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Schlagwort: Folk

Flora Falls im NUN, Kulturraum am 01.11.2025

Flora Falls im NUN, Kulturraum am 01.11.2025

Flora Falls im NUN Kulturraum, Karlsruhe, am 01.11.2025
Flora Falls im NUN Kulturraum, Karlsruhe, am 01.11.2025

Allerheiligen. Der Hinweis aufs Tanzverbot wirkte fürs NUN ungewöhnlich. Aber im Hinblick auf Flora Falls nicht fehlplatziert. Das NUN präsentierte sich herbstlich, geschmückt mit Lichterketten und Blattwerk. Fast feierlich für den akustischen Abend. 

Brea Robertson aus Australien und Dominique Fricot aus Kanada sind das ursprüngliche Duo Flora Falls, das mittlerweile erweitert um eine Geige bzw. Keyboard, zu Gast war. 

Zusammengefunden, kurz vor der Pandemie, in Berlin, hatten sie mit dem Zeitpunkt ihrer Bandgründung den denkbar schlechtesten Start. Zu Beginn platzierten sie akustische Coverversionen bekannter Hits auf YouTube, um die Monate der Kontaktsperren zu überbrücken. Kreierten dabei aber etwas, dass einem ganz eigenen Sound entsprach. 

Angesiedelt in der Mischung aus den verschiedensten Einflüssen, ergab sich daraus eine sehr persönliche, klare Linie. Flora Falls vermengen den Folk der frühen Jahre, die Traditionen aus mindestens drei Kontinenten zu einer gefühlvollen Melange aus Mandoline, Gitarre und Gesang. Die Geige unterstreicht dabei die Lebensfreude, das Keyboard belebt die sensible Struktur. 

Fast prädestiniert für die Abende in dieser Location, war das NUN nahezu ausverkauft – und die Bühne damit umrundet. Die Konzentration auf nur wenige Elemente ein Glücksgriff. Dominiques Gesang – feste, kraftvoll –  vervollständigte sich durch Breas Part. In ihr vereinigten sich die Farben des Herbstes, die Stimmung der frühen Nächte, um gemeinsam die Aufbrüche und Liebe zur Musik zu feiern.

Wäre es nicht das NUN, nicht das Tanzverbot – es hätte sicherlich zum Tanz gereicht. Die Instrumentalparts waren ausgelassen, der Schwung beträchtlich, der Enthusiasmus fürs Publikum spürbar.

Noch aus der Frühzeit spielten sie zwei Coversongs, die in der Handschrift und Färbung dem Gesamtwerk angeglichen waren. Whitney Houstons „ I Wanna Dance with somebody“ und Princes „Nothing compares 2 u“. 

Reduziert, komprimiert, und erweitert um alles was Americana und Folk ausmachen. So klang es eher wie die Urversionen der Songs. Zeigten damit, die frische Herangehensweise von Flora Falls. Respekt und Eigenständigkeit. Verwurzelt und auf dem Weg Neues zu schaffen.

Konzerte im NUN sind ruhige, intime Abende. Das Ambiente einer gemütlichen Kneipe. 

Die Veranstaltungen immer ein bißchen zwischen Geheimtipp und Nachbarschaftstreffen angesiedelt. So ist es typisch, dass um 22:00 Uhr die Instrumente aufgestöpselt werden. Um die Anwohner nicht zu stören. 

Auch dieses Mal, als es zu einer akustischen, improvisierten Hommage an das Publikum kam. Flora Falls begaben sich zwischen die Reihen, huldigten die Anwesenden mit Komplimenten, spielten die Zugabe ohne Verstärkung und beeindruckten durch ihren Charme und ihre Darbietung.

Flora Falls zeigten in einem außergewöhnlich kraftvollem und variantenreichen Konzert, dass es wenig bedarf – außer Können und ein gutes Gefühl dafür – die Anwesenden zu begeistern. Es war ihr zweiter Auftritt im NUN. Ein Comeback also und kein Zweifel, das wird nicht das letzte Mal bleiben.

Externe Links:

Flora Falls – https://www.florafallsmusic.com

NUN – https://nun.cafe

Emma Elisabeth & Reema im KOHI am 4.10.2025

Emma Elisabeth & Reema im KOHI am 4.10.2025

Emma Elisabeth und Reema im KOHI , Karlsruhe am 04.10.2025
Emma Elisabeth und Reema im KOHI , Karlsruhe am 04.10.2025

Es gibt eine lange Linie bekannter und prägender Frauenstimmen in der Rock- und Popmusik. Ihnen gemeinsam war, dass sie mutiger, künstlerischer und prägnanter sein mussten, um herauszustechen. Die inspirierende Einmaligkeit zwischen Jazz und Folk eine Brücke zu schlagen, wie es einst Joni Mitchell tat, die Lässigkeit einer Rickie Lee Jones, die vergleichsweise brav und dennoch frech und aufmüpfige wirkte oder die Symbiose zwischen Baudelaires Dichtkunst und Punk zu erschaffen, wie es Patti Smith mit der Kraft ihrer Kompromisslosigkeit konnte. 

Ihre Namen und der Sound ihrer Werke sind nicht mehr wegzudenken. Ihre Nachfolge mag schwer sein, aber es gibt Gründe sie zu erwähnen.

Ihnen gemeinsam waren alle Facetten der Möglichkeiten, die ihnen ihre Zeit bot, bewusst zu nutzen – und etwas ganz eigenes, prägnantes daraus zu formen. Emma Elisabeth setzt eine Reihe fort. Als sei sie hingeboren, hineingewachsen und hätte alle die Lehren dieser großen Frauen aufgesogen. Erweitert sie dabei. Das Talent für Songwriting ist ihr gegeben, die Eigenständigkeit ebenfalls.

Die Chance zwei durchaus differente Künstlerinnen zu erleben, die im Duett gekonnt harmonieren, gibt es selten. Der Auftritt von Emma Elisabeth und Reema im KOHI bot die Möglichkeit einer Bandbreite und Abstimmung gewahr zu werden, die man Glücksfall nennen darf.

Die erste Hälfte des Konzertes bestritt Emma Elisabeth alleine. Nur sie und ihre E-Gitarre, die zu Beginn fast zurückhaltend gespielt wurde, aber im Laufe ihrer Songs Wurzeln im Blues fand, Spuren im Americana berührte und immer wieder von der Form und Kunst ihrer Stimme unterstützt wurde. Sie erzählte im besten Storytelling, wechselte, passte an, klang zärtlich, zurückhaltend, herausfordernd und von überraschender Ernsthaftigkeit. Es ist die alte Kunst, in einem Song die Farbe des Dialogs und der Emotionen in das Spiel einfliessen zu lassen. 

Ihre Sprache bleibt dabei klar. Ihre Themen deutlich, verbindlich, aber um Konsens bemüht, und ihre Songs eingängig und griffig. Spielte sie nicht die Gitarre, so nutzte sie das Keyboard. 

Den Abschluss des ersten Sets bildete ein Duett mit Reema. In der Art und Weise der Interpretation, sowie der Färbung der Stimme, gab es faszinierende Unterschiede, dennoch konnten sie sich nicht besser ergänzen. 

Wo Emma Elisabeth eine eher angloamerikanische Variante in der Betonung und Instrumentierung wählte, ist die Höhe und Weite, in der sich Reemas Stimme bewegt, in der europäischen Melancholie beheimatet. 

Ihre Songs weisen traditionelle Strukturen auf. Sie beetrachten in einer ganz eigenen Ruhe und Selbstreflexion die schwierigen und heilsamen Zeiten. Reema lässt und nimmt sich die Zeit, mit Charme und Wärme ihr Publikum zum Verharren einzuladen. 

Ihre Geschichten sind geformt aus schwebenden Worten. Sie berühren allein durch den Klang ihres Gesangs. Ihre Ansagen dazwischen sind  sympathische, geradezu liebenswerte und höfliche Anekdoten. 

In der Kombination mit Emma Elisabeth waren diese Unterschiede das größte Kapital. Das was daraus entstand pure Bereicherung. 

Ein ungewöhnlicher Abend, weil er soviel bot, in einem solch kleinen Rahmen. Beide Musikerinnen teilten sich eine Gitarre. Das Keyboard wurde kaum genutzt, und dieser Minimalismus trug nur dazu bei, die Wertigkeit zu unterstreichen. 

Und um die Kurve zu bekommen, den Kreis zu schliessen, bleibt zu sagen, dass – gemessen an all den Frauenstimmen und dem Songwriting, dass damit verbunden ist – von beiden etwas sehr Persönliches und Einzigartiges geschaffen wurde, dass mehr Beachtung verdient hat und bekommen wird. Den sie gehören zu den Stimmen, die einfach haften bleiben. 

Weitere Tickets im Karlsruher Archiv!

Weitere Tickets im Karlsruher Archiv!

In regelmäßigen Abstanden versuchen wir dem Karlsruher Archiv neue Inhalte hinzu zu fügen. Im Augenblick sind viele Tickets von den folgenden Veranstaltungsorten hinzugefügt worden: Tollhaus, Substage (Subway), Jubez , dem Jugendheim Anne Frank, dem Krokodilkeller, sowie der Gartenhalle. Trotzdem gibt es natürlich noch viele Lücken.

Aber es gibt auch Veranstaltungsorte, die immer noch sehr schlecht dokumentiert sind. Ein Beispiel ist das Capitol in der Kaiserallee 25, das – nach unserem derzeitigen Wissen – auch die Bühne für MC5 oder den Scorpions war. Leider liegen uns momentan keine Tickets, Plakate, Flyer oder ähnliches vor. Wenn es Fotos, Zeitzeugenberichte von diesem und ähnlichen Locations gibt, dann sind wir auf jeden Fall stark daran interessiert. Wir sammeln alles, und dokumentieren es auf den Seiten.

Wer Material hat, das er uns zur Verfügung stellen möchte, kann dieses gerne im Laden von Dixigas-Records abgeben. Wir sind aber auch daran interessiert, Interviews und Podcasts mit Zeitzeugen zu führen, die an den Konzerten teilgenommen haben. Als Publikum und/oder Musiker. Kurz: Wir sind neugierig und lassen uns gerne überraschen, was auf uns zukommt. Wer Interesse hat, mit zu helfen, oder mit seinen Kenntnissen zu unterstützen, darf sich gerne bei mir melden über andreas@jazznryhthm.com. Gerne auch über Facebook oder Instagram.

M. Walking on the Water: Tour und neues Album“e“

M. Walking on the Water: Tour und neues Album“e“

M.Walking on the Water - Aufnahmesession zu "e"  im Studio K22 -Foto von Philip Lethen
M.Walking on the Water – Aufnahmesession zu „e“ im Studio K22 -Foto von Philip Lethen

Man kennt das. Zusammenstehen, eine Anekdote erzählen. Einen Namen fallen lassen, und alle nicken anerkennend. M.Walking on the Water sind ein eigenes Genre. Eine Mischung aus Folk, Poesie und der Rotzigkeit des Punks. 1985 gegründet. Damit jetzt im 40sten Jahr ihres Bestehens, blicken sie zurück auf ein Bündel Alben mit einem ganz eigenen Sound.

Spricht man von ihnen, dann tauchen viele Geschichten und Anekdoten auf. Festivals, Clubs, Konzerte an den unterschiedlichsten Orten. Spricht man mit ihrem Sänger und Songwriter Markus Maria Jansen, dann spürte man die Freude die Geschichte der Band nun weiter zu schreiben. Nach Ausflügen in andere Projekte, auch einer nach ihm selbstbetitelten Band, begibt er sich mit M.Walking on the Water wieder auf eine Tour zu ihren Wurzeln.

M. Walking on the Water waren auf ihren damaligen Covern, im Jahr 1987, verkleidet. Unkenntlich wie Mumien, denen ein Balken durch den Kopf ging. 

Ihre Auftritte waren wild, ungestüm, mit einem Akkordeon (Mike Pelzer), einer Violine (Axel Ruhland), dem Bass (Ulrich Kisters bis 1990, danach Konrad Mathieu), sowie Martell Beiging am Schlagzeug und – vor allem – einem Wirbel durch die Traditionen der verschiedensten Richtungen. Ein Phänomen, das schwer zu beschreiben blieb.

1987 auf dem dem „Fest“ in Karlsruhe, als noch nicht ganz klar war, was auf das Publikum zukam, wurde – in der Not – von „Guggemusik“ gesprochen. 

„Guggemusik“ das waren und sind musikalische Guerilla-Truppen, die währende dem Karneval im Allemanischen unterwegs sind. An den Faschingstagen durch die Kneipen ziehen. Auftauchen, Spielen, weiterziehen. Meist mit akustischen, lauten Instrumenten. Wild, durcheinander, einfach plötzlich und weil es irgendwie passt. Oder passend gemacht wird.

Fast so ähnlich, in dieser Tradition, zogen M.Walking on the Water damals durch die Spelunken und Trinkstätten im Ruhrgebiet. M.Walking on the Water schreckten dabei nicht vor Hymnen, eingängigen Melodien und klagender Romantik zurück. Ein bißchen Seefahrt, ein bißchen Balkan, eine Handvoll irisches Aufbegehren und englischer Trotz. Von allem ein wenig mehr und doch ganz eigen. Sie forderten zum Tanz, begeisterten, und waren von einer unbändigen Freude an der Melodie geleitet. 

M.Walking on the Water - 2025
M.Walking on the Water – 2025

Wieder erleben kann man sie heute auf einer ähnlichen Tour, die in den nächsten Tagen im Ruhrgebiet startet. Wieder durch Kneipen, doch dieses Mal besteht die Chance daran teil zu haben. Die Tage und Orte sind bekannt. 

Und können hier verraten werden. Finden sich aber auch auf Ihrer Homepage (Externer Link: https://pages.fuego.de/mww/start.html) : 

Mo. 06.10.25KREFELDTannenhöhe
Di. 07.10.25ESSENGoldbar
Mi. 08.10.25BOCHUMTrinkhalle
Do. 09.10.25DUISBURGCafé Graefen
Fr. 10.10.25RECKLINGHAUSENDrübbelken
Sa. 11.10.25GELSENKIRCHENRosi
So. 12.10.25KREFELDKuFa

Tickets gibt es für die Kneipen offiziell keine, die Plätze sind aber sicherlich rar. Also auf der Webseite unbedingt noch mal nachschauen. Der Hut geht rum. 

Das Abschlusskonzert findet am 12.10. 2025 in Krefeld in der Kulturfabrik statt. Einem Ort, dem M.Walking on the Water traditionell verbunden ist. 1987 gab es dort die ersten Konzerte mit ca. 1000 Zuschauern. Wer damals dabei war, sollte sich das sowieso nicht entgehen lassen. Versteht sich.

Die reichhaltige Diskografie von M.Walking on the Water wird m Rahmen des Jubiläums um ein weiteres Album ergänzt. 

Die bisherigen Alben und EPs waren jeweils Projekte mit ganz unterschiedlichen Färbungen. Erwähnt werden muß in diesem Zusammenhang „The Waltz“, eine EP, die im Folgejahr, nach dem Erstling, erschien. Sechs, beschwingte und dramatische Walzer. Oder „Pictures of an exhibitionist“, wieder eine EP, die sowohl vom Cover an ein berühmtes Werk der Rockgeschichte erinnerte, aber auch eine sehr eigene Interpretation der Klassiker bot. 

M. Walking on the Water überraschten im Laufe ihrer Geschichte immer durch einen sehr eigenen Witz, und der puren Lust am Experiment. So naheliegend, wie es war, das ausgerechnet sie in Album in Louisiana, der Heimat der Cajun- und Zydecomusiker aufnahmen, so ungewöhnlich war es dennoch für eine deutsche Band diesen Schritt zu gehen („La Louisanne“). 

Im Auftrag des Goethe-Institutes unternahmen sie 1996 eine fast legendäre Tour durch Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan, Kirgisistan und Tadschikistan. Was in Wikipedia nur für eine kurze Notiz taugt, harrt noch einer Wiederentdeckung, ist doch Markus Jansen immer mal wieder dabei altes Filmmaterial zu sichten und zu überarbeiten. Es klang am Telefon verheißungsvoll und macht neugierig.

Zwischenzeitlich, wegen dem Jubiläum, und um die Originalbesetzung nochmal zusammen zu holen, haben sie also wieder ein Album aufgenommen. Schlicht „e“ genannt. Es wird für die Vinyl-Auflage eine ganz besondere Edition geben, die wahrscheinlich schnell vergriffen ist. Ebenso wie damals, bei der ersten Single, die in einer Art Wasserhülle erschien, wird „e“ in einer ganz eigenen Verpackung veröffentlicht. Noch ist nicht alles spruchreif, doch die ersten Vorbestellungen können schon über die Webseite vorgenommen werden. 

M.Walking on the Water - 2025 -Markus Maria Jansen (Foto von Philip Lethen bei der Aufnahme zu "e" im K22)
M.Walking on the Water – 2025 -Markus Maria Jansen (Foto von Philip Lethen bei der Aufnahme zu „e“ im K22)

Warum „e“ fragte ich Markus. Er schwieg kurz, um dann zu antworten, dass das letzte Album „lov“ hieß. Da ließ man das „e“ noch weg. Nun, und jetzt also „e“.

Es ist ist immer noch der Hang zum Kuriosen, zum Schalk und um die Ecke denken, der M.Walking on the Water zu einer bodenständigen, aber auch in ihrer Form einzigartigen Truppe macht. „E“ wurde in einer einmaligen Session mit Publikum nahezu unplugged aufgenommen, und beinhaltet daher eine Atmosphäre, die eingefangen, die Vielfalt der Instrumentierung, aber auch begeisterte Stimmung der Band widerspiegelt.

In der deutschen Rockgeschichte haben M.Walking on the Water eine ganz besondere Stellung eingenommen, den sie sowohl ihrer Nahbarkeit, wie auch Vielseitigkeit in Ausdruck und Stimmung verdanken. Zeit, sie auf jeden Fall nochmal zu sehen, wenn sich die Gelegenheit ergibt.

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