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Tag: Plattenladen

Ein kurzer Besuch in Freiburgs Plattenläden : Teil 2. – Record Store und Record Store 2 – 21.12.2024

Ein kurzer Besuch in Freiburgs Plattenläden : Teil 2. – Record Store und Record Store 2 – 21.12.2024

Record Store 2, Insel 2, Freiburg von innen

Zentral, in der Gerberau 6 in Freiburg ist der Record Store, und seit einiger Zeit, unweit davon in der Insel 2, findet sich der Record Store 2. Thematisch scheinen sich die Bereiche getrennt zu haben. Der Record Store in der Gerberau ist ein traditionelles Second-Hand-Geschäft, dass Neuware eher zurückhaltend anbietet. Hier finden sich große Bereiche für Rock/Pop, aber auch World, Rock‘n‘Roll, Schellack und einem Klassik-Bereich.

Wie es sich gehört, ist im Record Store der Wareneingang schneller als die Sortierung nachkommt, daher gibt es genau jene Ecken, in denen sich Platten stapeln, kurz abgelegt werden und eventuell für immer verbleiben. Es ist das liebevoll chaotische Sammelsurium, dass hier gepflegt wird, und sich ähnlich in altgedienten Antiquariaten  findet. Man hat eine ausdauernde Kundschaft, die sich schon durch die Lage in der Innenstadt angezogen fühlt.  Diese drängt sich dementsprechend in den Gängen. Der Record Store ist zum Suchen und Finden. Tief reinwühlen, Zeit mitbringen und dann das Glück haben, Vermisstes und Unvermutetes zu finden. 

Im Record Store gibt es dann auch tatsächlich ein kleines Fach für Bluegrass. Ich vermute, eines meiner liebsten Genres liegt dort wie Blei in den Regalen, aber das macht nichts – denn meine Besuche in Freiburg sind spärlich. Und was dort übrig bleibt, das kaufe ich dann ab.

Wie üblich – schon um der gigantischen Menge Vinyl Herr zu werden – gibt es die günstigen Boxen vor dem Laden. Und gestaffelte Preissegmente im Inneren, so dass es immer die Chance gibt, ein Schnäppchen zu machen oder etwas Übersehenes zu ergattern. 

Gefunden und gekauft habe ich im Record Store in der Gerberau:

Gal Costa – Aquarela do Brasil

Clifton Chenier – Bon Ton Roulet

Various Artists – Folksongs of the Louisana Acadians Volume 2

„Record Store 2“ in der Insel 2 ist ungleich kleiner. In Freiburg liegt alles am Wasser. Und sei es nur  ein kleiner Bachlauf am Rande der Straße. Eine Straße, die Insel heißt, bezeichnet vor allem diese Nähe, aber auch, dass es sich um ein kleines Eckgeschäft handelt, das sehr spezialisiert jene Richtungen anbietet, die im „Record Store“ in der Gerberau nicht zu finden sind. 

Die Spezialisierung hat einen stärkeren Focus auf neue und aktuelle Waren, auch wenn der Second Hand-Bereich, ähnlich wie im Muttergeschäft stark vertreten ist. Im „Record Store 2“ finden sich neben den Serviceleistungen der Plattenwäsche (mit je einer Ultra-Schall- und einer Absaug-Waschmaschine) eher Hip-Hop, Soul/Funk, Metal und Punk. 

Durch die Architektur des Ladens ergibt sich eine klare Beschränkung, die es einfach macht, zügig durch die Vorräte zu kommen und geschwind die Highlights zu finden. In den angesprochenen Bereichen vorbildlich sortiert, gut ausgestattet und auch mit Namen belegt, die ich gerne suche. Wo ich im Record Store eins etwas von der Masse erschlagen bin, und als Gelegenheitsbesucher gar nicht die Zeit finde, alles zu durchzuarbeiten, bleibt mir beim Record Store die Muse und Möglichkeit, die Konzentration beizubehalten. Das macht es unter den Umständen, die mich nach Freiburg geführt hatten, sehr angenehm.  Gerne komme ich auf jeden Fall wieder vorbei, schon weil ich mehr als freundlich bedient wurde. Großes Lob von hier nach dort. So macht es Spaß.

Gekauft im Record Store 2

Nick Waterhouse – Time‘s all gone

Externer Link: https://recordstore-freiburg.de/

Ein kurzer Besuch in Freiburgs Plattenläden : Teil 1. – Der Plattenladen (Schiffstraße 8) – 21.12.2024

Ein kurzer Besuch in Freiburgs Plattenläden : Teil 1. – Der Plattenladen (Schiffstraße 8) – 21.12.2024

Der Platenladen in Freiburg. Innenaufnahmef

Freiburg, eigentlich überschaubar groß, ist – wenn man von Schallplattenläden spricht – so gut ausgestattet, dass es nicht fair sein kann, nur 3 bzw. 4 zu erwähnen.

Das aber ist der Zeit geschuldet, die mir zur Verfügung stand. Auch den Öffnungszeiten, die Samstags durchaus angenehm sein können, aber für mich eher ein Problem darstellten.

Flight 13 Records“ hätte ich sehr gerne besucht, terminlich kollidiert es mit meinen eigenen, anderen Plänen. Nächstes Mal.

Das gleiche gilt natürlich für „In & Out Records“. Ähnlicher Fall. Ich komme darauf zurück.

Der „Plattenladen“ in der Schiffstraße 8 hat einen bundesweiten Preis als „ausgezeichneter Ort für Kultur“ erhalten. Und allein das ist ein Grund sich das mal kurz anzuschauen. Auffallend und ungewöhnlich ist: Im Gegensatz zu vielen anderen reinen Tonträger-Geschäften, die lokal agieren und in den Innenstädten angesiedelt sind, beschränkt sich „Der Plattenladen“ auf Neuware. 

Die Mehrzahl der Läden, die in allen Städten wieder auftauchen, sind dabei zurückhaltend, und haben einen Anteil an neuen Platten, der in der Regel maximal 50% nicht überschreitet. Hier handelt es sich um die Obergrenze, durchschnittlich dürfte es bei 10 % liegen. 

Das Second-Hand-Geschäft macht, nach meiner persönlichen Einschätzung, bundesweit das Hauptgeschäft der lokalen, stationären Läden aus. Online gibt es andere Möglichkeiten und  Varianten. 

Der Plattenladen“ wirkt aufgrund dieser Begrenzung sehr aufgeräumt, ist mit hellem Interieur ausgestattet.

Das Second-Hand-Geschäft ist dagegen anders angesiedelt und erfordert in vielerlei Hinsicht ein breites und tiefes Sortiment. Genres können dort gerne in Subgenres aufgesplittert sein. Manche Platten fristen Jahre und Jahrzehnte im Second Hand Laden. Räumlich gesehen wirkt es – bis auf Ausnahmen – daher dunkler und überfüllter.

Die Auswahl im „Plattenladen“ erscheint daher bewußt überschaubar. Das mag daran liegen, dass Neuware ein schwieriges Gut ist. Es kann einen starken Preisverfall erleben, wenn eine Scheibe unerwartet nicht die Resonanz erlebt, die man sich von ihr verspricht. Aus anderen Gesprächen sind mir Margen bekannt, die unter Umständen zur Problematik beitragen können.

Die Preisgestaltung der neugepressten Scheiben wird von den Plattenverlagen weitgehend vorgegeben. Sie tendiert zur Zeit zu hochpreisigen Editionen, die Kategorien erreichen, die ungewöhnlich erscheinen. Insofern macht es Sinn das Ambiente, in Raum und Design entsprechend angenehm zu gestalten. Die Platte wird in diesem Rahmen zum Unikat, zum Kunstobjekt, und gewinnt an Wertigkeit. Die Regale sind nicht gepresst voll, die aktuellen Neuerscheinungen gut präsentiert. Es ist ein Leichtes sich einen Überblick zu verschaffen. Die Wege zwischen den Regalen sind frei, man drängelt nicht, harrt nicht hintereinander, und die Auswahl ist erlesen.

Preislich rangiert „Der Plattenladen“  in einem normalen, durchaus gutem Verhältnis, dass den Produkten angemessen ist. Es lohnt sich auf jeden Fall alles anzusehen, denn es finden sich sowohl lokale Künstler, wie auch selten gesehene Aufnahmen in den Genrebereichen. Das ergibt sich oftmals schon wegen den meist geringen Auflagen, von denen man manchmal nur gehört hat.

Die Neuerscheinungen sind ähnlich gut sortiert wie der Abverkauf. Abgesehen von den schnell erfassbaren Präsentationen, sind die entsprechenden Regalfächer gepflegt, klar strukturiert bepackt und daher flink durchforscht. 

Was Spaß macht, ist auf jeden Fall der gute Service, der sich durch das komplette Angebot zieht. Es ist nicht zu erkennen, was favorisiert wird, denn die Bestückung ist sehr wohl geeignet die Gelegenheitskäuferin, wie auch die akribischen Fachleute zu erfreuen.

Weitere Besuche finden auf jeden Fall statt. Ganz bestimmt.

Was ich während diesem Besuch gekauft habe:

Misia – Animal Sentimental

Hania Rani – Nostalgia

Soap & Skin – Narrow

Agnes Obel – Philharmonics

Externer Link: derplattenladen-Freiburg.de – (Die Seite befand sich aktuell im Wartungsmodus)

Top oder Flop – Dixigas Records 17.12.2024

Top oder Flop – Dixigas Records 17.12.2024

Karlsruhe und Vinyl. Das sind ein paar markante Punkte und klare Koordinaten. Und wenn man darüber berichten will, dann ist es fast unmöglich einen Namen nicht zu erwähnen. Im Querfunk, dem lokalen, unkommerziellen Radio hört man ihn, in fast jedem Plattenladen vor Ort hatte er scheinbar mal gearbeitet, und die stadtbekannten Musiker kennt er irgendwie alle.

Sein Wissen über die hiesige Szene ist lexikalisch und reicht bis in eine Zeit zurück in der er allerhöchsten mit der Trommel um den Weihnachtsbaum gesprungen sein kann. Immer wieder Anekdoten, immer wieder kleinteilige Stories, immer wieder Details von denen ich keine Ahnung habe. Alles in allem – ich staune.

Tex Dixigas hat geladen. Links vom Bahnhof. In seinem eigenen Laden ,“DIxigas Records“. Dort, an jener Stelle, an der sich einstmals ein Geschäft für Modelleisenbahnen befand. Heute gehört er zu größeren der hiesigen Plattenläden. Gut sortiert, auch in den Genres, die eher ein Wagnis darstellen. So findet sich neben den breiten Themen, wie Pop/Rock, Metal und Indie, natürlich Jazz, aber auch Klassik, Country und alle Sparten der Weltmusik. 

All das wird noch Thema sein. Später. In einem der folgenden Artikel. 

„Top oder Flop“ ist eine unregelmäßige Veranstaltung, die – so sieht es für Beobachter aus – durch ganz Karlsruhe wandert. Ich erinnere mich an den Jazzclub, weiß etwas von Electric Eel und wahrscheinlich gab es noch mehrere, die mir schlicht entgangen sind. 

Dieses Mal also ein Heimspiel.“Top oder Flop“ in „Dixigas Records“. Weihnachtlicher Schmuck, ein kalligraphischer Künstler, der Kugeln beschriftete, ein Pub, der den Ausschank mit verschiedenen Glühweinsorten und Bier übernahm, und ein Publikum,  das sich kennt und den Wettstreit liebt. 

Denn „Top oder Flop“ ist eine Versteigerung jener Platten, die übrig bleiben, eine neue Heimat finden wollen, oder einfach von den Anwesenden mit ins Spiel gebracht wurden. Eine gnadenlose Reise durch alle Richtungen. Und ein DJ, der keine Sorge hat, wenn er Roland Kaiser mit La Bionda und Kiss in eine Reihe bringt. Tex Dixigas ist der Mann im roten Overall, mit Goldkettchen wie in den Bronx geschmückt, der das Ding zum Laufen bringt. 50 Cent, 1 Euro, 1 Euro fünfzig. Und manchmal geht es, wie bei den „Sisters of Mercy“ erstaunlich weit hoch.

Wer hier sitzt, kennt sich aus oder hat einfach nur Spaß oder Beides. Wo Snap nach Volksmusik-Punk und kurz vor Black Sabbath versteigert wird, wird auch mal für eine historisch klingende Kraftwerksingle geboten. Die Kunst des Auktionators ist es die Zuhörerschaft zu kennen und vor keinem musikalischen Thema zurück zu schrecken. Im Gegenteil, untermalt mit eben jenen Anekdoten, Erlebtem, aber vor allem mit einem Schatz an speziellen Kenntnissen und Vernetzungen unterfüttern er den Abend zur puren Unterhaltung. 

Plattenläden sind Orte der Kommunikation. Fachsimpeln, Fachwissen überhaupt, Musik hören, manchmal Stunden darin verweilen, um zu graben und alle Fächer einmal gesehen zu haben. Das führt unweigerlich dazu, dass alle immer wieder kommen, immer speziellere Fragen stellen und mit immer verrückteren Schätzen heimwärts ziehen.

So ist es kein Wunder, dass man es einen Abend unter Freunden nennen kann. Und so mancher oder manche wird sich morgen fragen, warum er nun „Fade to grey“ sein eigen nennt oder diese komische Discoproduktion, die vorher komplett unbekannt war. Es ist ist die Leistung von Tex Dixigas, dass die meisten sich trotzdem dabei gut fühlen und beim nächsten Mal wieder dabei sein werden. Kein Kater. Einfach nur für den nächsten schöner Abend.

Dixigas Records: (Externer Link): https://dixigas-records.de