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Schlagwort: Pop

Plattenläden in Den Haag (1): Vinyl Grove

Plattenläden in Den Haag (1): Vinyl Grove

Vinyl Grove Den Haag
Vinyl Grove Den Haag

Boekhorststraat 10, 2512 CR Den Haag (Externer Link: https://vinylgrove.nl/)

Etwas versteckt, am Rand des Zentrums von Den Haag, findet sich in einer Nebenstraße Vinyl Grove. Der Name wird gerne falsch geschrieben, doch ich wurde vom Inhaber darauf hingewiesen, dass die Bedeutung von Grove (Hain, Gehölz etc.) ihm am Herzen liegt. Hier gleichbedeutend mit Wachstum und Ansammlung, im Sinn von einem Baum und dessen Wurzeln .Und dieses im Zusammenhang mit Musik und Entwicklung.

Denn Vinyl-Grove ist ein durchaus beachtlicher Ort, der einen Besuch lohnt. Zwar führt der Laden alle nennenswerten und wichtigen Platten im Pop-Rock-Bereich, aber auch ebenso die interessantesten Labels im Afrobeat, Blues und Jazzbereich. Es gibt also auf jeden Fall etwas zu entdecken. Vor allem, wer tiefer in jene Richtungen einsteigen will, die in Niederlanden gepflegt werden, aber in Deutschland eher weniger Material bieten.

Vinyl-Grove hat mehrheitlich Neuware. Second-Hand ist vorhanden, aber nur in kleiner, ausgewählter Menge. Dafür ist die Sortierung der aktuellen Platten ambitioniert und mit guten Kenntnissen für Plattenverlage und ihren besten Veröffentlichungen.

Vinyl Grove Den Haag
Vinyl Grove Den Haag

Ich besuchte Vinyl-Grove schon zum zweiten Mal, und bin mir sicher, dass ich das bei jedem Den Haag-Besuch wiederholen werde. Der Inhaber zeichnet sich durch eine tiefe Kenntnis auch bei eher weniger geläufigen Themen aus. So gehört Cajun und Zydeco-Musik immer wieder zu den Dingen, die ich in den Stores suche. Oft steige ich nicht weiter ein, weil es sehr davon abhängig ist, ob Blues in der richtigen Tiefe vertreten ist. Oder vielleicht auch Country geschätzt wird.

Vinyl Grove Den Haag
Vinyl Grove Den Haag

Im Fall von Vinyl Grove war es fast naheliegend sich zu erkundigen, ob ich etwas übersehen habe. Es war nicht erstaunlich, dass wir uns dann eine ganze Weile über Bands, Festivals, Cajun-Akkordeons, raren Veröffentlichungen und deutschen Gruppen unterhielten.

Die Basin-Brothers, deren Namen ich zwar schon kannte, aber deren Platten ich nicht besaß, waren sein Hinweis.

Vinyl-Grove macht schon deswegen Spaß, weil unter der Neuware einiges, zu sehr vernünftigen Preisen, zu finden ist, das woanders nie in den Regalen aufgetaucht oder sehr schnell verschwunden war. Die „Come on in“ von R. L. Burnside ist geläufig, und wahrscheinlich die kommerziellste Platte des alten Bluesmusikers, weil sie im Grunde verflixt geschickte Remixe enthält. Aber „Long Distance Call: Europe 1982“ ist mir bisher noch nie begegnet.

So geht es mir jedes mal im Vinyl Grove. Ich entdecke zu viel, nehme zu viel mit, halte mich zu lange auf, und fühle mich einfach zu wohl.

Say She She ist übrigens eine aufstrebende Soul-Funk Gruppe, die von Nile Rodgers und Chic inspiriert ist. Wer typischen Siebziger-Sound in aktuellem Gewand und klassischer 3-Frauen-Besetzung an den Vocals gerne hört: Es lohnt sich.

Und ein Tipp vom Besitzer des Vinyl-Grove: Das Label von Say She She ist eines der guten und sehr versiert in Sachen Sound und Qualität. Er hat recht.

Gekauft habe ich dort:

R. L. Burnside – Long Distance Call: Europe 1982

R. L. Burnside – Come on in

Say She She – Silver

RY X – Dawn

Basin Brothers – Let’s get cajun

Julie Kuhl im NUN, Kulturraum in Karlsruhe, 01.02.2025

Julie Kuhl im NUN, Kulturraum in Karlsruhe, 01.02.2025

Februar. Es ist ein schwieriges Jahr. Der Januar hat schon geliefert. Und uns alle atemlos gemacht. Wir beobachten noch, und beginnen uns erst langsam damit anzufreunden, was noch vor uns liegt. Der Februar hat alle Chancen den Januar zu übertrumpfen. Und er macht das gut. Auftakt im NUN, am 01.02. Im NUN hat die Konzertsaison wieder begonnen. Es ist das zweite Konzert im neuen Jahr, und alles fühlt sich noch frisch an.

Julie Kuhl gehört zu jenen Talenten, die mein Vertrauen in das Booking des NUNs stärken. Jung, charmant, auf der Bühne einer Location, die alles nahbar macht und es mit der Rücksicht des Publikums in ein Erlebnis wandelt.

Mit Ihrem Bruder Lasse Kuhl  (Gitarre/Bass/Vocals), verstärkt mit Drummer Felix Lothwesen und sie selbst an Keyboard und Gitarre, teilte sich das Set in zwei Teile. Zum einen in eine rhythmische, Keyboard- und Drumlastige, aber durchaus zurückhaltenden, Stunde, zum Anderen, nach einer Pause in eine – fast unplugged und vornehmlich akustische – Variante ihrer Songs. Den letzten Teil bestritten sie ohne den Drummer. Auch um die Möglichkeiten des NUNs voll auszuschöpfen.

Immer wenn irgendjemand auf dieser Welt sagt, dass nichts Neues, Schönes und Angenehmes in der Musik mehr gibt, geschieht ein Wunder, das uns eines Besseren belehrt und Musikerinnen wie Julie Kuhl hervorbringt. Man mag es fast nicht glauben, wenn Sie von früher spricht, und dabei Songs spielt, die scheinbar perfekt und ausgereift aus einer Phase stammen, in der sie wohl 12 oder 14 Jahre alt war. 

Mit einer erstaunlich, in ihren Facetten beruhigenden, Stimme,  modulierte sie Ihre Songs zu relaxten Pop-Erzählungen. Melodiöses Material, dass sich vor allem im zweiten Set, reduziert auf den Kern, in vollem Glanz zeigen konnte. 

Julie Kuhl, die ihren Abend mit einem frischen, einnehmenden Charme moderierte, präsentierte ein komplexes Songwriting, das verhaltene Anklänge an vieles bot, aber vor allem liebenswertes Liedgut präsentierte. Vieles, was man Wiederhören möchte, davon einiges, was man Wiederhören wird. 

Im zweiten Set, das abwechselnd von ihr alleine, aber auch mit ihrem Bruder zusammen präsentiert wurde, war das NUN wieder das, was es immer wieder gerne sein kann und darf: Ein Ort für sehr persönliche und intime Momente, in denen man den Eindruck hat, die Musik sei nur einem selbst gewidmet. 

Julie Kuhl, die ausschließlich englisch singt, hat eine berührende Stimme, die in ihrem Ausdruck und der Betonung, eine Nahbarkeit erreicht, die man nicht unterbrechen möchte. Da liegt Kraft und Stärke drin. Eine Form von Soul, die nicht hervorbricht, aber schmeichelt, lockt und einnimmt.

Und somit blieb: Andächtige Ruhe und darauffolgende Begeisterung.  Die Zugabe blieb aus, was aber eher daran liegt, dass das zweite Set schon weit reichte und die Möglichkeiten der Bühne voll ausgeschöpft hatte.

Externer Link: Webseite Julie Kuhl: juliekuhl.com

Externer Link: Webseite NUN : nun.cafe