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Monat: Juli 2025

Black Sea Shipping Company bei „Das Fest goes Schlachthof“ im Tollhaus am 23.07.2025

Black Sea Shipping Company bei „Das Fest goes Schlachthof“ im Tollhaus am 23.07.2025

Black Sea Shipping Company bei „Das Fest goes Schlachthof“ im Tollhaus am 23.07.2025

An einem einzigen Tag gönnt sich der Aufbau des Festes auf der Günther-Klotz-Anlage etwas Ruhe, um die letzten Dinge vor der Eröffnung am Donnerstag noch zu testen und auf den besten Stand zu bringen.

Das traditionelle „Fest am See“, das in der Zeit vor dem Festival stattfindet, wird dann in die Räumlichkeiten des alten Schlachthofs verlegt. Der „Alte Schlachthof“ entwickelt dabei eine eigene Dynamik und Tradition, die alle Spielstätten und Lokalitäten vor Ort mit einbezieht. 

In diesem Sinne öffnet auch das Tollhaus seine Pforten, verlagert das Zeltival, das zur Zeit stattfindet, in den Innenhof und baut eine Open Air Bühne auf. Tatsächlich fühlt sich alles noch mal an, als ginge es zurück zu den Wurzeln. 

„Das Fest goes Schlachthof“ vermischt dabei in angenehmer Weise das Publikum der Events. So kommt es, das FEST-Besucher in Berührung mit den Aktiven der kleinen Veranstaltungsorte kommen, aber auch im umgekehrten Fall, das FEST seine Vorteile hinsichtlich der Vielfalt ausspielen. 

In diesem Rahmen ist die Black Sea Shipping Company bestens angesiedelt. Seit 2021 erspielen sie sich ein bunt gemischtes Publikum, das die Bandbreite der jungen Band zu schätzen weiß. Auch im Tollhaus ist die Mischung aus Swing, Balkan, Klezmer und Americana die Aufforderung zum Tanz.

Black Sea Shipping Company bei „Das Fest goes Schlachthof“ im Tollhaus am 23.07.2025

Es geht mitllerweile wild und ungestüm auf den Konzerten her. Es wird gewippt, geschnippt, die Menge wird unruhig, springt herum und feuert die Band an. Ein fester Stamm an Fans hat sich etabliert. Darunter Lindy-Hop-Tänzer, Folkfans und alle die, raue Songs, ukrainische Poesie und handgespielte Instrumente mögen. 

Die Stimmung ist ausgelassen. Die Freude der Band darüber anzusehen, und so ist das Wechselspiel zwischen den MusikerInnen und ihren Fans, ein wachsendes Potential. Ihr Ruf wird ihnen voraus eilen. Die Freunde ihnen folgen. 

Natürlich ist es nur eine Frage der Zeit bis die Konzerte voller, die Räume größer werden und die Black Sea Shipping Company ihren Namen und ihre Zugkraft voll einsetzen kann. Musikalisch sind sie eingespielt, beherrschen die Vielzahl ihrer Instrumente und bieten dabei eine Spannbreite an Möglichkeiten, die scheinbar von Konzert zu Konzert erweitert wird. 

Ich konnte sie leider nur bis zur ersten Hälfte verfolgen, denn das Angebot auf dem „Fest goes Schlachthof“ läuft weitgehend parallel ab. Das heißt, es gab unweit noch weitere Gruppen, auf die ich gerne einen Blick werfen wollte. Die Black Sea Shipping Company werde ich wieder sehen. Empfohlen ist das Konzert am 24.10.2025 im Tempel. Vermutlich wird es voll. Und sicher wird getanzt. Macht euch auf was gefasst.

Die Black Sea Shipping Company hat übrigens im englischen Wikipedia einen legendhaften Eintrag über eine einst real existierende Schiffahrtsgesellschaft. Es ist fast an der Zeit, dass dieser Eintrag um einen berühmten zweiten Punkt für eine weitere Bedeutung ergänzt wird, denn die Karlsruher Gruppe macht gerade ihren Weg.

Externer Link: Black Sea Shipping Company – blackseashippingcompany.de

Externer Link: Tollhaus – Tollhaus.de

Janne Timmer im PAARD, Den Haag am 10 Juli 2025 (Support für Bywater Call)

Janne Timmer im PAARD, Den Haag am 10 Juli 2025 (Support für Bywater Call)

Janne Timmer im PAARD in Den Haag am 10 Juli 2025

Zugegeben, das was ich jetzt mache, ist eher ungewöhnlich. Bywater Call waren die Hauptband des Abends, Janne Timmer bestritt nur als Support das Konzert. Es hat sich viel aufgestaut in der letzten Zeit. Die Eindrücke von meiner Reise in die Niederlande waren vielfältig und vollgepackt mit Musik. Hinterher fällt es etwas schwer einzelne Momente noch einmal hervor zu holen und ihnen die richtige Beachtung zu schenken. 

Ich kaufte einen beachtlichen Stapel Musik ein, besuchte eine Menge Konzerte und mein spezieller Fokus liegt generell auf die Namen, die mir bis dahin unbekannt waren. Jede Stadt ist dabei ein eigenes Universum, das es zu entdecken gilt. Den Haag hat eine sehr lebendige, reichhaltige Szene. Während ich die Stadt in diesem Jahr erneut erkundete, gab es ein Electronic Festival, von dem ich nichts wußte, das Bluegrass Festival in Rotterdam – auf dem ich war – und das North Sea Jazz Festival – auf dem ich ebenfalls war. Ich bin heute noch dabei, die Bilder, Eindrücke und Namen in die richtige Reihenfolge zu bringen. Völlig vergessen, dass das Konzert mit Janne Timmer also schon 14 Tage her ist. Die Zeit verfliegt und ich arbeite somit meine Schulden ab. Denn kurz nach dem Konzert hatte ich Janne angeschrieben und nach Veröffentlichungen gefragt.

Janne Timmer war bisher die Stimme der Gruppe Harlem Lake. Kurz vor ihrem Solo-Konzert hatte man sich getrennt, aber ihr Material, ihre musikalische Ausrichtung ist nach wie vor mit den Songs von Harlem Lake verbunden.

Sie trat alleine auf. Stimme und elektrisches Piano. Passend für das PAARD, das den kleinen Saal – Fassungsvermögen ca. 150-200 Leute – für Bywater Call und Janne Timmer reservierte. Das PAARD ist sehr unauffällig in der Prinsengracht von Den Haag angesiedelt. Ein schmaler Eingang, der wirkt, als gehöre er zu einem alten Wohnhaus, hinter dem sich zwei Konzertsäale verbergen. Das Publikum ist gemischt, vornehmlich aber eher über 40 Jahre, sehr erwachsen und passend zur Musikrichtung. Bywater Call, die als Hauptband galten (ich gehe eventuell in einem weiteren Artikel noch auf sie ein), klingen nach kräftigem, handwerklich erprobten Americana. Janne Timmer hat den Blues. In der erdigen, kräftigen und gefühlvollen Fassung. 

Im Oktober wird sie ihre Songs, die sie im PAARD aufführte, im Studio mit einer neuen Band aufnehmen. Das neue Album wird dann voraussichtlich in der zweiten Hälfte von 2026 erscheinen. Sollte es eine Vinylfassung geben, werde ich mich darum bemühen. Ihre Stimme hat die richtige Spannbreite, und wer sich den bisherigen Output von Harlem Lake – ihrer Band bis dato – anhört, der kann davon ausgehen, dass der Blues, mit einigen Americana Anklängen, ihre Richtung bleiben wird. 

Im Rahmen ihres Engagements als Support hatte sie nur die Möglichkeit eine Handvoll Songs zu spielen, trotzdem war zu erkennen, dass ihr Songwriting ein größeres Potential ausschöpfen kann und es in der Solofassung, allein mit dem Piano mehr als nur tragfähig ist. 

Janne Timmer gehört zu den Stimmen, von denen man sich eine Menge Zusammenarbeiten und Songs wünscht. Sympathisch, zugänglich und offen für ihr Publikum war zu erkennen, dass die Herangehensweise professionell und dennoch erfrischend ist. Wie gesagt, das Album kommt erst noch. Wer jetzt schon etwas von ihr hören will, dem seien die Alben von Harlem Lake empfohlen. Angeblich soll es auf Soundcloud noch frühes Material geben. Ich kam jedoch noch nicht dazu, es zu suchen.

Janne Timmer stammt aus Den Haag. Es ist zu hoffen, dass ihr Weg mal in den Süden unserer Republik führt. Verdient hätte sie es, und wenn ihr Album an die bisherigen Songs anschließt, dann rechne ich fast damit.

Externer Link: Janne Timmer – jannetimmer.com

Externer Link: PAARD – PAARD.nl

Plattenladen in Pforzheim: Signature-Music

Plattenladen in Pforzheim: Signature-Music

Signature-Music, Pforzheim
Signature-Music, Pforzheim

Signature-Music

Barfüßergasse 14

75172 Pforzheim (externer Link: https://www.signature-music.de/)

Signature-Music hat sich seinen Ruf schon durch Börsen und Online-Verkäufen erarbeitet. In Pforzheim wird damit die Nachfolge zum legendären City-Music angetreten. City Music hat vor einigen Monaten seine Türen geschlossen und seitdem harren die ehemaligen Räume der Renovierung. Bis dahin ist Signature-Music im zweiten Stockwerk der Barfüßergasse 14 untergebracht. Direkt neben einem Restaurant.

Am letzten Samstag war Flohmarkt in Pforzheim. Hierbei handelt es sich um eine größere Veranstaltung, die über anderthalb Tage die Innenstadt – Fußgängerzone und Marktplatz – belegt. Auch Signature-Music hatte einen kleinen Stand am Rande. LPs ,alle Richtungen und Genres, für 1 Euro/Stück. Im Anbetracht dessen, dass das aktuelle Preisgeschehen zur Zeit etwas wild durcheinander gerät, handelt es sich hier, vor allem für, Flohmärkte um ein unschlagbares Angebot. Signature-Music führt dieses Konzept vor dem Schaufenster fort und hat – wie ehedem City-Musik – hier Kisten mit Cheapos und Sales-Angeboten.

Zum Vergleich: Auf Flohmärkten orientieren sich ungeübte Käufer und Händler, deren Plattenkisten meist die Veräußerung einer kleineren Sammlung darstellen, oft an den Preisen von Amazon und Ebay. Diese sind jedoch nicht realistisch, sondern darauf ausgelegt, für längere Zeit eingestellt zu werden. 60 Euro für eine Klassikscheibe ist selten – von raren Ausnahmen abgesehen, aber diese finden sich nicht auf Ebay und Amazon – ein Preis, der erzielt werden kann. Ein Händler, der diesen Preis einstellt, rechnet damit, dass seine Ware über Monate, vielleicht Jahre, gleichbleibend im Angebot steht und eventuell unwissende Käufer findet, oder dazu beiträgt, das Preisgefüge zu beeinflussen.

Signature-Music zeichnet daher eine realistische, nachvollziehbare Preisgestaltung aus, die sich an den Gegenbenheit der größten Online-Plattform für Schallplattensammler – Discogs – orientiert. Ein großer Teil des Angebotes von Signature-Music ist Neuware. Neben Rock und Pop, auch sehr viel Jazz, und – mutig und ambitioniert – Klassik. Signature-Music wagt damit den Schritt in eine kompetente und kenntnisreiche Auswahl.

Überhaupt ist Qualität ein hoher Anspruch, den Signature-Music sowohl bei den Second-Hand-Platten, wie auch bei der Neuware einhält. Selbst die verbilligten Exemplare sind in einem erstaunlich guten Zustand, und das gilt für alle Ausgaben, egal wie alt und geliebt die Cover wirken. Ich nahm einige Hildegard Knef-LPs, und Platten südamerikanischen Ursprungs mit. War durchgehend positiv beeindruckt.

Bei der Neuware überraschen die Audiophilen Ausgaben, die einen extra Bereich nahe der Kasse haben. MFSL gehört – trotz einiger Diskussionen in der Vergangenheit – immer noch zu der Königsklasse der Veröffentlichungen. So finden sich bei Signature-Music neben den regulären Releases einiger bekannten und geschätzten Scheiben, auch deren audiophilen, raren Stücke. Wer ein Herz und Ohr dafür hat, ist hier gut aufgehoben. Ich kenne momentan im Umkreis keinen weiteren Händler, der diesen Sektor ähnlich beflissen abdeckt.

Sobald die ehemaligen Räume von City Musik renoviert sind, wird sich Signature-Music an dem gewohnten Platz finden. Bis dahin sei jedem die Adresse im 2. Stockwerk ans Herz gelegt, vor allem wenn man etwas im Jazz- und Klassikbereich sucht. Man wird in einer freundlichen, hellen und angenehmen Atmosphäre empfangen. Lohnt sich.

Signature-Music, Pforzheim
Signature-Music, Pforzheim
Signature-Music, Pforzheim
Signature-Music, Pforzheim

(Eines meiner raren Selfies – ich bin der mit dem Kraut im Gesicht)

Gekauft u.a.:

Hildegard Knef – Spricht und Singt Tucholsky

Jorge Ben – Bérénice

Jorge Ben – Brasil

North Sea Jazz Festival, Rotterdam,  11-13 Juli 2025 (Teil 1)

North Sea Jazz Festival, Rotterdam,  11-13 Juli 2025 (Teil 1)

Aja Monet auf dem North Sea Jazz Festival 2025
Aja Monet auf dem North Sea Jazz Festival 2025

Teil 2 findet sich hier: https://jazznrhythm.com/north-sea-jazz-festival-rotterdam-11-13-juli-2025-teil-2

Vor fast zehn Jahren machte mich ein befreundeter Fotograf auf das North Sea Jazz Festival aufmerksam. Wie bei vielen Veranstaltungen, Musikerinnen und Stilrichtungen hatte ich es bis dahin komplett übersehen. Und wahrscheinlich auch falsch eingeschätzt. Ähnlich wie das Montreaux Jazz Festival hat sich auch das Rotterdamer Festival schon lange zuvor für die verschiedensten Genre geöffnet und überhaupt keine Hemmungen Soul, Blues, Klezmer, Hip Hop und Electronic zu zulassen. Die Grenzen sind fließend und nicht genau definiert.

Rotterdam Innenstadt (Vor dem Bahnhof, vor einigen Jahren)
Rotterdam Innenstadt (vor dem Bahnhof, vor einigen Jahren)

Es hat sich schon in der Vergangenheit gezeigt, dass Musikerinnen weniger Berührungsängste gegenüber anderer Strömungen haben, als gemeinhin vermutet wird. So liest sich die Liste der Künstler, die bereits in Rotterdam im Rahmen des Festivals aufgetreten sind, wie ein „Who is who“: Nile Rodgers, Kelis, Prince, Grace Jones, Daryl Hall & John Oates, Pharrell, Joss Stone, Candy Dulfer, SOHN, OutKast, Lady Gaga, Gregory Porter, Jamiroquai, Stevie Wonder, Mavis Staples, Bela Fleck, Chick Corea, Herbie Hancock, Sting usw.usw. Die Liste lässt sich endlos fortsetzen. Und egal, wie sehr ich mich jetzt bei der Aufzählung bemühe, ich werde immer jemanden vergessen.

Rotterdam Innenstadt
Rotterdam Innenstadt

Rotterdam ist eine sehr moderne Stadt. Sie beherbergt den größten Hafen Europas und ist damit nicht nur Dreh- und Angelpunkt des internationalen Handels, sondern fiel genau aus diesem Grund dem verheerenden 2. Weltkrieg fast vollständig zum Opfer. Die Stadt wurde danach – in den Jahren des Wiederaufbaus – größer, moderner und gewagter. Die Architektur Rotterdams ist berühmt und mutig zugleich. Es braucht Zeit sie in Gänze zu erfassen. Doch es lohnt sich.

Häuser, die auf dem Kopf stehen, eine Markthalle mit einem gigantischem Deckengemälde, das alle Obst und Gemüsesorte zeigt, aber in ihrem Rundbogen auch Wohnungen beherbergt. 

Markthalle von Rotterdam
Markthalle von Rotterdam
Markthalle von Rotterdam
Markthalle von Rotterdam
Markthalle von Rotterdam
Markthalle von Rotterdam

Allein diese Markthalle ist eine Kathedrale moderner Baukunst. Dieses Konzept weitet sich mittlerweile in alle Richtungen aus. In der Baukunst wagt Niederlanden es sowieso immer wieder neue Wege zu gehen. Rotterdam fühlt sich an wie eine Laborküche dafür. Wenn es darum geht Weiden zukünftig in Hafenbecken schwimmen zu lassen, dann ist Rotterdam mit dabei. Eine Statue eines Zwerges mit einem Anal-Plugin in der Faust steht gigantisch und provokant auf einem öffentlichen Platz mitten in der Stadt, als halte der Weihnachtsmann einen Miniatur-Weihnachtsbaum in der Hand.

Der Bereich um den futuristischen Bahnhof, der Central Station, ist gleichzeitig eine repräsentative Skyline, aber trotzdem befindet sich zwischen den Schienen und den ersten wagemutigen Hotels, ein Art sozio-kulturelles Experimentierfeld der alternativen Szene, die sich mit Graffitis und Murals dort austobt. Wer hier ein Auge hat, und gerne auch die Stickerszene betrachtet, ist hier gut aufgehoben.

Das North Sea Jazz Festival selbst findet im berühmten Ahoy am anderen Ende Amsterdams statt. Man nimmt dafür die S-Bahn nach Slinge und fährt aus dem Untergrund Rotterdams über die Erasmusbrücke zum entgegen gesetzten Viertel der Stadt. Dabei überquert man den umgestalten Hafen, dem zur Zeit Land abgerungen wird. Raum für neue Museen (ein beachtliches Fotomuseum wurde hier untergebracht), aber auch viele Start-Ups und Event-Locations siedeln sich hier am Wasser an. 

Erasmus Brücke-Rotterdam
Erasmus Brücke-Rotterdam

4 Station später kommt man am Messe und Kongresszentrum Ahoy an. (Weiter in Teil 2)