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Eliën – Roam

Eliën – Roam

(Ausnahmsweise mal wieder eine CD)

Die Tage sehen jetzt aus, als ob es schneien könnte. Es hängt dieser Grauschleier in der Luft, und der Atem wird sichtbar. Wolken bestimmen das Bild. Nachts fällt die Temperatur auf unter 0 Grad. Winter.

Die Songs von Eliën sind die Erinnerungen an das, was den Sommer ausmacht. Jene Wochen und Tagen in denen sie – so geht die Legende – mit einem Van durch die Länder fuhr, auf Festivals spielte und Menschen Postkarten gab, die für kleine Geschichte und Eindrücke genutzt wurden.

Diese Postkarten, gesammelt und mittlerweile 400 an der Zahl, waren die Grundlage für „Roam“, ihrem aktuellen Album. 

Eliën, ist Niederländerin, singt zweisprachig, meist in Englisch, fügte zwischen ihren Songs, die Stimmen ihrer Begegnungen ein und erstellt damit eine Skizze. Kurze Gesprächsfetzen, die eingebettet zwischen den Melodien, den Blick schweifen lassen, um am Tee zu nippen oder die Katze zu sich holen.

Platz, Raum und Zeit lassen sich alle Songs. Um vielschichtig dem Gesang auf mehreren Ebenen zu begleiten. Fast sphärisch muten die Chöre an. Doch zurückgelehnt wie ein Rap, der auf dem Land entstand und niemals die Großstadt sah, kommt der Sprechgesang daher. Eher ein Gedicht, im Dialog mit Eliëns klarer Stimme, die all das beherrscht. Zurückhaltung, flüstern, und den freien Flug in gläserne Höhen. 

Es ist die Detailverliebtheit, die Schicht für Schicht übereinander legt. Aufnahmen, die im irgendwo einer Reise entstanden, eine Instrumentierung, die spartanisch scheint und doch so dicht ist und eine Stimme, die variantenreich, immer im Vordergrund, sich selbst begleitet und das Projekt abrundet. 

Es mögen einem große Vergleiche einfallen. Alle jene, die den Bereich zwischen Folk und Electronic zu einer eigenen Richtung formten. Die Soundtracks für Bilder schufen, an denen die Seele genesen kann. Eliën nimmt die Farbtupfer eines melodischen Aquarellkasten, lässt sie fließen, aber kann akkurat bestimmen, wie sie verlaufen möchten. 

Die Stilsicherheit, die verhindert, dass aus der Wahl der Mittel trotz der Vielseitigkeit etwas ausbricht ist ein großes Plus des Albums. Ein überraschend zurückgelehntes Werk. Gitarre und Keyboard, Sequencer und arg viel mehr kann es nicht gewesen sein, dennoch hätte es weder mehr noch weniger sein dürfen. Manche Musikerinnen wissen zu feilen und zu formen. Dann wirkt es gereift, und es kann eine solche schöne Mixtur entstehen, die ihre Wurzeln im Folk, einem klassischen Verständnis und der Sorglosigkeit des Pops hat. 

Für diesen Winter, für den nächsten Sommer und die Jahreszeiten dazwischen.

Transparenz: Diese CD wurde von einer Agentur kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Besprechung erfolgt unabhängig und gibt ausschließlich die Meinung des Verfassers wieder.

Externer Link:

Instagram: https://www.instagram.com/elien.official

The Spirit of Eden – pubscent fears of a dissipated teenager holehead

The Spirit of Eden – pubscent fears of a dissipated teenager holehead

(Ausnahmsweise mal eine CD)

Fast 30 Jahre später gleicht es einer forensischen Spurensuche. The Spirit of Eden war ein Projekt von Jens Gusek (Drums), Frank Vuono (Bass) und Oliver Frick (Gitarre, Vocal, Violine). Und letzteren bringt man zumindestens mit „The Coalminers Beat“ in Zusammenhang, jener Folkrock-Band, die in den 90er Jahren die Szene mit ihren Auftritten aufmischten.

Ganz anders, viel weiter weg vom Folk, viel näher dem Rock war dagegen „The Spirit of Eden“, und damit experimenteller, straigther, aber im Sound auch gewagter und verfrickelter. 

Brüche, die die Gitarren verstummen lassen, die Geige in den Vordergrund heben, und einen Gesang, der unentschieden zwischen der Verfremdung und Klarheit wandelt. So harmonisch und dissonant, wie ein Clubabend bei dunklem Bier und kühlem Weißwein sein kann.

„Spirit of Eden“ malen dabei Bilder, grummeln Strophen, um die Refrains dann herauszuschreien, und unterlegen alles mit einem Teppich verlorener, verschwundener und dennoch wiederkehrender Klänge. Im besten Fall immer mündend in schwere, voran stürmende Rythmen, die den Boden für eine weite Steppe und ein großes Monument bereiten.

Das bleibt spannend, weil es differenziert, zu einem wilden Ritt wird, auf dem man sie gerne begleitet. Anspieltipp, weil mit all der Tragik und Ungestümheit ausgestattet, die man an dem Album schätzen lernt ist auf jeden Fall „The Door“. Allein das trockene Schlagzeug, die sonore Stimme und die Riffs, die das Ding so abrunden, dass für alle vergangenen und zukünftigen Roadmovies taugt. Auch wenn es an der Klippe endet. Bis dahin hat es sich ja gelohnt.

Gefällt sehr, clever gemacht, möchte man mitnehmen in eine Bestenliste. 

Fragt mich nicht, was für ein Genre das ist. Ich hätte es vom Jahrgang woanders verortet, aber das liegt auch daran, dass ich ein großer Verehrer der amerikanischen Gitarrenbands der späten Achtziger war. Jene, die lärmend voranstürmten, als hätte es nie etwas vor ihnen gegebenen. Langer Satz, kurze Bedeutung. Ich mag es lärmig, und frech. Auch hier werden Vorbilder zitiert. Aber  schon durch den manchmal abrupten Instrumentierungs- und Harmoniewechsel – immer brachial vollzogen – pocht es auf Eigenständigkeit. ( Hier zum Beispiel: „I Can’t hear your Heart“).

Ungern würde ich jetzt einen Namen nennen, der in der Nähe sein Lager aufgeschlagen hat, aber hin und wieder möchte man an die „Divine Horsemen“ denken . Und wenn sich alles sammelt, dann könnte es auch „Dream so real“ sein, aber all das sind nur schnell vorbeiziehende Gedanken.  Um dem geneigten Leser ein Gefühl zu geben, wohin die Reise hin gehen kann.

Macht Spaß, hätte ich gerne mal live gesehen. Es verspricht so viel, und könnte live noch etwas massiver gewesen sein.

Weiterer Anspieltipp, wenn die Party noch etwas braucht: „Fuck You!“