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Kategorie: Bands

Steiner und Madlaina im Minestrone, Substage am 30.03.2025

Steiner und Madlaina im Minestrone, Substage am 30.03.2025

Steiner und Madlaina im Minestrone, Substage in Karlsruhe, am 30.03.2025

Es scheint alles noch gar nicht so lange her. Aber für Steiner und Madlaina aus Zürich sind es tatsächlich schon zehn Jahre. Zehn Jahre, drei Alben und eine Unmenge Konzerte. Es war wohl 2019, der ersten Headliner Tour von Ihnen selbst, als ich sie sah. Damals im Haus in Ludwigshafen. „Das schöne Leben“ wurde schon gerne gespielt in manchen Kreisen, aber es war ein eher heimlicher Hit. 

Das Haus in Ludwigshafen ist ein der kleineren, engagierten Veranstaltungsorte. Es gibt eine größere Bühne mit einem Saal für 300-400 Leute, und einen Raum an der Seite, der eher 30 Personen fasste. Hier spielten damals Steiner und Madlaina. Es war ein sympathisches, mitreißendes Konzert, dass sie mit viel Charme, Witz und Spontanität bestritten. Alles rangierte noch zwischen netten Improvisation, einem bißchen Schwyzerdütsch und lustigen Zwiegesprächen. Viel haben sie sich auch nach all den Jahren bis heute bewahrt.

Doch in Ludwigshafen, in dieser frühen Phase ihrer Karriere, passierten genau jene Dinge, die man keiner Künstlerin wünscht. Der Strom fiel aus, die komplette Soundanlage versagte ihre Dienste. Warum nur der Sound, das wußte kein Mensch. Das Publikum setzte sich auf den Boden, Steiner und Madlaina spielten akustisch weiter. Da ihre Songs hauptsächlich Gitarrenbasiert waren, funktionierte das besser als erwartet. MTV-Unplugged wäre der richtige Vergleich gewesen. Es blieb charmant, mitreißend, und sie bekamen das erstaunlich gut in Griff.

Aber das Problem löste sich nicht. Im Gegenteil. Der Brandschutz wies Publikum und Künstlerinnen an, das Gebäude zu verlassen. Und Steiner und Madlaina spielten weiter. Zwischen parkenden Autos, umringt von allen Anwesenden, taten sie genau das, was sie heute gerne in den Zugaben machen: Im Kreise derjenigen spielen, die begeistert und singend einsteigen.

Später ging es wieder fast nahtlos im Haus in Ludwigshafen weiter. Ich habe nie erfahren, was die Ursache war, aber das Konzert konnte nach ein paar Songs normal weitergeführt werden. Man lachte. Und hatte eine Story.

Heute sind das genau jene Stories, die Steiner und Madlaina zwischen ihren Stücken erzählen. Sie sind reifer und professioneller geworden. Nach dem sie mit Element of Crime eine Zeitlang unterwegs waren, präsentierten sie sich wieder als Duo, mit einer interessanten Sammlung unterschiedlicher Gitarren und dem Keyboard.

Das Material für das neue Album, das noch nicht abgemischt ist, wurde vor einer originellen Lightshow präsentiert. Mit erstaunlichen Mitteln hatten Sie ein Bühnenbild konstruiert, das ähnlich mutig wie ihre neuen Songs daher kamen. Plexiglas in wellenförmigen Formen in einander gefügt. Mit Licht und Fantasie war es tauglich für eine rötliche Abendstimmung, aber auch für einer hektisch, flirrenden Begleitung . Sie waren lauter, wilder, dann wieder ernsthafter, und gerne auch zurückgeworfen auf das klassische Duo. Ganz ohne Band, aber dennoch mit Samples und Einspielungen von großen Arrangements, wie sie voraussichtlich im Herbst live präsentiert werden. Mit Streichern, mit Kinderchor, mit allem und jedem. Das soll kommen.

Es wird wohl ein Album mit Kapiteln werden, die für sich alleine stehen wollen. Songs, die einige Schritte weiter gehen, als man es von ihnen kennt. Soundexperimente, Genreüberschreitungen, Kompositionen, die aus dem Vollen der Möglichkeiten schöpfen. 

Was sie nicht daran hinderte, schmunzelnd im Konzert einfach mal The Cures besten Song anzustimmen. „The Boys don‘t cry“ wirkte wie aus einem Guß mit dem was voran ging und danach kam.

Steiner und Madlaina sind selbstsicherer geworden, sie wandern zwischen den Stilen umher, vereinnahmen Genres und Traditionen – so stimmen sie ein griechische Lied an, singen in ihrer heimatlichen Sprache (Schwyzerdütsch) und kommen vom Chanson zu den wilden Gitarren des Slowcore, bis sie dann doch wieder bei den perfekten Hymnen und Popsongs landen. Eine wilde Reise. Gnadenlos charmant und einnehmend präsentiert.

Externer Link: Steiner und Madlaina – https://www.steiner-madlaina.com/

Externer Link: Substage – https://substage.de/

Apollo Ghosts (Support: Lambs & Wolves) im NUN, Kulturraum, Karlsruhe am 29.03.2025

Apollo Ghosts (Support: Lambs & Wolves) im NUN, Kulturraum, Karlsruhe am 29.03.2025

Apollo Ghosts im NUN Kulturra

Es mag der Tag kommen, an dem wir alle zurückschauen und sagen, ja, wir haben die damals im NUN gesehen. Man kennt das. Dann waren es 300 Personen, die dabei waren. Auf der kleinen Deutschlandtournee der Apollo Ghosts. Bei ihrem Abstecher in Karlsruhe.

Obwohl das NUN nur um die 60 Leute fasst.

So wird das vielleicht sein. Denn sie haben das Zeug dazu.

Die Apollo Ghosts waren im NUN. Und als Support brachten sie freundlicherweise Lambs & Wolves mit. Eine Americana Band aus Freiburg. Wo die Melancholie anfängt, die Jukebox alle Hits schon gespielt hat und die letzten Gäste an der Bar einfach nicht heimgehen wollen, da ungefähr fängt der Abend mit Lambs & Wolves an.

Immer dort, wo Country eine Wärme entwickelt, und zum langsamen, engen Tanz auffordert, ist seine Nähe zum Blues am Besten spürbar. Und genau dort leiteten Lambs & Wolves den Abend ein. Mit der ruhigen, poetischen Spur, die vom Keyboard getragen, von der Lap-Steel-Guitar beantwortet und in Harmonie mit dem Stehbass funktionierte. Zu fünft auf der Bühne, durch Gitarre und Schlagzeug verstärkt, pflegten sie eine klare Songstruktur. Das war mit vielem vergleichbar. Aber brauchte vor allem den Bezug zu großen Namen nicht zu scheuen.

Lambs & Wolves im NUN Kulturraum 29.03.2025

Lamb & Wolves brachten die Authentizität, einer vergessenen Stätte mit sich. Und wiesen dabei den Weg in die Weite, die Ruhe und die lange Straße. Überraschend sie in Freiburg zu sehen – hätte man sie doch auch in einer Kleinstadt jenseits vom Rio Grande vermuten können. Wo die Sonne dunkelrot untergeht und alle Klischees eine angenehme Begleitmusik benötigen. Großes Material. Wenn es neben „ The Devil in the Orchard“ noch mehr Alben gibt, dann will ich sie alle.

Die Apollo Ghost, 4 Musiker aus Vancouver, sind im besten Sinne eine Gitarren-Band. Begleitet von einem Schlagzeuger, entwickeln sie den Drive der Achtziger, die melodiöse Form der Neunziger, die Bereitschaft alles zu vermischen aus den letzten zwanzigen Jahren. Und  vor allem die Kunst der kurzen, prägnanten Popsongs. Etwas was man mal vom Punk gelernt hatte und allen Enkeln weiter gab.

Apollo Ghosts im NUN Kulturraum am 29.03.2025

Apollo Ghosts sind die Freigeister der schnellen Melodien. Rhythmen, die nicht nur den Leadsänger zum Tanzen brachten. Man mag sich fragen, wie hitverdächtig ein Song eigentlich werden muss, um endlich dort zu landen, wo er hingehört. Apollo Ghosts spielten die Songs, die man endlich in den Reels auf Instagram hören will. Und kommen dabei mit einer Leichtfüßigkeit daher, die seinesgleichen sucht. 

Man kennt prägnante Klassiker, die aus markanten Riffs gestalteten wurden. Soundelemente, die man nicht vergessen kann. Apollo Ghosts bewiesen, unter begeistertem Jubel, dass sie sie alle können. Alle Tricks, alle Tipps, präsentiert mit einem Charme, dier sie  zum Rollenmodell für alle unabhängigen Gitarrenbands machen könnten. Die Songs waren schnell, rund, ausgefeilt und funktionsfähig. Gemacht für den Tanzboden, wie auch für Urlaubsfahrten, in denen man sie – Haare im Wind und so – einfach mitsingen will. Es war Pop, wie Pop sein kann und sein sollte. Clever, kurzweilig, und keinesfalls dramatisch, sondern immer auf den Punkt. Und dabei einfach ehrlich mit zwei Gitarren, einem Bass und einem Schlagzeug.

Und genau das führt uns dazu, dass wir irgendwann sagen werden, damals im NUN, da waren wir dabei und haben sie gehört. Den nur in den kleinen Clubs wird das Große geboren. Jenes, das dann irgendwann mal überall auftaucht. Nur nicht mehr dort, wo es mal begonnen hat.

Externer Link: Lambs & Wolves – https://www.lambsandwolvesband.com/

Externer Link: Apollo Ghosts –https://www.apolloghosts.com/

Externer Link: : NUN –https://nun.cafe/

The Royal Backwash im NUN, Kulturraum am 28.03.2025

The Royal Backwash im NUN, Kulturraum am 28.03.2025

Eine der wichtigsten Aufgaben der kleinen Bühnen und Kulturräume ist auch die Förderung neuer, junger Bands und lokalen HeldInnen. Hutkonzerte, Wohnzimmerkonzerte oder Sofakonzerte können dabei ein Weg sein. Musikerinnen bekommen eine Chance sich zu erproben, an ihren Auftritten zu feilen, aber auch sich eine kleine, aber feine Fangemeinde aufzubauen. Hutkonzerte werden dabei jene Konzerte genannt, die keinen Eintritt kosten, aber an deren Ende ein Hut (oder ein anderes Gefäß ) rumgeht, in das das Publikum einen Beitrag hinein legt. Angenehm ist es, wenn der Betrag irgendwo im Niveau der ortsüblichen oder der Lokalität angepassten , Eintrittsgelder liegt.

Angesichts des nicht zu unterschätzenden Aufwands, den ein Konzert für eine Band mit sich bringt, macht es durchaus Sinn die untere Grenze bei ca. 10 Euro zu justieren und die obere je nach Gefallen selbst zu bestimmen. Hutkonzerte sind daher nicht zu vergleichen mit Straßenmusik, bei der vorbeigehende Passanten gerne ihr Münzgeld in die bereit gestellte Kopfbedeckung werfen. Unter Umständen, auf einer belebten Fußgängerzone, kann auch bei Straßenmusik eine interessante Summe zusammen kommen. 

Hutkonzerte sind anders zu betrachten, da sie faktisch – mit Licht, Ton, einer ganzen Band, deren Ausrüstung, sowie der bereitgestellten Location – von der tatsächlichen Ausstattung und Ausrichtung einem professionellen Auftritt mit regulärem Eintrittsgeld gleichen.

Dieser Abend war ein Hutkonzerte für die Karlsruher Band The Royal Backwash.

The Royal Backwash, haben den Humor sich eine nepalesische Marchingband zu nennen, aber sind eher in einem ausgefransten und locker ausgelegtem Indie-Folk angesiedelt. Dieser kann bekanntlich für alles dienen. So nutzen The Royal Backwash die Gunst der Freiheit und mischten Gitarren-Pop mit einer elektrischen Geige. Begaben sich damit in ein Spektrum, das vieles darf, eine ganze Menge mitnimmt und vor allem zum Spaß und der vorwärts gerichteten Tanzbarkeit orientiert ist.

Das NUN ist kein Tanzpalast, die Abriss-Party war damit nicht gegeben, das Potential jedoch war vorhanden. Und immerhin brachte die Band ihre Fans mit, die eingestimmt mitsangen, wippten, den Sound kannten, und die Titel erwarteten.

Alles war tief genug im Folk, und spätestens mit der Geige, aber auch mit dem Gesang wurden Wurzeln gewahr, die im irischen, in Seemannslieder, oder im guten Popsong der Achtziger-Neunziger liegen konnte. Die Mischung machts. Das hatte im NUN verhalten Fahrt aufgenommen, denn im Umfeld eines Wohnhauses wirken die typischen NUN-Konzert eher zurückgelehnt. Nicht ganz das Metier, in dem The Royal Backwash die pure Entfaltung finden konnten. Ein nicht geringer Teil ihrer Songs forderte zum und erzählt vom Tanz.

The Royal Backwash traten zu viert auf, und nutzten damit den zur Verfügung stehenden Raum voll aus. Tanzschritte und eine milde Choregrafie, die die Bühne zuließ, deuteten darauf hin, dass sie eher laut, in Kommunikation mit den Feiernden, angesiedelt sind. Die Geige war hervorstechend, und wie bei klassischen Pophits, die den Folk als mitreißendes Element integrierten, ein führendes Instrument, das mit der elektrischen Gitarre harmonierte. Mir ihr kommunizierte und Bekanntes herausstechend zitierte. Chorgesang, der tanzende Bassist und ein Drummer, der sich schwer in der Zurückhaltung beherrschte, rundeten den Auftritt ab.

Für das NUN ein eher ungewohnter Sound, für die Band bestimmt eine leisere Location, als sie es bisher kannten, aber all das liess vermuten, dass sie es in einem lauteren Umfeld – vor allem mit diesen Fans – richtig krachen lassen werden.

Externer Link: The Royal Backwash- https://www.instagram.com/theroyalbackwash

Externer Link: NUN – https://nun.cafe/

Sunswept Sunday im KOHI, am 26.03.2025

Sunswept Sunday im KOHI, am 26.03.2025

Gewohnt bin ich im KOHI die härtere Gangart. Wohl auch experimentell. Aber den Abend verbringt man -in der Regel – mit der Bierflasche in der Hand, stehend, vielleicht an der Wand gelehnt. Bereit den Kopf zu nicken, die Füße zu wippen, leicht angedeutet vielleicht die Luftgitarre zu spielen. All das eben.

Sunswept Sunday sind ein Jazz-Duo. Noch dazu eines, dass ausschließlich Stücke des legendären Duke Ellington spielt.

Nun war Duke Ellington ein Pianist. Und Bandleader. Ein Musiker und Komponist, der heute noch von Joe Jackson und Stevie Wonder verehrt wird. Um nur zwei zu nennen. Die Liste würde wahrscheinlich unendlich lang werden, wenn man seinen Einfluss und seine Inspiration für andere MusikerInnen abbilden müsste. 

Sunswept Sunday gehen die Geschichte anders an. Höchst orginell und spannend wagen sie sich in ihrer Zweierformation, mit ungewöhnlicher Instrumentierung und Ausrichtung an Nummern, die ehedem für Bands oder klassische Jazzformationen geschrieben wurden.

Dabei spielt Torsten Papenheim Gitarre, Melodica und eine kleine Menge Mini-Percussion-Instrumente, die ebenso aus der Küche , wie aus anderen Kulturkreisen stammen können. Daniel Kartmann möchte man fast traditionell nennen am Schlagzeug, wäre da nicht das dominierende Hackbrett und ähnliche Dinge, die ich nicht beim Namen kenne.

Heraus kommt eine fast träumerische und hin und wieder ausgesprochen bluesige Variante der alten Klassiker. Was sich dem Publikum auf diesem Wege anbot, war der Soundtrack für Roadmovies, die in Lousiana beginnen und im Mittleren Osten ihr Ende finden. Im KOHI boten sie eine Querschnitt ihrer Pandemie-LP „Halfway to Dawn“, die sowohl den Titel, der als Grundlage für ihren Namen dient, wie auch weitere Stücke, die aus der Bandleader Zeit von Duke Ellington enthält.

Die Popularität und Kenntnis in Bezug auf Duke Ellington mag durchaus nicht mehr aktuell sein, die Stücke von Sunswept Sunday boten hier jedoch den Ausweg. Auch ohne Kenntnis der farbigen Geschichte des großen Jazzmusikers war es möglich sich auf den melodiösen Sound einzulassen. 

Im Gitarrenspiel von Torsten Papenheim war alles zu erkennen: Ursprung und Bestimmung den Jazz. Die Wurzeln des Blues, der harten metallenen Delta-Variante, und die kunstvolle Bearbeitung, die er im Jazz erfuhr und wie er seine Wege in die aktuelle Moderne fand.

In der Bearbeitung mit Hackbrett und Melodica, einem vollkommen anderem Arrangement, als wie man es mit der Zeit und der Herkunft dieser Musik verband, war Raum für Details, die das Zeug hatten, die Stücke zu veredeln und etwas neues zu machen.

Nimmt man die guten Erklärungen von Torsten Papenheim weg, der immer wieder den Kontext beleuchtet, dann bleibt dennoch eine Musik, die fern ihrer schriftlichen Fixierung, eine ganz eigene Klangfarbe entwickelte. Jazz, traditionell, aber gleichzeitig staubig,und karg genug, um in der Zurückhaltung einen Weg auch denen zu zeigen, die eher kritisch damit umgehen möchten. Jazz aus den Clubs, den verrauchten Hallen, in die Sonne und auf die Straße. Faszinierend in der Umsetzung. 

Das Publikum schwieg, lauschte, und folgte der Reise.

Externer Link: Sunswept Sunday –http://www.danielkartmann.de/projekte/sunswept-sunday

Externer Link: Sunswept Sunday –https://torstenpapenheim.de/performing-projects/sunswept-sunday/

Externer Link: Kohi – https://kohi.de/