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Schlagwort: Akustik

Jupiter Flynn im NUN, Karlsruhe am 25.10.2025

Jupiter Flynn im NUN, Karlsruhe am 25.10.2025

Jupiter Flynn und Phil Adam im NUN, Kulturraum. am 26.10.2025
Jupiter Flynn und Phil Adam im NUN, Kulturraum. am 26.10.2025

Das NUN hat eine sympathische Sonderstellung in Karlsruhe. Tatsächlich vermisse ich die Atmosphäre, Ruhe und kleinen Konzerte, wenn es längere Zeit Terminüberschneidungen mit anderen Events gab.

Und ich es zu selten besuchen konnte.

Scheint nicht nur mir so zu gehen. Auch Jupiter Flynn trat wiederholt im NUN auf. Voll des Lobes für das Team, die Gestaltung und den Abend.

Jupiter Flynn ist eine junge Songwriterin, deren Biografie mit den verschiedensten Orten gespickt ist – geboren in Amsterdam, aber dann taucht auch noch Tokio, Sydney, New York und Frankfurt auf. Und natürlich Berlin für das Debüt-Album „Moon“ (produziert von Pola Roy, dem Schlagzeuger von „Wir sind Helden“). So bunt und so farbig diese Eckdaten klingen, so ruhig, zurückhaltend und angenehm präsentierte sich die Künstlerin.

Jupiter Flynns Songs sind kleine Erzählungen, die scheinbar aus dem Alltag, dem Gewöhnlichen die Essenz herausbrechen, den Gefühlen einen Raum geben und einen Ausdruck verleihen. 

Immer verbunden mit einer Einleitung, begleitet von der E-Gitarre Phil Adams, spielen ihre Songs in der Zeit und der Welt der Datings, enttäuschten Beziehungen, glücklichen Verbindungen und allem, was dazwischen liegt.

Im Gesang dem Pop zugewandt, der Leichtigkeit englischer Kompositionen folgenden, trug sie zur akustischen Gitarre ihr Set fast unpluggend vor. Wären da nicht die akzentuierten rockigen Anklänge von Phil, die vo allem durch ihr klares Spiel überzeugten. 

Nichts sonst war notwendig, auch wenn ihre Songs auf den Veröffentlichungen (Auch auf Music-Casstte ! ) von einer Band begleitet werden.

Jupiter Flynn bewegt sich mit ihren Songs in den Fußstapfen großer Namen, nimmt sich Zeit und Muse für die Rückbesinnung, dem Fazit und der Betrachtungen. Songs, die sich einschleichen, wenn man gar nicht mehr damit rechnet, und in ihrer Stille auf ein lauschendes Publikum trafen. 

Im Nachhallen zeichnet sich ab, dass ihre manchmal fast spröd-anrührenden Songs in der Enttäuschung und Wut über rätselhafte Beziehungen und deren Ende, manchmal die energiereichsten und farbigsten Werke sind.

Die Zugabe, ein wenig früher als geplant  ohne Verstärkung, innerhalb des Publikums, während dieses im Chor mitsang, zeigte nicht nur die Sympathie, die ihr entgegen kam, aber vor allem die Kommunikation mit diesem. Beherrschte sie ohne Zweifel. Bescherte schöne Minuten. 

Es ist das Kapital des NUN eine Atmosphäre zu schaffen, in der Raum bleibt für zurückhaltende, handwerklich reiche, aber in Ton und Ausführung ruhige Konzerte. Ein Platz, den Jupiter Flynn zum zweiten Mal zu nutzen wußte, und mit Stimme und Vortrag überzeugte. Sehen wir wieder. Sicher.

Externe Links:

Jupiter Flynn auf Instagram – https://www.instagram.com/jupiterflynnn/?hl=de

NUN –https://nun.cafe

Paul Plut im Cafe NUN Kulturraum, Karlsruhe, am 17.01.2025

Paul Plut im Cafe NUN Kulturraum, Karlsruhe, am 17.01.2025

Eigenständiger wäre die Eröffnung des Konzertjahres im NUN kaum möglich gewesen. Eine herbe, melancholische Heimatliebe für die Steiermark zeichnet Paul Plut aus. Seine Werk, so mag man es nennen, ist gewürzt von Anekdoten. Kleine Geschichten über Schmerz, Verlust und einem dadaistischen Humor, der sich verführerisch einschleicht.

Zu Beginn archaisch, in der Fortführung theatralisch und vom Instrumentarium, wie auch dessen Nutzung, stark individualistisch. Paul Plut führte sein Publikum in die geheimnisvolle Welt österreichischer Kleinstädte, Berge und ihren Eigenheiten. Ein Instrument ist nur ein Instrument. Bis es genutzt wird. Alleine auf der Bühne, umgeben von Gitarren, einem Akkordeon, Kassetten, einer Orgel und der selbstgebauten Teufelsgeige, sowie einem Holzbrett, das sein vehementes Stampfen verstärkte, offenbarte er ein Sound-Spektrum, dass sich alles erlaubte und vieles wagte.

Es wurde verstärkt, verzerrt, harmoniert und in voller Liebe auch mal Hildegard Knef und zuletzt durchaus Rio Reiser interpretiert. Er lebt die Inbrunst der rauen Töne, ebenso wie die zerbrechliche Sprache der Chansons. Letztere lebt von den Kleinigkeiten des Weglassens, ersteres von der Kraft der ungehemmten Artikulation. Schwer zu fassen. Kaum möglich etwas herauszustellen.

In der Tradition mag man durchaus Liedermacher erkennen, die natürlich ihre Spuren in seinem Vortrag hinterlassen haben. Aber in der Konsequenz, in der er einfach die Möglichkeiten erweiterte, das musikalische Erbe bereit  ist, zu verfremden, in Stürmen und eigenen Kreationen zu verschmelzen, zeigt sich etwas, dass durchaus auch mal rauer, dreckiger, unerwartet sein konnte.

Blues ohne Blues zu sein, Punk ohne es Punk nennen zu wollen, Rock ohne Kraut, aber durch die Wucht, die lediglich eine Person erzeugen konnte, ein kammermusikalisches Ding. Mit dem Akkordeon in der Region angesiedelt. Im Text, schon durch Ausdruck und Stimmungsbild, mit der Heimat verhaftet. Angeblich verstehen ihn selbst die Menschen in Österreich nicht überall. Und das uns. In Deutschland. Im NUN, wo er begeistert gefeiert wurde. Zu zwei Zugaben aufgefordert und wenn es mehr gewesen wären, hätte auch niemand etwas dagegen gehabt.

Paul Plut komponiert für das Theater, beteiligt sich an Kunstaktionen, ist auch lyrisch beachtenswert und mit den Füßen und der Seele seinem Land verbunden. So kommt es zu einer Mischung, die dem Volkslied nahe, aber der modernen Interpretation näher ist. Wenn die Gitarre einem Orkan aus Verzerrung erliegt, dann hat die Kunst gewonnen, sich Raum geschaffen und das Werk eines Eigenbrödlers, der an alten Techniken festhält und sie in die Jetztzeit einführt, ihre Wiedererkennbarkeit erlangt. Wie bei anderen, große Künstlern, die ebenso neugierig verfremden und Technologien vermischen, bleibt auch hier das Gefühl des Happenings – der Einmaligkeit – erhalten. Eine Aktion. Eine Kunst. Das kann nicht weg, das ist gekommen um zu bleiben. Es bleibt auch die Gratwanderung zwischen Mut, Fluch und der spürbaren Sehnsucht nach der Heimat.

Dem NUN ist zu danken, dass sie Experimenten aufgeschlossen gegenüber sind. Als Eröffnung der Saison hat es die Erwartungen hochgesteckt.

Externer Link: https://paulplut.com/anfang

Externer Link: https://nun.cafe/