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Schlagwort: Brasilien

Badi Assad und Anna Trea am 07.08.2025 im Tollhaus Karlsruhe

Badi Assad und Anna Trea am 07.08.2025 im Tollhaus Karlsruhe

Anna Trea und Badi Assad am 07.08.2025 im Tollhaus Karlsruhe

Das Treffen zweier Generationen. Anna Trea und Badi Assad gelten beide als bekannte Vertreterinnen der brasilianischen, aktuellen Musik. Nun ist die brasilianische Musik eine der reichhaltigsten der Welt und geschätzt ist die Zahl derjenigen, die öffentlich auftreten, singen oder in Brasilien ein Instrument beherrschen beinahe unendlich. Der Strom der Talente ist faszinierenden und kommt nur in Bruchstücken in Europa an. 

Die Karriere von Badi Assad darf sowohl in ihrer Virtuosität, wie auch in ihrer Bedeutung als herausragend gelten. In der Vergangenheit gab es zum Beispiel Zusammenarbeiten mit Larry Coryell, die vor allem ihre Leistung als Gitarristin in den Vordergrund stellte. Anna Trea, die im Tollhaus das dritte gemeinsame Konzert auf der aktuellen Tournee, mit Badi Assad bestritt und zum erstenmal in Deutschland unterwegs war, nannte Badi als eine der Gründe, warum sie überhaupt zur Musik kam. Anna Trea, vor allem tänzerisch ungestüm und mutig, sowie charmant, unterstütze Badi Assad sowohl am Bass, wie im Gesang. 

Gemeinsam ist ihnen das Spiel mit Tönen, Lauten, Geräuschen der Vögel, des Waldes und der kompletten Fauna. Sie benutzen ihre Körper für Percussion, produzieren mit ihnen einen Rhythmus, den sie mit ihrem Gitarrenspiel begleiten, und dem Gesang veredeln. Unterschiedliche Temperamente, gemeinsam im Spiel vereint. Es trennen sie zwanzig Jahre, doch harmonierten sie als wären sie für einander bestimmt. 

Anna Trea und Badi Assad am 07.08.2025 im Tollhaus

Aufgeteilt in einen gemeinsamen Teil, einem Solopart von jeweils drei Stücken für jede für von ihnen um wieder zu einem gemeinsamen Abschluss zusammen zu kommen. Anna Trea, die vor einem ihr unbekannten Publikum auftrat, konnte mit Witz und einer entwaffnenden Ehrlichkeit alle für sich gewinnen, ins Portugiesische einführen, und eine Spannbreite ihres Könnens, so überzeugend präsentieren, dass einem Wiedersehen nichts entgegenstehen wird.

Alles allem, war es ein leichtfüßiges, swingendes, von entspannter Lässigkeit geprägten Konzert. Badi Assads Spielweise und Vortrag beinhaltet eine bewundernswerte Professionalität, in der ihr Anna Trea in nichts nachstand. Sie ergänzten sich, unterstützen sich, hatten eine ansteckende Spielfreude und damit ein Experiment vollbracht, das als Duo ganz ausgezeichnet funktionierte. Anna Trea spielte dabei die Rolle, des solistisch begabten Bassisten, während Badi Assad an einer kunstvoll gefertigten Gitarre mit leichter Hand Melodien formte, die von dem Schatz der brasilianischen Musik erzählten. 

In der Authenzität empfehlenswert. Und eine gute Lehrstunde über das Vermögen, dass zwei Talente in ihrer Zusammenarbeit fördern können. Anna Trea sollte man sich merken, Badi Assad sowieso.

Tonspur Nr. 25: Alcione – „Romantica“

Tonspur Nr. 25: Alcione – „Romantica“

Alcione - Romantica
  1. Menino sem Juízo
  2. Seu Rio, Meu mar
  3. Rio Antigo
  4. Pra Que Chorar
  5. Gostoso Veneno
  6. Faca de Ponta
  7. Sufoco
  8. O Surdo
  9. Amantes da noite
  10. Nao deixe o samba morrer
  11. Recusa
  12. Cajueiro velho

Wenn man sich darauf einlässt, dann wird man feststellen, dass die Anzahl der SängerInnen in Brasilien eine unbegrenzte und unbestimmte Menge ist. Von außen betrachtet erscheint es so, als hätte jede zweite Frau in Brasilien eine Platte aufgenommen. Das ist zwar übertrieben, doch es zeigt auch folgendes: Wenn es zu einem internationalen Ruhm kommt, und eine Interpretin auch in unseren Breiten bekannt wird, dann zeichnet sie etwas herausragendes aus. Und wenn es nur der Fleiß ist. 

Alcione gehört zu den Namen, die beständig, auch über viele Jahre in unsere Breiten gelangt. Ihre Platten gehören nicht zu den MPB oder Bossa-Nova-Klassikern, die hierzulande in den Clubs gespielt werden, doch sie zeichnet eine angenehme Stimme, eine Liebe zum Samba und ein tiefes Repertoire aus. 

Alcione ist, wie einige andere Namen, eine der großen Damen des brasilianischen Musikgeschehen. Ihre kräftige Stimme, die zumeist große Orchester herausfordert und daher von ihnen begleitet wird, steht selbstbewußt für eine klare, relaxte, schwingende Ausdruckskraft, die große Bühnen, ausschweifende Revuen und klassische Arrangements benötigt. Alcione gehört damit zu jener Generation, die wir mit Tom Jobim lieben gelernt haben. Gurrender, weicher Sound mit Bläsern und Geigen. Also alles, was es braucht.

Tonspur ist eine kleine Reihe, die in kurzen und knappen Beschreibungen (maximal 200 Wörter) sich mit den Alben befasst, die ich im Laufe des Tages anhöre. Sie folgt damit keinem Genre und keiner Reihenfolge. Ist lediglich nummeriert

Tonspur Nr. 2 : Amsterdam Funk Orchestra „Samba Soul“

Tonspur Nr. 2 : Amsterdam Funk Orchestra „Samba Soul“

Amsterdam Funk Orchestra with Lilian Vieira and Efraim Trujillo " Samba Soul"

Titelliste:

  1. Xami Xami (feat. Lilian Vierea)
  2. Palco ( feat. Lilian Viera)
  3. Bananeira
  4. Vestido Longo
  5. Homenagem a Mongo
  6. Vidigal
  7. Bom Senso
  8. Mina Do Condomínio (feat. Lilian Vieira)

Das Amsterdam Funk Orchestra unterschätzt man leicht. Dabei kommen die Truppe möglichst fett und dicht anmarschiert, hat satte Bläsersätze und ist fest verwurzelt in ihrem Genre. 3 Alben gibt es bereits. Vorhergehend ist eine Afrobeat-Scheibe, daraufhin ein komplettes Werk ausschließlich mit Stampfern von James Brown und nun nahm man sich der brasilianischen Musik an. Authentizität  an erster Stelle, merkt man dem kompletten Orchester an, dass sie sich tief in die aktuelle und historische Szene um Rio gewagt haben. Nur um dann einen Wall of Sound mit feinem Chor, deftigen Instrumentalparts und möglichst viel Jazzfunk einzuspielen. Und das so erstaunlich professionell, dass Hörtests sie niemals – never – in den Niederlanden vermuten würden. Alles kommt leichtfüssig, swingend, mit der richtigen Brise Tanzbarkeit daher. Das Amsterdam Funk Orchester begeisterte auch Live auf dem diesjährigen North Sea Jazz Festival 2025. Dort mit mehr Afrika im Beat, aber genug Groove aus Brasilien, um jeden zu überzeugen. Gute Truppe. Hat alles verdient.

Amsterdam Funk Orchestra auf der Mississippi-Bühne des North Sea Jazz Festivals 2025
Amsterdam Funk Orchestra auf der Mississippi-Bühne des North Sea Jazz Festivals 2025

Tonspur ist eine kleine Reihe, die in kurzen und knappen Beschreibungen (maximal 200 Wörter) sich mit den Alben befasst, die ich im Laufe des Tages anhöre. Sie folgt damit keinem Genre und keiner Reihenfolge. Ist lediglich nummeriert.

Dan & Dota – Tollhaus Karlsruhe, 30.11.2024

Dan & Dota – Tollhaus Karlsruhe, 30.11.2024

Als die Göttin die Musik erfand, dachte sie wahrscheinlich an Brasilien. Brasilien, dieses Land, in dem Welten aufeinander stießen und verschmolzen. 

Was dabei herauskamen, als Kulturen, Stile und Genre sich immer wieder vermischten, eroberte irgendwann in den frühen Siebzigern den Rest der bekannten Welt. Und auch wenn es keiner glaubt, so hat vieles, was die großen Entertainer dieser Zeit sangen, seinen Ursprung in Brasilien und genauer gesagt im Bossa Nova. 

Später, als ein brasilianischer Tanz namens Lambada die Welt eroberte, gab es einen berühmten Spruch (ich glaube von Claus Schreiner, aber ich möchte es nicht beschwören) der sinngemäß hieß, dass, wenn es jedes Jahr einen Modetanz wie Lambada aus Brasilien gäbe, die Welt die nächsten hundert Jahre etwas zu tun hätte. 

Gemeint war, dass der Schatz der brasilianischen Musik noch lange nicht gehoben und in Europa nur bruchstückhaft bekannt ist. 

Seit vielen Jahren ist Dota eine Art Botschafterin der brasilianischen Musik. Ihre Musik wurde schon in den 2000er Jahren mit Erstaunen dem Bossa Nova zugeordnet, obwohl sie für die beiden wichtigsten Bestandteile, Text und Musik, selbst verantwortlich war. Und vor allem: Sie sang zumeist deutsch. 

Die aktuelle Tournee basiert auf der Zusammenarbeit mit dem brasilianischen Musiker Danilo Guilherme, die scheinbar bis in das Jahr 2003 zurück reicht, als die beiden MusikerInnen sich kennenlernten und so gut verstanden, dass es im Grunde zu einem Album hätte führen sollen. Und in diesem Sinne ist das Album und die Tournee eine verspätete Premiere, die alle Eigenschaften, dieser brasilianisch-deutschen Verbindung in sich vereinen möchte. 

So wurde eine andere große Dame der brasilianischen Musik, die sich in Deutschland angesiedelt hat, Zelia Fonseca gebeten, Vorgruppe in Solofunktion zu spielen, aber auch unterstützend bei den schönsten Stellen der Show mitzuwirken. 

Brasil-Portugiesisch ist keine sehr populäre Sprache in Deutschland, um so bemerkenswerter ist es, dass der Funke dieser angenehmen Sprache und der Spielfreude auf der Bühne innerhalb von Minuten bei der Eröffnung übersprang. Man muss Zelias Spiel Respekt zollen, dass sie es virtuos schaffte, schon im zweiten Beitrag die Anwesenden zum Mitsingen der Zeilen zu bewegen. Und sie taten es mit wachsender Begeisterung für die Songs, die Zelia auf ihrer akustischen Gitarre selbst begleitete. Nur mit dieser auf der Bühne, reduziert auf 3 Lieder, war zu spüren, dass sie niemand gehen lassen wollte. Das Versprechen und die Tatsache, dass sie wiederkam, gehörte zu den versöhnlichsten Augenblicken.

Diese Tournee, die das Album „De Repente Fortaleza“ präsentiert, ist auf lediglich 6 Shows ausgelegt, und man merkte den Musikern in jeder Minute an, dass es für weitere 50 an Begeisterung gereicht hätte. Das Zusammenspiel, mit deutschen Übersetzungen, Textschnipsel, dem wunderbaren Gesang der Drummerin und überhaupt Danilos sanfter, erzählender und manchmal fast rappender Vortragsweise, beinhaltet die Wärme und Herzlichkeit, von der man gar nicht wußte, wie sehr man sie vermisst hatte. 

Allen ist anzumerken, dass sie, trotz einem verwirrenden Sprachkonglomerat, das sich durch die Ansagen, wie wohl auch durch die Proben zieht, gerne und herzlichst in ihren Songs daheim sind. So wechseln die Kompositionen zwischen den Beteiligten ab, und ergänzen sich dennoch in Ausdruck und Spielweise. 

Es gibt sicherlich viele MusikerInnen, die den Bossa Nova nach Deutschland transportieren, ihn vorstellen, für sich interpretieren, und ganz erstaunliches darin leisten, doch in seiner Natürlichkeit, die eine Unterscheidung zwischen dem Ursprung und der Leistung ihn in einer anderen Sprache zu manifestieren und zu erweitern, nicht mehr zulässt, hat Dota eine Klasse erreicht, die mittlerweile ihre eigene ist. Ihr Engagement für die brasilianische Musik ist herausragend, und ihr dabei zu zuschauen und Zeuge davon zu werden, ein Fest, bei dem man jede vergangene Minute bedauert, weil man ja durchaus noch drei weitere Stunden gerne teilhaben möchte. Was für ein gut gelaunte, eingespielte Band, die immer wieder zurück auf die Bühne geholt wurde. Man wollte sie ungern gehen lassen und wird sie mit Sicherheit mit der gleichen Begeisterung wieder begrüßen, wenn sie das nächste mal in Karlsruhe sind.