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Kategorie: Karlsruhe

Karlsruhe und Schallplatten

Werner Bekker im NUN, Kulturraum 16.05.2025

Werner Bekker im NUN, Kulturraum 16.05.2025

Werner Bekker im NUN Kulturraum in Karlsruhe 16.05.2025

Die Reduzierung auf die einfachsten Mittel ist  – wenn man die Gelegenheit hat diesem beizuwohnen – mit das Faszinierendste, das es gibt.

Werner Bekker ist ein junger Singer-/Songwriter aus Südafrika. Wenn es eine Definition dieses Metiers in seiner ursprünglichsten Fassung gibt, dann entspricht er genau jener. Das NUN als abgedunkelte Location, in deren Mitte, auf kleiner Bühne, Werner Bekker stand, alleine, nur mit einer Gitarre – ihren Koffer neben sich – und mehr bedurfte es nicht.

In dem Versuch etwas genauer zu beschreiben, wurden viele Bezeichnungen genutzt, um alle Stile möglichst klar abzugrenzen. Viele Jahrzehnte davor, als die Bühnen der Welt für spontane Darbietungen genutzt werden konnten, gab es in den angloamerikanischen Kellerbars die Singer-/Songwriter. In unserem Land die Liedermacher. Schmales Equipment, die akustische Gitarre, die Stimme und die Fähigkeit, das Instrument zu spielen, sowie die Worte, die dazwischen, aber auch in den Lyrics wohlgesetzt war. Handwerk, Können und Erfahrung.

Werner Bekker beeindruckte sehr schnell durch eine gelassen Professionalität. Die Aufmerksamkeit des NUN-Publikums ist eine Atmosphäre, die sich für Live-Aufnahmen geradezu empfehlen würde. In diesem Rahmen – der es gestattet so fein und offensichtlich zu spielen – waren die Nuancen ausgesprochen klar und immer erkennbar. Etwas, dass gerade im Fall von Werner Bekker die Möglichkeiten seiner Songstrukturen aufzeigen liess. 

Hier war zu erkennen, liegt seine Stärke. Harmonische, gesanglich herausragende, kleine Werke, die alltägliche Geschichten aus Liebe und Zuneigung vorstellten. 

Hervorragend in Ton und Sprache, gehörte er zu den akustisch ausgereiftesten InterpretInnen, die – mit so einer starken Vereinfachung der Instrumentierung – mir in diesem Jahr begegnet sind. Allein nur die Gitarre, die Stimme und sein Instrument sowohl für die Perkussion , wie auch im ursprünglichen Sinn zu verwenden,  war ausreichend für einen kompletten Konzertabend. 

Werner Bekker schaffte es, die ursprünglichste Version des fahrenden Musikanten wieder auf leben zu lassen. Vor allem, wenn er charmant auf seine Herkunft aus Südafrika und diese kleine Tournee verwies. In der Bescheidenheit und Dankbarkeit, seinem Publikum gegenüber – dass ihn feierte und gerne zu noch weiteren Zugaben aufforderte – zeigte sich ein erstaunlich erfahrener Künstler. Er wusste in Geschichten und Anekdoten seine Songs zu unterstützen. Aber überzeugte vor allem in seinem Spiel und seinem Material. Das hier jemand stand, der nur seine Gitarre anstöpseln musste, um den Abend zu bestreiten – das hat man währenddessen fast übersehen. 

Eine Ausweitung der Tournee, eine Rückkehr ins NUN und damit ein Wiedersehen ist zu wünschen. Auf jeden Fall.

Externe Links:

Werner Bekker – https://www.instagram.com/wernerbekkermusic/?hl=de

NUN – https://nun.cafe/

SAFI im Kohi, Karlsruhe 15.05.2025

SAFI im Kohi, Karlsruhe 15.05.2025

Safi im Kohi am 15.05.2025

Es war anders. Und das umschreibt schon vieles. Bei SAFI war es anders. In der Regel, wenn es ganz normal läuft, komme ich heim, und schreibe über ein Konzert. Manchmal, wenn ich müde bin, oder nochmal darüber nachdenken will, dann findet es am nächsten Tag statt. Zu einer Tasse Kaffee. Vielleicht in der Sonne, häufig bei Zugfahrten. Wenn es läuft, dann läuft es.

Bei SAFI war es anders. Ich hatte eine Menge Bilder vor mir, die mir passend erschienen, aber im Kontext dann doch nicht funktionierten. Es wurde nicht rund. SAFI war schwer fassbar.

Die aktuellen Berichte, Texte und Beschreibungen ihrer Musik stellen ihre exaltierte, stark ausgeprägte Gesangsleistungen in den Vordergrund. Die raue, brüchige Stimme, die Schreie, und die Art und Weise ihrer Intonation mit sich selbst. Ihrem eigenen Chorgesang und den Bildern ihrer Lyrics

Gitarre.Bass und Schlagzeug, sowie Keyboard. SAFI reduzierte den Sound auf die stärksten Elemente. Es war dieses Singen, Schreien, Krächzen, in allen Klangfarben. Sie bediente sich bei den Möglichkeiten. Jene der deutschen Sprache. Und all ihre Bruchstücke. 

SAFI nahm den Metal, den Punk und den Chanson in der rohesten Fassung. Zerpflückt dieses. Und behielt nur das Beste. 

All das, was wir in den letzten Jahrzehnten gelernt habe. Das von der Neue Deutsche Härte, aber auch ihren ZerstörerInnen.

Was blieb, das waren Töne und Metaphern, gepaart mit dem rohem Schlagzeug. Dem treibenden Bass und der Stimme von Safi. 

Für SAFI war es ein Comeback ins KOHI. Vor 6 Jahren war sie schon mal da, vergessen jedoch nicht. Die Energie war fokussiert, die Wut geballt und die Bilder mehrdeutig. SAFI machte es ihren HörerInnen nicht einfach. 

Sie konfrontierte, modulierte mit Sprache und Ausdruck, startete das Gewitter, um es abzumildern und spätestens im nächsten Stück wieder losbrechen zu lassen. Natürlich war das ein Ausreizen, ein Ranholen, ein Spiel mit den Möglichkeiten. Das war die Kraft des Schlagzeugs, der Loop eines Chores, die brachialen Klänge des Keyboards, nur übertroffen von ihrer Gitarre. 

Der Fundus, aus dem sie schöpfte, das Liedgut, das sie bemühte und die – sagen wir – die Tradition, auf die sie sich berufen könnte, wären in all seiner überfrachteten Theatralik, auch das Kunstlied avantgardistischer Bewegungen gewesen. Um hier den Bezug zum Eingang zu schaffen, den Bogen zu spannen und das Thema zum Ende zu führen: SAFI suchte die Grenzen und ihre Überwindung. Das schmerzte und machte bewusst. 

Diese Art der Musikbetrachtung und die Beschreitung des Weges – deutsch, mit schweren Methaphern und Bildgebungen – in dunklen Räumen und der Mitte des Publikums, das hat auch etwas von Beschwörung, Einschluss und einem Kunstverständnis, dass über die Schönheit hinaus die Wahrheit sucht. Dafür gebührt Respekt. Und Hochachtung vor dem Mut. 

Und ganz ehrlich – man braucht seine Zeit um ihr gerecht zu werden.

Externe Links:

SAFIhttps://safimusic.com/

Kohi- https://kohi.de/

Black Sea Shipping Company bei Ausgeschlachtet, auf der FUX-Dachterasse am 11.05.2025

Black Sea Shipping Company bei Ausgeschlachtet, auf der FUX-Dachterasse am 11.05.2025

Der alte Schlachthof in Karlsruhe ist mittlerweile das Kreativ-Zentrum in Karlsruhe. Location für Start-Ups und Künstler, aber auch der Ort, an dem alle Arten von Konzerte stattfinden. Von Punk bis Metal, von World bis Jazz. Es haben sich dort die Alte Hackerei, das Tollhaus und das Substage angesiedelt. Die Ortlichkeiten, die sich in der Umgebung und außen herum in der Nachbarschaft befinden, nennen sich dann z.b. auch Fleischhalle oder tragen ähnliche Namen.

Einmal im Jahr, am Tag der offenen Tür, heißt es dann „Ausgeschlachtet“.Und nur die vielfältigen Beton-Schweine, die sich in verschiedenen Größen überall finden, zeugen noch von der einstigen Bestimmung. 

Ansonsten – Galerien, Container-Büros und junge Firmengründungen für die unterschiedlichsten Leistungen. Ganz oben, auf dem Gebäude das sich FUX nennt, findet sich eine Dachterasse, die den Überblick über das komplette Gelände gewährt. Einmal über den Messplatz, der regelmäßig Flohmärkte, seltsame Festivals, Volksfeste und Zirkusarenen als Örtlichkeit dient. Aber auch über die Gastronomie, den Bauernmarkt, sowie die Spielaktionen, die sich an diesem Tag auf dem Wegen zwischen den historischen Bauten finden.

Bühne für die Black Sea Shipping Company an diesem Tag. Vielfältig bestückt, mit einem Instrumentarium aus Schlagzeug, Klarinette, Saxophon, Banjo, Stehbass, Gitarre und Geige, haben die Black Sea Shipping Company, das Thema Klezmer immer unter dem Gesichtspunkt der Tanzbarkeit betrachtet. So ist die Spannbreite groß genug, um dem Swing genug Raum zu bieten, aber auch poetischen russischen Ballade Platz zu machen.

Die Black Sea Shipping Company haben ihr Publikum erobert, und bringen es mit. Die Spielfreude, die die Tänzer antreibt, hat sich zu dem entwickelt, was man der Band sowieso wünscht. Vom Geheimtipp zum Heimspiel. 

Die Dachterasse des FUX ist nicht groß. Ungeachtet dessen war sie voll, zog immer wieder Gäste an, hielt sie vor Ort, und das trotz Sonne und dem Wind. Die Black Sea Shipping Company, per Definition eine Klezmer-Band, öffnen das Thema nach Links und Rechts. Nehmen den Gitarrensound des frühen Jazz eines Django Reinhardt spielerisch auf, mischen die rauchige, legendäre Stimme eines Herrn Waits mit rein, um vielsprachig Traditionelles und Erneuertes einfließen zu lassen.

Zwischen all den Varianten, die Klezmer heute anbietet, zwischen weihnachtlichen Kirchenkonzerte und ernsthafter Kammermusik auf der Basis des Bekannten, darf man nicht vergessen, dass die wandernden Einflüsse des Klezmer aus vielen Orchestern und rauschenden Hochzeiten stammen. Die Musik setzt sich aus den Elementen des Balkan, wie den Momenten aus verrauchten Jazzclubs zusammen, die alle zu einem wilden Gemisch taugen, dass auch heute noch ungeahnte Genres einfließen lässt.

Es zeichnet diese fünfköpfige Truppe aus, dass sie auch hier, am strahlenden Nachmittag, die Tanzbarkeit in den Vordergrund stellten, als ein solche Band angenommen wurden und von Swing-Tanzenden Paaren aller Generationen und Zusammenstellung umgeben waren. 

Keine Sorge, dass das weiter geht, keine Bedanken, dass es auch in Zukunft noch viel zu bieten gibt. 

Ich hatte nicht die Chance, das ganze Konzert zu sehen – Termine, andernorts, aber, verflixt, ich habe es bedauert. Der Tag war eigentlich perfekt. Alles auf einem Dach, unter freiem Himmel, bei strahlendem Sonnenschein. Jederzeit und immer wieder.

Vinyl-Flohmarkt in der Kulturküche, Karlsruhe am 10.05.2025

Vinyl-Flohmarkt in der Kulturküche, Karlsruhe am 10.05.2025

Die Tendenz ist eindeutig. Es wird immer gigantischer. Eigentlich. Es gibt Plattenbörsen, die aufgrund ihrer Größe berühmt und berüchtigt werden. Die Dimensionen versprechen, dass alles gefunden wird, wenn man nur lange genug danach sucht.

Oft ist das Gegenteil der Fall. Je größer Plattenbörsen anwachsen, umso eher besteht die Chance, dass man genau den Händler, die Kiste oder jene Platte übersieht. Oder auf später verschiebt. Oder zwei Meter weiter zu einem Bruchteil des Preises entdeckt. Oder einfach erschlagen ist. Die Enttäuschung kann mannigfaltig sein. Vor allem dann, wenn das Glück so gegenwärtig scheint.

Plattenbörsen waren vor 40 Jahren das Ding. Veranstaltungen, auf denen sich jung und alt herumtrieb. Es ging ums Graben, Vervollständigen, günstig einkaufen und Seltenes. Und dann war plötzlich Schluss. Dann gab es CD-Börsen. Und als das nicht mehr ging, Film und DVD-Börsen mit CDs und Comics. Und vielleicht Platten.

Plattenhändler, fahrende und stationäre, verschwanden, verkauften vielleicht etwas anderes, bemühten Zweitjobs und einige wurden bis heute nicht mehr gesehen. 

Seit über einem Jahrzehnt dreht es sich. Schallplatten sind wieder Sammlerware, der Kundenkreis erstaunlich divers und von der Welle mitgerissen werden CDs und Cassetten. Es wird gepresst, dass es nur so eine Freude ist. Die Industrie feiert und freut sich. Und es ist nicht mehr ungewöhnlich, wenn Künstlerinnen dem Vinyl den Vorzug geben und auf alles andere verzichten. Oder wie im Punk plötzlich Cassetten, handlektoriert und mit spontanen Grafiken verziert, am Merchstand auftauchen.

Seit einigen Jahren organisiert der Vinylexpress an verschiedenen Orten, aber hauptsächlich in der Karlsruher Kulturküche, einen Platten-Flohmarkt. Wohlgemerkt, keine Börse. Denn die Veranstaltung ist klein, überschaubar, angenehm familiär und hervorragend kuratiert. Eingeladen sind spezialisierte Händler aus der Umgebung, bis hinein nach Frankreich. Es zeichnet sie alle ein ausgewähltes Sortiment aus .

Der Vorteil: Auf kleinem Raum finden sich Raritäten, die selbst in sortierten Läden kaum vorhanden sind. Außer man nimmt es in Kauf eine kleine Rundreise zu machen, und alle mal zu besuchen.  Dabei gibt es im Grunde keine spezifischen Genre-Grenzen. Wer HipHop oder Stoner sucht, der wird beides finden, aber auch fette brasilianische, afrikanische und jazzige Ware. Oder wie bei Specific Recordings (Metz, Frankreich) Kisten voll japanischer Geschichten, die sowohl traditionell, aber auch Independent sein können.

Vinylexpress hat als Veranstalter ein gutes Händchen für seine Anbieter. Selbst verstärkt im HipHop-Bereich unterwegs, verwundert es nicht, wenn Downtempo, Soul-Funk und Electronic auch bei den kleineren Anbietern zu den Fundgruben gehört. Das atmosphärisch Gute an der ganzen Angelegenheit ist: Bei schönem Wetter kann man sich keinen besseren Ort für einen solchen kleinen Marktplatz vorstellen. Die Kulturküche ist ein angenehmer Ort. Der schattige Hinterhof, sowie das historische Ambiente in dem Gebäude, in dem sie residiert, hat einen ruhigen, verwinkelten Charme, der sich von der hektischen und klar strukturierten Betriebsamkeit anderer Börsen unterscheidet. 

Zwischen all dem Angebot lädt es zum Verweilen, zum Kaffee, zum Plausch und Fachsimpeln ein. Tische, Stühle, Sessel, Bistrogelegenheiten und sogar eine Küche mit Mahlzeiten und Rückzugsorte in der Sonne und unter Bäumen sind vorhanden. Mehr kann gar nicht. Und muss auch nicht.

Der nächste Platten-Flohmarkt findet am 11.10.2025 wieder in der Kulturküche Karlsruhe , Kaiserstraße 47, 76131 Karlsruhe statt.

Mit dabei waren dieses Mal:

Externe Links:

Tulla Tonträgerhttps://www.instagram.com/tulla_tontraeger/?hl=de

Locked Groove Recordstorehttps://www.lockedgrooves.fr/

Specific Recordingshttps://specificrecordings.fr/

Mo‘s Recordshttps://mosplattenladen.de/

Krachige Plattenhttps://provinzpostille.de/krachige-platten-kontakt/

Vinylexpress KAhttps://www.instagram.com/vinylexpress_karlsruhe/

(U.v.m. – alle die ich vergessen habe – bitte melden. Ich trage nach, und vervollständige noch mit Links und Adressen. Versprochen)