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Schlagwort: Schlagzeug

Tonspur Nr. 20: Sandy Nelson „Sandy Nelson plays Fats Domino“

Tonspur Nr. 20: Sandy Nelson „Sandy Nelson plays Fats Domino“

Sandy Nelson - Sandy Nelson plays Fats Domino
  1. I‘m Walkin
  2. Let the four winds blow
  3. Walkin‘ to New Orleans
  4. I‘m gonna be a wheel someday
  5. My Girl Josephine
  6. I want to walk you Home
  7. I‘m in love again
  8. Stagger Lee
  9. Let the good times roll
  10. My Blue Heaven

Sandy Nelson ist ja für seine Drum-Orgien bekannt. Sein Sound steht als typischer Vertreter der Teen-Beat und Rock‘n‘Roll-Ära. Sein Bekanntheitsgrad ist, obwohl es kaum jemanden gibt, der den Drumbeat so geprägt hat wie er, erstaunlich gering. Das mag daran liegen, dass er so gut wie nie auf den Covern seiner Alben aufgetaucht ist. Man ist es fast gewohnt, dass typische Frauenbilder der 50-60 Jahre darauf abgebildet waren. Oft in Jeans, oft tanzend, leichtfüßig und in einem klischeehaften Ambiente der Jahre eingebettet.

Eine typische Frage ist dann oft auch, was diese Sandy Nelson eigentlich singt. Sandy Nelson war jedoch ein Mann, noch dazu Schlagzeuger, und damit eher in der Tradition eines Gene Krupas. Er pflegte einen ähnlich trockenen, prägnanten Schlag, war unter vielen zu erkennen und seine Titel enthielten meist die leicht erkennbaren Wort, wie „Teen“ und „Beat“. Umso ungewöhnlicher ist eine ganze Platte, auf der er nichts anderes macht als Material von Fats Domino in seinem Stil zu verarbeiten. Fast zurückhaltend wird den anderen Instrumenten dabei Platz eingeräumt, auch wenn die Einspielungen einer Live-Atmosphäre, wie man sie damals oft für das Partygefühl vornahm, natürlich da sind.  Und natürlich versucht Sandy den Beat in typisch klarer Manier voranzutreiben. Aber alles in allem: Es bleibt mehr New Orleans als Liverpool.

Tonspur ist eine kleine Reihe, die in kurzen und knappen Beschreibungen (maximal 200 Wörter) sich mit den Alben befasst, die ich im Laufe des Tages anhöre. Sie folgt damit keinem Genre und keiner Reihenfolge. Ist lediglich nummeriert

MXDMCN im Jazzclub auf „Das Fest goes Schlachthof“ am 23.07.2025

MXDMCN im Jazzclub auf „Das Fest goes Schlachthof“ am 23.07.2025

MXDMCN im Jazzclub auf „Das Fest goes Schlachthof“ am 23.07.2025

Um es kurz zu machen und allem voran zu stellen: MXDMCN sind ein verdammtes Brett. Drei Leute. Eine Orgel, eine Gitarre und Drums. Was so locker und cool klingen mag, das wird bei den Burschen exzessiv ausgenutzt. Die Orgel gespielt, als ob sie ihr Pensum ausreizen müsste, die Gitarre wird malträtiert, lässig und locker liebkost und die Drums schleichen, tupfen, treiben den ganzen Kram einfach mal voran.

Der Name, der wie eine Falle oder ein Passwort klingt, setzt sich aus den Namen der Akteure zusammen. Alleine das macht das Ganze so schnörkellos und bescheiden, dass man nicht mit dem rechnet, was dann kommt. Der Jazzclub hat sich ganz Bescheiden am Rande des wilden Gartens neben den Startups im Container angesiedelt. Das „Fest goes Schlachthof“ bot dieses Jahr eine Menge Programm. Damit machte man es sich schwer, wen man jetzt die Aufmerksamkeit widmet. Das Tollhaus mit der Black Sea Shipping Company, Soul und R&B nebenan, andernorts ein Casting und eben der Jazzclub, der schon beim Soundcheck eine Mauer aus Sound bot. 

MXDMCN waren mir bis dato unbekannt, aber es wird schwer sie wieder loszuwerden. Ausufernde, instrumentale Versionen alter Soulmelodien – ausgereizt bis zum Maxi- und Optimum – und das alles brachial. Gleichzeitig liebevoll auf lediglich drei Instrumenten. Diese aber beherrscht und detailliert im Jazz, Acid und altem Funk angesiedelt. 

Alles was da kam, war lang, scheinbar endlos, groovig, nostalgisch, aber auch frech bedient bei den Leuten, die zwischen Italien und England die Retro-Wellen im tanzbaren Jazz kommerziell ausleuchten.

MXDMCN gehen respektlos mit dem um, was wir seit den Siebzigern lieben. Da wird über die Tasten gestrichen, um kurz darauf reinzuhauen. Spielfreude, und zwar feste und dick, ist ihnen anzumerken. Da passt alles. Stoff genug für die Schlaghosen, die Lammfelljacke, das Glitzerjäckchen und die Discokugel. Und wer dabei an Jimmy Smith und Konsorten denkt, der darf das auch. Der Jazzclub hat ein gutes Händchen bewiesen. 

Ohne Wippen geht es nicht. Das Publikum nahm das an. Altersklasse durch alle Generation. Was zeigt, dass es funktioniert. Sie könnten Starsky und Hutch nochmal vertonen, oder aber in einem angesagten Videospiel den Soundtrack liefern. Schnelle Autofahrten, zurückgelehntes Abhängen, verwirrende Verfolgungsjagden – alles vorstellbar. New Organ Trio nennt sich das, nach eigenem Bekunden. Wie gesagt, die Jungs sind bescheiden, haben eine CD auf ITunes und den üblichen Verdächtigen, aber versprochen, dass das nächste in der Mache ist. Will haben.

Love‘n‘Joy im Kohi, Karlsruhe am 02.04.2025

Love‘n‘Joy im Kohi, Karlsruhe am 02.04.2025

Es wirkte sehr weit weg. Und ist dennoch vertraut wie eine Kindheitserinnerung. Love‘n‘Joy kommen in der klassischen Besetzung. So wurde der Rock‘n‘Roll erfunden. So ging es im Hardrock weiter. Gitarre, Schlagzeug, Bass. So minimal wie möglich, so effektiv wie nötig. Genau richtig für das Kohi. Ehrlich genug für den Club. 

Schlaghosen, gemusterte Hemden, lange Haare, den Blick auf die Gitarre, auf die Schuhe und auf den Boden. Und dazu das richtige Posing, die Gestik und den Sprung ins Publikum. 

Love‘n‘Joy sind das heimelige Gefühl, wieder dort angekommen zu sein, wo die Musik authentisch, die Riffs griffig und die Effekte gering waren. 

Der Name erinnert an den einen Sommer, den jeder von uns im Kopf hat. Die Tage im Frieden, den Morgen im Tau, die Nächte berauscht. Und dazu gerader, schörkelloser Hardrock, auf die Spitze getrieben, klar in der Aussage und liebenswert in seiner Ernsthaftigkeit. 

Love‘n‘Joy präsentierten sich mit Charme und Spielfreude. Ungeachtet dessen, dass die Band aus Kiew kommt. Alles ist ungewiss in diesen Tagen. Verbündete werden zu Gegner, und Gegner bleiben beständig. Die Ukraine befindet sich nach wie vor im Krieg. Überschattet alles. So hing die Flagge, jetzt am Ende der Tour am Mikrofonständer. Unterzeichnet von all denen, die auf den Frieden hoffen. Die den Krieg weder dort, noch vor irgendeiner anderen Haustür sehen wollen. Das Publikum in Europa hat unterschrieben, und die Fahne selbst wird nach Beendigung der Tour versteigert.

Love’n’Joy boten eine Zeitkapsel an. Sie zitierten die vergangenen Genres, spielten den Bass funky, die Gitarre auch mal verzerrt – mit Reminiszenzen an die psychedelischen Konzert ihrer Vorgänger, aber vor allem mit großer Lust und cleveren Tönen. An jenen Stellen, an denen sich auf anderen Konzerten zwanzig zusammengeschraubte Effektgeräte und 5 Gitarren befinden, zu denen im Wechsel gegriffen wird, legten sie den Hut nieder, die Jacke ab und blieben dabei. 

Es musste rocken, es musste vorangehen, es musste im Publikum neben der Luftgitarre gespielt werden. Und damit maximal bodenständig. Es ist der Hardrock in all seiner Unschuld. Irgendwo zwischen Jugendclub und Stadion. Gekonnt, um das Haus zu füllen. Mit einem Lächeln, das nahbar bleibt. 

Und damit klang alles erstaunlich frisch. Als wäre es gestern erfunden worden, mit Spaß im Proberaum geschliffen und nun dem Publikum präsentiert. So funktionierte das früher – und immer noch heute. Das Publikum tanzte, war begeistert, wurde mit einbezogen und am Schluss mit einem Spiel belohnt. 

Das Ende der Tour bedeutete auch ein bißchen Party. Merch-Verlosung. CDs wurden verschenkte, Geschichten erzählt und wie es auf guten Partys läuft, auch Selfies gemacht, um es ganz klar zu sagen, das gibt ein Wiedersehen. Im Frieden. Nach diesem ganzen Chaos. Hoffentlich.

Externer Link: Love‘n‘Joy (Beacons) –https://beacons.ai/lovenjoyband

Externer Link: Love‘n‘Joy (Instagram) – https://www.instagram.com/lovenjoyband/?hl=de

Externer Link: KOHI – https://kohi.de/