Ferntail Fox sind ein Nebenprojekt (Zweitband) von Charlie, dem Bandleader von Wax Bird.
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Bandmates gesucht: Drums & Gitarre (gerne queer/FLINTA*) für Alternative Rock
Hey! Wir sind Ferntail Fox, momentan bestehend aus Milena (Vocals) und Charlie (Bass, Vocals; Bandleader von Wax Bird). Wir suchen Bandmates an Drums und mindestens einer Gitarre.
Karlsruhe. Die Sommer können heiß werden. Dann dampft der Rhein, die Schwüle hält sich in der Ebene und alles ist viel näher am Mississippi als man glaubt. Kein Wunder also, wenn hier Bands wie Mustang Fang entstehen. Mustang Fang sind dann eine Hochgeschwindigkeitsfahrt durch die Altrheinarme. Stechmücken klatschen an die Scheibe, Blätter schlagen links und rechts ran, nichts hindert, alles bleibt zurück, und gedrosselt wird nicht.
Mustang Fang reißen das Ding schon seit 2019. Sind zu zweit, beschränken sich auf Gitarre und Schlagzeug und ziehen es durch. Als bliebe ihnen nichts anderes übrig. Dreckig, rau, verschwitzt und immer im richtigen Tempo. Blues für die festgestampfte Erde. Das geht, das funktioniert, und braucht einen Ort wie das Kohi, in dem alles nah, alles echt und alles in die Südstaaten gebeamt wird.
Der Abend war dem Blues gewidmet. Mustang Fang hatten die Ehre ihn einzuleiten, und sie taten es mit aller Wucht und Dreistigkeit. Das Schlagzeug so trocken, dass es brennen müsste, die Gitarre, die fast dagegen ankämpfte. Musik für Schuppen, in denen das Bier billig und Stunden gezählt sind. Wenn alle schon verschwitzt sind, jeder genug intus hat, und keiner heim will, dann ist das wohl die Zeit für Mustang Fang. Konnten ja bloß aus Karlsruhe sein, wo sonst kennt man das Gefühl, dass die Hitze nicht weichen will.
Der richtige Opener für Rev. Peyton’s Big Damn Band. Zugegeben: ich hatte es vergessen, ich kannte die Band schon seit 10 Jahren. Es war an der Zeit. Waschbrett, Gitarre, Schlagzeug. Irgendwo zwischen Tradition und Moderne. So weit gereist, so intensiv auf Tour, dass die Choreographie und die ersten Minuten saßen. Rev. Peyton‘s Big Damn Band hatten alles im Griff. Ein Repertoire, das so ausreichend wie vielseitig war.
„Washboard“ Breezy („The Miss Elizabeth of Country Blues“) schrubbte alles voran. Unterstützt von Jacob Powell an den Drums. Reverend Peyton war der stämmige Ruhepol, der Gitarrenvirtouse und Sänger. Eine Reise durchs Genre, zusammengerafft auf einen Auftritt.
Die Verwandschaft zum Soul, die Tiefe des Rhythm‘n‘Blues, die Spuren des Rock‘n‘Roll, die treibende Kraft des Stadionrocks – alles in einem Ritt. Reverend Peyton spielte auf der Axt, „Washboard“ Breezy‘s Waschbrett fing Feuer und Jacob Powell trommelte auf Eimern.
Genug um zu beweisen, dass ein kleiner Raum groß genug wäre. Eine Live-Band für den Tanzabend, den wir alle brauchten. Heilbronn, wo sie demnächst spielen, ist nur eine Stunde entfernt. Ihr habt noch die Chance. Sie sind kraftvoll, zielsicher und ihr werdet es nicht bereuen. Wenn ihr laut genug schreien und mit den Füßen aufstampfen könnt.
Das „Karlsruher Archiv“ – Bands und Musikerinnen in Karlsruhe und Umgebung.
Vorneweg: Das „Karlsruher Archiv“ ist aktuell nur ein Arbeitstitel. Ob er beibehalten wird, oder aber langfristig die richtige Bezeichnung für das Projekt ist – das ist im Augenblick noch nicht festgeschrieben.
Die Idee ist einfach. Karlsruhe hat – wie jede andere Stadt – eine reichhaltige Musikgeschichte. Das geht quer durch alle Genres, Vereine, Singkreise und Zeiten. Einiges ist durchaus dokumentiert. Es gibt ein paar Bücher, aber auch manche Webseiten haben in der Vergangenheit Gutes geleistet und sind zu loben. Ich werde in den folgenden Tagen noch darauf zurückkommen.
Unter https://jazznrhythm.com/bands-musikerinnen wird es erstmal nur ein wachsendes Listing mit Bandnamen und MusikerInnen geben. Wenn weitere Informationen auftauchen, dann werden sie auf einer eigenen Seite zur jeweiligen Band hinzugefügt. Einzige Voraussetzung, die es derzeit gibt: Es muss irgendeinen regionalen Bezug zu Karlsruhe oder der näheren Umgebung geben.
Dieser Bezug kann – von Fall zu Fall – weiter gespannt als vorgesehen sein. Manche MusikerInnen haben mehrmals den Wohnsitz gewechselt und sind, obwohl sie lange Zeit in Karlsruhe beheimatet waren, mittlerweile ganz woanders verortet. In bestimmten Fällen ist es eher das Plattenlabel, dass seinen Wirkungskreis in der Region hat.
Die Entscheidung, wie der Bezug zu Karlsruhe aussieht, fällt manchmal nicht leicht, und ist immer auf den Einzelfall gemünzt. Das kann diskutiert werden, aber soll auch in der Beschreibung der Band-Seite hervorgehoben werden.
Zu den wenigsten Namen liegen relevante Informationen vor. Die meisten Bands haben nur kurzzeitig in der hiesigen Szene gewirkt und sind entweder in neue aufgegangen oder das Hobby Musik ist anderen Interessen gewichen. Es besteht die Hoffnung, dass wir etwas von dem Enthusiasmus erhalten können. So interessiert uns weiterhin jede Band, auch wenn sie nicht mehr existiert. In vielen Fällen sind die Übergänge zu weiteren musikalischen Projekten fließend. Aus Band A ging Band B hervor, die Musiker waren vorher in einem Schulprojekt, einem Orchester oder einem Singkreis. Nichts fällt vom Himmel, nichts entsteht aus sich selbst.
Es gab eine gewisse Skepsis, ob wirklich jedes Genre Einzug in das „Karlsruher Archiv“ erhalten soll. Auch welche, die sich z.b. nicht durch eigenständige Werke, sondern eher durch die Interpretation fremder Stücke, auszeichnen. Die Entscheidung fiel gegen eine geschmackliche Eingrenzung. So manche musikalische Biographie zeigt große Wechsel zwischen den Genres auf. Heute in der Tanz-Combo, morgen in der Rockband und dazwischen eventuell Volksmusik – das ist nicht so ungewöhnlich, wie es sich vielleicht anhört.
Zugegeben, das Archiv ist eine sehr aufwändige, langfristige und langwierige Aktion. Es bedarf Hilfe und Information. Viele Namen tauchen nur noch in Notizen auf. Es fehlen die Besetzungslisten, die Diskografien und beteiligten Personen. Es fehlen vor allem Anekdoten, historische Einordnungen und Bezüge. Wer etwas weiß, darf sich gerne an andreas@jazznrhythm.com oder an die Jungs von Dixigas-Records wenden. (https://dixigas-records.de/) . Tex Dixigas sammelt seit vielen Jahren alles was es an Tonträger aus der Region gibt, und ist sehr an weiterem Material interessiert. jazznrhythm.com hat dabei das Vergnügen, sein bestehendes Archiv zu sichten und chronistisch aufzuarbeiten. Helft mit, wenn euch der eine oder andere Name bekannt vorkommt.
Roforofo (Tommy Baldu and Ómar Guðjónsson) im Tempel, Karlsruhe, 22.05.2025
Roforofo feierten eine Art Bühnenjubiläum im Tempel. Das heißt, jeder kannte sie. Ich nicht. Ein paar kurze Worte:
Roforofo sind der Isländer und Gitarrist Ómar Guðjónsson und der deutsche Schlagzeuger Tommy Baldu. Am Schlagzeug streichelte Letzterer, zumindest in einem Teil des Konzertes sein Instrument fast sanft. Beflissen auf Pedal Steel-Guitar – beheimatet in der Country- und Bluegrass-Musik – wandelte Ómar ihren klagenden Sound in z.B. isländische Weisen. So funktionierte Roforofo. In einem ganz eigenen Soundkosmos, der es ihnen erlaubte, die ruhigen Töne in den Vordergrund zu stellen und die Lauten dagegen überraschend zu präsentieren.
Den Hintergrund bebildert dabei eine opulenten Lightshow, die poetisch, psychedelisch und absolut aktuell wirkte. Verantwortlich dafür: Ein drittes Mitglied. Hägar. Lichtkünstler und Beleuchter, sowie Ausstatter in einem.
Alles in allem, ein melodisches Gesamtkunstwerk, das einen verschleppten, geradezu schlurfenden Blues bot. Wenn nicht das, dann etwas, dass sich dem Blues locker annähern konnte. Aber dann vielleicht doch Americana war ? Oder die nordische Version davon ? Also Nordicana?
So einfach machte es Roforofo nicht. Die Spannbreite war überraschend groß, der Mut zu ausgefallenen Ideen ebenso. Mal setzten sich an einen Tisch, bereitete Text und Musik auf eine sehr akustische, fast zerbrechliche Art privat und intim zu, lediglich begleitet von einem furiosen Lichtspiel, einem gigantischen Ball, einem Planeten oder etwas ganz anderes. Blüten. Quallen. See. Meer. Wasser.
Mal verstärkte am Keyboard Marcus Zimmermann den puren, reinen, verzerrten und knallenden Rock’n’Roll. Roforofo hatten Humor. Nahmen sich nicht ernst, unterstützen die Songs mit kurzen Anekdoten, einem Augenzwinkern und der Lust am Experiment.
Mit dem Puzzelspiel offenbarte sich ein fast familiäres Verhältnis. Eingespielter konnte es nicht sein. Kaum rücksichts- und humorvoller. Roforofos Zugang zur Musik blieb immer spielerisch, immer ein wenig verschroben. Aber vor allem Anlehnung an die Weite und Möglichkeiten, die sich in der Verzögerugen und Besinnung auf die Details boten.
In der Summe war es ein tiefer Schluck aus den großen Musiktraditionen, die sich in von hier bis Island über die Prärie bis in die Appalachen der Vereinigten Staaten boten. Ein Augenzwinkern und Moment in der Poesie, den sich Roforofo mit Humor und Verständnis erlaubten. Ausgesprochen angenehm, empfehlenswert und auf jeden Fall wünschenswert für weitere Jubiläen.