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Tag: KOHI

Euroteuro & Snailmate im KOHI, Karlsruhe am 10.05.2025

Euroteuro & Snailmate im KOHI, Karlsruhe am 10.05.2025

Snailmate im Kohi, 10.05.2025

Snailmate gehen es anders an. Betrachtet man Genres lediglich als Inspiration, dann ergibt sich etwas Neues. Man könnte – wenn man es wollte – schöpferisch tätig werden, und einfach mal vor sich hin fabulieren.

Snailmate zeigten, dass die Dinge, zusammengepresst auf dem engsten Raum, einfach mal eingepfercht in eine Konzept aus einem Drummer, der wie ein versierter Berserker seine Felle bearbeitet, und einem rappenden Keyboarder, funktionieren. Können. 

Sie kommen aus Arizona. Was fern und weit ist, damit es also den Möglichkeiten freien Lauf lässt. Da traf Metal auf Disco. HipHop auf furiose Theatralik, der Schrei auf die Monotonie, die Melodie auf ihren Untergang. 

Snailmate erwiesen sich als respektlos im Umgang mit den Versatzstücken. Und sie nutzten sie alle. In der Show, pantomimisch übertrieben, eine Spur bewusst zu weit, im Sound – gedämpft durch Handtücher -trotzdem so hart wie möglich, so kompromisslos wie was. Ein Spiel mit Rhythmik und Lyrik, aber auch Schock und Klamauk. Kein Problem, einfach mal liegend, embryonal weiter zu singen, nichts gegen die Schneckenmaske des Drummers, und das Poster aus der glibberigen Psychodelic Zeit. Snailmate zitierten furchtlos. Mit einer Selbstverständlichkeit, die Staunen und Atemlos macht. Gnadenlos zementiert, das Haus. Eine ganz eigene Architektur,  die zwischen Kunst, Straße und Darkroom tobte.

Euroteuro im Kohi, am 10.05.2025

Ganz anders, und mit einer einer liebenswerten Heimatverbundenheit: Euroteuro. Ausgestattet mit Keyboards und Synthies, zu zweit, nur begleitet von Licht und sich selbst, bewiesen die Beiden, dass Österreich, die Balance halten kann. Es gibt etwas, dass unbedingt einer anderen Tradition entsprungen sein muss. Irgendwo zwischen Schmäh und all den Liedermachern, die wir schätzen gelernt haben, gibt es im Nachbarland, einen Humor, der zwischen Tragik, Charme und Selbstironie existiert. Werden wir in seiner Gänze nie erfassen. Euroteuro kann es.

Ein Keyboard ist ein Keyboard ist ein Keyboard. Und klingt niemals gleich. All die kleinen Melodien, die tanzbaren Momente, die Kindergeburtstage und Hochzeitsfeiern, die Wellen durch Eurovision und Hitparaden – nehmen wir sie alle lustvoll in uns auf, und geben ihnen einfache und dennoch verzwickte Lyrics. So ungefähr ist die Fahrbahn, auf der Euroteuro die Menschen vor sich zum Tanzen und zum Autogrill brachte. Euroteuro sind beschwingte Distanz, fröhlicher Boden und doppeldeutiger Blödsinn. 

Ausgestattet mit einer angenehmen Höflichkeit, die die Vorteile der Heimatregion (warme Quellen!) lobte, erlaubten sie sich eher sporadisch Ansagen. Zählbar an einer Hand. Tanz, Disco, kalkulierte Flirt mit den Anklängen an die elektronischen Vorfahren und den Rhythmen aus Spiel und Spaß standen im Vordergrund. 

Der Koffer, präsent auf der Bühne während und vor dem Auftritt, stand mit für die Flexibilität, die Freude und Geschwindigkeit, mit der sie das Set zum Laufen und ihr Publikum zum Mitschwingen brachten. Sehr individuell, sehr eigen, sehr partytauglich, mit einer erfrischenden Coolness und Freundlichkeit dargeboten. Nette Menschen. Sieht man gerne wieder.

Externe Links:

Euroteuro – https://www.instagram.com/euroteuro/?hl=de

Snailmate – https://snailmate.com/

Kohi – https://kohi.de/

Rong Kong Koma (Support: Socke) im KOHI, Karlsruhe, am 09.05.2025

Rong Kong Koma (Support: Socke) im KOHI, Karlsruhe, am 09.05.2025

Rong Kong Koma im Kohi, Karlsruhe am 09.05.2025

Machen wir es einfach so: Schmeißen wir mal alle Wörter, die einfallen in den Topf, schütteln ihn und heraus kommt: PUNK.

Rong Kong Koma wollten das Kohi zerlegen. Und Socke bereiteten den Boden vor.

Straight forward, choreographisch abgestimmt, auf die Kacke gehauen, brachial, gewaltig, laut, stürmend, immer voran, schnörkellos, klassisch krachig, immer nach dort, nie zurück, gitarrenlastig, breitbeinig und hüftgespielt. Oder so.

Socke liefen liefen los. Gaben die Richtung vor. Der Drummer an den Vocals. Das Keyboard als Begleitung. Zu den Gitarren. Von denen – in typischer Besetzung – drei. So einfach wie klar. Und damit genau das, was reicht und treibt. 

Socke, im Kohi, Karlsruhe 09.05.2025

Das Kohi, fensterlos und bepflastert mit all den Plakaten der Berühmtheiten hat immer das Zeug zum Club, Schuppen und zeitloser Punk-Location. Das macht es einfach und authentisch. 

Socke waren das erste Mal da. Kämpften kurz mit dem Vorhang. Koppelten vor und zurück. Rissen das Ding an sich und hatten die Front erstaunlich schnell im Griff. Pur und wahr, einfach und ehrlich, kurz und überhaupt. Was mehr? 

Socke ist eine junge Band mit klaren Strukturen. Schnellen Konstruktionen, griffigen Refrains, der Lust und den Spaß am Publikum und laut Merchstand mindestens einer Cassetten-Veröffentlichung. Feiere ich insgeheim. Cassetten. Authentischer kann man fast nicht sein.

Rong Kong Koma hatten fast ein Heimspiel. Bis dato hatte ich alles verpasst, nie was gesehen, Namen nicht gekannt und trotzdem war der Raum voll, T-Shirts vorhanden und die Stimmung von null an richtig. Die Chansonnieres des Punk. Nochmal eins drauf. Bunter, lauter, und mehr Glamour. 

Rong Kong Koma sind Chuzpe, Charme und rotzfreches Chaos auf einer Handvoll Quadratmeter. Spaß in Komposition und Ansage, mit einem Augenzwinkern präsentiert und dem ständigen Flirt mit dem Dilettantismus. Sie wirbelten, zogen das Ding durch, forderten und rissen mit. 

Das war Schweiß, Bier, das im Enthusiasmus über die Bühne flog, die kanadische Nationahymne und auch mal die Titelmelodie aus alten Games. Rong Kong Koma zeichnet der Witz und die Überdrehung der Stellschraube aus. Wenn noch mehr zu koppeln ist, dann noch mehr. Alle an die Pedale, alle verzerren, alle schneller. Drei Gitarren, ein Drummer. Letzterer immer mit voller Wucht, immer treibend, wo die Gitarre ins Publikum, rennt, springt, tanzt und einmal dem Raum durcheilt, um wie ein Derwisch wieder zurück zu kehren. So geht das. So funktionierte das. So bleibt das in Erinnerung. 

Rong Kong Koma behaupteten, das sei die Probe, die nie stattfindet, und das Set, das nicht ausreicht. Hätten sie auch nochmal spielen können, jeder hätte es gedankt. Hätte funktioniert und getanzt haben die meisten sowieso. Die Stücke luden ein, die Werke waren Stoff genug zum Vermissen und was bleibt, das war der Spaß, den man den Jungs ansah. Die machen das richtig gut. 

Externer Links:

Rong Kong Koma :http://rongkongkoma.de/

Socke: https://socke.bandcamp.com/album/schlechte-luft-ep

KOHI: https://kohi.de/

Love‘n‘Joy im Kohi, Karlsruhe am 02.04.2025

Love‘n‘Joy im Kohi, Karlsruhe am 02.04.2025

Es wirkte sehr weit weg. Und ist dennoch vertraut wie eine Kindheitserinnerung. Love‘n‘Joy kommen in der klassischen Besetzung. So wurde der Rock‘n‘Roll erfunden. So ging es im Hardrock weiter. Gitarre, Schlagzeug, Bass. So minimal wie möglich, so effektiv wie nötig. Genau richtig für das Kohi. Ehrlich genug für den Club. 

Schlaghosen, gemusterte Hemden, lange Haare, den Blick auf die Gitarre, auf die Schuhe und auf den Boden. Und dazu das richtige Posing, die Gestik und den Sprung ins Publikum. 

Love‘n‘Joy sind das heimelige Gefühl, wieder dort angekommen zu sein, wo die Musik authentisch, die Riffs griffig und die Effekte gering waren. 

Der Name erinnert an den einen Sommer, den jeder von uns im Kopf hat. Die Tage im Frieden, den Morgen im Tau, die Nächte berauscht. Und dazu gerader, schörkelloser Hardrock, auf die Spitze getrieben, klar in der Aussage und liebenswert in seiner Ernsthaftigkeit. 

Love‘n‘Joy präsentierten sich mit Charme und Spielfreude. Ungeachtet dessen, dass die Band aus Kiew kommt. Alles ist ungewiss in diesen Tagen. Verbündete werden zu Gegner, und Gegner bleiben beständig. Die Ukraine befindet sich nach wie vor im Krieg. Überschattet alles. So hing die Flagge, jetzt am Ende der Tour am Mikrofonständer. Unterzeichnet von all denen, die auf den Frieden hoffen. Die den Krieg weder dort, noch vor irgendeiner anderen Haustür sehen wollen. Das Publikum in Europa hat unterschrieben, und die Fahne selbst wird nach Beendigung der Tour versteigert.

Love’n’Joy boten eine Zeitkapsel an. Sie zitierten die vergangenen Genres, spielten den Bass funky, die Gitarre auch mal verzerrt – mit Reminiszenzen an die psychedelischen Konzert ihrer Vorgänger, aber vor allem mit großer Lust und cleveren Tönen. An jenen Stellen, an denen sich auf anderen Konzerten zwanzig zusammengeschraubte Effektgeräte und 5 Gitarren befinden, zu denen im Wechsel gegriffen wird, legten sie den Hut nieder, die Jacke ab und blieben dabei. 

Es musste rocken, es musste vorangehen, es musste im Publikum neben der Luftgitarre gespielt werden. Und damit maximal bodenständig. Es ist der Hardrock in all seiner Unschuld. Irgendwo zwischen Jugendclub und Stadion. Gekonnt, um das Haus zu füllen. Mit einem Lächeln, das nahbar bleibt. 

Und damit klang alles erstaunlich frisch. Als wäre es gestern erfunden worden, mit Spaß im Proberaum geschliffen und nun dem Publikum präsentiert. So funktionierte das früher – und immer noch heute. Das Publikum tanzte, war begeistert, wurde mit einbezogen und am Schluss mit einem Spiel belohnt. 

Das Ende der Tour bedeutete auch ein bißchen Party. Merch-Verlosung. CDs wurden verschenkte, Geschichten erzählt und wie es auf guten Partys läuft, auch Selfies gemacht, um es ganz klar zu sagen, das gibt ein Wiedersehen. Im Frieden. Nach diesem ganzen Chaos. Hoffentlich.

Externer Link: Love‘n‘Joy (Beacons) –https://beacons.ai/lovenjoyband

Externer Link: Love‘n‘Joy (Instagram) – https://www.instagram.com/lovenjoyband/?hl=de

Externer Link: KOHI – https://kohi.de/

Sunswept Sunday im KOHI, am 26.03.2025

Sunswept Sunday im KOHI, am 26.03.2025

Gewohnt bin ich im KOHI die härtere Gangart. Wohl auch experimentell. Aber den Abend verbringt man -in der Regel – mit der Bierflasche in der Hand, stehend, vielleicht an der Wand gelehnt. Bereit den Kopf zu nicken, die Füße zu wippen, leicht angedeutet vielleicht die Luftgitarre zu spielen. All das eben.

Sunswept Sunday sind ein Jazz-Duo. Noch dazu eines, dass ausschließlich Stücke des legendären Duke Ellington spielt.

Nun war Duke Ellington ein Pianist. Und Bandleader. Ein Musiker und Komponist, der heute noch von Joe Jackson und Stevie Wonder verehrt wird. Um nur zwei zu nennen. Die Liste würde wahrscheinlich unendlich lang werden, wenn man seinen Einfluss und seine Inspiration für andere MusikerInnen abbilden müsste. 

Sunswept Sunday gehen die Geschichte anders an. Höchst orginell und spannend wagen sie sich in ihrer Zweierformation, mit ungewöhnlicher Instrumentierung und Ausrichtung an Nummern, die ehedem für Bands oder klassische Jazzformationen geschrieben wurden.

Dabei spielt Torsten Papenheim Gitarre, Melodica und eine kleine Menge Mini-Percussion-Instrumente, die ebenso aus der Küche , wie aus anderen Kulturkreisen stammen können. Daniel Kartmann möchte man fast traditionell nennen am Schlagzeug, wäre da nicht das dominierende Hackbrett und ähnliche Dinge, die ich nicht beim Namen kenne.

Heraus kommt eine fast träumerische und hin und wieder ausgesprochen bluesige Variante der alten Klassiker. Was sich dem Publikum auf diesem Wege anbot, war der Soundtrack für Roadmovies, die in Lousiana beginnen und im Mittleren Osten ihr Ende finden. Im KOHI boten sie eine Querschnitt ihrer Pandemie-LP „Halfway to Dawn“, die sowohl den Titel, der als Grundlage für ihren Namen dient, wie auch weitere Stücke, die aus der Bandleader Zeit von Duke Ellington enthält.

Die Popularität und Kenntnis in Bezug auf Duke Ellington mag durchaus nicht mehr aktuell sein, die Stücke von Sunswept Sunday boten hier jedoch den Ausweg. Auch ohne Kenntnis der farbigen Geschichte des großen Jazzmusikers war es möglich sich auf den melodiösen Sound einzulassen. 

Im Gitarrenspiel von Torsten Papenheim war alles zu erkennen: Ursprung und Bestimmung den Jazz. Die Wurzeln des Blues, der harten metallenen Delta-Variante, und die kunstvolle Bearbeitung, die er im Jazz erfuhr und wie er seine Wege in die aktuelle Moderne fand.

In der Bearbeitung mit Hackbrett und Melodica, einem vollkommen anderem Arrangement, als wie man es mit der Zeit und der Herkunft dieser Musik verband, war Raum für Details, die das Zeug hatten, die Stücke zu veredeln und etwas neues zu machen.

Nimmt man die guten Erklärungen von Torsten Papenheim weg, der immer wieder den Kontext beleuchtet, dann bleibt dennoch eine Musik, die fern ihrer schriftlichen Fixierung, eine ganz eigene Klangfarbe entwickelte. Jazz, traditionell, aber gleichzeitig staubig,und karg genug, um in der Zurückhaltung einen Weg auch denen zu zeigen, die eher kritisch damit umgehen möchten. Jazz aus den Clubs, den verrauchten Hallen, in die Sonne und auf die Straße. Faszinierend in der Umsetzung. 

Das Publikum schwieg, lauschte, und folgte der Reise.

Externer Link: Sunswept Sunday –http://www.danielkartmann.de/projekte/sunswept-sunday

Externer Link: Sunswept Sunday –https://torstenpapenheim.de/performing-projects/sunswept-sunday/

Externer Link: Kohi – https://kohi.de/