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Schlagwort: Pop

Plattenläden in Den Haag (5): Empire Records

Plattenläden in Den Haag (5): Empire Records

Empire Records Den Haag
Empire Records Den Haag

Empire Records

Korte Houtstraat 12, 2511 CD Den Haag

Empire Records ist eigentlich gar nicht so schwer zu finden. Es handelt sich wahrscheinlich um den traditionellsten und zentralsten Second Hand Plattenladen in der Mitte Den Haags. Unweit vom Regierungssitz, nahe der amerikanischen Buchläden.

Im Gegensatz zu andern Second-Hand-Plattenläden führt Empire-Records eine beträchtlich Anzahl CDs aus dem populären Spektrum. Rock und Pop steht satt in den Regalen, alles, was man kennt – und was zählt – , dazu noch Country und viel Rock‘n‘Roll.

Wenig Neuware, aber solche ist durchaus vorhanden. Empire Records ist einer von den liebenswerten Second-Hand-Plattenläden, die wirken als hätten sie die Ära des Streamings schadlos und allen Widrigkeiten trotzend überstanden. Man fühlt sich zurückversetzt in jene Zeit, als Plattenläden Treffpunkte und Horte der Kultur waren. Als man fachsimpelte, die Musik noch benannte nach dem „3 Titel auf der ersten Seiten“ und ähnlichen kryptischen Formeln.

Preislich ist Empire Records sehr lohnend und realistisch. Schnäppchen sind nicht die Ausnahme, und das Publikum ist gemischt zwischen alt und jung, so dass ein großes Interessens-Spektrum zusammen kommt.

Im Rock‘n‘Roll-Bereich, der sehr liebevoll alles enthält, was heute noch wohlklingende Namen hat, fand ich den von mir geschätzten Sandy Nelson. Erstaunlich wieviele Platten von ihm in irgendwelchen Winkeln und Flohmärkten auftauchen. Das es eine gab, die nur Interpretationen von Fats Domino-Songs enthält, war mir neu und passt nicht unbedingt zum ungestümen Oeuvre des Drummers. Ich bin gespannt, kam noch nicht zum anhören.

Marike Jager ist eine holländische Sängerin, die mal kurzzeitig versuchte, auch in Deutschland Fuß zu fassen. Klappte nicht ganz so gut, aber ist mir seither ein Begriff. Im Rahmen der aktuellen Den Haag Reise hatte ich mal die Chance mich mit ihrem Material einzudecken.

Empire Records ist schon für das Gefühl wichtig. Ganz ohne Entdeckung wird wohl niemand rausgehen, und die meisten werden die Auswahl sehr begrüßen. Und die Lage in Den Haag verpflichtet fast zum Besuch. Im Umfeld gibt es soviel, das man sich mal anschauen sollte – keine Chance daran vorbei zu gehen.

Empire Records Den Haag
Empire Records Den Haag
Empire Records Den Haag
Empire Records Den Haag

Gekauft:

Sandy Nelson – plays Fats Domino

Marike Jager – The Silent Song

Marike Jager – Here comes the night

Plattenläden in Den Haag (4): 3345

Plattenläden in Den Haag (4): 3345

3345 Den Haag
3345 Den Haag

3345

Noordeinde 87G, 2514 GD Den Haag (Externer Link: https://3345.nl/)

3345 trägt das Programm schon im Namen. Prägnanter geht es kaum. 3345 haben sich auf Neuware spezialisiert. Im Umfeld einiger hipper und angesagter Läden passt sich 3345 mit seinem offenen Design, und der lichten Atmosphäre vorzüglich an.

Im hinteren Bereich findet sich auch Second-Hand-Ware, allerdings in einem thematisch sehr interessanten Feld. So ist einer der Schwerpunkte (neben den regulärem, gut sortierten Pop und Rockbereich und Hip-Hop-Regal) dort z.B. auch ein sehr umfassendes Electronic und Minimal-Musik bzw. „Neue Klassik“-Fach. Letzteres habe ich in der Ausprägung nirgendwo gefunden, daher gehört es zu den Alleinstellungsmerkmalen von 3345. Die Namen, die sich dort fanden, weisen auf Spezialisierung und tiefe Kenntnis hin. Dasselbe kann man auch durchaus über den Electronic-Bereich sagen.

Schön zu sehen war auch, das in in allen Sortierungen lokale Helden berücksichtigt werden. Etwas, das ich sehr schätze, auch wenn der Kauf meist ein Glücksspiel ist, da ich nicht die Geduld besitze in Läden etwas anzuhören.

Weltmusik, die allgemein in den niederländischen Plattenläden einen anderen Stellenwert genießt, wird hier „Regional“ genannt. Sie zeichnet sich ebenfalls durch Umfang, Tiefe und einem interessanten Variantenreichtum aus.

Der Abverkauf in 3345, der ein eigenes Regal mit Neuware füllt, folgt nicht unbedingt den gewohnten Regeln und scheint den eigenen Erfahrungen geschuldet. Was zur Folge hat, dass sich auch dort Platten finden, denen andernorts noch mehr Chancen eingeräumt werden. Für den Sammler und Fan also die Möglichkeit auf Schnäppchen und Entdeckungen. Vieles, was wirklich nicht typisch ist, und sehr individuell auch im Bezug zur hiesigen Szene steht.

Ausgesprochen freundliches Personal, sehr nett, hilfsbereit und gut für ein kurzes Gespräch. Man hat es etwas bedauert, dass aktuell ein Gerüst die Ladenzeile verdeckt, aber das soll das Interesse nicht mindern.

Was ich mitnahm, das waren natürlich auch zum Teil bekannte Namen: Amalia Rodrigues steht für Fado, und gehört zur Pflicht. Ihr Oeuvre ist immer wieder erstaunlich. Und jedes mal, wenn ich denke, dass ich schon alles haben müsste, taucht etwas neues auf. Folglich bin ich etwas wahllos im Kauf.

Sophie B. Hawkins ist eine frühe Liebe. Jemand, von dem ich mir immer noch mehr Songs erhofft hatte, und eigentlich hätte es auch das Potential gegeben, aber so bleibt es halt eine unbestimmte Treue und Hoffnung, die mich dazu bringt, weitere Platten zu kaufen.

Tim Knoll ist ein regionaler Bluegrass-Held. Ich sah ihn auf dem Bluegrass-Festival in Rotterdam, und war überrascht, wie traditionell und tief verwurzelt er klang. Kein Erneuerer, kein Erstürmer der heiligen Bastion, eher ein Bewahrer eines Grals wie ich ihn vor Ort nicht erwartet hätte. Bei 3345 stand er im Sales. Keine Chance daran vorbei zu kommen.

3345 ist in sehr angesagten Genres, sicher auch für DJs, eine wichtige Adresse. Auffallend ist das geräumige, ordentliche und damit freundliche Ambiente, dass dem Laden sehr viel Helligkeit und Offenheit zur Straße hin erlaubt. Das Publikum ist bunt gemischt – ich habe den Altersdurchschnitt entscheidend gehoben – und passt gut zur hiesigen Szene, die auch von der naheliegenden Kunsthochschule geprägt ist.

3345 gehört zu den Pflichtbesuchen, vor allem, wenn man etwas über die lokale Szene erfahren will. Electronic und Heavy Metal gehören zu den angesagten Themen, die man sich mal anschauen sollte.

3345 Den Haag
3345 Den Haag
3345 Den Haag
3345 Den Haag

Gekauft:

Amalia Rodrigues – Marchas de Lisboa

Tim Knoll – Long live your friends

Sophie B. Hawkins – Free Myself

Plattenläden in Den Haag (3): Bennies Fifties Den Haag

Plattenläden in Den Haag (3): Bennies Fifties Den Haag

Bennies Fifties Hague (Den Haag)
Bennies Fifties Hague (Den Haag)

Bennies Fifties Den Haag

Namensestraat 73, 2587 VX Den Haag (Externer Link: https://www.fiftiesstore.com/bennies-fifties)

Zu Bennies Fifties muss man zu allererst sagen: Das ist eigentlich kein Plattenladen. Das ist ein bunter Rausch, ein Museum, ein Ort, an dem man sich eine halbe Ewigkeit aufhalten kann und immer noch etwas entdeckt.

Den Haag ist bekannt für seine Gerichtsbarkeiten, seinem internationalen Strafvollzug und seinem Gefängnis. Unweit vom Gefängnis, auf dem Weg nach Scheveningen findet sich in Seitenstraße – in der man es nie vermutet hätte – die größte Sammlung Musikboxen, die ich bisher mit eigenen Augen gesehen habe. Bennies Fifties sieht schon von außen nicht nach einem Record-Store aus. Im Schaufenster findet sich Reklame aus den Fünfziger, Zapfsäulen und ähnliche Accessoires, die aber nicht alle in dem geschätzten Zeitrahmen beheimatet sind.

Das komplette Interieur des Ladens erinnert zwar an die Fünfziger, ist knallbunt und reicht von Klamotten, über Schilder und schlicht alles mögliche bis hin zu erstaunlichen Nerd-Utensilien, die man hier nicht vermutet hätte. Schwer einzuordnen, und der richtige Ort um Entdeckungen zu machen. Alles nicht so richtig zu fassen, und daher braucht es Zeit.

Das wichtigste für die Schallplattensammler: Bennies Fifties hat zu einem gigantischen Teil Neuware. Und hier geht es gnadenlos durch alle Genres, Stile und Veröffentlichungen. Vornehmlich Rock und Popmusik, aber auch Indie ist vertreten. Und zwar so dicht, so gepresst und in einer solchen Zahl, dass man die Fächer erstmal von einem Stoß Platten befreien muss. Man kommt sonst schlicht nicht durch. Mehr passt einfach nicht in die Boxen. Es macht auch Sinn, einfach mal nebendran zu schauen, denn hin und wieder liegt die komplette Discographie eines Künstlers einfach auf dem Boden oder in der Nähe. Dass ich Miley Cyrus hier kaufe, hätte ich nicht gedacht. Aber bei den aktuellen weiblichen Superstars ist es fast unmöglich bestimmte Ausgaben zu vernünftigen Preisen zu bekommen. Hier fand sich eine frühe Platte.

Bennies Fifties Hague (Den Haag)
Bennies Fifties Hague (Den Haag)

Es gibt auch eine Menge unsortierter Second Hand Scheiben in der 3 Euro Preislage, die aber mit viel Geduld betrachtet werden müssen. In der Mehrzahl handelt es sich eben um das, was liegen bleibt. Sampler, oder vergessene Helden der Schlagerära. Viel interessanter, und unerschöpflich dürften die Singles sein, die in einer unüberschaubaren, aber gut sortieren Weise fast jeden Namen anboten, der irgendwann mal wichtig war.

Vermutlich verpflichten die Musikboxen, die überall herumstehen, schon dazu. Allein die Musikboxen sind schon ein Besuch wert. Alle sind in einem vorzüglichen Zustand, angeschaltet und erstrahlen in den schönsten Farben.

Die Cramps fanden sich übrigens ebenfalls. Und ich hatte mir irgendwann mal geschworen, sie mitzunehmen, wenn ich eine Platte von ihnen finde. „Flamejob“ mag jetzt nicht das seltenste Exemplar sein, aber es sind die Cramps. Ich hätte es bereut, wenn ich sie nicht mitgenommen hätte.

Bennies Fifties Hague (Den Haag)
Bennies Fifties Hague (Den Haag)
Bennies Fifties Hague (Den Haag)
Bennies Fifties Hague (Den Haag)

Gekauft:

The Cramps – Flamejob

Miley Cyrus – Younger  Now

Plattenläden in Den Haag (2): High Definition Records (Scheveningen)

Plattenläden in Den Haag (2): High Definition Records (Scheveningen)

High Definition Record Store Scheveningen, Den Haag, Juli 2025
High Definition Record Store Scheveningen, Den Haag, Juli 2025

High Definition Records Scheveningen

Keizerstraat 85, 2584 BC Den Haag (Externer Link: https://www.discogs.com/de/user/HD-Records-SCH)

Scheveningen in Den Haag ist jener Stadtteil, der das Privileg hat, dem Strandareal vorgelagert zu sein. Somit ist Scheveningen schon durch diesen Vorteil ein touristischer Anziehungspunkt. Der Strand selbst ist ausgestattet mit einer Promenade, einer großen Surf-Area, einem Pier und einer unbestimmten Menge an Beach-Bars, die auch das Nachtleben prägen. Kurz, Scheveningen hat alles, was man zum Strandurlaub braucht. Rechts und links des Stadtkerns finden sich zudem fast unendliche Naturschutzgebiete mit einer beeindruckenden Dünenlandschaft. Hier hört der kommerzielle Bereich auf, aber es erstreckt sich dafür ein fantastisches Naherholungsgebiet mit Wander- und Radtourmöglichkeiten. Zu sehen sind sehr urtümliche Wälder mit kuriosen Bäumen, die der – vom Meer kommende – Wind geformt hat, und manche Tiere, die in den Dünen frei leben.

Scheveningen hat einen alten Stadtkern, der um niedrige, kleine Reihenhäuschen ergänzt wurde. Daher kommt ein dörflicher Charakter zustande, der vor allem auf der Keizerstraat mit einigen Cafés und Boutiquen zum Verweilen einlädt. Es gibt die typische Kirche am Rande der verkehrsberuhigten Zone und ein sonntägliches Gemisch aus Bewohner, Touristen, vorbeieilenden Surfern und Betreiber von Galerien, Supermärkten und kleinen Restaurants. Scheveningen lebt und hat seinen Charme. Zu Beginn meiner Aufenthalte in Den Haag, war dieses der Ausgangspunkt für meine Erlebnisse in den Niederlanden. Ich hatte eine kleine, bescheidene Wohnung in Strandnähe gefunden, der ich heute noch hinter trauere.

Meine Beiträge für meine Blogs schrieb ich damals in den Beach Bars. Es gab selten ein Zeitpunkt in meinem Leben, der eher dem Ideal entsprach.

In der Mitte der Keizerstraat, also der Hauptgeschäftsstraße und damit dem Dreh- und Angelpunkt von Scheveningen findet sich seit einiger Zeit „High Definition Records“. Von der Lage kaum zu überbieten, fällt der schmale Laden jedoch kaum in der Zeile seiner Nachbarn auf. „High Definition Records“ beeindruckt weniger durch seine Größe und Masse, als vielmehr durch sein spannendes Händchen für ungewöhnliche Second-Hand-Scheiben.

Es macht Spaß, die Regale zur durchwühlen, und man hat den Eindruck eine Sammlung mit viel Kenntnis und Sinn fürs Detail gefunden zu haben.

Ich habe ein Herz für Themen und Genres, die manchmal unter den Tisch fallen. Und auch wenn „High Definition Records“ die üblichen Verdächtigen aus dem Pop- und Rockbereich ebenfalls abdeckt, fanden sich ganz erstaunliche Alben. Wer Cajun und Zydeco führt, gewinnt in der Regel mein Herz, aber wer außerdem noch Fado im Programm hat, begeistert mich. Wird das ganze mit Klezmer gekrönt, dann bin ich überrascht, aber auch überzeugt.

Die Preise sind durchweg angenehm und angemessen. Im Grunde hatte ich bei allen LPs den Eindruck ein Schnäppchen gemacht zu haben, denn sie waren mir bisher noch nirgendwo begegnet. Mathilde Santing ist in den Niederlanden keine Unbekannte, und hatte in Deutschland zu Beginn der New Wave Zeit kurz versucht Fuß zu fassen (in einer Variante zwischen Pop und sehr leichten Jazz-Anklängen, im Fahrwasser von Anna Domino und ähnlichen Namen), aber von ihr noch etwas zu finden, erfreute mich einfach. Clifton Chenier, quasi der Godfather of Zydeco, ist Pflicht. Al Rapone, der umtriebe Botschafter des Zydeco, der selbst in der DDR damals unterwegs war, ebenso. Und von Amalia Rodrigues, der Königin des Fado, findet sich natürlich viel, aber von ihr könnt ihr mir auch alles verkaufen. Bei Tony de Matos wird es allerdings schon rarer. Er ist in Portugal sicher ebenso bekannt, findet sich mittlerweile aber selten. Theodor Bikel ist nicht wirklich Klezmer-Musik, dazu ist er zu ernsthaft, aber er ist Chronist und Vorreiter in der Veröffentlichung und Verbreitung jüdischer Musik. Seine Sachen sind weitgehend von dokumentarischen Wert. Er ist und bleibt ein wichtiges Steinchen in der jüngeren jüdischen Musikgeschichte. Jünger ist in diesem Zusammenhang durchaus ein Jahrhundert. Und Reinhard Mey auf Holländisch. Ich schätze Reinhard Mey sehr. Ich bin der Meinung, dass deutschsprachige Liedermacher etwas zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Wir haben eine sehr große Tradition an Liedgut, dass in frühen Balladen und Minnegesängen fußt. Manche Lieder wären für Neuinterpretationen sehr geeignet. Reinhard Mey, der ein unermüdlicher und fleißiger Interpret seiner eigenen Werke ist, ist in der Regel für alles aufgeschlossen, singt in mehreren Sprachen, bringt fast jedes Jahr ein Livealbum heraus. Und hat dabei die deutsche Sprache ähnlich spielerisch genutzt wie Lindenberg.

Ich habe nicht alle Plattenläden in Den Haag besuchen können, aber eine so faszinierendere Auswahl im reinen Second-Hand-Bereich, die sich liebevoll gepflegt und kuratiert anfühlte, hatte kein anderer Laden. Obwohl jeder seine Besonderheiten bieten konnte. „High Definiton Records“ ist auch auf Discogs vertreten, und man sollte es sich ansehen. Vielleicht findet sich ja dann Geschmack an einem Besuch in Scheveningen. Lohnt sich.

High Definition Record Store Scheveningen, Den Haag, Juli 2025
High Definition Record Store Scheveningen, Den Haag, Juli 2025

Gekauft:

Mathilde Santing – Water under the Bridge

Clifton Chenier – King of Zydeco

Al Rapone & The Zydeco Express – Cajun Creole Music (Ornament)

Amalia Rodrigues – Grootste Successen

Tony de Matos – Fados

Theodore Bikel – From Bondage to Freedom

Reinhard Mey – als de Tag van toen.