Durchsuchen nach
Schlagwort: Gitarren

Thom and the Wolves im NUN, Kulturraum in Karlsruhe am 24.05.2025

Thom and the Wolves im NUN, Kulturraum in Karlsruhe am 24.05.2025

Thom and the Wolves im NUN Kulturraum, 24.05.2025 in Karlsruhe

Es war die Stimme. Fällt als erstes auf. Hatte man nicht erwartet. So rau und kräftig. Mit all dem Mut, den Nuancen, und verwegenen Hochtönen. Thom and the Wolves ist ein Projekt, das zwei elektrische Gitarren vereint, den Gesang hervorhebt und seine Wurzeln nicht verleugnen kann. 

Die Straße und das direkte Publikum müssen prägend gewesen sein. Alle Songs griffig, schnell angeschlagen und geradezu schnörkellos präsentiert. Dabei nutzte Thomas Bewernick und der Niederländer Hugo Tromp die Kanten und Ecken, sowie Kunstgriffe, die sich ihnen boten. Trieb Thomas Bewernick die Melodie vor sich her, so beackerte Hugo Tromp den Boden, das Land, die Weite und den ruhigen Moment. Arbeitsteilung. Klar vorgegeben. 

Die Bühne dabei fast dunkel, gerade zu leer – was im NUN eine Leistung ist und auf Verzicht hindeutet – hatten Thom and the Wolves erstaunlich viel Platz. Schon anders erlebt. Das war die pure Bescheidenheit. Lorenzo hatte bei der Einführung erwähnt, wie er Thomas Bewernick damals auf der Straße erlebt hatte. 

Man konnte es sich vorstellen. Die markante Stimme, lautstark in Dresden. Nachvollziehbar. Hätte man ihre Herkunft also auch gesucht.

Das NUN ist bekannt für seine Entdeckungen. Künstler, die irgendwo – auf Festivals, in den sozialen Medien oder einfach nur auf Straßen – es schaffen, im kleinen Kreis zu brillieren. Die mit einem Instrumentarium, das zurückhaltend eingesetzt wird, Akzente und nachhaltige Momente schaffen.

Thom and the Wolves haben zwei CDs draußen, eine dritte soll dieser Tage auf Bandcamp zum Download bereit stehen. Sie arbeiten dabei mit dem schnellen Rhythmus der Leadgitarre von Thomas Bewernick und der ruhigen, fast zurückgelehnten Begleitung von Hugo Tromp

Etwas was den kompletten Auftritt durchzog. Hugo Tromp sitzend, eher etwas im Hintergrund, ohne Mikrofon, Thomas Bewernick alleine, stehend, ohne Chor, ohne Loop, bauend auf die Facetten seines Gesangs, der nach Kneipe, Prärie, Tod und Teufel, Liebe und Leben klang. Also alles. Mit allen Spuren, die es brauchte.

Dazwischen, kleine Geschichten, zurückhaltend erzählt, aber eher verzichtend auf große Worte, Ausführungen und mannigfaltige Deutungen. Wozu auch? Das Gebäude, das sie errichteten, war ein Konstrukt aus einem eigenen Sound, der für sich selber stand. Geradezu abgenagt auf die notwendigen Bestandteile, hielt das Fundament, taugte für neues, unbekanntes Material und forderte zur Zugabe. 

Thom and the Wolves haben ein sehr eigenes, karges Rezept, dass sich auf eine überschaubare Menge an Bestandteile verlässt, aber vor allem, gutes, gerades Songwriting ist. Fetter möglich. Muss aber nicht sein. Und das zeichnete es aus. 

Gespannt wie es weiter geht. Wohin es geht. Auf Bandcamp kann man sich ja benachrichtigen lassen. Machen. Reinhören.

Nachtrag: Auf der Homepage von Thom and the Wolves ist das dritte Album schon erhältlich. Auf Bandcamp dauert es wohl noch. Link unten.

Externe Links:

Thom and the Wolves Homepage – https://thomandthewolves.com

Thom and the Wolves auf Bandcamp – https://thomandthewolves.bandcamp.com/album/thom-and-the-wolves

NUN Kulturraum – https://nun.cafe/

Bernhard Eder im NUN, Kulturraum in Karlsruhe am 17.05.2025

Bernhard Eder im NUN, Kulturraum in Karlsruhe am 17.05.2025

Bernhard Eder und Lüder Apel im NUN Kulturraum in Karlsruhe, am 17.05.2025

Wien, Erfurt, Karlsruhe. Dann wieder zurück, alles mit der Bahn und den Merch im Handgepäck. Bernhard Eder, ausgestattet mit der akustischen Gitarre und an der E-Gitarre Lüder Apel, begaben sich auf die harte Tour direkt in das NUN. 

Der Frühling ist ein Sommer, der Mai schon erstaunlich warm, und so sind die Biergärten voll, die Straßenfeste schon einige an der Zahl und leichte Kleidung angesagt. Karlsruhe war schon immer der Süden, die erste Hitze des Jahres und bereit sich auf alles Mediterrane einzulassen. 

Es ist die Phase, in der in vielen Clubs und Venues die besten Konzerte stattfinden und nochmal alle durch die Lande reisen. Noch nicht zu warm, nicht mehr zu kalt. Die Nächte beginnen länger zu werden. Und eigentlich müssten die Maikäfer gegen alles knallen. So ungefähr.

Das NUN kann eine Insel sein. Ein ruhiger Ort, um zurückgelehnt, in einem ganz eigenen Format, das zu genießen, was nur hier in so dargeboten wird. Bernhard Eder, eigentlich mit Band auf seinen Alben vertreten, und in seiner Heimat Österreich in dieser Besetzung auf Tour, schränkte sich ein, liess das Schlagzeug daheim und nahm Rücksicht auf die Nachbarn. 

Geschadet hat es ihm nicht. Im Gegenteil. Für Vielstimmigkeit, einem begleitetenden Chor, den unterstützenden Elementen, die den Beat anstimmten, sorgte der Loop, und ansonsten gab es ja die Slide- und Bottleneck-Effekte, die Lüder anstimmte. Zwischen Blues und Pop. Sowie der Harmonie großer Vorbilder und dem weiten Feld, auf dem man den guten Song aufspannt und entwickelt.

Das NUN war gut besucht. Trotz der großen Konkurrenz weiterer Veranstaltungen im Umfeld. Wer es kennt, lässt sich gerne drauf ein, wer es nicht kennt, wird überrascht von der hochkarätigen Auswahl sein. 

Auch Bernhard Eder schaute auf eine beachtlich Sammlung an Materialien und Songs zurück, die es wert sind neu entdeckt zu werden. Vor allem in der dargebotenen Variante. Essentielle Bestandteile seiner Kompositionen wurden dabei herausgestellt, und offenbarten sein gutes Händchen für die Möglichkeiten im Kleinen und Großen.

Im Hintergrund, fast kaum beachtet, steht im NUN ein Klavier, versteckt am Rand, eigentlich im Bereich des Publikums. Bisher wagte es noch niemand, es im Rahmen eines Auftritts zu benutzen. Bernhard Eder setzte sich daran. Ungeachtet der zeitbedingten Tonlage, die es mittlerweile hat. 

Seine Songs sind eingängige, geradlinige, ausgereifte und klar strukturierte Werke. Englisch gesungen, tauglich um dich durch den Tag zu begleiten, durchzogen von einem vielstimmigen Spiel und einer Begrenzung auf die nötigen Effekte. Diese kleinen – durchaus für sich stehenden – Erzählungen wirkten erfrischend rund und abgestimmt. Eigentlich so, als wäre diese kleine Besetzung ihre ursprüngliche und vorgesehene Form. 

In der Vergangenheit schon erwähnt, es ist sehr ruhig im NUN. Der Getränkeverkauf ist während dem Konzert eingestellt, die Stille ist die größte Prüfung und der heimliche Star eines jeden Auftritts. Bernhard Eder und Lüder Apel meisterten es mit Bravour, hatten die richtige Tour gemacht und ein wunderbares Kleinod an Konzert in einer einmaligen Besetzung angeboten.  Angenommen, gerne wieder, und drei Zugaben waren für die Anwesenden immer noch zu wenig. Ernsthaft.

Externe Links:

Bernhard Eder – https://bernhardeder.net/

NUN –https://nun.cafe/

Alexis Frrench (Support TMBM) in der Alten Oper, Frankfurt am 18.03.2025

Alexis Frrench (Support TMBM) in der Alten Oper, Frankfurt am 18.03.2025

Es kommt natürlich nicht oft vor, aber hin und wieder, das muss ich gestehen, besuche ich Konzerte wegen der Vorgruppe.

TMBM sind zwei Gitarristen aus Berlin,  die mir schon vor längerer Zeit aufgefallen sind und deren Weg ich seitdem verfolge. In jenen Tagen, in denen ich auf sie aufmerksam wurde, interpretierten sie unter anderem Stücke von Martin Kohlstedt. 

Ich arbeitete mich damals sowieso sukzessiv, über Wochen und Monate, durch die komplette erreichbare Richtung, die sich nach Belieben als neue Klassik oder Minimal Musik ausgibt. Die Grenzen sind fließend. Kolhstedt, Einaudi, Hauschka, Lambert, Frederico Albanese und Yann Tiersen standen damals auf der Playlist. Und auch wenn sich nicht alle und immer der Minimal-Musik verschrieben hatten, bekam ich das Gefühl, einen unendlichen Kosmos betreten zu haben. 

Das Spektrum dieser Musik war voll mit Brüchen, Experimenten, Anleihen. Es gab und gibt große und kleine Unterschiede zwischen den einzelnen Musikern. Färbungen in die eine und andere Richtung. So virtuos und kenntnisreich sie sich in dem Feld der neuen Klassik bewegten, so sehr wagen sich manche auch an die elektronische Musik, mischen sie mit rein, oder begeben sich zeitweise komplett in diesen Bereich.

Aber: Eines hatten fast alle gemeinsam. Sie bedienten fast ausnahmslos oder hauptsächlich das Keyboard bzw. Piano. Das Instrumentarium scheint begrenzt, und kammermusikalisch auf Tasteninstrumente ausgerichtet.

TMBM gingen das Thema anders an. Und das machte mich neugierig. Sie spielten die instrumentalen Stücke, die für das Klavier geschrieben, und auf diesem interpretiert wurden, auf ihren Gitarren. Es funktionierte. Es funktionierte grandios. Im Duett erreichte es eine Qualität, die Spuren zu historischen Klängen aufwiesen, alles in allem klassische Aspekte, die jenseits der gewohnten Töne lagen. Vieles wirkte filigraner, manches akzentuierter.

Ihre erste LP beinhaltete dann eigene Stücke, die die Tradition, in die sie sich rein begaben, fortsetzte. Und wenn ich von der LP spreche, dann muss darauf hingewiesen werden: Von. TMBM gibt es keine CD! Wer keinen Plattenspielter hat, darf sie aber gerne downloaden und streamen.

Sie in Frankfurt zu sehen, in einem historischen Rahmen, als Vorgruppe für Alexis Frrench war also ein Glücksfall, mit dem ich so schnell nicht gerechnet hatte. 

Zwei Gitarren, rein instrumental, kein Gesang, mit langsam anschwellenden Melodien und einer wiederkehrenden Ruhe, die sich einschmeichelt, melodiös umgarnt um sich dann langsam zu steigern- so begeisterten sie ihr Publikum. Der Ruhe war faszinierend, der Beifall enthusiastisch. TMBM schafften es erstaunlich gut, und in wenigen Minuten, mit ihren Konzept und Arrangements die Menschen, die sie nicht kannten, zu erobern. 

Dazwischen kleine Anekdoten, Hintergrundgeschichten, alles sehr in Berlin angesiedelt. Orte, die ihren Stücken die Farbe geben, das Leben in der großen Stadt, das jeder kennt und jeder mitfühlen kann. Vor allem in Frankfurt, dass sein ganz eigenes Tempo hat, aber nahe genug an Berlin dran ist.

Ein Vorpgramm ist viel zu kurz, eine Platte viel zu wenig. Darum ist es vollkommen klar, dass an anderer Stelle dieses Projekt noch mal erwähnt werden wird. Vor allem gilt es das Rätsel um den Namen zu klären. Und überhaupt, wie es zu all dem kam. 

Alexis Ffrench, der eigentlich Hauptact bedarf nicht so vieler Worte. Hochbegabt, purer Wohlklang, angereichert mit Geschichten,die angesiedelt sind in einer Welt, die Musik feiert, hochleben lässt und vermittelt, schwelgte er in den schönsten Tönen, begleitet von eingespielten Streichern, die seinem Pianospiel einen orchestralen Klang verliehen. Er hatte sein Publikum ein volles Haus und die Kunst, dieses zu fesseln. Ich konnte ihm leider nicht ganz so viel bewohnen, um den Abschluss mit zu bekommen, aber die Deutsche Bahn kämpfte wohl mit Baumstämmen und sonstigen Widrigkeiten, die mich zwangen, rechtzeitig die Heimreise anzutreten. Daher möge man es mir verzeihen, wenn ich der Vorband mehr als dem Hauptact widme. Das kommt vor, und ist keine richtige Wertung. Nur eine Wertschätzung für TMBM. Sie haben es verdient. Sie können es live und gönnt es euch, wenn sie in eure Nähe kommen.