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Schlagwort: Rock

Nachtrag: Daënk/Twin Noir in der Stadtmitte (11.10.2025) – Eskorzo im Tollhaus (18.10.2025)

Nachtrag: Daënk/Twin Noir in der Stadtmitte (11.10.2025) – Eskorzo im Tollhaus (18.10.2025)

Daënk in der Stadtmitte Karlsruhe am 11.10.2025
Daënk in der Stadtmitte Karlsruhe am 11.10.2025

Eine kurze Einleitung, sehr privat und spontan, vorne weg: Hin und wieder klappt es nicht mit den selbst gestellten Aufgaben. Dann kommt eine Erkältung dazwischen, dann schleudert es mich kurz aus der Kurve. 

Ich hätte in solchen Fällen gerne  Material vorbereitet, würde eher etwas zwischen rein schieben, was schon vorhanden ist – aber so läuft es leider nicht. Was sich hier findet, das hat zwar eine Vorbereitung, aber liegt nicht auf Halde, sondern fließt immer direkt auf die Webseite. Daher nun zwei kurze Rezension von zurückliegenden Konzerten, die leider etwas zu spät einfließen. Sorry.

Daënk spielte am 11.10.2025 in der Karlsruher Stadtmitte in einem Doppelkonzert mit der Berliner Gruppe Twin Noir. Begleitet dieses Mal von einem Schlagzeuger und einem Gitarristen, sowie dem Produzenten am Notebook für die restlichen Instrumente und Effekte  Damit präsentierte er sich merklich kraftvoller und schweißtreibender. Die Energie, die seine Begleiter vermittelten, wirkte sich bei diesem Clubauftritt sichtbar auf die Performance und den Vortrag aus.

Seine tiefe Stimme, wie geschaffen für die Dramatik eines guten Rocksongs, ergänzte das Gitarrenspiel und die Drums, in einer Weise, die heraus kristallisierte wo der Sound herkommt und wo er hingehen wird. 

Daënk präsentierte mit seinem deutschsprachigen Rock eine Schnittstelle zum Verständnis für den Chanson und die Dinge, die ihn bewegten, sowie der Intensität seiner Wurzeln im Grunge. Aussagen, die in dieser Form , verletzlicher, näher, aber auch wirkungsvoller rüberkamen. 

Es war spür- und sichtbar, dass die Stücke für die Bühne gemacht sind, in ihrer Wucht ihr Publikum fanden und im Aufbau und Struktur immer eine Steigerung im Zusammenspiel finden.

Die Bühne der Stadtmitte, oft genug der härteren Gangart verpflichtet, war damit der richtige Ort für die Präsentation seines neuen Albums. 

Twin Noir in der Stadtmitte Karlsruhe am 11.10.2025
Twin Noir in der Stadtmitte Karlsruhe am 11.10.2025

Danach Twin Noir. Schwarz verpflichtet, zwei Gitarren mit einer Handvoll Effekte, reduzierten die Beiden aus Berlin den Sound auf ein gerades, klares Konzept, das sie entschlossen voran trieben. 

Twin Noir zitieren dabei die frühen Jahre des Punks, deren Kompromisslosigkeit und einfachen Struktur, aber auch die Tanzbarkeit des New Wave und der Neuen Deutschen Welle. Sie erhalten sich ihren Humor, schieben das Ding voran, mit einem satten, geraden Sound, möglichst laut, um jeden mitzunehmen. 

Das macht Spaß, das reißt das Publikum mit, das ist rotzig und vom Selbstverständnis ehrlich und arrogant genug, um eine Linie zu sein, die nicht kalt lässt. Sie sind dabei eine jener Bands, die mit großer Kenntnis zitieren, aber einen eigenen Stil daraus entwickeln, der irgendwo zwischen Retro und Zukunft angesiedelt den wilden Gitarrensound der Garagenpunks weiterentwickelt.  Das ist voll Glimmer, Selbstironie und grandioser Entschlossenheit. Da gibt es nichts dagegen zu sagen, das nimmt man erstaunt mit, das gefällt und will man wieder sehen.

Eskorzo im Tollhaus am 18.10.2025
Eskorzo im Tollhaus am 18.10.2025

Aus einer ganz anderen Ecke und auch in einem anderen Umfeld angesiedelt und auf die Bühne gebracht ist Eskorzo. Ich hatte schon mal enthusiastisch über sie berichtet, und das dürfte nun ein Jahr her sein. Dem etwas an zu schließen fällt fast schwer. Eskorzo spielten gewohnheitsmäßig im Tollhaus. 

Dabei fuhren sie wiedermal eine wilde Mischung aus Ska, lateinamerikanischen Sounds, sowie gut platzierte Anteile aus dem Rock auf, aber auch aus sonst allem, was zwischen Brass und Gitarre möglich ist.

Eskorzo, das ist ein Schlagzeug, ein Percussionist, zwei Bläser, ein Gitarrenspieler, einmal Bass und ein Sänger. Die kleine Bühne im Tollhaus war damit voll. Ganz abgesehen davon, das Eskorzo quasi immer in Bewegung sind. Sie rennen, sie tanzen, sie haben ihre eigene Choreographie, sie springen ins Publkum – kurz, die Show ist energiegeladen, packend, wild und nimmt alle ab der ersten Minute mit. Das ist die Regel, das ist das Muss. So geht das aus.

Allen voran ein Sänger, bärtig, bunt und entschlossen, der es immer wieder schaffte, die Menge vor der Bühne aufzufordern. Er sang, er sprach, er rief, er brummte und tappte,  er flirtete – während die restliche Band, die Seiten wechselte, auf der Bühne hin- und hersprang, so dass es keine ruhige Minute gab. Eskorzo nehmen traditionell die Bühne im Sturm und lassen sie nicht mehr los. Das ist und war das Programm, das war schon im letzten Jahr so, darauf freuen wir uns auch im nächsten Jahr. Wer ein Herz für das Sammelsurium lateinamerikanischer Stile hat, mit allem, was diese Bewegung mitbringt, der wird in Mestizo verliebt sein. Eskorzo gehören zu den lebhaftesten und anregendsten Vertretern des Genres. Lohnt sich.

Plattenläden in Den Haag (5): Empire Records

Plattenläden in Den Haag (5): Empire Records

Empire Records Den Haag
Empire Records Den Haag

Empire Records

Korte Houtstraat 12, 2511 CD Den Haag

Empire Records ist eigentlich gar nicht so schwer zu finden. Es handelt sich wahrscheinlich um den traditionellsten und zentralsten Second Hand Plattenladen in der Mitte Den Haags. Unweit vom Regierungssitz, nahe der amerikanischen Buchläden.

Im Gegensatz zu andern Second-Hand-Plattenläden führt Empire-Records eine beträchtlich Anzahl CDs aus dem populären Spektrum. Rock und Pop steht satt in den Regalen, alles, was man kennt – und was zählt – , dazu noch Country und viel Rock‘n‘Roll.

Wenig Neuware, aber solche ist durchaus vorhanden. Empire Records ist einer von den liebenswerten Second-Hand-Plattenläden, die wirken als hätten sie die Ära des Streamings schadlos und allen Widrigkeiten trotzend überstanden. Man fühlt sich zurückversetzt in jene Zeit, als Plattenläden Treffpunkte und Horte der Kultur waren. Als man fachsimpelte, die Musik noch benannte nach dem „3 Titel auf der ersten Seiten“ und ähnlichen kryptischen Formeln.

Preislich ist Empire Records sehr lohnend und realistisch. Schnäppchen sind nicht die Ausnahme, und das Publikum ist gemischt zwischen alt und jung, so dass ein großes Interessens-Spektrum zusammen kommt.

Im Rock‘n‘Roll-Bereich, der sehr liebevoll alles enthält, was heute noch wohlklingende Namen hat, fand ich den von mir geschätzten Sandy Nelson. Erstaunlich wieviele Platten von ihm in irgendwelchen Winkeln und Flohmärkten auftauchen. Das es eine gab, die nur Interpretationen von Fats Domino-Songs enthält, war mir neu und passt nicht unbedingt zum ungestümen Oeuvre des Drummers. Ich bin gespannt, kam noch nicht zum anhören.

Marike Jager ist eine holländische Sängerin, die mal kurzzeitig versuchte, auch in Deutschland Fuß zu fassen. Klappte nicht ganz so gut, aber ist mir seither ein Begriff. Im Rahmen der aktuellen Den Haag Reise hatte ich mal die Chance mich mit ihrem Material einzudecken.

Empire Records ist schon für das Gefühl wichtig. Ganz ohne Entdeckung wird wohl niemand rausgehen, und die meisten werden die Auswahl sehr begrüßen. Und die Lage in Den Haag verpflichtet fast zum Besuch. Im Umfeld gibt es soviel, das man sich mal anschauen sollte – keine Chance daran vorbei zu gehen.

Empire Records Den Haag
Empire Records Den Haag
Empire Records Den Haag
Empire Records Den Haag

Gekauft:

Sandy Nelson – plays Fats Domino

Marike Jager – The Silent Song

Marike Jager – Here comes the night

Plattenläden in Den Haag (4): 3345

Plattenläden in Den Haag (4): 3345

3345 Den Haag
3345 Den Haag

3345

Noordeinde 87G, 2514 GD Den Haag (Externer Link: https://3345.nl/)

3345 trägt das Programm schon im Namen. Prägnanter geht es kaum. 3345 haben sich auf Neuware spezialisiert. Im Umfeld einiger hipper und angesagter Läden passt sich 3345 mit seinem offenen Design, und der lichten Atmosphäre vorzüglich an.

Im hinteren Bereich findet sich auch Second-Hand-Ware, allerdings in einem thematisch sehr interessanten Feld. So ist einer der Schwerpunkte (neben den regulärem, gut sortierten Pop und Rockbereich und Hip-Hop-Regal) dort z.B. auch ein sehr umfassendes Electronic und Minimal-Musik bzw. „Neue Klassik“-Fach. Letzteres habe ich in der Ausprägung nirgendwo gefunden, daher gehört es zu den Alleinstellungsmerkmalen von 3345. Die Namen, die sich dort fanden, weisen auf Spezialisierung und tiefe Kenntnis hin. Dasselbe kann man auch durchaus über den Electronic-Bereich sagen.

Schön zu sehen war auch, das in in allen Sortierungen lokale Helden berücksichtigt werden. Etwas, das ich sehr schätze, auch wenn der Kauf meist ein Glücksspiel ist, da ich nicht die Geduld besitze in Läden etwas anzuhören.

Weltmusik, die allgemein in den niederländischen Plattenläden einen anderen Stellenwert genießt, wird hier „Regional“ genannt. Sie zeichnet sich ebenfalls durch Umfang, Tiefe und einem interessanten Variantenreichtum aus.

Der Abverkauf in 3345, der ein eigenes Regal mit Neuware füllt, folgt nicht unbedingt den gewohnten Regeln und scheint den eigenen Erfahrungen geschuldet. Was zur Folge hat, dass sich auch dort Platten finden, denen andernorts noch mehr Chancen eingeräumt werden. Für den Sammler und Fan also die Möglichkeit auf Schnäppchen und Entdeckungen. Vieles, was wirklich nicht typisch ist, und sehr individuell auch im Bezug zur hiesigen Szene steht.

Ausgesprochen freundliches Personal, sehr nett, hilfsbereit und gut für ein kurzes Gespräch. Man hat es etwas bedauert, dass aktuell ein Gerüst die Ladenzeile verdeckt, aber das soll das Interesse nicht mindern.

Was ich mitnahm, das waren natürlich auch zum Teil bekannte Namen: Amalia Rodrigues steht für Fado, und gehört zur Pflicht. Ihr Oeuvre ist immer wieder erstaunlich. Und jedes mal, wenn ich denke, dass ich schon alles haben müsste, taucht etwas neues auf. Folglich bin ich etwas wahllos im Kauf.

Sophie B. Hawkins ist eine frühe Liebe. Jemand, von dem ich mir immer noch mehr Songs erhofft hatte, und eigentlich hätte es auch das Potential gegeben, aber so bleibt es halt eine unbestimmte Treue und Hoffnung, die mich dazu bringt, weitere Platten zu kaufen.

Tim Knoll ist ein regionaler Bluegrass-Held. Ich sah ihn auf dem Bluegrass-Festival in Rotterdam, und war überrascht, wie traditionell und tief verwurzelt er klang. Kein Erneuerer, kein Erstürmer der heiligen Bastion, eher ein Bewahrer eines Grals wie ich ihn vor Ort nicht erwartet hätte. Bei 3345 stand er im Sales. Keine Chance daran vorbei zu kommen.

3345 ist in sehr angesagten Genres, sicher auch für DJs, eine wichtige Adresse. Auffallend ist das geräumige, ordentliche und damit freundliche Ambiente, dass dem Laden sehr viel Helligkeit und Offenheit zur Straße hin erlaubt. Das Publikum ist bunt gemischt – ich habe den Altersdurchschnitt entscheidend gehoben – und passt gut zur hiesigen Szene, die auch von der naheliegenden Kunsthochschule geprägt ist.

3345 gehört zu den Pflichtbesuchen, vor allem, wenn man etwas über die lokale Szene erfahren will. Electronic und Heavy Metal gehören zu den angesagten Themen, die man sich mal anschauen sollte.

3345 Den Haag
3345 Den Haag
3345 Den Haag
3345 Den Haag

Gekauft:

Amalia Rodrigues – Marchas de Lisboa

Tim Knoll – Long live your friends

Sophie B. Hawkins – Free Myself

Plattenläden in Den Haag (3): Bennies Fifties Den Haag

Plattenläden in Den Haag (3): Bennies Fifties Den Haag

Bennies Fifties Hague (Den Haag)
Bennies Fifties Hague (Den Haag)

Bennies Fifties Den Haag

Namensestraat 73, 2587 VX Den Haag (Externer Link: https://www.fiftiesstore.com/bennies-fifties)

Zu Bennies Fifties muss man zu allererst sagen: Das ist eigentlich kein Plattenladen. Das ist ein bunter Rausch, ein Museum, ein Ort, an dem man sich eine halbe Ewigkeit aufhalten kann und immer noch etwas entdeckt.

Den Haag ist bekannt für seine Gerichtsbarkeiten, seinem internationalen Strafvollzug und seinem Gefängnis. Unweit vom Gefängnis, auf dem Weg nach Scheveningen findet sich in Seitenstraße – in der man es nie vermutet hätte – die größte Sammlung Musikboxen, die ich bisher mit eigenen Augen gesehen habe. Bennies Fifties sieht schon von außen nicht nach einem Record-Store aus. Im Schaufenster findet sich Reklame aus den Fünfziger, Zapfsäulen und ähnliche Accessoires, die aber nicht alle in dem geschätzten Zeitrahmen beheimatet sind.

Das komplette Interieur des Ladens erinnert zwar an die Fünfziger, ist knallbunt und reicht von Klamotten, über Schilder und schlicht alles mögliche bis hin zu erstaunlichen Nerd-Utensilien, die man hier nicht vermutet hätte. Schwer einzuordnen, und der richtige Ort um Entdeckungen zu machen. Alles nicht so richtig zu fassen, und daher braucht es Zeit.

Das wichtigste für die Schallplattensammler: Bennies Fifties hat zu einem gigantischen Teil Neuware. Und hier geht es gnadenlos durch alle Genres, Stile und Veröffentlichungen. Vornehmlich Rock und Popmusik, aber auch Indie ist vertreten. Und zwar so dicht, so gepresst und in einer solchen Zahl, dass man die Fächer erstmal von einem Stoß Platten befreien muss. Man kommt sonst schlicht nicht durch. Mehr passt einfach nicht in die Boxen. Es macht auch Sinn, einfach mal nebendran zu schauen, denn hin und wieder liegt die komplette Discographie eines Künstlers einfach auf dem Boden oder in der Nähe. Dass ich Miley Cyrus hier kaufe, hätte ich nicht gedacht. Aber bei den aktuellen weiblichen Superstars ist es fast unmöglich bestimmte Ausgaben zu vernünftigen Preisen zu bekommen. Hier fand sich eine frühe Platte.

Bennies Fifties Hague (Den Haag)
Bennies Fifties Hague (Den Haag)

Es gibt auch eine Menge unsortierter Second Hand Scheiben in der 3 Euro Preislage, die aber mit viel Geduld betrachtet werden müssen. In der Mehrzahl handelt es sich eben um das, was liegen bleibt. Sampler, oder vergessene Helden der Schlagerära. Viel interessanter, und unerschöpflich dürften die Singles sein, die in einer unüberschaubaren, aber gut sortieren Weise fast jeden Namen anboten, der irgendwann mal wichtig war.

Vermutlich verpflichten die Musikboxen, die überall herumstehen, schon dazu. Allein die Musikboxen sind schon ein Besuch wert. Alle sind in einem vorzüglichen Zustand, angeschaltet und erstrahlen in den schönsten Farben.

Die Cramps fanden sich übrigens ebenfalls. Und ich hatte mir irgendwann mal geschworen, sie mitzunehmen, wenn ich eine Platte von ihnen finde. „Flamejob“ mag jetzt nicht das seltenste Exemplar sein, aber es sind die Cramps. Ich hätte es bereut, wenn ich sie nicht mitgenommen hätte.

Bennies Fifties Hague (Den Haag)
Bennies Fifties Hague (Den Haag)
Bennies Fifties Hague (Den Haag)
Bennies Fifties Hague (Den Haag)

Gekauft:

The Cramps – Flamejob

Miley Cyrus – Younger  Now