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Schlagwort: RocknRoll

Plattenläden in Den Haag (3): Bennies Fifties Den Haag

Plattenläden in Den Haag (3): Bennies Fifties Den Haag

Bennies Fifties Hague (Den Haag)
Bennies Fifties Hague (Den Haag)

Bennies Fifties Den Haag

Namensestraat 73, 2587 VX Den Haag (Externer Link: https://www.fiftiesstore.com/bennies-fifties)

Zu Bennies Fifties muss man zu allererst sagen: Das ist eigentlich kein Plattenladen. Das ist ein bunter Rausch, ein Museum, ein Ort, an dem man sich eine halbe Ewigkeit aufhalten kann und immer noch etwas entdeckt.

Den Haag ist bekannt für seine Gerichtsbarkeiten, seinem internationalen Strafvollzug und seinem Gefängnis. Unweit vom Gefängnis, auf dem Weg nach Scheveningen findet sich in Seitenstraße – in der man es nie vermutet hätte – die größte Sammlung Musikboxen, die ich bisher mit eigenen Augen gesehen habe. Bennies Fifties sieht schon von außen nicht nach einem Record-Store aus. Im Schaufenster findet sich Reklame aus den Fünfziger, Zapfsäulen und ähnliche Accessoires, die aber nicht alle in dem geschätzten Zeitrahmen beheimatet sind.

Das komplette Interieur des Ladens erinnert zwar an die Fünfziger, ist knallbunt und reicht von Klamotten, über Schilder und schlicht alles mögliche bis hin zu erstaunlichen Nerd-Utensilien, die man hier nicht vermutet hätte. Schwer einzuordnen, und der richtige Ort um Entdeckungen zu machen. Alles nicht so richtig zu fassen, und daher braucht es Zeit.

Das wichtigste für die Schallplattensammler: Bennies Fifties hat zu einem gigantischen Teil Neuware. Und hier geht es gnadenlos durch alle Genres, Stile und Veröffentlichungen. Vornehmlich Rock und Popmusik, aber auch Indie ist vertreten. Und zwar so dicht, so gepresst und in einer solchen Zahl, dass man die Fächer erstmal von einem Stoß Platten befreien muss. Man kommt sonst schlicht nicht durch. Mehr passt einfach nicht in die Boxen. Es macht auch Sinn, einfach mal nebendran zu schauen, denn hin und wieder liegt die komplette Discographie eines Künstlers einfach auf dem Boden oder in der Nähe. Dass ich Miley Cyrus hier kaufe, hätte ich nicht gedacht. Aber bei den aktuellen weiblichen Superstars ist es fast unmöglich bestimmte Ausgaben zu vernünftigen Preisen zu bekommen. Hier fand sich eine frühe Platte.

Bennies Fifties Hague (Den Haag)
Bennies Fifties Hague (Den Haag)

Es gibt auch eine Menge unsortierter Second Hand Scheiben in der 3 Euro Preislage, die aber mit viel Geduld betrachtet werden müssen. In der Mehrzahl handelt es sich eben um das, was liegen bleibt. Sampler, oder vergessene Helden der Schlagerära. Viel interessanter, und unerschöpflich dürften die Singles sein, die in einer unüberschaubaren, aber gut sortieren Weise fast jeden Namen anboten, der irgendwann mal wichtig war.

Vermutlich verpflichten die Musikboxen, die überall herumstehen, schon dazu. Allein die Musikboxen sind schon ein Besuch wert. Alle sind in einem vorzüglichen Zustand, angeschaltet und erstrahlen in den schönsten Farben.

Die Cramps fanden sich übrigens ebenfalls. Und ich hatte mir irgendwann mal geschworen, sie mitzunehmen, wenn ich eine Platte von ihnen finde. „Flamejob“ mag jetzt nicht das seltenste Exemplar sein, aber es sind die Cramps. Ich hätte es bereut, wenn ich sie nicht mitgenommen hätte.

Bennies Fifties Hague (Den Haag)
Bennies Fifties Hague (Den Haag)
Bennies Fifties Hague (Den Haag)
Bennies Fifties Hague (Den Haag)

Gekauft:

The Cramps – Flamejob

Miley Cyrus – Younger  Now

Gankino Circus im Kulturfenster Heidelberg, am 18.01.2025

Gankino Circus im Kulturfenster Heidelberg, am 18.01.2025

Gankino Circus im Kulturfenster in Heidelberg am 18.01.2025

Alles ganz anders. Die aktuelle Tour, die wild durch die Lande kreiselt, heißt „Das Gegenteil von Rock’n’Roll“. Die Recherche nennt sie eine Folkband aus Dietenhofen. Dazu später mehr. Zu Dietenhofen. Und nichts davon scheint einen Sinn zu ergeben, denn die Instrumentierung könnte eine Klezmer-, Cajun- und Polkaband hervorbringen. Doch auf der Bühne wackeln sie mit der Hüfte, spielen das Akkordeon wie ein Bass, die Gitarre schwelgt im Spanischen, die Klarinette im irischen und heraus kommt etwas amerikanisches. Und das ist doch Rock‘n‘Roll? 

Das Kulturfenster ist einer von den kleinen, versteckten Clubs, die im Hinterhof richtige, engagierte Arbeit für die Bühne leisten. Feine Bands, und andere Abende. Ein Stammpublikum, das sich kennt. Sowie ein helles, lichtes Ambiente mit viel Kunst an den Wänden und einen verglasten Vorbau. Wer sitzen will, darf sitzen. Die Hälfte des Raumes war bestuhlt. Sehr nahe, sehr offen. 

Gankino Circus kommen aus Dietenhofen. Nach dem ersten Song wußte es jeder, nach dem zweiten fühlte man sich heimisch, nach dem dritten erkannte sich wahrscheinlich mancher wieder. Alles scheint in dieser kleinen Region begründet, die aus altem und neuen Teil besteht und wohl irgendwie verantwortlich war für eine Band, die sich musikalisch überall einordnen könnte. Zwischen den Songs, fast schon komödiantische Kabinettstückchen, präsentierten Gankino Circus eine sehr dörfliche Idylle, die den üblichen Wahnsinn in sich trägt. Das dörfliche Gedächtnis, der Schaschlik-Charlie und was sonst noch das Herz schwer macht. Und die Heimat anziehend.

In ihren Arrangements jedoch kamen die verschiedensten Einflüsse, ohne überhaupt erwähnt zu werden, zum Tragen und mündeten immer wieder – sehr entschlossen und durchaus mit Zitaten bewaffnet – in einem amerikanischen Sound. Ganz und gar nicht das Gegenteil. Von Rock‘n‘Roll. 

Gankino Circus zogen ihr Ding durch. Sie rissen ihr sitzendes Publikum aus den Stühlen. Das Stehend war sowieso schwer zu halten. Sie rockten, sie schrammelten und wirbelten die Traditionen aus den verschiedensten Ländern in ihren Rhythmen. Das blieb eingängig, fast schon bekannt und mitsingen war gar nicht so schwer. Weil naheliegend. Gankino Circus machten Spaß, nahmen sich nicht ernst, hatten keine Scheu vor den Untiefen des Schlagers und Dietenhofen wurde quasi liebevoll geopfert. Am Schluss war es sowieso nur der Spiegel, in dem alle sich erkannten und befreit mitlachen konnten. Die Franken, also auch nicht anders. 

Es ist eine nicht zu unterschätzende Kunst, wenn Weltmusik so einfach und übergreifend, aber auch mitreißend präsentiert wird. So dass der Begriff gar nicht mehr auftaucht, weil ja alles nur eine große Gaudi ist. Und nichts anderes sollte es sein.

Externer Link: https://www.gankinocircus.de/

Externer Link: https://www.kulturfenster.de/