Julie Kuhl im NUN, Kulturraum in Karlsruhe, 01.02.2025

Februar. Es ist ein schwieriges Jahr. Der Januar hat schon geliefert. Und uns alle atemlos gemacht. Wir beobachten noch, und beginnen uns erst langsam damit anzufreunden, was noch vor uns liegt. Der Februar hat alle Chancen den Januar zu übertrumpfen. Und er macht das gut. Auftakt im NUN, am 01.02. Im NUN hat die Konzertsaison wieder begonnen. Es ist das zweite Konzert im neuen Jahr, und alles fühlt sich noch frisch an.
Julie Kuhl gehört zu jenen Talenten, die mein Vertrauen in das Booking des NUNs stärken. Jung, charmant, auf der Bühne einer Location, die alles nahbar macht und es mit der Rücksicht des Publikums in ein Erlebnis wandelt.
Mit Ihrem Bruder Lasse Kuhl (Gitarre/Bass/Vocals), verstärkt mit Drummer Felix Lothwesen und sie selbst an Keyboard und Gitarre, teilte sich das Set in zwei Teile. Zum einen in eine rhythmische, Keyboard- und Drumlastige, aber durchaus zurückhaltenden, Stunde, zum Anderen, nach einer Pause in eine – fast unplugged und vornehmlich akustische – Variante ihrer Songs. Den letzten Teil bestritten sie ohne den Drummer. Auch um die Möglichkeiten des NUNs voll auszuschöpfen.
Immer wenn irgendjemand auf dieser Welt sagt, dass nichts Neues, Schönes und Angenehmes in der Musik mehr gibt, geschieht ein Wunder, das uns eines Besseren belehrt und Musikerinnen wie Julie Kuhl hervorbringt. Man mag es fast nicht glauben, wenn Sie von früher spricht, und dabei Songs spielt, die scheinbar perfekt und ausgereift aus einer Phase stammen, in der sie wohl 12 oder 14 Jahre alt war.
Mit einer erstaunlich, in ihren Facetten beruhigenden, Stimme, modulierte sie Ihre Songs zu relaxten Pop-Erzählungen. Melodiöses Material, dass sich vor allem im zweiten Set, reduziert auf den Kern, in vollem Glanz zeigen konnte.
Julie Kuhl, die ihren Abend mit einem frischen, einnehmenden Charme moderierte, präsentierte ein komplexes Songwriting, das verhaltene Anklänge an vieles bot, aber vor allem liebenswertes Liedgut präsentierte. Vieles, was man Wiederhören möchte, davon einiges, was man Wiederhören wird.
Im zweiten Set, das abwechselnd von ihr alleine, aber auch mit ihrem Bruder zusammen präsentiert wurde, war das NUN wieder das, was es immer wieder gerne sein kann und darf: Ein Ort für sehr persönliche und intime Momente, in denen man den Eindruck hat, die Musik sei nur einem selbst gewidmet.
Julie Kuhl, die ausschließlich englisch singt, hat eine berührende Stimme, die in ihrem Ausdruck und der Betonung, eine Nahbarkeit erreicht, die man nicht unterbrechen möchte. Da liegt Kraft und Stärke drin. Eine Form von Soul, die nicht hervorbricht, aber schmeichelt, lockt und einnimmt.
Und somit blieb: Andächtige Ruhe und darauffolgende Begeisterung. Die Zugabe blieb aus, was aber eher daran liegt, dass das zweite Set schon weit reichte und die Möglichkeiten der Bühne voll ausgeschöpft hatte.
Externer Link: Webseite Julie Kuhl: juliekuhl.com
Externer Link: Webseite NUN : nun.cafe