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Schlagwort: Gitarre

Sunswept Sunday im KOHI, am 26.03.2025

Sunswept Sunday im KOHI, am 26.03.2025

Gewohnt bin ich im KOHI die härtere Gangart. Wohl auch experimentell. Aber den Abend verbringt man -in der Regel – mit der Bierflasche in der Hand, stehend, vielleicht an der Wand gelehnt. Bereit den Kopf zu nicken, die Füße zu wippen, leicht angedeutet vielleicht die Luftgitarre zu spielen. All das eben.

Sunswept Sunday sind ein Jazz-Duo. Noch dazu eines, dass ausschließlich Stücke des legendären Duke Ellington spielt.

Nun war Duke Ellington ein Pianist. Und Bandleader. Ein Musiker und Komponist, der heute noch von Joe Jackson und Stevie Wonder verehrt wird. Um nur zwei zu nennen. Die Liste würde wahrscheinlich unendlich lang werden, wenn man seinen Einfluss und seine Inspiration für andere MusikerInnen abbilden müsste. 

Sunswept Sunday gehen die Geschichte anders an. Höchst orginell und spannend wagen sie sich in ihrer Zweierformation, mit ungewöhnlicher Instrumentierung und Ausrichtung an Nummern, die ehedem für Bands oder klassische Jazzformationen geschrieben wurden.

Dabei spielt Torsten Papenheim Gitarre, Melodica und eine kleine Menge Mini-Percussion-Instrumente, die ebenso aus der Küche , wie aus anderen Kulturkreisen stammen können. Daniel Kartmann möchte man fast traditionell nennen am Schlagzeug, wäre da nicht das dominierende Hackbrett und ähnliche Dinge, die ich nicht beim Namen kenne.

Heraus kommt eine fast träumerische und hin und wieder ausgesprochen bluesige Variante der alten Klassiker. Was sich dem Publikum auf diesem Wege anbot, war der Soundtrack für Roadmovies, die in Lousiana beginnen und im Mittleren Osten ihr Ende finden. Im KOHI boten sie eine Querschnitt ihrer Pandemie-LP „Halfway to Dawn“, die sowohl den Titel, der als Grundlage für ihren Namen dient, wie auch weitere Stücke, die aus der Bandleader Zeit von Duke Ellington enthält.

Die Popularität und Kenntnis in Bezug auf Duke Ellington mag durchaus nicht mehr aktuell sein, die Stücke von Sunswept Sunday boten hier jedoch den Ausweg. Auch ohne Kenntnis der farbigen Geschichte des großen Jazzmusikers war es möglich sich auf den melodiösen Sound einzulassen. 

Im Gitarrenspiel von Torsten Papenheim war alles zu erkennen: Ursprung und Bestimmung den Jazz. Die Wurzeln des Blues, der harten metallenen Delta-Variante, und die kunstvolle Bearbeitung, die er im Jazz erfuhr und wie er seine Wege in die aktuelle Moderne fand.

In der Bearbeitung mit Hackbrett und Melodica, einem vollkommen anderem Arrangement, als wie man es mit der Zeit und der Herkunft dieser Musik verband, war Raum für Details, die das Zeug hatten, die Stücke zu veredeln und etwas neues zu machen.

Nimmt man die guten Erklärungen von Torsten Papenheim weg, der immer wieder den Kontext beleuchtet, dann bleibt dennoch eine Musik, die fern ihrer schriftlichen Fixierung, eine ganz eigene Klangfarbe entwickelte. Jazz, traditionell, aber gleichzeitig staubig,und karg genug, um in der Zurückhaltung einen Weg auch denen zu zeigen, die eher kritisch damit umgehen möchten. Jazz aus den Clubs, den verrauchten Hallen, in die Sonne und auf die Straße. Faszinierend in der Umsetzung. 

Das Publikum schwieg, lauschte, und folgte der Reise.

Externer Link: Sunswept Sunday –http://www.danielkartmann.de/projekte/sunswept-sunday

Externer Link: Sunswept Sunday –https://torstenpapenheim.de/performing-projects/sunswept-sunday/

Externer Link: Kohi – https://kohi.de/

Ellen Sofie Hovland in der Kulturkirche Jakob, Oslo, 11.02.2025

Ellen Sofie Hovland in der Kulturkirche Jakob, Oslo, 11.02.2025

Ellen Sofie  Hovland in der Kulturkirche Jakob, Oslo, am 11.02.2025

Unweit vom Rockefella, das ich gestern besuchte, befindet sich die Kulturkirche Jakob. Die Kulturkirche ist, wie der Name schon andeutet, eine altes Sakralgebäude, das mittlerweile hauptsächlich für Konzerte genutzt wird. Die Kirchenfunktion erfüllt sie nicht mehr, Gottesdienste finden keine mehr statt. Zwar hat es nun ein Bar am Eingang, sowie im unteren Kellerbereich Toiletten und Garderobe, aber vieles blieb erhalten und wurde architektonisch nicht verändert. Die Toiletten sind, wie sich das gehört, mit Bandstickern vollgeklebt. Der Gang nach unten zeugt schon mit vielen Plakaten von der bisherigen Geschichte dieses Veranstaltungsortes.

Demnächst hat sich Heather Nova angekündigt. Und das wird bestimmt außergewöhnlich. An diesem Abend jedoch spielte Ellen Sofie Hovland, eine Songwriterin, die ihr neues Album vorstellte.

Ich muss gestehen, ich verstehe kein Wort norwegisch. Ich kann ein paar Sachen deuten, weil es Verwandtschaften bei einigen Ausdrücken gibt. Jedoch ich bin vollkommen unfähig, eine Rede zu verstehen, einen norwegischen Songtext zu erfassen oder auch nur am Rande zu erfahren, um was es geht.

Und Ellen Sofia Hovland textet, singt und verständigt sich auf norwegisch. Es war ein Experiment. Ich liess mir von Chat-GPT vorschlagen, was in Oslo aktuell interessant ist. Google übersetzte mir die Programmankündigung der Kulturkirche.

Doch ich schaute mir kein einziges Video von ihr vorher an, hörte keinen Song. Ich war einfach nur neugierig. Würde es funktionieren? Wie würde es funktionieren?

Der Raum war bestuhlt. Vor den Stufen zum Altar war ein Teppich ausgebreitet, darauf die Instrumente der Band, sowie die Mikrofone und einige Kerzenständer. Ellen Sofie Hovland wurde begleitet von einem Cellisten, einem Bassisten, sowie einem Gitarristen. Und man möge mir das verzeihen, aber so außergewöhnlich, wie sie waren – ich hatte Ihre Namen nicht verstanden. Wie gesagt, nicht ein Wort. 

An den Reaktionen des Publikums, dem Schmunzeln und Lachen, ihre Mimik, wenn sie erzählte, war abzulesen, dass vieles charmant, ansteckend und einnehmend war. Ohne etwas zu verstehen, war es dennoch sympathisch. In allem war ein ansteckender Enthusiasmus und eine Begeisterung im Zusammenspiel zu sehen. Das geht auch vollkommen ohne Worte.

Die Kulturkirche zeichnet sich durch angenehme Akustik aus. Gesang und Arrangements wußte sie klar zu vermitteln. Das kammermusikalische Spiel der Band unterstützte diesen reinen Klang. Hier und da flochten sich kleine Versatzstücke aus Jazz und Blues ein. Selten und bewusst eingesetzt. So dass es fast verspielte Anleihen waren. Allein die Stimmungen wurden dadurch unterstrichen. 

Keiner der Songs war mir vorher bekannt. Nichts davon hatte ich jemals zu vor gehört. Dennoch waren die Melodien so vertraut, so gefühlvoll komponiert, dass ich die Übersetzung nicht vermisste. Die Kompositionen trauten sich etwas, waren stark vom Folk beeinflusst, aber offen für Americana-Einflüsse und dem metallenen Klang der frühen Jazzgitarre eines Django Reinhardt.

Im Zusammenspiel steckte viel Erfahrung und Bewunderung für das Detail. Erwähnenswert: die herausragende Stellung des Cellos trug dazu bei, dass das Publikum angemessen und andächtig lauschte. 

So wie Ellen selbst sich zwei Background Stimmen (Sänger und Sängerin) zur Seite stellte, wurde später – kurz vor dem Finale – das Cello mit drei weiteren, jugendlichen Cellospielern für ein Stück verstärkt.

Wer Ellen Sofie Hovland nicht kennt, der sollte sich an ihr Werk ranwagen. Es funktioniert durchaus ohne Kenntnis der Sprache. Das macht es nicht nur liebenswert. In einer Kritik auf Amazon findet sich ein Satz, der bleibt: Es wird mit jedem anhören besser.

Der Kulturkirche sei dank für die Akustik und Inszenierung. Ein besonderer Ort.

Und, verflixt, ich war geneigt, die komplett Diskographie mitzunehmen. Aber, ich habe kein Vipps, und das ist das bargeldlose Zahlungsmittel, dass hierzulande jeder hat. 

Es war ein Abend für NorwegerInnen auf norwegisch. Nur verständlich, dass Merch daher auch mit dieser App verkauft wird. Haben ja alle. Nutzen ja alle.

Externer Link: Ellen Sofie Hovland – ellensofie.no

Externer Link: Kulturkirche Jakob – www.jakob.no