und hilft bei der Attraktivität für alle Bewohner des Stadtteils.

Die Coronajahre

Doch die Thematik ist noch um einiges größer: Die Coronajahre waren für die Kulturbranche ein Fiasko und führten vielerorts zum Zweifel an der Sinnhaftigkeit   – daran sich von seiner Leidenschaft zu ernähren. 

Die Situation wurde, trotz versuchter Unterstützung, teilweise prekär und unverhältnismäßig hart. Man merkt es auch, dass – obwohl wir uns heute alle so fühlen, als ob das weit in die Vergangenheit liegt – es für Künstlerinnen sich so verhält, dass dasThema nach wie vor präsent ist. Es hat Einzug gefunden hat in Songs, Bücher und Bilder. 

Die Coronajahre waren ein Einschnitt. Manche fanden da nicht mehr raus. Das Publikum brauchte sehr lange, um wieder wie gewohnt in Konzerte zu gehen. Einige machen das bis heute nicht mehr.

Die Coronajahre sind in der Biografie vieler KünsterlerInnen verlustbehaftete Einschnitte, die noch lange, auch weit über die Zeit hinaus, spürbar sein werden. Den Faden wieder aufzunehmen, den Anschluss wieder zu finden, das war und ist nicht einfach. Bands hatten sich aufgelöst, Veröffentlichungen floppten, weil Tourneen nicht stattfinden konnten und manche InterpretInnen verloren ihre Stimme und fanden sie nicht wieder.

Nach den Coronajahren sind vor allem die kleinen Clubs und Locations sozusagen Auffangstationen, um Schritte in die Normalität zu wagen. Für Künstlerinnen wurde es unfassbar wichtig, eine Vielfalt an Auftrittsorten zu haben, die sie wieder nutzen konnten. Es ist den meisten eben nicht vergönnt Hallen zu füllen, sie müssen Orte finden, an denen sie die Näherung ans Publikum wieder testen, ausprobieren und sich finden konnten.

Aber auch das Publikum brauchte  – und braucht immer noch – diese sanfte Hinführung zu einem normalen Weiterführen des Kulturbetriebes. Das Thema ist fragil, aber noch immer scheuen Menschen große Ansammlungen und größere Hallen wegen der durchaus berechtigten Gefahr vor infektiösen Krankheiten. Normalität wieder zu lernen, diesem auch eine Basis zu geben und eine Plattform zu schaffen, auf der sich KünstlerInnen erproben testen und wiederfinden können, ist auch eine Aufgabe der kleinen, mutigen Orte.

Streamingdienste !

Gleichzeitig boomten Streamingdienste. Der Tonträgermarkt (CDs und Vinyl-Veröffentlichungen) dagegen brach fast komplett weg. Für KünstlerInnen, die sich auf dem Weg befinden, und noch nicht die erhoffte Popularität erreicht haben, ist der monatliche Erlös aus Streamingdiensten nicht ausreichend, um ein Leben zu finanzieren. 

Die Erträge sind in den seltensten Fällen ausreichend zu nennen. Oft erfüllen diese Plattformen maximal einen Werbeeffekt, aber zum Erhalt einer Kultur leisten sie in der Regel nichts. 

MusikerInnen finanzieren sich über Auftritte bzw. über den sogenannten Merch-Verkauf (T-Shirts, Tonträger etc.) , der bei Auftritten möglich ist. 

Auftritte, verbunden mit Merch, sind die Haupteinahmequellen vieler Bands und Solo-KünstlerInnen. Selbst wenn ihre Namen ausgesprochen bekannt sind, kann man sagen: Wer in den Karlsruher Clubs und Auftrittsorten unterwegs, finanziert sich in der Regel genau über diese Optionen. Und nicht über die Klicks bei Spotify und Konsorten.

Fällt nur einer dieser Auftrittsorte weg – und das ist keine gewagte Rechnung – kann man pauschal sagen, dass ca. 75 MusikerInnen und Bands im Jahr weniger in Karlsruhe auftreten werden.

Das mag wenig erscheinen. Ist aber sehr niedrig angesetzt. 

Das gilt für all jene jungen Gruppen, die sich augenblicklich noch in einen Tourbus setzen, teilweise stundenlange Fahrten auf sich nehmen und davon ausgehen, dass es sich für sie lohnen könnte, in unserer Stadt aufzutreten. Setzt sich dieser Trend zur Kürzung der Kulturförderung durch, dann müssen wir damit rechnen, dass Karlsruhe unattraktiver wird für besuchende KünstlerInnen, weil weniger davon leben können. Aber auch, weil Karlsruhe nicht mehr soviel zu bieten hat. 

Ich sprach nur von einem Auftrittsort. Die Zahl lässt sich locker fortführen und um jeden weiteren, sterbenden Auftrittsort nach oben fortsetzen.

Die Einschnitte betreffen dann nicht nur Clubs, Locations, Auftrittsorte und die begleitende Gastronomie, sondern und vor allem aufstrebende, hoffnungsvolle Talente.

Wenn es unattraktiv wird, sich in diesem Metier auszuprobieren, werden erstmal regionale Bands verschwinden und sterben, aber selbstverständlich ist Karlsruhe nur eine von vielen Gemeinden, die auf diese Weise versucht Geld zu sparen. Die Kultur – weil scheinbar nicht wirklich gewinnbringend für eine Region (und sicherlich in der Lage von sich selbst zu leben) – ist immer einer der Posten, den man gerne beschneidet. 

Aber es macht einen Beruf, der eher Berufung ist – denn er ist selten mit materiellen Anreizen verbunden – zunehmend unattraktiv und führt damit zu einem Flaschenhalseffekt. Am Schluss werden eben nur noch jene bleiben, die tendenziell doch von den Streamingdiensten leben können. Das sind dann nicht die jungen, experimentellen, wagemutigen KünstlerInnen, sondern ganz klar chartsorientiere ,Marketing-erprobte und KI-generierte, sowie videotaugliche Stücke, die einen Kompromiss in Sachen Geschmack darstellen. 

Was Musik für Karlsruhe bedeuten könnte

Für die Städte wie Karlsruhe würde es bedeuten: Eine Verödung der Kulturlandschaft, Einbußen in den begleitenden Lokalitäten, Plätze und Stadtteile, die darunter leiden werden, sowie eine zunehmende Anonymisierung in der Kulturszene und das über Jahrzehnte hinaus.

Es ist die Entscheidung, die momentan noch gefällt werden kann, die aber in ihren Folgen scheinbar nicht richtig eingeschätzt wird. Es wäre an der Zeit, das Karlsruhe seine Musikszene als Kapital erkennt, dass über die Stadtgrenzen hinaus Potential zur Profilierung hat.

Karlsruhe hat eine lebendige, fruchtbare Szene und es wäre an der Zeit, dass man stolz darauf ist. Es ist etwas, mit dem sich zu werben lohnt, denn es bringt weit mehr Kapital in die Stadt und in das Umfeld der Örtlichkeiten als man auf dem ersten Blick sieht. 

Karlsruhe hat es über viele Jahre versäumt, seine Geschichte der populären Musik aufzuarbeiten und zu pflegen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es sich um Versäumnisse handelt, deren Aufarbeitung erst mal zeigen, wo Karlsruhe noch Optionen hat, seine Vorteile für Investoren, Studenten und Touristen zu zeigen. Das darf nicht einfach so zerstört werden.

Ein Jahr Jazznrhythm.com ! – Zeit für einen Rückblick

Ein Jahr Jazznrhythm.com ! – Zeit für einen Rückblick

Am 15.Oktober 2025 wurde jazznrhythm.com in der aktuellen Version 1 Jahr alt. Tatsächlich jedoch gibt es die Domain allerdings schon viel länger. Der richtige Zeitpunkt also, ein bißchen etwas darüber zu erzählen.

In regelmäßigen Abständen frage ich die diversen Künstlichen Intelligenzen im Internet ab, was an der Seite fehlt oder verbessert werden könnte. Grundsätzlich sind die Antworten der KI, wie gewohnt, sehr wohlwollend und positiv, aber Kritik taucht ebenfalls auf: hinsichtlich der Menüstruktur, aber auch in die erkennbare Ausrichtung der Seite. 

Was dann heißt: Die Menüstruktur sollte kleiner und übersichtlicher sein, und auf der Seite sollte sich – wenn möglich – mehr informationen über den Background und die Motivation finden.

Nach einem Jahr versuche ich nun eine Bilanz der Seite in der Form einer FAQ (Frequently Asked Questions – Häufig gestellte Fragen) aufzubereiten. 

Wie alt ist jazznrhythm.com tatsächlich?

jazznrhythm.com wurde als Domain im Jahr 2002 registriert. Ist damit also fast 24 Jahre alt. Ursprünglich nutzte ich die Domain für eine Art Blog, der sich ziemlich ziellos um möglichst Popkulturelle Themen, hauptsächlich Musik, beschäftigte. Da ich Jazznrhythm auch gerne als Handle bzw. Pseudonym in den sozialen Medien benutzte, war es ein in der Form immer sehr stark mit mir verbunden und individuell geprägt.

Was bedeutet der Name Jazznrhythm ?

Der Name Jazznrhythm ist ein Kunstwort. Er setzt sich aus drei Wörter zusammen. Übernimmt damit eine Schreibweise, die es auch im Begriff „Rock’n’Roll“ oder „Rhythm’n’Blues“ gibt. „Jazz and Rhythm“ (Jazz und Rhythmus). 

In der Deutung gehen die meisten Menschen davon aus, dass Jazz das vorherrschende Element auf der Seite ist. Das ist jedoch nicht beabsichtigt. Jazz ist eine Farbe und ein Stil, der sicherlich am meisten Freiheit und Möglichkeiten der Interpretation  und Spielweise erlaubt. 

Allerdings wollte ich, damals als ich den Namen wählte, einen Bezug zu Pop-Jazz, Acid Jazz und den ganzen Randerscheinungen aufzeigen. Da Acid-Jazz aber im Grunde keine wirkliche Richtung war, sondern eher eine Art Retro-Soul mit Jazz-Elementen (und vielen weiteren Verweisen) ist, ging es mir darum, ein möglichst breites Spektrum zu schaffen, dass es mir erlaubt alle Genres mit einzubinden. 

Jazznrhythm steht also nicht (nur) für Jazz, sondern für alles, was möglich ist und in irgendeiner Weise rhythmisch ist.

Gab es außer der Webseite noch andere Aktivitäten mit dem Namen Jazznrhythm?

Das Internet vergisst nicht. Ja, es gab noch andere Aktivitäten. Einige Spuren sind noch zu finden. Unter dem Namen Jazznrhythm veröffentlichte ich einst auf Soundcloud gesampelte Musik, die wahrscheinlich von lediglich drei Leuten gehört wurde. Das Ganze basierte auf einigen Experimenten mit verschiedenen Tools und Tonsplitter, auf die ich mich mit Begeisterung stürzte. 

Ich bin allerdings in Sachen Musik lediglich enthusiastischer Konsument. Ich spiele kein Instrument, mein Bezug zu Noten und der Musiktheorie ist nicht ausreichend genug, um daran etwas zu ändern, und ich glaube nicht mal, dass ich ein außergewöhnliches Gehör habe. Meistens stelle ich fest, dass ich mein Leben lang lernen werde und eigentlich nichts weiß.

laut.fm ermöglicht es, dass man einen Radiosender mit seiner Musik erstellt. Eine Zeitlang hat mich dieser Weg fasziniert, und ich habe dort im Zusammenhang mit jazznrhythm.com Playlists zusammengestellt, die rund um die Uhr liefen. 

Das war verlockend interessant, aber nicht lange. laut.fm ist eine faszinierende Plattform mit einem verführerischen  Konzept. Man kann dort sehr einfach Sparten-Sender erstellen, die darauf beruhen, dass man Songs hochlädt, in eine Bibliothek einfügt und nach einem Sendeplan abspielt.

Es war ein Experiment, ging nicht lange, und fand dabei nicht die Hörerschaft, die ich mir wünschte. Einige Adressen im Netz verweisen noch auf den Sender, aber er existiert nicht mehr.

Warum gibt es jazznrhythm.com?

Um es einfach auszudrücken: Ich schreibe sehr gerne, ich höre sehr gerne Musik.  Das zu verbinden war das Ziel. Mein Musikgeschmack ist breit, oft kurios und in vielen Fällen in meiner Neugierde begründet. Manchmal bin ich auf einem Konzert, höre eine Platte und würde gerne anderen davon erzählen. Weil ich meine, dass die KünstlerInnen zu wenig Resonanz erfahren oder ein Stück ein „Opfer der Hektik“ ist.

„Opfer der Hektik“ wird es genannt, wenn Songs oder Alben zum falschen Zeitpunkt erscheinen, und einfach ungehört verschwinden. Meine persönlichen Bekannten wissen das, kennen das, aber sind auch leidlich genervt, wenn ich ihnen jede Woche von neuen Namen und Songs erzähle.  Bleibt also das Internet. Das ist groß und geduldig. 

Das ist der Hintergrund von jazznrhythm.com, aber im Laufe der Zeit haben sich natürlich noch weitere Gründe ergeben.

Hast du einen musikalischen Hintergrund? Eine Ausbildung? Bist du Journalist?

Ich habe weder eine journalistische Ausbildung, noch einen musikalischen Hintergrund, auf den ich mich stützten kann. Zwar schreibe ich seit Jahren in den verschiedensten Richtungen, aber die Zahl der Ablehnungen würden Ordner füllen. Genauso, wie die Spuren in Tageszeitungen, vergessenen Fanzines und Literatur- bzw. kulturellen Magazinen, im Internet-Archive u. Veröffentlichungen in Anthologien  (unter Pseudonymen) mich wahrscheinlich erstaunen würden. Die meisten Veröffentlichungen haben ich vergessen oder in einem Berg Papier begraben.

Als erfolgloser DJ war ich genauso aktiv, wie als Moderator in den sozialen Medien zu ganz unterschiedlichen Themen (Musik, Literatur, Fotografie etc.). Ich arbeitete im pädagogisch Bereich, in der IT, lernte den Bankkaufmann, verdiente mit IT (in der Administration und Support im medizintechnischen Bereich) und zuletzt als Datenschutzkoordinator in einem großen Forschungszentrum mein Geld. 

Also alles andere als Musik.

Mir wurde eine fürchterliche Schreibe, ein unverständlicher Stil, aber auch das Gegenteil bescheinigt. Bleibt ein Auf und Ab. Manchmal trifft man mich in Kursen und Workshops für AutorInnen. Oft suche ich den Kontakt zur schreibenden Zunft, aber für das dicke Buch fehlt mir die Disziplin.

Was ist das Karlsruher Archiv?

Über das Karlsruher Archiv schreibe ich regelmäßig, aber ich fasse es mal zusammen. Das „Karlsruher Archiv“ ist eigentlich nur ein Arbeitstitel. Im Grunde müsste es „Karlsruher Musik Archiv“ oder „Karlsruher Band Archiv“ heißen.

Ich bin dabei nur der Chronist. Der Kopf, der das Ding leidenschaftlich am Laufen hält, alles sammelt wie ein Besessener ist der geschätzte Martin Christoph (Tex Dixigas), der mit viel Liebe und einem wahnsinnigen Enthusiasmus seit vielen Jahrzehnten alles anhäuft, was irgendwie mit Karlsruhe zu tun hat. Tex ist Labeleigner, DJ, Plattenhändler, Musiker und hat wahrscheinlich schon alles gemacht, was irgendwie mit Musik zu tun hat. Außerdem ist er der Fachmann für Lou Reed und Nico. Wirklich DER Fachmann.

Seine Sammlung im Internet abzubilden und öffentlich zugänglich zu machen, ist das Ziel des Karlsruher Archives. Damit soll eine aktuelle und historische Materialsammlung zur populären Musik entstehen. 

Die Grundlage war, dass ich der Meinung war, man müsste Karlsruhe besser präsentieren und z.b. die Clubs und Veranstaltungsorte, sowie Plattenhändler der Region mal listen. Mittlerweile wird es ein Selbstläufer, es geht regelmäßig Material ein, und wächst. 

Der Fokus liegt auf Karlsruhe. Wir werden aber exklusives Material aus anderen Regionen selbstverständlich nicht abweisen, wenn es historisch interessant ist. Das Wichtigste am Archiv ist allerdings die Mitarbeit von Allen, die dazu etwas beitragen können. Wirklich jedem, der oder die in Karlsruhe musikalisch aktiv ist oder war.

Wie ist das mit den Podcasts? Die erscheinen unregelmäßig?

Ja, die Podcast haben keinen regelmäßigen Termin. Ich bin, was das anbelangt, sehr langsam, hadere mit der Technik und dem Ton. Daher brauche ich immer sehr viel Zeit, um diese vorzubereiten und online zu stellen.

In der Vergangenheit, vor einigen Jahren, lebte ich noch in Heidelberg und etablierte kurz vor Corona eine Webseite und Podcast-Reihe mit dem Titel „Not so urban“. Diese Reihe waren sehr kurze, bündige Podcasts von ca. 20 Minuten mit Menschen, die sich für ein Thema begeisterten und engagierten. Ganz unterschiedliche Bereiche waren dabei vertreten. AutorInnen, Musikerinnen, Alpakafarm-Betreiberinnen und ähnliche. Ich liebte diese Reihe. Leider kam Corona dazwischen. Ich hätte es online weiterführen können, merkte aber bald, das es nicht dasselbe war, mir weniger Spaß bereitete und während überall Podcasts wie Pilze aus dem Boden schoßen, stellte ich die Reihe wieder ein.

Bei dem Thema Podcasts bin ich sehr am Zweifeln, ob es sich um ein nachhaltiges, wichtiges Format handelt. Daher ist es in erster Linie ein unterstützendes Medium, dass zur Webseite und Thematik etwas Live-Atmosphäre vermitteln soll. Wie sich das entwickelt, kann ich augenblicklich aber noch nicht sagen. Es wird auf jeden Fall beibehalten und weiter entwickelt.

Wieviele Beiträge befinden sich derzeit auf Jazznrhythm.com? Und wieviele Zugriffe hat die Seite?

Es befinden sich aktuell 180 Beiträge auf der Webseite. Das „Karlsruher Archiv“ wird, weil es sich um feststehende Seiten handelt, da nicht mitgerechnet. 

Man unterscheidet zwischen Beiträge und Seiten. Beiträge sind als aktuelle Artikel zu verstehen, die bedingt durch Datum und Zeitbezug irgendwann nach hinten verschwinden. Seiten sind Anteile, die verlinkt und gelistet sind.

Es gibt aktuell 518 Seiten. Diese Seiten enthalten Adressen, Links, Konzerttickets  und – Fotos, sowie weitere Informationen über Bands, MusikerInnen und Veranstaltungsorte. 

Die Zugriffe werden zur Zeit nur rudimentär gemessen. Daher können sie nicht als vollständig und verbindlich betrachtet werden. Ich vermeide den Einsatz von Cookies und ähnlichen Analyse-Tools, die sehr genau auf die Besucher schauen, aber der Zustimmung bedürfen. Es gibt daher keinen Cookie-Banner. Wahrscheinlich ist das schon aufgefallen. Wie lange das so bleiben kann, weiß ich nicht. Die Einbindung von Fremdinhalten (Musik, Video von Streamingplattformen etc.) wird unweigerlich zu Cookies und dem ungeliebten Banner führen.

Die gemessenen Zugriffe (ungeachtet der Roboter von Suchmaschinen und Angriffe durch ausländische Server) liegen zwischen 60-100 Zugriffe pro Tag. Das ist, zugegeben, relativ wenig. Nach einem Jahr Betrieb, lediglich durch den Einsatz von Social Media, Mundpropaganda und einem Artikel in der Tagespresse und durch die Begrenzung auf einen regional abgesteckten Bereich, finde ich das persönlich durchaus angenehm. Schnelles Wachstum war nie angestrebt.

Was hat jazznrhythm.com vor?

Die Zukunft ist groß und weit offen. Gewollt ist eine Vernetzung und Übersicht über die hiesige und regionale Musikszene. Dabei wird der Kontakt und die Kommunikation mit Aktiven gesucht. Jede/r, der oder die in diesem Bereich tätig ist, ist als GesprächspartnerIn gewünscht. Im Grund wächst jazznrhythm.com durch die Beteiligung und das Wissen, das dadurch entsteht, aber sich auch dadurch weiter vermitteln lässt.

Im Normalfall versuche ich Kontakte herzustellen und Fragen zu stellen. Von Zeit zu Zeit gehe ich da zu unbefangen, fast naiv vor. Manchmal drängle ich, manchmal nehme ich mir zu viel vor, aber in der Summe geht es immer darum, für die Szene eine Präsentation zu finden und eine Möglichkeit für Einzelne einen Überblick zu gewinnen.

Karlsruhe und Umgebung hat eine lange Geschichte mit unglaublich vielen, talentierten Bands. Einiges ist schon von Anderen gut geschrieben, vieles findet sich in den sozialen Medien und wieder einiges verstreut in Wikis. Es geht dabei nicht darum, all das hierher zu transportieren. Das wird auch nicht möglich sein. Eher geht es darum, einen Anlaufpunkt zu bieten, der so gut vernetzt ist, dass alle, die sich darüber informieren wollen, was es gibt, wissen wo sie mit der Recherche anfangen können. Mehr braucht es gar nicht zu sein.

Dabei sind Exponate, Beispiele, Berichte, Anekdoten und ähnliches wichtig. Aber auf dem Weg dahin, zeichnet sich jetzt schon ab: jazznrhythm.com ist nicht die einzige Seite, die das macht, und es ist wichtig, auch die anderen zu zeigen, die hier schon gute Vorarbeit geleistet haben oder aber auch noch dabei sind, einen wichtigen Beitrag zu leisten.

An dieser Stelle beende ich das Resümee. Ich hoffe, ich konnte einen kurzen Überblick über die Ziele und den Stand der Dinge, so wie die Motivation bieten. Wenn ich etwas vergessen habe, dann dürft ihr mir gerne Fragen zu senden, die ich hier gerne einfügen werde.

Neuer Podcast veröffentlicht! Podcast Nr. 2 mit DAËNK!

Neuer Podcast veröffentlicht! Podcast Nr. 2 mit DAËNK!

Daenk - Cover des kommenden Albums "Alles hat einen Sinn" (September 2025)
Daenk – Cover des kommenden Albums „Alles hat einen Sinn“ (September 2025)

Ein weiterer Podcast wurde heute veröffentlicht. Mit DAËNK sprach ich über seine Songs, seine Vorbilder, die Arbeit an dem neuen Album und was ihn antreibt. Ihr findet den neuen Podcast auf allen wichtigen Streamingplattformen, aber auch hier:

Hommage à Piazzolla in der evangelischen Stadtkirche am 6.10.2025

Hommage à Piazzolla in der evangelischen Stadtkirche am 6.10.2025

Hommage à Piazzolla mit Johannes Hustedt (Flöte)
Christoph Obert (Akkordeon)
Johannes Blomenkamp (Orgel) in der Stadtkirche in Durlach am 06.10.2025
Hommage à Piazzolla mit Johannes Hustedt (Flöte) Christoph Obert (Akkordeon) Johannes Blomenkamp (Orgel) in der Stadtkirche in Durlach am 06.10.2025

Johannes Hustedt (Flöte), Christoph Obert (Akkordeon) & Johannes Blomenkamp (Orgel)

Eine der heikelsten Aspekte, wenn man über Musik schreibt, ist die Tatsache, dass hin und wieder der eigene Kenntnisstand nicht ausreichend ist. Oder der Sprachschatz, den man nutzen möchte, sich zu begrenzt anfühlt. Es gibt Themen und Musikbereiche, die mein Herz erfreuen, die ich gerne geniesse und jederzeit loben möchte, aber dennoch in die Situation komme, dass ich eigentlich nicht der Richtige bin, um das Können und die Leistung zu beurteilen.

Wer kein Musiker ist, sich mit der Musiktheorie nur autodidaktisch beschäftig hat, und Erfahrungen aus dem Konsum von Musik und dem Besuch vieler Konzerte schöpft, muss sich seiner Grenzen bewußt sein. 

Von bestimmten Fachbegriffen habe ich daher nur eine Ahnung, kein Wissen. Die Klassik, aber auch große Teile des Jazz’ sind für mich Bereiche, denen ich mich oft sehr unbefangen, naiv, aber auch unbekümmert und sorglos nähere. Und in all diesen Fällen bleibt es natürlich eine grobe Beschreibung dessen, was ich bei einem Konzert empfunden hatte.

Johannes Hustedt (Flöte), Christoph Obert (Akkordeon) und Johannes Blomenkamp (Orgel) interpretierten Astor Piazzolla im Rahmen der 3.Karlsruher Orgelwoche.  Die Karlsruher Orgelwoche nutzt in täglichen Konzerten die verschiedensten Orgeln der hiesigen Kirchen für einmalige Konzerte und Interpretationen außerhalb der gewohnten Kirchenmusik. 

Die Kombination der Instrumente scheint hinsichtlich Astor Piazzollas, von dem man zumeist seine Tango-Variationen in einem eher kammermusikalischen Rahmen kennt., gewagt.  Die Übergänge zur Klassik sind weniger vertraut, das Spiel auf der Orgel wirkt hinsichtlich des Tangos erstmal wie eine Herausforderung.  Doch muss man den Musikern zugestehen, dass – lässt man sich darauf ein – ein ausgesprochen harmonisches und stimmiges Bild entsteht. So ergeben sich aus dem Zusammenspiel zwischen dem Akkordeon und der Orgel ein voluminöser, klarer Klangkörper, der fast verschmilzt und in den ruhigen Passagen unterstützend wirkt. 

So spielten hier drei Musiker, virtuose, kenntnisreich und sehr gefühlvoll die Parallelen und Übergänge zur Klassik heraus, so dass es möglich war in den Werken nicht nur eine typische Melancholie, sondern auch eine meditative Feierlichkeit zu entdecken, die vor allem durch die Örtlichkeit hervorgehoben wurde. 

Wenige Konzerte beinhalten eine solch beeindruckende Nachhaltigkeit, dass mir nochmal einfiel, wie ich vor zwei Jahren schon einmal einen ähnlichen Abend in wohl gleicher Besetzung in der Christuskirche erlebte. 

Das ist jener Punkt, der die Orgelwochen zu einem kleinen Juwel in der hiesigen Konzertlandschaft macht. Es kommt dabei zu Kombinationen, die abweichen vom Alltäglichen und auch über längere Zeiträume nicht wiederholbar sind. 

Dankbar bin ich auch für die einleitenden und begleitenden Worte Johannes Hulstedts, der den Werdegang Piazzollas im Zusammenhang erklärt und zu einigen Stücken den Hintergrund lieferte. 

Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass Piazzollas Stücke selten feierlicher und opulenter geklungen haben, als in diesem Rahmen, der sie zu einem ganz eigenen Erlebnis erhob. Damit dann auch eine Nähe zu Bach schuf, die bisher eher unbeachtet blieb.