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Schlagwort: Tempel

Weeland im Tempel Karlsruhe, am 26. September 2025

Weeland im Tempel Karlsruhe, am 26. September 2025

Weeland im Tempel am 26.09.2025
Weeland im Tempel am 26.09.2025

Es gibt sie, diese Songs, die einen einen ganzen Sommer begleiten. Von denen man ausgeht, dass sie alle kennen. Weil sie einfach zu allem passen. Zu Haaren im Wind, dem Sonnenschein, dem Arm auf der Fensterkante, und der Fahrt am Meer entlang. 

Weeland sind eine Soulband, die mit einem relaxten Sound glänzen, der irgendwo an der Küste angesiedelt ist, den Sonnenuntergang feiert und so retro ist, dass er alle vertrauten Gefühle in uns weckt, die wir mit den schönsten Momenten verbinden.

Zugegeben, Weelands Album „The Soul Provision“ steht schon eine Weile im Regal. Vom Coverdesign bis zu den Kompositionen folgen die Songs von Patrick Wieland einer klassischen, ausgeruhten Linie.

Mit der fünfköpfigen Besetzung besuchten sie den Tempel um das aktuelle Werk zu präsentieren. Die LP, noch zu Coronazeiten in unterschiedlichen Besetzungen mit Gästen und unter Abstandsregeln über die Ferne entstanden, zeigt sich als ausgesprochen bündiges und homogenes Werk. Eine Mischung aus Blues, guten alten Soul und dem lässigen Flow der frühen Siebziger. Kalifornien, Westküste, gemacht für das Ende und den Anfang des Tages. Dem Rückblick und Neuanfang gleichermaßen.

Der Klang des Keyboards von Martin Meixner blieb dabei tief im Süden, breit im analogen Bass und hohen Akzenten. Mit allem,  mit dem er den geruhsamen Tönen frönen konnte.

Während Tommy Baldu, mit gute gesetzten Drums, das Ding am Laufen hielt. Dazu hatte Esther Cowens  auf jeden Fall die richtige Stimme. Sanft, angenehm, kräftig, wenn nötig, und immer auf dem Punkt mit dem Bass von Martin Stumpf, und der zurück gelehnten Spielweise von Patrick Wieland.

Alle Zeit der Welt. Oder der Moment, um sie mal anzuhalten.

Weeland geniessen den Augenblick, an dem die Party kurz zur Ruhe kommt. So war es nur verständlich, als Patrick Wieland auf seine Jugend und die Schulparty verwies. Als er unter der Discokugel – zu den verlangsamten Melodien der damaligen Zeit –  einen musikalischen Schlüsselmoment erlebte. 

Natürlich flirrte in diesem Moment der Strahler über die Discokugel. Natürlich gelang es dem Tempel gekonnt den Sound und die Moment zu unterstreiche. Die Punkte tanzten vielfarbig an den Wänden, schlichen zu den Rhythmen Weelands dahin. Erweckten den Moment und die Sympathien.

Schlaksig, die Gitarre bewußt mit wenigen Griffen eingesetzt, diese gekonnt gesetzt,  dann einfach mal klingen lassen – so zeigten sich Weeland als eingespielte und kenntnisreiche Band. Als wären sie nur mit diesem Stoff aufgewachsen, als wäre ihre Heimat irgendwo rechts und links von Louisiana.

Die Liste der Namen, mit denen die MusikerInnen bereits zusammengespielt hatten, ist prominent und beeindruckend. Da reiht sich alles was im deutschen Soul- und R’n’B-Bereich mit Rang und Namen glänzt aneinander. Um so mehr ist ihnen mit ihrem eigenen Projekt alles Gute zu wünschen. Sie können das. Sie zeigen, dass sie es können ; den Stoff in sich tragen, der für Authentizität und das gute Gefühl taugt. Swingend, und mit der richtigen Prise Zeitlosigkeit, pflegen sie einen Sound, der so vertraut und wärmend daher kommt, das wir uns alle darauf einigen können. Ein ganzes Bündel heimlicher Sommerhits waren dabei zu hören. Ein Album, das ich euch sowieso hinterhertrage. 

Externe Links:

https://www.weeland.de

https://kulturzentrum-tempel.de

Locations in Karlsruhe: Wir brauchen Informationen fürs „Karlsruher Archiv“!

Locations in Karlsruhe: Wir brauchen Informationen fürs „Karlsruher Archiv“!

KOHI am Werderplatz in der Südstadt Karlsruhe (Symbolbild für die aktuelle Musikszene in Karlsruhe)
KOHI am Werderplatz in der Südstadt Karlsruhe (Symbolbild für die aktuelle Musikszene in Karlsruhe)

Die Band- und Musikgeschichte von Karlsruhe ist –  aus verständlichen Gründen – eng mit der Geschichte der Clubs und Jugendzentren verknüpft. Karlsruhe hat aktuell eine sehr lebendige und gar nicht mal so kleine Szene. Es gibt eine erstaunliche Auswahl an Locations, die sich für Live-Gigs anbieten – auch wenn einige sehr spezialisiert sind und nicht für jeden Act geeignet. So muß man doch unter dem Strich sagen: In Karlsruhe gibt es beispielhaft viele Leute, die sich um die Thematik Kultur kümmern. 

Das bleibt spannend und freut uns sehr. Vor allem Clubs wie das KOHI, das NUN und den Tempel, um nur einige zu nennen (es gibt wesentlich mehr) sind so etwas, wie die Adressen, in denen viele Bands ihre ersten Erfahrungen sammeln können oder in denen unbekanntere KünstlerInnen aus den Nachbarländern ihre Chance auf einen gewissen Bekanntheitsgrad wahrnehmen können. 

Es ist gar nicht genug abzuschätzen, wie wichtig das in einer Zeit ist, in der Playlisten bekannter sind als die darin enthaltenen Interpreten. Das ist eine Entwicklung, die zu einer zunehmenden Anonymisierung im Independent-Bereich führt – gerade bei Leuten, die bisher wenige Veröffentlichungen und kein großes Label hinter sich haben.

Was uns allerdings mehr und mehr interessiert sind auch jene Bühnen und Veranstaltungsorte, die im Laufe der Jahrzehnte verschwunden sind. Oder sich gewandelt haben. Manche Hallen und Räume wurden ehemals gerne für Konzerte genutzt, sind aber durch neue Möglichkeiten komplett aus dem Fokus gerückt. So war zum Beispiel das Anne-Frank-Heim früher für einige Bands (aber auch Rockdiscos) in den Siebzigern ein beliebter Anlaufpunkt. Die Ostadthalle, einst eine Festhalle auf dem Messplatz, wurde ebenfalls nicht selten für Konzerte gebucht. Ebenso gab es auf dem Messplatz durchaus mal ein Zirkuszelt (ich kann mich schwachen so ein Konzert mit den „Strassenjungs“ erinnern). 

Im Jugendzentrum Mühlburg gab es sehr kontrovers diskutierte Auftritte von „Checkpoint Charlie“, das Jugendzentrum Knielingen veranstaltet Festivals und auch in Durlach fand einiges statt, das durchaus wichtig war.

Es gibt Orte, die heute nur noch schwer recherchierter sind, weil die meisten Belege (Flyer, Fotos, Eintrittskarten etc.) verschwunden sind. So gab es in der Kaiserallee 25 zum Beispiel das Capitol. Ein Kino, dass 1956 den Betrieb aufgenommen hat, und irgendwann Ende der Sechziger/Anfang der Siebziger in einen Veranstaltungsort für Konzert gewandelt wurde. Auf wenigen Fotos, die sich im Stadtarchiv finden, kann man Verweise auf bekannte Gruppen, wie zum Beispiel den Scorpions finden. Aber es gibt Gerüchte über ganz andere Namen und Auftritte.

Auch der Keller des Krokodils wurde z.B. oft gerne als Auftrittsort genutzt. 

Kurz: Wir suchen Material. Alles was es an Flyer, Eintrittskarten, Fotos, Streichholzheftchen und Geschichten gibt. Wir suchen Zeitzeugen, die dabei waren und davon berichten können. Ganz besonders würde es uns natürlich freuen, wenn jemand Lust hat davon zu erzählen. Gerne nehmen wir einen Podcast über diese Geschichten auf und hoffen damit etwas Geschichte für alle zugänglich zu machen. 

Wer also z.B. irgendetwas über das mysteriöse Capitol weiß – wir sind unglaublich neugierig, was das war, wie es dort zuging und wer dort spielte. Meldet euch einfach bei andreas@jazznrhythm.com oder bei Dixigas Records in der Ebertstraße 2.

Roforofo (Tommy Baldu and Ómar Guðjónsson) im Tempel, Karlsruhe, 22.05.2025

Roforofo (Tommy Baldu and Ómar Guðjónsson) im Tempel, Karlsruhe, 22.05.2025

Roforofo im Tempel Karlsruhe am 22.05.2025
Roforofo im Tempel Karlsruhe am 22.05.2025

Roforofo feierten eine Art Bühnenjubiläum im Tempel. Das heißt, jeder kannte sie. Ich nicht.  Ein paar kurze Worte:

Roforofo sind der Isländer und Gitarrist Ómar Guðjónsson und der deutsche Schlagzeuger Tommy Baldu. Am Schlagzeug streichelte Letzterer, zumindest in einem Teil des Konzertes sein Instrument fast sanft. Beflissen auf Pedal Steel-Guitar – beheimatet in der Country- und Bluegrass-Musik – wandelte Ómar ihren klagenden Sound in z.B. isländische Weisen. So funktionierte Roforofo. In einem ganz eigenen Soundkosmos, der es ihnen erlaubte, die ruhigen Töne in den Vordergrund zu stellen und die Lauten dagegen überraschend zu präsentieren.

Den Hintergrund bebildert dabei eine opulenten Lightshow, die poetisch, psychedelisch und absolut aktuell wirkte. Verantwortlich dafür: Ein drittes Mitglied. Hägar. Lichtkünstler und Beleuchter, sowie Ausstatter in einem. 

Alles in allem, ein melodisches Gesamtkunstwerk, das einen verschleppten, geradezu schlurfenden Blues bot. Wenn nicht das, dann etwas, dass sich dem Blues locker annähern konnte. Aber dann vielleicht doch Americana war ? Oder die nordische Version davon ? Also Nordicana?

So einfach machte es Roforofo  nicht. Die Spannbreite war überraschend groß, der Mut zu ausgefallenen Ideen ebenso. Mal setzten sich an einen Tisch, bereitete Text und Musik auf eine sehr akustische, fast zerbrechliche Art privat und intim zu, lediglich begleitet von einem furiosen Lichtspiel, einem gigantischen Ball, einem Planeten oder etwas ganz anderes. Blüten. Quallen. See. Meer. Wasser. 

Mal verstärkte am Keyboard Marcus Zimmermann den puren, reinen, verzerrten und knallenden Rock’n’Roll. Roforofo hatten Humor. Nahmen sich nicht ernst, unterstützen die Songs mit kurzen Anekdoten, einem Augenzwinkern und der Lust am Experiment. 

Mit dem Puzzelspiel offenbarte sich ein fast familiäres Verhältnis. Eingespielter konnte es nicht sein. Kaum rücksichts- und humorvoller. Roforofos Zugang zur Musik blieb immer spielerisch, immer ein wenig verschroben. Aber vor allem Anlehnung an die Weite und Möglichkeiten, die sich in der Verzögerugen und Besinnung auf die Details boten. 

In der Summe war es ein tiefer Schluck aus den großen Musiktraditionen, die sich in von hier bis Island über die Prärie bis in die Appalachen der Vereinigten Staaten boten. Ein Augenzwinkern und Moment in der Poesie, den sich Roforofo mit Humor und Verständnis erlaubten. Ausgesprochen angenehm, empfehlenswert und auf jeden Fall wünschenswert für weitere Jubiläen.

Externe Links:

Roforofo – Facebook – https://www.facebook.com/roforofotheband/?locale=de_DE

Tempel Karlsruhe – https://www.kulturzentrum-tempel.de/

Carrousel im Tempel, Karlsruhe am 26.04.2025

Carrousel im Tempel, Karlsruhe am 26.04.2025

Carrousel im Tempel Karlsruhe am 26.04.2025

Es ist die scheinbare Leichtfüßigkeit, mit der es Carrousel gelingt, den neuen französischen Chanson zu repräsentieren. Carrousel touren seit vielen Jahren um alle Stätten herum, die ich regelmäßig besuche. Und auch wenn ich glaubte, dass wir uns demnächst begegnen – ich also das Glück habe – sie zu sehen, gelang es mir bisher noch nie.

In vielen kleineren und größeren Städten haben sie sich mittlerweile ein Publikum erobert. Verständlich. In ihren Melodien und Arrangements, die eine große Verbundenheit mit der französischen Tradition der klaren Struktur und griffigen Songs aufweisen, bewegen sie sich auf die Erwartungen zu. 

Zu dritt auf der Bühne, als Kern Sophie Burande und Léonard Gogniat, sowie verstärkt mit einem Schlagzeuger, formen sie aus Gewohntem und Neuem eine Mischung, die genau den Momenten entspricht, die ein Sommertag in Frankreich mit sich bringen kann. 

Im Tempel war der Zustrom noch etwas zurückhaltend, der Saal jedoch verständlicherweise unbestuhlt. Denn Carrousel wollten, und konnten alle zum Tanzen auffordern. Ihr Spiel bezog die Anwesenden mit ein, band sie in die Texte, forderten den Chorus, und schließlich selbst ein Mitwirken über verteilte Spieluhren. 

Im Detail, und Verlauf des ganzen Konzertes, bewiesen sie sich als Multiinstrumentalisten. Vor allem Sophie Burande zeigte, dass das wohl typischste Instrument, das mit Frankreich verbunden wird – das Akkordeon – integraler Bestandteil ihrer Songs ist. Neben der Trompete, dem Xylophon (hochkant, mit aufrecht erhobenen Armen spielend) und der Melodica. 

Dabei sprang sie, tanzte, über die Bühne, ins Publikum, in der Mitte des Publikums. Carrousel  brachten eine beachtliche Menge eingängiger Werke mit, die haften bleiben und schon im Vorfeld so bekannt vorkommen, dass man sich wundert. Es gibt wenige Bands, die den Charme der französischen Musik so gekonnt  und schwungvoll präsentieren. Zu loben bleibt dabei die Energie, der Einsatz, sowie die Ausdruckskraft der Darbietung. Carrousel erfüllen die Ansprüche, die man mit ihnen verbindet. Dennoch gelingt es ihnen, die Einflüsse aktueller Richtungen, ganz nebenbei einfließen zu lassen. So war es ganz und gar nicht verwunderlich, dass sich in der neuesten Single leichte Rap-Einflüsse finden. Die aber vollkommen homogen erschien, und genau da hin gehörten.

Möchte man den Abend in einem Abschnitt umreißen, so bleibt ein zufriedenes, begeistertes Publikum zurück, das eine weitere Zugabe forderte, eine Band, die mit einem guten Händchen für ausgefeilte Songs die Herzen eroberte und ein Selfie mit allen, dass im Tourbuch Zuspruch erhielt. Eigentlich steht schon fest, dass sie wiederkommen werden, wahrscheinlich wieder mit einem Bündel Material, dass man sofort mitsingen kann. Ist so. Wird so. Können sie.

Externer Link: Carrousel – https://www.carrousel-musique.com/

Externer Link: Tempel –https://www.kulturzentrum-tempel.de/