Durchsuchen nach
Schlagwort: CDs

Mane and Friends – 472 CDs und kein Ende!

Mane and Friends – 472 CDs und kein Ende!

Mane And Friends "krautjazz.de" CD #472 vom 07.November 2025
Mane And Friends „krautjazz.de“ CD #472 vom 07.November 2025

Einleitung

Es bedarf einer Einleitung: Das Projekt „Krautjazz“ begleitet mich seit fast einem Jahr. Als ich der Webseite (https://krautjazz.de) zum ersten Mal begegnete, nahm ich mir vor, dieses Thema eines Tages genauer zu betrachten.

Zu groß schien das alles, zu umfangreich das Material und zu vielfältig im Detailreichtum. Präsentiert sich die Seite selbst unspektakuläre, einfach zu durchsuchen und frei von allem Unnötigem – so handelt es sich dennoch um die beste Beschreibung von Understatement. 

Was ich bei der ersten Betrachtung jedoch nicht wußte, und mir erst im Laufe der Beschäftigung klar wurde: krautjazz.de“ ist in seiner Form ein gewaltiges Arsenal an musikalischen Experimenten und Können, wie es in diesem Land bestimmt einmalig ist.

Um all das in seinem Umfang zu erfassen, bedarf es daher mehr als nur einen Text und diesen Artikel. Es wird also ein Mehrteiler, denn das Material und die Geschichte, mit der es zu tun hat, ist  ausufernd und reich an Anekdoten.

472 Sessions online!

Vor einigen Tagen, am 07.November 2025, erreichte mich die Nachricht, dass auf der Seite von krautjazz.de“ die „CD“ 472 von Mane and Friends (kurz: MaF) erschienen ist. Diese Nachricht bekommt man regelmäßig, zeitweise wöchentlich, wenn man den Newsletter der Seite abonniert hat. Die Release-Abstände sind manchmal faszinierend kurz, der Output gewaltig.

Bis zurück ins Jahr 2013 reichen die Veröffentlichungen von Manfred Bock und seinen Freunden. Er selbst, der Kopf und Initiatior hinter dem Projekt bedient in der Konstellation Gitarre, Bass, aber auch den Mischpult und ist letztendlich – so die Selbstbezeichnung – der Kurator. Zu den Musikern, die die Stammbesetzung darstellen,  gehören: Derek Hauffen (Tasteninstrumente, Drums) , Bernhard Efinger (Gesang, Mundharmonika, Texte) , Erik Hartmann (Schlagzeug, Perkussion) und Werner Lapp (Holzblasinstrumente, akustische Gitarre). 

Mane and Friends existiert in dieser Zusammensetzung als Studioband. Sie treten nicht live auf, ihr Material ist nicht transkribiert und ist  – im Sinne von Jazz –  „nur“ improvisiert. Der Reichtum und das Außergewöhnliche ergibt es sich aus der Qualität der Aufnahmen, dem versierten musikalischen Wissen der Anwesenden und vor allem den Gastmusikern. 

Und alle, wirklich alle Aufnahmen, sind mit Cover, Label, Inlet liebevoll ausgestattet, und kostenlos unbegrenzt zum Download auf der Webseite bereitgestellt. 472 CDs warten damit auf ein Review! 

Ein Teil der Sessions kann auch auf YouTube betrachtet werden: https://www.youtube.com/channel/UC_nmZ5AnlxaM4NChoLhMd6A

Namen, Namen, Namen

Jede Session hat Gastmusiker, neue Besetzungen und mutige Kombinationen. Die Geschichte von Manfred Bock, Derek Hauffen und ihren Mitmusikern reicht weit zurück in die Rockgeschichte. 

Im Rahmen der Recherche für das Karlsruher Archiv, das sich mit der Musikgeschichte von Karlsruhe und der Region beschäftigt, begannen wir alle Bandnamen, die uns bekannt waren, hin- und her zu werfen. 

Es stellte sich dabei sehr schnell heraus, dass es einige Personen in Karlsruhe gibt, die all den Jahren – teilweise seit den frühen Sechzigern – in fast allen wichtigen Bands tätig waren und deren Geschichte Teil eines großen Netzwerks ist. 

Kurz, wenn man sich mit der populären Musik In Karlsruhe beschäftigt, dann führt kein Weg an den Namen der Mitglieder von „Mane and Friends“ vorbei. In einem der folgenden Beiträge werde ich noch näher darauf eingehen. Hier sei schon mal gesagt: Wenn Manfred Bock und Derek Hauffen laden, dann kommen langjährige Freunde und viele Namen, die teilweise mit ganz anderen Genres und Geschichten verbunden sind.

Die Liste ist umfangreich und bunt: Gäste bei den bisher aufgenommenen Sessions waren z.B. Leonie Klein, Gabriel Herbst, Kibro, Mac Geyer, Claudia Olma, Elvira Novello, Sebastian Manuel Million, Giga Brunner, Gerhard Lesser, Jürgen Zöller, Wolle Koegel, Georg Stindl, Norbert Masino, Frank Benneter, Hubl Greiner, Klaus Becker, Rudi Metzler, Julia Neumann usw. usw.

Kraut und Jazz

So vielfältig, wie sich die Wahl der Gäste, präsentiert, so reich und verspielt ist die Musik, die bei den Sessions zustande kommt. Mane and Friends scheinen den Flow zu lieben, wirken entspannt, ausgesprochen professionell und geben sich und ihren Gästen immer wieder die Chance, kleine Diamanten zu erzeugen. Man möchte ihnen danken – für die Akribie und die Beständigkeit all das aufzunehmen und zur Verfügung zu stellen. 

Verwunderlich ist, dass das seit Jahren weit unter dem Radar stattfindet, und der Umfang des Projektes von einer Bescheidenheit gezeichnet ist, die dem Können nicht gerecht werden kann. 

Hört man sich die einzelnen Stücke an, so offenbart sich sehr schnell die Lässigkeit, der Witz, aber vor allem das Improvisationstalent der MusikerInnen. Der Name Kraut und Jazz ist Programm. Und wahrscheinlich die genialste Domain für das Thema. 

Experimentierfreudig, wie sich ehemals der Krautrock auf die Reise begab und frei wie der Jazz, der alles in sich aufnimmt, sind die Aufnahmen. Durch die immer neuen Zusammenstellungen der Musizierenden ergeben sich neue Einflüsse und Konstellationen, die das Projekt spannend und gleichzeitig wild machen.

„Krautjazz“ ist daher ungehemmtes Improvisieren, aber wertvoll bleibt es durch seine Hörbarkeit, dem Hang zum Groove, und der Tauglichkeit für alle GenießerInnen. Mane and Friends arbeiten damit tapfer an einem Monument, das wöchentlich und über die Jahre wächst, aber vor allem für Musikliebhaber eine unglaubliche Fundgrube darstellt. 

Die Gestaltung ist liebevoll, die CDs ergeben eine schlüssige Historie. Die Bedeutung für die hiesige Musikgeschichte ist noch nicht absehbar, denn auch wenn alles nach Spaß und viel Freizeit wirkt, dokumentiert es doch einen großen Teil der Verbindungen, die MusikerInnen untereinander aufbauen und welche wunderbare Sprache sie untereinander sprechen können.

Es kommt noch mehr

Manfred Bock und seine Freunde sind natürlich mittendrin, und ein Ende der Sessions ist nicht abzusehen. Wer jetzt einsteigt, der bekommt sicherlich den besten Eindruck, aber auch Jazznrhythm wird sich in den nächsten Wochen und Tagen nochmal damit beschäftigen. Dieses sollte nur ein kleiner Einstieg sein, der das Augenmerk ein bißchen auf diese Domain richtet. Hört euch das mal, wir werden noch mal darüber berichten. Reviews folgen selbstverständlich auch noch. Aber auch noch mehr!

Plattenladen in Worms: Heaven Records

Plattenladen in Worms: Heaven Records

Heaven Records Stephansgasse 1, 67547 Worms
Heaven Records Stephansgasse 1, 67547 Worms

Heaven Records ist eine Institution in Worms. Bekannt über die Grenzen hinaus, und in den Sozialen Medien gut vertreten. Erstaunlicherweise kannte ich Heaven Records schon viel zu lange, ohne es vorher besucht zu haben. Von Heaven Records sprach man in Heppenheim auf der Plattenbörse, in Karlsruhe und natürlich auch in Heidelberg und Umgebung. 

Vor knapp einer Woche besuchte ich Heaven Records zum ersten Mal. So oft wie ich schon in der Gegend war, hat mich das selbst überrascht. Unweit vom Dom und der bekanntesten Eisdiele von Worms gelegen, ist es fast unmöglich Heavens Records zu übersehen. Der Schallplattenladen liegt zentral, in der Nähe der Fußgängerzone und  überhaupt der wichtigsten Adressen vor Ort. 

Ich liebe es Record Stores zu besuchen. Keiner gleicht dem Anderen. Alle haben einen eigenen Charakter, eine eigene Ausrichtung und eigene Schwerpunkte. Die Genres sind oft unterschiedlich benannt, die prozentualen Anteile zwischen Neuware und Second Hand sind sehr different.

Heaven Records Stephansgasse 1, 67547 Worms
Heaven Records Stephansgasse 1, 67547 Worms

Hier steht Heaven Records auf beiden Beinen. 50 % Neuware, 50 % Second Hand. Gerade bei der Neuware finden sich mutige und bewundernswerte Themen. Bei den neuen Sache entdeckte ich Platten für die ich eigentlich bis nach Norwegen gefahren bin. Im Singer/Songwriter-Bereich, der ja ein weites Feld zwischen Indie, Folk, Americana und Nordicana abdeckt, decken sich andere Händler zurückhaltend ein. Heaven Records hat hier die Scheiben, die ich im Fluggepäck nach Hause schleppte.

Taylor Swift, Dua Lipa, Billie Eilish und Olivia Rodrigo sind , neben Metal, Electronica/House ebenso im Angebot. Ein Umstand, der schon deswegen außergewöhnlich ist, weil sich bedauerlicherweise nur große Ketten an bestimmte Genres wagen. Jüngere Interpretinnen, die aktuell die Charts anführen, haben in den meisten Plattenläden nicht den Kundenkreisen, der sich damit anfreundet. Es spricht für Heaven Records ein sehr gemischtes Publikum anzusprechen, dass sich auch ganz offensichtlich wohl fühlt. 

Heaven Records Stephansgasse 1, 67547 Worms
Heaven Records Stephansgasse 1, 67547 Worms

Damit ergibt sich für den Besucher eine stabile Basis, die es erlaubt, ein breites Spektrum zu beherbergen. Für Heaven Records braucht man Zeit. Es gibt viel zu entdecken. Neben einem CD-Angebot sind es einige Nischen, die beachtet werden sollten.

Rock und Pop ist breit mit Subgenres vertreten, aber genauso findet sich auch Country, und was mich besonders freute: Ein kleiner Stapel Bluegrass-Scheiben wanderte nun von Worms nach Karlsruhe. 

Heaven Records ist vor allem auch eine Fundgrube. Um sie erschöpfenden zu sichten, sollte man die Adresse zum Ausflugsziel machen. Die Atmosphäre ist angenehm, der Inhaber ausgesprochen freundlich und sympathisch – also , nichts was man verkehrt machen kann. Er nimmt sich Zeit, hilft gerne, gibt Auskunft und ich freue mich schon darauf, wieder irgendwann vorbei zu schauen. Der Worms-Besuch ist auf jeden Fall auf der Karte.

Externe Links:

Heaven Records auf Discogs: https://www.discogs.com/de/user/Heaven-Records

Heaven Records auf Instagram: https://www.instagram.com/heavenrecordsworms/

Heaven Records auf Facebook: https://www.facebook.com/heavenrecordsworms/

Plattenläden in Den Haag (5): Empire Records

Plattenläden in Den Haag (5): Empire Records

Empire Records Den Haag
Empire Records Den Haag

Empire Records

Korte Houtstraat 12, 2511 CD Den Haag

Empire Records ist eigentlich gar nicht so schwer zu finden. Es handelt sich wahrscheinlich um den traditionellsten und zentralsten Second Hand Plattenladen in der Mitte Den Haags. Unweit vom Regierungssitz, nahe der amerikanischen Buchläden.

Im Gegensatz zu andern Second-Hand-Plattenläden führt Empire-Records eine beträchtlich Anzahl CDs aus dem populären Spektrum. Rock und Pop steht satt in den Regalen, alles, was man kennt – und was zählt – , dazu noch Country und viel Rock‘n‘Roll.

Wenig Neuware, aber solche ist durchaus vorhanden. Empire Records ist einer von den liebenswerten Second-Hand-Plattenläden, die wirken als hätten sie die Ära des Streamings schadlos und allen Widrigkeiten trotzend überstanden. Man fühlt sich zurückversetzt in jene Zeit, als Plattenläden Treffpunkte und Horte der Kultur waren. Als man fachsimpelte, die Musik noch benannte nach dem „3 Titel auf der ersten Seiten“ und ähnlichen kryptischen Formeln.

Preislich ist Empire Records sehr lohnend und realistisch. Schnäppchen sind nicht die Ausnahme, und das Publikum ist gemischt zwischen alt und jung, so dass ein großes Interessens-Spektrum zusammen kommt.

Im Rock‘n‘Roll-Bereich, der sehr liebevoll alles enthält, was heute noch wohlklingende Namen hat, fand ich den von mir geschätzten Sandy Nelson. Erstaunlich wieviele Platten von ihm in irgendwelchen Winkeln und Flohmärkten auftauchen. Das es eine gab, die nur Interpretationen von Fats Domino-Songs enthält, war mir neu und passt nicht unbedingt zum ungestümen Oeuvre des Drummers. Ich bin gespannt, kam noch nicht zum anhören.

Marike Jager ist eine holländische Sängerin, die mal kurzzeitig versuchte, auch in Deutschland Fuß zu fassen. Klappte nicht ganz so gut, aber ist mir seither ein Begriff. Im Rahmen der aktuellen Den Haag Reise hatte ich mal die Chance mich mit ihrem Material einzudecken.

Empire Records ist schon für das Gefühl wichtig. Ganz ohne Entdeckung wird wohl niemand rausgehen, und die meisten werden die Auswahl sehr begrüßen. Und die Lage in Den Haag verpflichtet fast zum Besuch. Im Umfeld gibt es soviel, das man sich mal anschauen sollte – keine Chance daran vorbei zu gehen.

Empire Records Den Haag
Empire Records Den Haag
Empire Records Den Haag
Empire Records Den Haag

Gekauft:

Sandy Nelson – plays Fats Domino

Marike Jager – The Silent Song

Marike Jager – Here comes the night

Plattenläden in Oslo

Plattenläden in Oslo

Oslo und Schallplatten

Oslo ist, was Plattenläden, anbelangt, sehr gut ausgestattet. Vinyl ist keine Mangelware, im Gegenteil. Wer sich auf die Suche macht, wird einiges finden. Die Läden sind durchgehend mit viel Liebe für Genres und Details befüllt, werden ausnahmslos von netten Menschen geführt und angesichts der Auswahl möchte man schwelgen.

Ich kann aktuell nicht alle besprechen. Liegt zum einen Teil an meinem kurzen Aufenthalt, aber natürlich auch daran, das ich irgendwie mein Handgepäck noch tragen muss. Die Reihenfolge in diesem Artikel ist zufällig und keine Wertung. Alle lohnen sich, und ich würde sagen: Besucht sie – wenn ihr Interesse an Schallplatten habt – auf jeden Fall.

Wie ich Platten kaufe

Einführend muss ich kurz erklären, wie ich Platten kaufe. 50 – 70% ist Wissen. Und der Wunsch einen Sammlungsschwerpunkt bzw. eine Diskografie zu vervollständigen. 30% und mehr sind ein Experiment. Bin ich in einem anderen Land, dann kaufe ich keine internationalen Schallplatten, nichts was ich daheim bekomme oder bestellen kann. Wenn ich nicht in England oder Amerika bin, dann wird der vorherrschende Angelo-amerikanische Pop- und Rocksektor komplett ignoriert. Starke Namen, große Künstlerinnen werden gezielt außen vor gelassen. Das gilt natürlich genauso für Jazz. Sicherlich entgehen mir viele Spezialpressungen. Egal. Ist so.

In Norwegen, schaue ich gezielt in das Norsk-Regal. Und natürlich in den regionalen Indie-Bereich. Norsk ist alles was norwegisch ist. Das unterscheidet sich nochmal von skandinavischer Musik. Skandinavische Musik bezieht die Nachbarstaaten mit ein. Es gibt Sortierungen, die hier nochmal weiter differenzieren nach Norsk-Metal, Norsk-Jazz und Norsk allgemein. 

Norsk-Metal ist für viele bestimmt ein Pflichtfach. Herausragend stark, etabliert und mit großen Namen bestückt. Ich habe zu wenig Ahnung davon, und bin auf Freunde angewiesen, die mir immer wieder einen Einstieg bieten. Und darin nicht müde werden.

Norsk-Jazz hat in den letzten Jahren sehr viel Popularität gewonnen, aber ist durch Labels wie ACT auch in Deutschland zu großen Teilen vertreten. Die Namen sind klangvoll, die Musik ist wunderbar, aber es ist oft kein Problem in Deutschland Online- oder regionale Stores zu finden, die sich hervorragend um dieses Genre kümmern. Im Einzelfall kann man aber durchaus hier noch Entdeckungen machen.

Wenn ich sage, das mindestens 30% ein Experiment sind, dann meine ich damit, dass ich Platten im Laden nie anhöre. Ich habe nicht die Zeit dazu, auch keine Lust. 

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich Musik, wenn ich sie mir im Geschäft anhöre, einen anderen Eindruck auf mich macht. Vieles, was ich im Zusammenhang mit dem kompletten Werk am Schluss schätze, hätte ich beim Probehören missachtet. Manches hat sich erst sehr viel später in einem anderen Kontext entfaltet. Ähnlich wie Wein. Der erste Schluck aus der frisch geöffneten Flasche kann täuschen.

Ich mag das Wühlen, das Lesen der Hülle, das Wiedererkennen von wichtigen Punkte und Themen, aber darauf beschränkt sich das. Es kommt vor, dass ich auf wirklich große Mengen unbekannter Platten treffe, die ich erstmal nach dem Cover im Kopf sortiere. Ich gehe immer davon aus, dass MusikerInnen, die ein qualitativ hochwertiges Cover gestalten oder gestalten lassen, auch einen ähnlichen Anspruch an ihre Musik haben. In Ausnahmefällen mag das nicht stimmen. Aber das ist das Risiko, das ich gerne eingehe.

Gefällt mir das Cover, weil es meinem bevorzugten Genres oder ähnlichen Vorlieben entspricht, dann drehe ich es um. Welche MusikerInnen spielen welche Instrumente? Kenne ich die Namen?

Produzentinnen sind ein nicht zu unterschätzendes Kriterium. Oft taugen sie als KuratorInnen. 

Ist das Label ein Begriff? In Norwegen gibt es Jansen-Records, „Die with your Boots on“ oder Grappa, die ich sehr schätze. Weil ich weiß, dass deren künstlerische Auswahl meinen Hörgewohnheiten entspricht. 

Ist es ein großes Label, das mit einem internationalen Vertrieb ausgestattet ist (z.b. Sony), dann mache ich mir keine Sorgen, dass ich diese Platte nötigenfalls auch daheim bekomme. Zugunsten regionaler Produkte bleibt sie also im Regal.

Mein erster Besuch in Oslo, vor einigen Monaten, führt dazu, dass ich drei Plattenläden innerhalb von einer halben Stunde besuchte, und trotzdem mit einem beachtlichen Stapel nach Hause flog. Und ich war von keiner Scheibe enttäuscht. Im Gegenteil, manche KünstlerInnen sind mir mittlerweile lieb und teuer. Jetzt versuche ich die Sammlung zu vervollständigen.

Die Plattenläden:

Tiger Records

Externer Link: tigernet.no

Bernt Ankers Gate 10

Tiger Records, Oslo

Der kleine, in Gelb gehaltene Laden war die größte und schönste Überraschung dieses Mal. Ein wirklich nettes Team, das mir ausführlich den Hintergrund und die Schwerpunkte erklärte. Tiger Records ist mehr als ein reiner Plattenladen. Im Verbund mit einem Label und Vetrieb beliefern sie die anderen Läden mit eigenen Produktionen.

Wer sich nicht auskennt, in der norwegischen Musikszene, dem sei der Einstieg über diesen gepflegten Laden empfohlen. Neben einer guten, schnell überblickbaren Präsentation der Neuheiten macht man sich die Mühe neue Platten mit einer Art Obi im Verkauf auszustatten. Eine gelbe Papierschlaufe informiert über die Richtung, die Art, den Hintergrund der Platte, aber auch an welche Fans es sich richtet, in dem vergleichbare Artists aufgeführt sind. 

Sehr hilfreiches und schätzenswertes Feature, das mir eine Orientierung im reichhaltigen Angebot bot. Die „Obi“-Schlaufen sind leider, handgefertig, nur im Verkauf zu Werbezwecke, und werden von den Platten, wenn man sie erwirbt, abgenommen. Wahrscheinlich hätte ich sie selbst in der heimischen Sammlung als Erinnerung behalten. Sie machen das gut. Sie können das beibehalten. Hat mir sehr geholfen.

Sie führen, neben den eigenen Produktionen, natürlich auch internationale und regionale Platten. Hauptsächlich neue Veröffentlichungen und dabei erstaunlich viel seltenes. Tiger Records ist eine Fundgrube. Sehr liebevoll gestaltet, mit Sinn fürs Detail und einem sehr netten persönlichen Kontakt.

Råkk and Rålls Second Hand Shop

Stortingsgata 8

Für Råkk and Rålls fährt man in den Untergrund. Ist wahrscheinlich der einzige Second Hand Store, den ich kenne, der eine eigene Rolltreppe hat. Wer Zeit hat – hier kann man Stunden verbringen. Alle Genres, jeder Bereich. Inklusive Subgenres.

Råkk and Rålls in Oslo

Die Tiefe ist erschöpfend. Hier bemerkte ich erstmals, dass man skandinavische Musik bitte nicht mit Norsk verwechseln soll, denn beides sind übervolle Regal mit ganz anderen Schwerpunkte. Wer obskures oder seltenes sucht – ganz egal aus welcher Richtung – hier findet sich bestimmt was. 

Råkk and Rålls liegt ausgesprochen zentral, nahe an touristischen Anlaufpunkten, und der Fußgängerzone. Es wird international empfohlen und ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Der Ort zum Eingraben und die Zeit zu vergessen.

Ich suchte Platten von Malin Pettersen, die ich in Deutschland sowieso nur schwer bekomme, und hier fand ich ein Exemplar mit einem Autogramm. Ich habe es nicht gewagt etwas brasilianisches zu suchen, und die Finger von allem gelassen, das man Herz aus dem internationalen Bereich begehrt. Ich hätte mit Sicherheit etwas gefunden. Bei Råkk and Rålls schreckt man nicht vor Künstlern zurück, die vielleicht über Jahre im Regal stehen. Das ist etwas, was man nicht vergessen darf: Nur damit werden manche Sortimente wertvoll, wenn sich darin auch Sachen finden, die 90% der Kundschaft einfach stehen lässt bis die eine Person kommt, die die Sparte liebt.

Es gibt natürlich auch verschiedene Preiskategorieren, sehr viele Angebote und ein Wust aus Merchandise-Artikel, die einfach mitgeführt werden. Råkk and Rålls ist für diejenigen, die den Second-Hand-Himmel lieben und ihr Glück suchen. 

Platekompaniet

Externer Link: www.platekompaniet.no

Storgata 19

Das Platekompaniet bietet zu 100% Neuware an. Alle Richtungen, gut vorgestellt, mit einer übersichtlichen, sauberen, geradezu verschwenderischen Präsentation. Ein vergleichsweise modernes Ladenkonzept, das Raum und Platz bietet, um Wertigkeit der Platten zu unterstreichen. 

Platekompaniet ist damit einer jener Orte, die schnell erfassbar, klar strukturiert und professionell wirken. Alles was  aktuell und wichtig ist, findet sich darin. Regional, überregional, und schnell durchschaubar. 

Auch hier ist das Norsk-Regal nicht zu unterschätzen, aber der Schwerpunkt liegt eindeutig im internationalen Bereich. Und dabei auch im Hip-Hop, Adult Pop-Rock oder Electronic-Segment. 

Dadurch unterscheidet sich Platekompaniet von den meisten Geschäften. Zwar sind die Schallplatten der Schwerpunkt, aber durch Aufbau und Struktur, sowie der Auswahl an neuen CDs und anderen Produkten geht es hier eher um die Gegenwart und Zukunft des Medienverkaufs. Wer gezielt Neuheiten sucht, eventuell von der Presse und der Rezensionen mancher Ausgaben angefixt ist, kommt nicht daran vorbei. 

Vom Bahnhof kommend, kann es als ersten Anlaufpunkt dienen. Zum schwärmen und viel zu viel Geld ausgeben. Passiert einfach.

Platebutikken Big Dipper

Externer Linkbigdipper.no

Møllergata 3a

Mein erster Besuch im Big Dipper – vor einigen Monaten – war wuchtig und kurz. In der Osloer Innenstadt angesiedelt und vom Bahnhof aus in einer Viertelstunde zu erreichen. Es kommt vor  – das war der Fall, als ich zum ersten Mal betrat – dass lokale Bands ihre Platten mit einem kleinen Konzert vorstellen. Schönste Musik, wunderbares Americana, aber es war voll und ich hatte großes Glück, dass ich direkt an der Tür auf das Norsk-Regal stieß. 

Betritt man den Big Dipper Record Store, so trifft man sofort auf die regionale Musik, gut sortiert nach Norsk, Norsk-Jazz und Norsk Metal. Selbstverständlich sind auch alle anderen Richtungen, internationale Musik und Vorstellungen der Neuerscheinungen sehr übersichtlich und mit guten Durchgängen vertreten. 

Big Dipper führt vorzugsweise Neuware, und einen überschaubaren Gebrauchtanteil. Neuware ist Genremäßig auf Aufstellern und Wandregalen gut präsentiert und schnell zu erfassen. Regionale Musik rangiert in der Vorstellung zwischen den internationalen Künstlern und überhaupt ist die Gleichstellung und die Schwerpunkte sehr erfrischend. Und natürlich lobenswert. 

Herausragend und geschätzt ist, wie schnell man sich in dem kompletten Laden zurecht findet. Trotz der Fülle, den vielfältigem Angebot ist es einfach zu überblicken, hat klare Strukturen und eine ansprechende helle Gestaltung.