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Paula Paula im NUN, Karlsruhe am 14.11.2025

Paula Paula im NUN, Karlsruhe am 14.11.2025

Paula Paula im NUN, Karlsruhe am 14.11.2025
Paula Paula im NUN, Karlsruhe am 14.11.2025

Ist das NUN ausverkauft, dann kann man von zwei Dingen ausgehen: Zum Einen: Die Band/MusikerInnen waren schon mal da. Zum Zweiten: Sie haben ihr Publikum gefunden und sind wieder zurückgekehrt.

Eine nicht zu unterschätzende Aufgabe kleiner Clubs und Location ist es, Bands eine wachsende Basis zu verschaffen. Das Duo Paula Paula war zum zweiten Mal im NUN. Fast ein Heimspiel für Marlène Colle (Keyboard, Gitarre und Gesang) und Kristina Koropecki (Cello, Synthesizer, Banking Vocals). Daher ausverkauft. Was dann bedeutet, die Band sitzt fast in der Mitte des Publikums. Ist von diesem eingekreist, aber auch eingebettet. Wie ErzählerInnen im Kreis der Lauschenden.

Paula Paula bewegen sich in einem Terrain, das textlich sehr intensiv, und musikalisch sehr feinfühlig in der überraschenden Ruhe fast heimisch ist. Die Reduzierung auf Cello und Keyboard, sowie Gitarre bildeten damit das Fundament für eine fast transparente Instrumentierung. 

Sie schufen der Lyrik den entsprechenden Raum. 

Die Kunst des Liedermachens, des poetisch Liedes, das textliche Feinheiten nicht verbergen möchte – und dabei eine sehr deutschsprachige Kunst war – ist heute eingegangen in so viele Schreibweisen. Nennt sich dann Indie-Pop, Songwriting, kammermusikalischer Pop oder gar Neo-Klassik, wenn Piano und Cello einfliessen. 

Paula Paula zeigten auf, wie der Weg weitergeht. Durchaus politisch, durchaus feministisch, durchaus modern und voll im Leben, aber mit dem Bewusstsein, dass Texte bildhaft, intellektuell 

und vielschichtig sein können, spielten sie mit den Elementen aller genannten Genres. 

Variantenreich näherten sie sich dabei gedrehten Klischees, Stimmungsbilder und Themen, die bekannt, naheliegend, aber selten in solcher Poesie gekleidet waren. In einer schnelllebigen Zeit, die eine kurze Aufmerksamkeitsspanne feiert, ein gar mutiges Unterfangen. Wurde jedoch belohnt. Mit andächtiger Ruhe, zurückhaltender Atmosphäre und einem Publikum, dass sie begeistert zur Zugabe aufforderte.

Paula Paula gehören zu jenen KünstlerInnen, die einen eigenständigen Umgang mit Sprache und Komposition pflegen. Den mutigen Schritt der Verständlichkeit gehen, vor verletzlichen Bildern nicht zurückschrecken und eine Stimmung schaffen, die einen Umgang mit Melodie und dem Wort gewogen ist.

Paula Paula im NUN, Karlsruhe am 14.11.2025
Paula Paula im NUN, Karlsruhe am 14.11.2025

Im NUN daher am richtigen Ort, und in der Beschränkung auf einen fast akustischen Abend, gut gewählt. Angekündigt ist eine Rückkehr im nächsten Jahr, ungefähr um die selbe Zeit, allerdings an einem anderen Ort, in einem anderen Rahmen, aber mehr werde ich noch nicht verraten. Man sollte jedoch schon mal mit einem schwachen Stift einen ungefähren Eintrag in den Kalender machen. 

Paula Paula sind, und darauf legen sie Wert (darum wird es auch hier erwähnt) auf Bandcamp anzutreffen. Bandcamp ist die Alternative für all diejenigen, denen das Bezahlmodell der Streamingdienste ein Rätsel bleibt. Wo Spotify und Co. eine verwirrende, begrenzte Auszahlung nach Klicks und Hördauer fördert, ist Bandcamp der Platz, in dem die KünstlerInnen durch den Kauf ihrer Stücke (digital, Tonträger etc.) ein Maximum an möglichen Einnahmen haben plus der Möglichkeit für KundInnen den Preis ab einer bestimmten Höhe selbst zu bestimmen. Als Trinkgeld, als Dank, als Möglichkeit der Förderung. 

Im besten Fall fühlt man sich wie ein Mäzen, und das ist ja auch schon was.

Paula Paula gehören zu den Bands, die die Zeit und die Aufmerksamkeit verdient haben. Im wahrsten Sinne independent bei Gestaltung ihrer Shirts, Plattencover, der Verarbeitung und der Liebe zum Detail, und im besten Verständnis engagiert, nahe und freundlich genug, um sie nächstes Mal bestimmt zu einem der schnell ausverkauften Acts im NUN zu machen.

Externe Links:

Paula Paula Bandcamp – https://paulapaula.bandcamp.com/

Paula Paula Webseite –  https://www.paulapaulamusik.de/

NUN – https://nun.cafe/

Meinung zu „Gehts noch, Karlsruhe?“

Meinung zu „Gehts noch, Karlsruhe?“

Gehts noch Karlsruhe?
Gehts noch Karlsruhe?

Einführung

Das Thema klingt abstrakt, die Situation überspitzt und die Argumentation überrascht. Karlsruhe hat sicherlich mehr Probleme als nur die Club- und Eventkultur. Eine Kürzung um weniger als 10%  in diesem Bereich scheint dabei marginal und vertretbar. 

Der Haushalt für das nächste Jahr sieht im Bereich der Kulturförderung eine pauschale Reduzierung vor. Eine ausführliche Aufstellung der Mittel und weiteres Material zum Thema findet sich auf der Seite https://gehtsnochkarlsruhe.de/ .

Faktisch wäre damit der Komplex erklärt und aufgezeigt. Einzelne Location empfinden die Situation, je nach ihrer Finanzierung, different. Treffen tut es alle. In verschiedenen Artikel versuchten die „Badischen Neuesten Nachrichten“ die Lage für einzelne Einrichtungen dar zu stellen. Es gab dabei Aufstellungen  über die individuellen Ausgaben, ein Hinweis auf die Engpässe, die Variablen, die teilweise noch zum Jahresbeginn unkalkulierbar bleiben und einen groben Überblick über die Szene in Karlsruhe.

Das Problem muss allerdings im Kontext der zur Zeit stattfindenden Entwicklungen gesehen werden. Dafür ist es notwendig etwas weiter auszuholen. 

Karlsruhe hat eine sehr reiche – in manchen Punkten auch einzigartige und –  gepflegte Kultur an Livelocations. Es gibt ein kollegiales, fast familiäres Nebeneinander der Veranstaltungsorte, die gerne auch übergreifend und gemeinsam operieren. Je nach Größe mancher Events wird auf die Option zurückgegriffen, eine Veranstaltung zu verlegen oder weiter zu reichen. Das macht Karlsruhe sehr flexibel und attraktiv für seine Gäste. 

Städte in der Größenordnung Karlsruhes werden gerne von Bands mitgenommen, sind aber nicht der Anziehungspunkt für internationaler Superstars. Hier rangieren Berlin, Hamburg, München und Köln in wechselnder Rangfolge auf den ersten Plätzen. In Städten wie Karlsruhe ist es daher notwendig, eine kleine, flexible Szene aufrecht zu halten. Diese macht die Stadt für den Zuzug, den Studenten, aber auch Touristen attraktiv. 

Eine lebendige Konzertszene belebt Stadtviertel, lässt im Umfeld Lokale, Restaurants, Hotels entstehen und vermeidet Ghettosituation. Stadtteile werden dadurch als lebendig wahrgenommen und wandeln sich nicht in reine Schlafstätten. Live-Events binden Menschen an ihr Viertel und beleben die Nachbarschafts- und Vereinsstruktur aktiv.

Soll heißen: Die Arbeit an einer lebendigen Kulturszene ist ein wertvolles Gut, das eine Stadt der Größe Karlsruhes auf der Habenseite verbuchen kann. Es ist stellt keine Ausgabe dar, deren Gewinn nicht berechenbar ist.

Mit ein bißchen Vorstellungskraft, darf man gerne davon ausgehen, was die Kaiserpassage ohne den Jazzclub, der Werderplatz ohne das KOHi, der Schlachthof ohne die Alte Hackerei, das Substage und das Tollhaus wäre. 

Die Anziehungskraft des Schlachthofs, die gemeinsame Identifikation mit dem zur Verfügung gestellten Raum, ergibt sich aus der Möglichkeit, den Bereich Tag und Nacht zu nutzen. Also Arbeit und Freizeit in Einklang zu bringen.


Eine solche, einzelne Institution – wenn sie sich etabliert hat –  und zum Anziehungspunkt für Auswärtige und Einheimische geworden ist, in Frage zu stellen, in dem man die Existenz mancher Lokalitäten bedroht, ist auch eine Variante sich selbst (als Stadt)  in Schieflage zu bringen.

Es dauert Jahrzehnte eine lebendige Kulturszene aufzubauen

Wichtig ist dabei zu bedenken: Die meisten Kulturstätten, die aufgrund eines privaten Einsatzes, meist ohne Entgelt, aufgebaut und geführt werden, haben lange Jahre und Durststrecken hinter sich. Eine Basis und ein Publikum als Fundament zu finden, bedarf viel Kommunikation, Einfühlungsvermögen und die entsprechende Sensibilität, für das was funktioniert und genau hier passt.

Wenn es heute einen Unterstützerkreis gibt, die Publikumszahlen nach Corona wieder ein interessantes Niveau erreichen, dann verbergen sich dahinter Jahre, teilweise Jahrzehnte an mühevolle Arbeit Kultur zu etablieren und einem Publikum nahezubringen. 

Dieses gilt – ohne Ausnahme – für jeden Veranstaltungsort. Alle haben mit Fingerspitzengefühl bewiesen, dass sie es geschafft haben, einen Bereich zu schaffen, der charakterlich in sein Umfeld passt, sich arrangiert und einem Genre und ganzen Generationen an MusikerInnen eine Heimat zu bieten.

Es ist nahezu unmöglich innerhalb eines Jahres so etwas in diesem Kultur-Bereich zu etablieren. Es bedarf Vertrauen, Erfahrung, einem Netzwerk im Hintergrund und ein Umgang mit den Kreativen, der sich über diesen Zeitraum aufbaut.

Clubbesitzer, ehemalige, aber auch gegenwärtige, die das Thema stemmen wollten, können davon ein Lied singen. Was heute verschwindet, das wird für die nächsten Jahre nicht wieder auftauchen oder erneuert werden können. 

Der Schaden, der durch verschwundene Kultur, entsteht, wird beträchtlich sein. Wenn sich Restaurants und Lokale im Umfeld von Kulturstätten ansiedeln, dann mag das zufällig wirken, aber die Beziehungen sind bei genauer Betrachtung erkennbar. Die Schließung einer solchen Stätte wird unwillkürlich – fast ohne Verzug – auch zu einer merklichen Veränderung der Gastronomie führen. Im schlimmsten Fall zu einer Verödung.

Der Werderplatz und das KOHI

Als Beispiel sei der Werderplatz genannt. Ein Sorgenkind der Stadt. Im Laufe der Jahre gab es verschiedene Versuche die Attraktivität zu erhöhen, mit Verboten, Verwarnungen, Einsätze und auch Hilfsangebote. Die zunehmende Erhöhung der  Attraktivität durch Biergärten, Lokalitäten, Kulturangebote haben den Werderplatz mittlerweile wieder zu einem Anziehungspunkt gemacht, der auch für Außenstehende und über die Grenzen der Stadt interessant ist. Das KOHI in der Mitte des Platzes ist mittlerweile bei aufstrebenden MusikerInnen und KünstlerInnen, aber auch als Galerie ein Begriff. Es wird geschätzt, gelobt und mit Preisen erwähnt. In seinem Umfeld legen DJs in den umliegend Lokalen auf, haben sich Events auf dem Platz etabliert, fungiert mittlerweile eine lebendige Szene.

Das NUN in der Oststadt

Das NUN in der Oststadt erfüllt ähnliche Zwecke. Es bietet einen kleinen experimentellen Rahmen für ruhige, zumeist akustische Konzert in einer Atmosphäre, die in dieser Form einmalig ist. 

Ist damit ein Ort, der vor allem für ruhige, junge Künstler aus aller Welt zu einem Begriff wurde. 

Etwas wie das NUN, das immer noch- nach Jahren – als geschätzter Geheimtipp fungiert, arbeitet ausschließlich auf einer Vereinsbasis, die vom Aufwand nahe an der Selbstausbeutung ist. Niemand wird bezahlt, alles, was dort – in einer freundlichen, zuvorkommenden Atmosphäre – geschieht, passiert freiwillig. Abends, nach dem jeweiligen Broterwerb der Mitglieder! 

Es belebt die Oststadt, stärkt ihre Position als kulturell interessanter Ort und hilft bei der Attraktivität für alle Bewohner des Stadtteils.

Die Coronajahre

Doch die Thematik ist noch um einiges größer: Die Coronajahre waren für die Kulturbranche ein Fiasko und führten vielerorts zum Zweifel an der Sinnhaftigkeit   – daran sich von seiner Leidenschaft zu ernähren. 

Die Situation wurde, trotz versuchter Unterstützung, teilweise prekär und unverhältnismäßig hart. Man merkt es auch, dass – obwohl wir uns heute alle so fühlen, als ob das weit in die Vergangenheit liegt – es für Künstlerinnen sich so verhält, dass dasThema nach wie vor präsent ist. Es hat Einzug gefunden hat in Songs, Bücher und Bilder. 

Die Coronajahre waren ein Einschnitt. Manche fanden da nicht mehr raus. Das Publikum brauchte sehr lange, um wieder wie gewohnt in Konzerte zu gehen. Einige machen das bis heute nicht mehr.

Die Coronajahre sind in der Biografie vieler KünsterlerInnen verlustbehaftete Einschnitte, die noch lange, auch weit über die Zeit hinaus, spürbar sein werden. Den Faden wieder aufzunehmen, den Anschluss wieder zu finden, das war und ist nicht einfach. Bands hatten sich aufgelöst, Veröffentlichungen floppten, weil Tourneen nicht stattfinden konnten und manche InterpretInnen verloren ihre Stimme und fanden sie nicht wieder.

Nach den Coronajahren sind vor allem die kleinen Clubs und Locations sozusagen Auffangstationen, um Schritte in die Normalität zu wagen. Für Künstlerinnen wurde es unfassbar wichtig, eine Vielfalt an Auftrittsorten zu haben, die sie wieder nutzen konnten. Es ist den meisten eben nicht vergönnt Hallen zu füllen, sie müssen Orte finden, an denen sie die Näherung ans Publikum wieder testen, ausprobieren und sich finden konnten.

Aber auch das Publikum brauchte  – und braucht immer noch – diese sanfte Hinführung zu einem normalen Weiterführen des Kulturbetriebes. Das Thema ist fragil, aber noch immer scheuen Menschen große Ansammlungen und größere Hallen wegen der durchaus berechtigten Gefahr vor infektiösen Krankheiten. Normalität wieder zu lernen, diesem auch eine Basis zu geben und eine Plattform zu schaffen, auf der sich KünstlerInnen erproben testen und wiederfinden können, ist auch eine Aufgabe der kleinen, mutigen Orte.

Streamingdienste !

Gleichzeitig boomten Streamingdienste. Der Tonträgermarkt (CDs und Vinyl-Veröffentlichungen) dagegen brach fast komplett weg. Für KünstlerInnen, die sich auf dem Weg befinden, und noch nicht die erhoffte Popularität erreicht haben, ist der monatliche Erlös aus Streamingdiensten nicht ausreichend, um ein Leben zu finanzieren. 

Die Erträge sind in den seltensten Fällen ausreichend zu nennen. Oft erfüllen diese Plattformen maximal einen Werbeeffekt, aber zum Erhalt einer Kultur leisten sie in der Regel nichts. 

MusikerInnen finanzieren sich über Auftritte bzw. über den sogenannten Merch-Verkauf (T-Shirts, Tonträger etc.) , der bei Auftritten möglich ist. 

Auftritte, verbunden mit Merch, sind die Haupteinahmequellen vieler Bands und Solo-KünstlerInnen. Selbst wenn ihre Namen ausgesprochen bekannt sind, kann man sagen: Wer in den Karlsruher Clubs und Auftrittsorten unterwegs, finanziert sich in der Regel genau über diese Optionen. Und nicht über die Klicks bei Spotify und Konsorten.

Fällt nur einer dieser Auftrittsorte weg – und das ist keine gewagte Rechnung – kann man pauschal sagen, dass ca. 75 MusikerInnen und Bands im Jahr weniger in Karlsruhe auftreten werden.

Das mag wenig erscheinen. Ist aber sehr niedrig angesetzt. 

Das gilt für all jene jungen Gruppen, die sich augenblicklich noch in einen Tourbus setzen, teilweise stundenlange Fahrten auf sich nehmen und davon ausgehen, dass es sich für sie lohnen könnte, in unserer Stadt aufzutreten. Setzt sich dieser Trend zur Kürzung der Kulturförderung durch, dann müssen wir damit rechnen, dass Karlsruhe unattraktiver wird für besuchende KünstlerInnen, weil weniger davon leben können. Aber auch, weil Karlsruhe nicht mehr soviel zu bieten hat. 

Ich sprach nur von einem Auftrittsort. Die Zahl lässt sich locker fortführen und um jeden weiteren, sterbenden Auftrittsort nach oben fortsetzen.

Die Einschnitte betreffen dann nicht nur Clubs, Locations, Auftrittsorte und die begleitende Gastronomie, sondern und vor allem aufstrebende, hoffnungsvolle Talente.

Wenn es unattraktiv wird, sich in diesem Metier auszuprobieren, werden erstmal regionale Bands verschwinden und sterben, aber selbstverständlich ist Karlsruhe nur eine von vielen Gemeinden, die auf diese Weise versucht Geld zu sparen. Die Kultur – weil scheinbar nicht wirklich gewinnbringend für eine Region (und sicherlich in der Lage von sich selbst zu leben) – ist immer einer der Posten, den man gerne beschneidet. 

Aber es macht einen Beruf, der eher Berufung ist – denn er ist selten mit materiellen Anreizen verbunden – zunehmend unattraktiv und führt damit zu einem Flaschenhalseffekt. Am Schluss werden eben nur noch jene bleiben, die tendenziell doch von den Streamingdiensten leben können. Das sind dann nicht die jungen, experimentellen, wagemutigen KünstlerInnen, sondern ganz klar chartsorientiere ,Marketing-erprobte und KI-generierte, sowie videotaugliche Stücke, die einen Kompromiss in Sachen Geschmack darstellen. 

Was Musik für Karlsruhe bedeuten könnte

Für die Städte wie Karlsruhe würde es bedeuten: Eine Verödung der Kulturlandschaft, Einbußen in den begleitenden Lokalitäten, Plätze und Stadtteile, die darunter leiden werden, sowie eine zunehmende Anonymisierung in der Kulturszene und das über Jahrzehnte hinaus.

Es ist die Entscheidung, die momentan noch gefällt werden kann, die aber in ihren Folgen scheinbar nicht richtig eingeschätzt wird. Es wäre an der Zeit, das Karlsruhe seine Musikszene als Kapital erkennt, dass über die Stadtgrenzen hinaus Potential zur Profilierung hat.

Karlsruhe hat eine lebendige, fruchtbare Szene und es wäre an der Zeit, dass man stolz darauf ist. Es ist etwas, mit dem sich zu werben lohnt, denn es bringt weit mehr Kapital in die Stadt und in das Umfeld der Örtlichkeiten als man auf dem ersten Blick sieht. 

Karlsruhe hat es über viele Jahre versäumt, seine Geschichte der populären Musik aufzuarbeiten und zu pflegen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es sich um Versäumnisse handelt, deren Aufarbeitung erst mal zeigen, wo Karlsruhe noch Optionen hat, seine Vorteile für Investoren, Studenten und Touristen zu zeigen. Das darf nicht einfach so zerstört werden.

Flora Falls im NUN, Kulturraum am 01.11.2025

Flora Falls im NUN, Kulturraum am 01.11.2025

Flora Falls im NUN Kulturraum, Karlsruhe, am 01.11.2025
Flora Falls im NUN Kulturraum, Karlsruhe, am 01.11.2025

Allerheiligen. Der Hinweis aufs Tanzverbot wirkte fürs NUN ungewöhnlich. Aber im Hinblick auf Flora Falls nicht fehlplatziert. Das NUN präsentierte sich herbstlich, geschmückt mit Lichterketten und Blattwerk. Fast feierlich für den akustischen Abend. 

Brea Robertson aus Australien und Dominique Fricot aus Kanada sind das ursprüngliche Duo Flora Falls, das mittlerweile erweitert um eine Geige bzw. Keyboard, zu Gast war. 

Zusammengefunden, kurz vor der Pandemie, in Berlin, hatten sie mit dem Zeitpunkt ihrer Bandgründung den denkbar schlechtesten Start. Zu Beginn platzierten sie akustische Coverversionen bekannter Hits auf YouTube, um die Monate der Kontaktsperren zu überbrücken. Kreierten dabei aber etwas, dass einem ganz eigenen Sound entsprach. 

Angesiedelt in der Mischung aus den verschiedensten Einflüssen, ergab sich daraus eine sehr persönliche, klare Linie. Flora Falls vermengen den Folk der frühen Jahre, die Traditionen aus mindestens drei Kontinenten zu einer gefühlvollen Melange aus Mandoline, Gitarre und Gesang. Die Geige unterstreicht dabei die Lebensfreude, das Keyboard belebt die sensible Struktur. 

Fast prädestiniert für die Abende in dieser Location, war das NUN nahezu ausverkauft – und die Bühne damit umrundet. Die Konzentration auf nur wenige Elemente ein Glücksgriff. Dominiques Gesang – feste, kraftvoll –  vervollständigte sich durch Breas Part. In ihr vereinigten sich die Farben des Herbstes, die Stimmung der frühen Nächte, um gemeinsam die Aufbrüche und Liebe zur Musik zu feiern.

Wäre es nicht das NUN, nicht das Tanzverbot – es hätte sicherlich zum Tanz gereicht. Die Instrumentalparts waren ausgelassen, der Schwung beträchtlich, der Enthusiasmus fürs Publikum spürbar.

Noch aus der Frühzeit spielten sie zwei Coversongs, die in der Handschrift und Färbung dem Gesamtwerk angeglichen waren. Whitney Houstons „ I Wanna Dance with somebody“ und Princes „Nothing compares 2 u“. 

Reduziert, komprimiert, und erweitert um alles was Americana und Folk ausmachen. So klang es eher wie die Urversionen der Songs. Zeigten damit, die frische Herangehensweise von Flora Falls. Respekt und Eigenständigkeit. Verwurzelt und auf dem Weg Neues zu schaffen.

Konzerte im NUN sind ruhige, intime Abende. Das Ambiente einer gemütlichen Kneipe. 

Die Veranstaltungen immer ein bißchen zwischen Geheimtipp und Nachbarschaftstreffen angesiedelt. So ist es typisch, dass um 22:00 Uhr die Instrumente aufgestöpselt werden. Um die Anwohner nicht zu stören. 

Auch dieses Mal, als es zu einer akustischen, improvisierten Hommage an das Publikum kam. Flora Falls begaben sich zwischen die Reihen, huldigten die Anwesenden mit Komplimenten, spielten die Zugabe ohne Verstärkung und beeindruckten durch ihren Charme und ihre Darbietung.

Flora Falls zeigten in einem außergewöhnlich kraftvollem und variantenreichen Konzert, dass es wenig bedarf – außer Können und ein gutes Gefühl dafür – die Anwesenden zu begeistern. Es war ihr zweiter Auftritt im NUN. Ein Comeback also und kein Zweifel, das wird nicht das letzte Mal bleiben.

Externe Links:

Flora Falls – https://www.florafallsmusic.com

NUN – https://nun.cafe

Jupiter Flynn im NUN, Karlsruhe am 25.10.2025

Jupiter Flynn im NUN, Karlsruhe am 25.10.2025

Jupiter Flynn und Phil Adam im NUN, Kulturraum. am 26.10.2025
Jupiter Flynn und Phil Adam im NUN, Kulturraum. am 26.10.2025

Das NUN hat eine sympathische Sonderstellung in Karlsruhe. Tatsächlich vermisse ich die Atmosphäre, Ruhe und kleinen Konzerte, wenn es längere Zeit Terminüberschneidungen mit anderen Events gab.

Und ich es zu selten besuchen konnte.

Scheint nicht nur mir so zu gehen. Auch Jupiter Flynn trat wiederholt im NUN auf. Voll des Lobes für das Team, die Gestaltung und den Abend.

Jupiter Flynn ist eine junge Songwriterin, deren Biografie mit den verschiedensten Orten gespickt ist – geboren in Amsterdam, aber dann taucht auch noch Tokio, Sydney, New York und Frankfurt auf. Und natürlich Berlin für das Debüt-Album „Moon“ (produziert von Pola Roy, dem Schlagzeuger von „Wir sind Helden“). So bunt und so farbig diese Eckdaten klingen, so ruhig, zurückhaltend und angenehm präsentierte sich die Künstlerin.

Jupiter Flynns Songs sind kleine Erzählungen, die scheinbar aus dem Alltag, dem Gewöhnlichen die Essenz herausbrechen, den Gefühlen einen Raum geben und einen Ausdruck verleihen. 

Immer verbunden mit einer Einleitung, begleitet von der E-Gitarre Phil Adams, spielen ihre Songs in der Zeit und der Welt der Datings, enttäuschten Beziehungen, glücklichen Verbindungen und allem, was dazwischen liegt.

Im Gesang dem Pop zugewandt, der Leichtigkeit englischer Kompositionen folgenden, trug sie zur akustischen Gitarre ihr Set fast unpluggend vor. Wären da nicht die akzentuierten rockigen Anklänge von Phil, die vo allem durch ihr klares Spiel überzeugten. 

Nichts sonst war notwendig, auch wenn ihre Songs auf den Veröffentlichungen (Auch auf Music-Casstte ! ) von einer Band begleitet werden.

Jupiter Flynn bewegt sich mit ihren Songs in den Fußstapfen großer Namen, nimmt sich Zeit und Muse für die Rückbesinnung, dem Fazit und der Betrachtungen. Songs, die sich einschleichen, wenn man gar nicht mehr damit rechnet, und in ihrer Stille auf ein lauschendes Publikum trafen. 

Im Nachhallen zeichnet sich ab, dass ihre manchmal fast spröd-anrührenden Songs in der Enttäuschung und Wut über rätselhafte Beziehungen und deren Ende, manchmal die energiereichsten und farbigsten Werke sind.

Die Zugabe, ein wenig früher als geplant  ohne Verstärkung, innerhalb des Publikums, während dieses im Chor mitsang, zeigte nicht nur die Sympathie, die ihr entgegen kam, aber vor allem die Kommunikation mit diesem. Beherrschte sie ohne Zweifel. Bescherte schöne Minuten. 

Es ist das Kapital des NUN eine Atmosphäre zu schaffen, in der Raum bleibt für zurückhaltende, handwerklich reiche, aber in Ton und Ausführung ruhige Konzerte. Ein Platz, den Jupiter Flynn zum zweiten Mal zu nutzen wußte, und mit Stimme und Vortrag überzeugte. Sehen wir wieder. Sicher.

Externe Links:

Jupiter Flynn auf Instagram – https://www.instagram.com/jupiterflynnn/?hl=de

NUN –https://nun.cafe