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Tag: Mischpoke

Mischpoke – live in der Providenzkirche, Heidelberg (02.11.2024)

Mischpoke – live in der Providenzkirche, Heidelberg (02.11.2024)

Die Mischpoke aus Hamburg lud zur ihrer eigenen Interpretation der Klezmermusik ein. Modern, aufgeschlossen, augenzwinkernd wiesen Sie daraufhin, dass es Klezmer 2.0 sein könnte, aber von Ihnen „Klezmer High Life“ genannt wird. Und sie gaben damit einen Weg vor, dem ihr Publikum gerne folgte.

Zum ersten Mal in Heidelberg, in der kleinen Kirche, die sich an die belebte Fußgängerzone schmiegt, zwischen Eis- und Outdoorläden. Hier taten die fünf MusikerInnen alles, um ihr Publikum auf eine kurzweilige Reise in die Möglichkeiten des Klezmer mit zu nehmen.

Die interessante und begeisternde Verquickung verschiedener Genres und Stilrichtungen beherrschen Mischpoke ohnegleichen. Immer dem Klezmer verbunden schleichen sich alle möglichen Klänge in ihre Konzerte, die sich im Jazz, Swing und Chanson ebenso finden könnten.

 Für Mischpoke, das bewiesen sie auch bei ihrem Konzert, scheint es hier keine Grenzen zu geben, die nicht für ein Crossover mit der jüdischen Tanzmusik überwunden werden können.

Klezmer ist schon immer eine Musik, die sich durch ihre Reise auszeichnet, die sie im Laufe der Jahrhunderte durch die verschiedensten Regionen unternahm. So ist es eigentlich nur folgerichtig, dass die Band mit einer ungebremsten Spielfreude drauf und dran ist, mit allen Regeln zu brechen.

Nehmen wir „Dona“ (nun „Dona Reloaded“): Wer es wagt, einen Gassenhauer der Liederbücher und Lagerfeuer, mit einem Rap zu verfeinern, und dabei trotzdem auf die eigentliche Geschichte zu verweisen, der geht schon ziemlich weit. Und das mit Bravour. In der Zusammensetzung aus Klarinette, Geige, Gitarre, Stehbass (gekonnt gespielt durch eine Vertretung für die erkrankte Bassistin) und, ebenfalls sehr ungewöhnlich, Flügel, bewiesen Mischpoke, das eigentlich fast alles geht, wenn man es nur kann. So vermischte sich der Sprechgesang mit dem Jiddischen, durchaus gewohntem und blieb in der Tragik transparent und ausgesprochen deutlich.

Hervorstechend waren dabei immer wieder die Eigenkompositionen, die einen Raum für Improvisationen ließen, der dem Jazz entsprach. Hier offenbarte sich wie vertraut ein neues Stück Klezmer klingen kann, wenn es die traditionellen Elemente nimmt, verfremdet, öffnet und der Spielfreude großen Raum lässt.

Die Providenzkirche ist ein sehr sakraler Ort. Der Auftritt fand vor dem geschmückten Altar statt, das Publikum saß auf Kirchenbänken. Klezmer ist jene Musik, die auf Hochzeiten gespielt wird, die leidenschaftlich schneller wird, und sich furios zu steigern versucht. In dem die Klarinette die Geige herausfordert, und der Gesang die Tanzenden antreiben kann. All das fand statt, und zum Schluss war das Publikum nicht nur geneigt, mit zu singen, sondern auch tanzend in die zweite Zugabe zu swingen. Sah durchaus so aus, als würde man Mischpoke aus Hamburg gerne wiedersehen.

Externer Link: https://mischpoke-hamburg.de