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Schlagwort: Bluegrass

Gipsy Rufina im Musikhaus Schlaile am 27.11.2025

Gipsy Rufina im Musikhaus Schlaile am 27.11.2025

Gipsy Rufina im Musikhaus Schlaile am 27.11.2025
Gipsy Rufina im Musikhaus Schlaile am 27.11.2025

Es ist fast ein Jahr her, als ich Gipsy Rufina zum ersten Mal sah. Seit dem habe ich seinen Werdegang mit einem halben Auge verfolgt. Der Mann hat wirklich eine aufwändige Zeit hinter sich mit einem stolzen Tourprogramm. Von Europa nach Amerika und wieder zurück. Seit einigen Tagen ist er auch in Deutschland unterwegs.

Anfang dieses Jahres besuchte ich ein Bluegrass Festival in Rotterdam. Als ich Yes Ma’am dort sah, erinnerte ich mich an Gipsy Rufina. Sein enthusiastisches Banjo Spiel, die Authentizität, die er ausstrahlte und die Art und Weise, die sehr nahe an dem, was ich vom Bluegrass und Blues erwartete, passte perfekt zu dieser Band. 

Tatsächlich erfuhr ich später, dass Yes Ma’am, die wirklich eine großartig, energische Bluegrass Band sind, genau mit ihm in den USA unterwegs waren. Eine Konzertreihe, die ich gerne miterlebt hätte. 

Ähnlich wie Yes Ma’am spielt Gipsy Rufina eine sehr ehrliche, klare Variante der Americana Musik. In Ausstrahlung und auf die Lyrik seiner Songs reduziert, sind es die prägnanten Elemente der Countrymusik, die stimmig und kompakt genau die Bilder erzeugen, die von Weite und dem Blues erzählen.

Es war mir daher fast schon eine Ehre und Freude ihn auf einem kleinen Konzert in den Räumen des Musikhauses Schlaile zu sehen. Gipsy Rufina kommt ursprünglich aus Italien. Seine Songs, teils italienisch, teils englisch, berichten von seinem Leben, der Liebe, klingen nach Reisen, Erfahrungen und den Ursprüngen, die irgendwo zwischen hier und den Appalachen liegen. 

Er spielt die Gitarre und das Banjo, als wäre er in den Bergen Amerikas oder an den Ufern des Mississippis aufgewachsen. Der Sound des Country, eigentlich Bluegrass, färbte seine Songs. Sie werden begleiten von seinem kantigen Timbre und einer überzeugenden Leidenschaft für diese Musik

Er klingt nach Staub und Sonne als wäre er in die Fußstapfen der Barden Amerikas getreten. Gipsy Rufina kam alleine, ohne Band. Gradlinig, nur mit Gitarre und Banjo trug vor den Anwesenden seine Songs vor. Es war ein kleine, andächtige Runde, die seinen Lieder lauschen durften. Fast ein Geheimkonzert. 

Gipsy Rufina ist aktuell noch unterwegs. Der Mann hat es verdient. Wer für eine klare Stimme, virtuosen Gitarrenspiel und vor allem für das Banjo ein Herz hat, der sollte seine Konzerte besuchen. 


Für eine kurze Zeit sitzt man am Lagerfeuer, in einem Folkschuppen in den Staaten und lauscht den Geschichten eines fahrenden Barden. Fast zeitlos fühlt sich das an, und taugt dazu es durch die kalte Zeit zu tragen.

Gipsy Rufina im Musikhaus Schlaile am 27.11.2025
Gipsy Rufina im Musikhaus Schlaile am 27.11.2025

Berichte vom Konzert von Tom Mess mit Gipsy Rufina:

Externe Links:

http://www.gipsyrufina.com

Larkin Poe im E-Werk, Köln am 26.10.2025 (Support: Son Little)

Larkin Poe im E-Werk, Köln am 26.10.2025 (Support: Son Little)

Larkin Poe im E-Werk, Köln, 26.10.2025
Larkin Poe im E-Werk, Köln, 26.10.2025

Das Erste was auffällt: Köln ist anders. Ist man es gewohnt mal locker leine halbe Stunde vor dem Einlass zu erscheinen, so steht mann der Schlange des E-Werks schon tapfer eine Stunde zuvor. Es stürmte, die Absperrung flatterte, und schon der ganze Tag fühlte sich nach Winter an. Über die Stadt rauschte eine kalte Brise.

Es gibt diese bekannten Drei-Städte-Tourneen. Eher gedacht als Promotion als tatsächlich Tour besuchen viele angloamerikanischen KünstlerInnen gerade mal Berlin, Köln und München. 

Karlsruhe, Mannheim, der komplette Rhein-Neckar-Raum bleibt da außen vor.

Larkin Poe kamen nach Köln. Geschätzte 100 Meter schlängelten sich die Menschen am E-Werk entlang. Das E-Werk liegt etwas abseits, am Rande von Mühlheim. In einem sich wandelnden Industriegebiet ist es eine der kulturellen Inseln, die versprechen, dass dieser Stadtteil Potential hat und Entwicklung zeigt. Geht seit einigen Jahren so, große Acts landen hier. 

Tom Odell schon vor einiger Zeit  in genau dieser Location gesehen. Mit Empore und einer großen Bühne gleicht es von Ausstattung und Größe z.B. dem Rockefeller in Oslo.

Die Schwestern Rebecca und Megan Lovell sind so etwas wie die junge Hoffnung im Blues. Im Southern Rock angesiedelt, beherrschen sie die Gangart des stampfenden Blues, die knackigen Solis und traditionellen Spielweisen. Generationsübergreifend. So setzte sich dann auch das Publikum zusammen. Alle Altersklassen warteten vor der Halle.

Kann man vereinfacht sagen: Authentizität und Engagement auf den Sozialen Medien bringen Larkin Poe gleichermaßen voran.

Son Little im E-Werk, Köln, 26.10.2025
Son Little im E-Werk, Köln, 26.10.2025

Zuvor jedoch Son Little. Son Little, eigentlich Aaron Earl Livingston, hat die Stimme, den Soul und die Ruhe den Blues in eine gemeinsame Mixture in Richtung Jazz zu führen. Vorgetragen mit der Verständnis für den klassischen Sound, wie ihn die großen Stimmen vor ihm geprägt hatten, gab er dem Blues eine Retro-Note und den Stoß zu einer Reise in die Besten aller Zeiten. 

Begleitet von einem Keyboard, das den bekannten Klang zwischen der Wanderung in die Gefilden des Rock, aber auch die Tiefe in den Bars und Tanzcafes prägte. Dabei formte er aus aus der Wärme seines Vortrags eine schmeichelnde Basis für eine Art Geschichte, von der man sich nur allzu gerne verführen ließ. 

Son Little ist einer jener ruhigen Songwriter, die den Wurzeln verpflichtet sind.  Machen aus dem, was sie – und wir – kennen,  etwas Neues, sehr eigenständiges. 

Sein Vortrag machte Staunen, seine Spielweise, unterstützt nur von Drums und Keyboard, zitierte leichtfüssig die Geschichte. Ohne seine Unverkennbarkeit zu verlieren.

Eine jener Vorbands, die man nicht missen möchte,. Dann als Entdeckung mit sich rumträgt . Von der man gerne berichtet. Tauglich. Gesucht, auf das er mal eigene Konzerte gibt.

Larkin Poe hatten mit Son Little einen guten Geschmack und eine gute Auswahl bewiesen. Die beiden Schwestern machen Südstaat Rock’n Roll. Tief im Blues verwurzelt. In der Stimmung immer nahe am Sumpf und dem klaren Spiel ihrer Gitarren verpflichtet. 

Die Posen gut gewählt, die Riffs gekonnt angerissen, nahmen sie Bühne im Sturm. Zwar sind Rebecca und Megan die Frontfrauen, halten mit E- und Lap-Steelguitar das Ding am Laufen, aber begleitet wurden sie von einem Keyboarder, einer Bassgitarre, sowie dem unverzichtbaren Schlagzeug. 

Der Sound satt, fett und gut geformte, präsentierte sie in gewohnter Qualität. Nahe am Album, von Improvisationen und Solis geprägt.  Nichts wurde vermisst. 

Das letzte Album „Bloom“  strotzte vor Selbstsicherheit.  Dem frechen, Verständnis , sowie einer Kraft, die sich aus dem 15 jährigen Weg dahin ergab. 

Einflüsse aus den verschiedensten Spielarten des Americana ( Bluegrass, Country und Country-Swing ) zeigten sich dann auch in einem ausgedehnten Akustik-Set, das mit Mandoline, Banjo und Megans Steelguitare eine der Höhepunkte darstellte. 

Weit weg vom Blues, eher in den Appalachen angesiedelt, präsentierten sie ihre Herkunft, die Wurzeln ihres Spiel und einen Chorgesang, wie man ihn im Umfeld von Nashville kennt. 

Larkin Poe sind die Erben und Wegbereiter eines Bluesrock, der stampfend seine Herkunft in den Südstaaten ausspielt, aber alles mitnimmt, was in den letzten 50 Jahren passierten. Alles aufbereitet. Eine neue, unverkennbare Färbung einfließen lässt.  Angerichtet und vorgetragen mit einem Lächeln und einer bestimmenden weiblichen Note. 

Das Album „Bloom“ stellt den Höhepunkt einer langer Entwicklung dar. Vor einer geblümten, mit Pflanzen geschmückten Bühne, präsentierten sie ein rundes, rockiges Konzept, das stimmig mit den Klischees spielte, die Eckpunkte festlegte und mit einem Lächeln lässig präsentiert wurde. „Larkin Poe“ spielen einen sauberen, geraden Blues, der das Publikum mitnahm, den Rock’n’Roll feierte und den Süden in den Winter holte. Mehr als genug für einen gelungenen Abend.

Tonspur Nr. 15: Flatt & Scruggs „Lester Flatt & Earl Scruggs“

Tonspur Nr. 15: Flatt & Scruggs „Lester Flatt & Earl Scruggs“

Flatt & Scruggs - Lester Flatt & Earl Scruggs

Titelliste:

  1. Pike Country Breakdown
  2. Doin’ my time
  3. I’ll be going to Heaven sometime
  4. Theme from Bonnie and Clyde
  5. Cora is gone
  6. Roll in my Sweet Baby’s Arms
  7. No Mother or Dad
  8. Why don’t you Tell me so
  9. Bouquet in Heaven
  10. My Little Girl in Tennesse

Wer sich für Bluegrass interessiert, wird an Flatt & Scruggs nicht vorbeikommen. Hochgeschwindigkeitsspiel auf dem Banjo und der Gitarre. Reinste Form. Schnörkellos. Immer geradeaus. Country in seiner Tragik und Liebe zur Natur.

„Everest Records“ bieten hier einen sehr groben Überblick über ihr vielfältiges Schaffen, mit einem Abriss über ihr Wirken bis dahin. „Everest Records“, die hierzulande eher nicht bekannt sind, firmieren als Archiv of Folk & Jazz. Und genau dort muss man die Musik von Flatt & Scruggs ansiedeln. Bluegrass war immer eine Randerscheinung in der Country Music.  Kam irgendwie aus den Bergen, hatte einen Teil der Wurzeln bei den Angelsachsen und deren Tänze, aber auch – mit dem Einfluss des Western Swing – eine ganze Prise Blues und artverwandtes aus dem Süden. So sausen Flatt & Scruggs mit einer unglaublichen Freude und rasantem Vergnügen durch die Songs, um – verstärkt mit Geige – einen Soundtrack für Zugfahrten zu bieten, aber gleichzeitig sentimental an irgendwelchen Liebesgeschichten dahin zu schmelzen. 

Das hat alle Klischees, aber auch alle großartigen Momente dieser Musikrichtung, und man kann sich alles vorstellen: Wilde, ausgelassene, stampfende Tänze und alte verknöcherte Greise, die vor Hütten zusammensitzen, um sich gegenseitig in Tempo und Geschwindigkeit zu überbieten. Ich mag den Stoff einfach.

Tonspur ist eine kleine Reihe, die in kurzen und knappen Beschreibungen (maximal 200 Wörter) sich mit den Alben befasst, die ich im Laufe des Tages anhöre. Sie folgt damit keinem Genre und keiner Reihenfolge. Ist lediglich nummeriert

Tonspur Nr. 3 : Yes Ma’am „Bless this mess“

Tonspur Nr. 3 : Yes Ma’am „Bless this mess“

Yes Ma'am - Bless this mess - CD

Titelliste:

  1. Deep Chatham (The D Song)
  2. Dig your Grave
  3. Weight of the world
  4. Squishin’ Bees
  5. Chancey’s Train
  6. Metzakukkia
  7. Sweet Tender
  8. Better Luck next time
  9. Beggars would ride
  10. Bad man
  11. Circles
  12. Treat me right

Bluegrass ist so das Ding, um das Country Fans manchmal auch einen großen Bogen machen. Diese Richtung aus Western-Swing und irgendwas, die einst Bill Monroe zur Größe brachte, kann konservativ, steif, zurückhaltend, introvertiert und tief verwurzelt in irgendwelchen Traditionen rüber kommen. Oder schlichtweg chaotisch. Yes Ma’am vermischen den Stoff mit einem Blues, wie er nur aus den Sümpfen Louisianas kommen kann. Ein Spagat zwischen allen Americana-Richtungen, als wären diese nur für die Fusion geschaffen. Yes Ma’am spielen das Zeug, und man glaubt, sie haben es erfunden. Erdig, nah und tief verwurzelt im Hier und Jetzt. Live sieht man sich zwischen Whiskeyflaschen, harten Burschen und Bierbüchsen in einer Scheune sitzen. Sie fetzen den Kram runter, verharren in der Traurigkeit, um dann wieder zu zeigen, was eine Harke ist. Das Problem mit Yes Ma’am ist, dass alle Alben ständig in meine Player geschoben werden, und ich jede Woche über sie berichten könnte. Und , verflixt, vielleicht mache ich das sogar.

Yes Ma'am auf dem Rotterdam Bluegrass Festival

Tonspur ist eine kleine Reihe, die in kurzen und knappen Beschreibungen (maximal 200 Wörter) sich mit den Alben befasst, die ich im Laufe des Tages anhöre. Sie folgt damit keinem Genre und keiner Reihenfolge. Ist lediglich nummeriert.