Clifton Chenier – Black Snake Blues
Was James Brown für den Soul ist und war, das ist Clifton Chenier für den Zydeco. Godfather. Der Name, auf den sich alle berufen, der den Zydeco groß und populär vertreten hat.
Um Zydeco zu erklären, muss man tief in die Geschichte Louisianas zurück gehen. Louisiana und vor allem New Orleans brachte verschiedene Kulturen zueinander, die – bedingt durch ihre Herkunft – nur an diesem Ort zu einer gegenseitigen Beeinflussung führt.
Die Herkunft des Zydecos erklärt sich durch wiederum durch die Cajuns. Daher ein kurzer Abriss: Als die Franzosen nach Amerika auswanderten, siedelten sie sich – wie die Engländer- in der Gegend von Acadia bei Kanada an. Damals war noch nicht alles so geregelt wie heute, die Grenzziehungen noch flexibel und der Krach mit den Engländern vorprogrammiert. Die Franzosen zogen den Kürzeren und flüchteten bis runter zum Golf von México, wo sie sich dann wiederum ansiedelt. Sie brachten ihre Sprache, ihre Musik, ihre Speisen mit, und wollten all das dort etablieren. Als Flüchtlinge trafen sie schon auf die vorhandenen Kulturen in Lousiana, und lebten – so geht die Legende – eher für sich in den Wäldern. Für die Einheimischen waren es die aus Acadia. Verballhornt, abgekürzt wurde aus Acadians schließlich Cajuns. Die Musik mit kleiner Harmonika, Geige und ähnlichen Instrumenten wurde daher Cajun-Musik genannt.
Nach der Sklavenbefreiung kreuzten sich die Wege der befreiten Afro-Amerikaner mit den Cajuns. Es kam zu einer Vermischung der ursprünglich französischen Volksmusik der Cajuns mit dem Blues. Die kleine, hölzerne Handharmonika, aber auch die Geige wurde in der Version der ehemaligen Sklaven durchs das viel lautere, italienische Akkordeon ersetzt. Es passte besser zu den Tänzen, war klangvoll und kräftig genug eine ganze Halle zu beleben und wurde damit das typische Instrument im Zydeco, neben Schlagzeug, Gitarre, Waschbrett und allem was sonst noch laut ist. In der Regel wir Zydeco ebenfalls mit französischer Sprache gesungen, muss aber nicht. Clifton Chenier sah sich eher dem traditionellen Blues verpflichtet, und gerade Black Snake Blues schleppt sich in jedem zweiten Song typischer Bluesmanier voran. Klagend, geruhsam und amerikanisch.
Der Two-Step, der dagegen geradezu hektisch und treibend wirkt, die Tanzenden auf die Fläche holte, und sie wirbeln lässt, ist traditionell in der Zydeco-Musik beheimatet. Im Instrumental-Stück „Wrap it up.“ nimmt er wie eine schwere, dampfende Lokomotive Fahrt auf und treibt alles vor sich her.
Auf der zweiten Seite, im ersten Stück findet sich ein typischer Blues in französischer Sprache, der beschwingt eben jenen verwirrenden Charme bietet, den Zydeco Stücke in sich tragen. „Monifique“ ist etwas, dass wie der Chicorée-Cafe zu New Orleans und Baton Rouge gehört. Das flirrende Akkordeon, die karge Instrumentierung zu der langezogenen Klage des Blues. Mit „Johnny Can‘t Dance“ erobert Clifton dann wieder den Tanzsaal zurück.
„Black Snake Blues“ hält sich thematisch an die vorgegebene Richtung. So ist „I lost my Baby“ ein französischer Blues, der sich in seiner Klage fast nahtlos an „Can‘t Go Home No more“ bis zu dem treibenden E-Gitarren-lastigen Bluesrock-Stück „I got a Little Girl“ (alles auf der zweiten Seite ) weiterleitet.
Wer Blues liebt, ein bißchen Archälogie betreiben möchte, und die Seitenlinie kennenlerne will, dem sei diese Platte, in der der der Two-Step eher eine untergeordnete Rolle spielt, ans Herz gelegt. Sie rockt, und hat genau den zeitgemäßen Studio-Sound der frühen Jahre.
Clifton Chenier – Vocals and Accordion
Cleveland Chenier – Rubboard
Robert St. Judy – Drums
Felix James Benoît – Guitar
Joe Morris – Bass