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Schlagwort: Niederlande

Tonspur Nr. 19: Mathilde Santing „Water under the Bridge“

Tonspur Nr. 19: Mathilde Santing „Water under the Bridge“

Mathilde Santing - Water under the Bridge
Mathilde Santing – Water under the Bridge
  1. Too much
  2. Our days
  3. Turn your Heart
  4. All the fun
  5. Sweet nothings
  6. (I‘m not mending) Broken hearts
  7. It may not always be so
  8. Maggie & Millie & Mollie & May
  9. Water under the Bridge
  10. Boat trip

In den frühen achtzigern Jahren gewann man den Eindruck, dass Mathilde Santing im Rahmen der damals sehr populären Popjazz-Welle eine internationale Karriere angestrebt hatte. Es erschien zu jener Zeit eine 10-inch EP, die gut in das Fahrwasser der KünstlerInnen passte, die wie Anna Domino, Isabel Antena, aber auch Carmel eine Mittelding zwischen dem tanzbaren Jazz der Nachkriegsära und dem New Wave der Achtziger suchten.

Mathilde Santing verfolgte ihren Weg in den Niederlanden weiter. In Deutschland eher unbekannt, sang sie englisch, verfeinerte ihr Songwriting und damit einen durchaus eigenständigen Stil. 

„Water under the Bridge“ ist ein reich, instrumentiertes Werk, das aus dem Vollen schöpft und sich neben dem eigenen Pianospiel erlaubt intensiv all das zu nutzen, was man ihr zur Verfügung stellte. Damit repräsentiert sie sowohl im Gesang, wie im Konstrukt der Melodie die Achtziger, aber auch eine Liebe zur verspielten Akustik – die dann auf vielen Ebenenen zeitlose Elemente einbindet. Vieles kann daher wiederentdeckt werden. Dank ihr ihrer klaren Stimme und Intonation bereitet es heute noch Freude. Mathilde Santings Können hat ihr über die Jahre eine beachtliche, stabile Karriere beschert, die es verdient hätte, überregional – auch außerhalb der Niederlande – größere Beachtung zu finden.

Tonspur ist eine kleine Reihe, die in kurzen und knappen Beschreibungen (maximal 200 Wörter) sich mit den Alben befasst, die ich im Laufe des Tages anhöre. Sie folgt damit keinem Genre und keiner Reihenfolge. Ist lediglich nummeriert

Tonspur Nr. 7 : Tim Knol „Long live your Friends“

Tonspur Nr. 7 : Tim Knol „Long live your Friends“

Tim Knol - Long live your Friends
Tim Knol – Long live your Friends

Titelliste:

  1. Brand New Day
  2. Under the Gun
  3. To the Darkness
  4. We‘re gonna make it (ft. Tara Wilts)
  5. Long live your Friends
  6. Being in Love
  7. Dance with me
  8. Maybe
  9. Change
  10. Carry on

Zu Tim Knol überrascht mich vieles. Zum Einen die Menge der Alben, die sich in irgendeiner Form bereits bei mir finden. Zum Anderen die Bandbreite des Outputs. Tim Knol ist ein Singer-/Songwriter aus den Niederlanden. Begegnet ist er mir auf dem letzten Bluegrass Festival 2025 in Rotterdam. Dort trat er mit den Bluegrass Boogiemen auf, und das in einer ausgesprochen traditionellen, geradezu stark in den Wurzeln verhafteten Version. Sehr überraschend, vor allem, weil es sich hier um eine Gruppe Niederländer und nicht um Gang knarziger Appalachen-Gitarristen handelt. „Long live your Friends“ ist dagegen geradezu britisches Songwriting. Vielstimmigkeit, Hall, elektrifiziert und lediglich Anklänge an den amerikanischen Folk. 

Ich fand die Platte im Sale des 3345-Shops in Den Haag. Weil ich ihn kurz vorher gesehen hatte, machte mich das neugierig. Feine Popsongs, die gelerntes Handwerk zeigen. Der Mann hat schon einige Jahre auf der Bühne hinter sich und weiß, wie es funktioniert. Kann man getrost auf Konzerten besuchen. Die Melodien, Refrains, sitzen und er weiß mit einem Studio umzugehen. Verspielte Farben, die er einstreut. Alles rund, auf seine Person zugeschnitten, und wie gesagt, gutes, stabiles Songwriting.

Tonspur ist eine kleine Reihe, die in kurzen und knappen Beschreibungen (maximal 200 Wörter) sich mit den Alben befasst, die ich im Laufe des Tages anhöre. Sie folgt damit keinem Genre und keiner Reihenfolge. Ist lediglich nummeriert

Tonspur Nr. 6 : Reinhard Mey „Als de dag van toen.“

Tonspur Nr. 6 : Reinhard Mey „Als de dag van toen.“

Reinhard Mey - als de dag van toen

Titelliste:

  1. Ich wollte wie Orpheus singen
  2. Uit min dagboek
  3. Es gibt keine Maikäfer mehr
  4. Als de dag van toen
  5. Über den Wolken
  6. Mein Testatment
  7. Vertreterbesuch
  8. In Tyrannis
  9. Der Mörder ist immer der Gärtner
  10. Komm, giesz mein Glas nochmal ein
  11. Diplomatenjagd
  12. Goede Nacht Vrienden

Schaut man zurück auf die große Zeit der Liedermacher, die Siebziger Jahre, dann ist eine große Ruhe eingekehrt. Die wenigsten Namen haben überdauert und sind heute noch bekannt. Reinhard Mey ist einer der wenigen, die unermüdlich und regelmäßig Alben herausbringen. Mir war bekannt, dass er auch auf französisch unter dem Namen Frederik Mey veröffentlicht. Bei seiner Liebe zum Chanson war das naheliegend. Und funktioniert auch gut. Hört man sich seine französischen Songs, dann verortet man automatisch seinen Stil in Frankreich. 

Dass er auch niederländisch sang, war mir bisher nicht bekannt. Es finden sich nur wenige Lieder in der entsprechenden Übersetzung auf der Platte, aber es ehrt ihn, denn wir alle wissen: Die Niederländer verstehen und können zumeist deutsch, umgekehrt trifft man es selten.

Reinhard Meys Lieder haben in ihrer persönlichen Sicht eine zeitlose Note, die es einfach macht, sie auch nach all den Jahren zu hören. Im Gegensatz zu vielen Zeitgenossen, war er nicht verhaftet in Wellen und Aufregungen der Jahre, in denen er seine Erfolge schrieb. Die Platte beinhaltet die wichtigsten Werke jener Zeit und ist damit gleichzeitig eine „Best of“. Niemals unangenehmen und manchmal wie heimkommen.

Tonspur ist eine kleine Reihe, die in kurzen und knappen Beschreibungen (maximal 200 Wörter) sich mit den Alben befasst, die ich im Laufe des Tages anhöre. Sie folgt damit keinem Genre und keiner Reihenfolge. Ist lediglich nummeriert

Janne Timmer im PAARD, Den Haag am 10 Juli 2025 (Support für Bywater Call)

Janne Timmer im PAARD, Den Haag am 10 Juli 2025 (Support für Bywater Call)

Janne Timmer im PAARD in Den Haag am 10 Juli 2025

Zugegeben, das was ich jetzt mache, ist eher ungewöhnlich. Bywater Call waren die Hauptband des Abends, Janne Timmer bestritt nur als Support das Konzert. Es hat sich viel aufgestaut in der letzten Zeit. Die Eindrücke von meiner Reise in die Niederlande waren vielfältig und vollgepackt mit Musik. Hinterher fällt es etwas schwer einzelne Momente noch einmal hervor zu holen und ihnen die richtige Beachtung zu schenken. 

Ich kaufte einen beachtlichen Stapel Musik ein, besuchte eine Menge Konzerte und mein spezieller Fokus liegt generell auf die Namen, die mir bis dahin unbekannt waren. Jede Stadt ist dabei ein eigenes Universum, das es zu entdecken gilt. Den Haag hat eine sehr lebendige, reichhaltige Szene. Während ich die Stadt in diesem Jahr erneut erkundete, gab es ein Electronic Festival, von dem ich nichts wußte, das Bluegrass Festival in Rotterdam – auf dem ich war – und das North Sea Jazz Festival – auf dem ich ebenfalls war. Ich bin heute noch dabei, die Bilder, Eindrücke und Namen in die richtige Reihenfolge zu bringen. Völlig vergessen, dass das Konzert mit Janne Timmer also schon 14 Tage her ist. Die Zeit verfliegt und ich arbeite somit meine Schulden ab. Denn kurz nach dem Konzert hatte ich Janne angeschrieben und nach Veröffentlichungen gefragt.

Janne Timmer war bisher die Stimme der Gruppe Harlem Lake. Kurz vor ihrem Solo-Konzert hatte man sich getrennt, aber ihr Material, ihre musikalische Ausrichtung ist nach wie vor mit den Songs von Harlem Lake verbunden.

Sie trat alleine auf. Stimme und elektrisches Piano. Passend für das PAARD, das den kleinen Saal – Fassungsvermögen ca. 150-200 Leute – für Bywater Call und Janne Timmer reservierte. Das PAARD ist sehr unauffällig in der Prinsengracht von Den Haag angesiedelt. Ein schmaler Eingang, der wirkt, als gehöre er zu einem alten Wohnhaus, hinter dem sich zwei Konzertsäale verbergen. Das Publikum ist gemischt, vornehmlich aber eher über 40 Jahre, sehr erwachsen und passend zur Musikrichtung. Bywater Call, die als Hauptband galten (ich gehe eventuell in einem weiteren Artikel noch auf sie ein), klingen nach kräftigem, handwerklich erprobten Americana. Janne Timmer hat den Blues. In der erdigen, kräftigen und gefühlvollen Fassung. 

Im Oktober wird sie ihre Songs, die sie im PAARD aufführte, im Studio mit einer neuen Band aufnehmen. Das neue Album wird dann voraussichtlich in der zweiten Hälfte von 2026 erscheinen. Sollte es eine Vinylfassung geben, werde ich mich darum bemühen. Ihre Stimme hat die richtige Spannbreite, und wer sich den bisherigen Output von Harlem Lake – ihrer Band bis dato – anhört, der kann davon ausgehen, dass der Blues, mit einigen Americana Anklängen, ihre Richtung bleiben wird. 

Im Rahmen ihres Engagements als Support hatte sie nur die Möglichkeit eine Handvoll Songs zu spielen, trotzdem war zu erkennen, dass ihr Songwriting ein größeres Potential ausschöpfen kann und es in der Solofassung, allein mit dem Piano mehr als nur tragfähig ist. 

Janne Timmer gehört zu den Stimmen, von denen man sich eine Menge Zusammenarbeiten und Songs wünscht. Sympathisch, zugänglich und offen für ihr Publikum war zu erkennen, dass die Herangehensweise professionell und dennoch erfrischend ist. Wie gesagt, das Album kommt erst noch. Wer jetzt schon etwas von ihr hören will, dem seien die Alben von Harlem Lake empfohlen. Angeblich soll es auf Soundcloud noch frühes Material geben. Ich kam jedoch noch nicht dazu, es zu suchen.

Janne Timmer stammt aus Den Haag. Es ist zu hoffen, dass ihr Weg mal in den Süden unserer Republik führt. Verdient hätte sie es, und wenn ihr Album an die bisherigen Songs anschließt, dann rechne ich fast damit.

Externer Link: Janne Timmer – jannetimmer.com

Externer Link: PAARD – PAARD.nl